Der Geisterjäger Staffel 3 – Gruselroman. Andrew Hathaway
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Tagsüber war die City von London ein brodelnder Hexenkessel. Verkehrslärm, Autoabgase, Hektik, hastende Menschen und Nervosität wie in jeder anderen Großstadt auch, das waren die Merkmale der City bei Tageslicht. Nachts sah das anders aus.
Als Rick vor dem schmalen alten Wohnhaus stand und vergeblich die Fassade nach erleuchteten Fenstern absuchte, kam kein einziges Auto vorbei. Kein einziger Passant war unterwegs.
Rick rang mit sich selbst. Sollte er tatsächlich versuchen, den Auktionator zu stören? Hatte das nicht bis zum Morgen Zeit? Es war jetzt die Nacht vom Freitag auf den Samstag. Er konnte sich vorstellen, daß Mr. Ellmont, der Auktionator, seine Ruhe haben wollte.
Schon wandte sich Rick Masters wieder ab, als er das Aufheulen eines Automotors hörte.
Er reagierte instinktiv.
Scheinwerfer flammten auf. Das Fernlicht blendete ihn, so daß er den heranrasenden Wagen nur schemenhaft erkennen konnte.
Mit einem Hechtsprung tauchte Rick Masters auf das Pflaster und rollte sich hinter seinen Morgan in Deckung.
Keine Sekunde zu früh. Der Wagen war heran. Rick sah einen schwarzen Lieferwagen. Am Steuer saß ein Mann. Aus dem Seitenfenster tauchte eine Hand mit einem Revolver auf.
Als es knallte, lag Rick schon dicht an der Karosserie des Morgans. In diesen gefährlichen Momenten dachte er an Dracula. Der Hund hatte sich während der Fahrt unter dem Nebensitz verkrochen und war nicht mehr hervorgekommen. Wenigstens er war in Sicherheit.
Die Kugeln schlugen hinter Rick in die Hauswand und rissen Stücke aus den Steinen. Staub und Splitter regneten auf den Geisterdetektiv herunter.
Der schwarze Lieferwagen erreichte die nächste Ecke und bog mit kreischenden Reifen in die Nebenstraße ein.
Rick schnellte hoch und flankte über die Seitentür. Er hatte den Bogen heraus, wie er seine langen Beine links und rechts des Lenkrades verstauen mußte, so daß er keine Zeit verlor.
Der Motor sprang sofort an und heulte in hohen Drehzahlen. Rick nahm die Verfolgung auf.
Also war ihm doch jemand gefolgt und hatte ihn bis zu der Wohnung des Auktionators beschattet. Der schwarze Lieferwagen identifizierte den Attentäter. Es war jener Mann, der die Familie Lauderdale ausrotten wollte. Rick hatte ihn leider nicht erkannt.
Aber nun wollte er den Mörder nicht mehr entkommen lassen.
*
Der Morgan schleuderte um die Ecke. Rick konnte die ganze Straßenbreite ausnutzen, da ihm kein anderer Wagen entgegenkam. Er rammte den Fuß voll auf das Gaspedal, fing die Schleuderbewegung ab und hatte den schwarzen Wagen vor sich. Der geschlossene Kastenwagen war nicht so schnell wie Ricks schnittiger Sportwagen. Der Geisterdetektiv holte auf.
Rick biß die Zähne zusammen. Jetzt durfte nichts schiefgehen, dann war der Fall gelöst. Der Mörder hatte auf ihn geschossen. Das bedeutete, daß er nicht über genügend übernatürliche Kräfte verfügte. Auch die Lady aus dem Gemälde schied aus. Rick hatte sie mehrmals schon vertrieben.
Der Geisterdetektiv zog seine Pistole und legte sie auf den Nebensitz. Das konnte er tun, da Dracula in weiser Voraussicht unter dem Sitz blieb. Das tat der Hund immer, wenn sein Herr raste.
Rick Masters ging nicht das geringste Risiko ein. Er griff zum Funkgerät und gab Alarm. Er nannte die genaue Position und Fahrtrichtung und erhielt die Bestätigung, daß sofort alle verfügbaren Streifenwagen in der City eingesetzt würden. Die Wagen in den umliegenden Gebieten wurden in Alarmbereitschaft versetzt, falls der Lieferwagen auszubrechen versuchte.
Während Rick mit der Polizei sprach, mußte er etwas vom Gas gehen. Der Morgan war kein bequemes Fahrzeug und nahm unkontrollierte Lenkradausschläge bei hohen Geschwindigkeiten übel. Erst als Rick das Mikrofon wieder in die Halterung hängte und die zweite Hand ans Lenkrad legte, konnte er voll aufdrehen.
Der schwarze Lieferwagen befand sich noch immer im gleichen Abstand vor ihm. Nun holte er rapide auf. Er schob sich näher und näher heran.
Das Kennzeichen war auch diesmal nicht zu lesen, weil der Mörder es dick mit Lehm verschmiert hatte. Doch Rick hatte auch gar nicht die Absicht, den Unbekannten noch einmal entkommen zu lassen.
Er griff nach der Pistole, zielte und drückte ab. Die erste Kugel traf die Karosserie des Lieferwagens und prallte ab. Und ehe Rick ein zweites Mal schießen konnte, raste er in eine Nebelwand hinein.
Von einer Sekunde auf die andere war die Sicht wie ausgelöscht. Wie im schlimmsten Londoner Nebel raste er blind weiter, und wollte er keinen Unfall bauen, mußte er wohl oder übel bremsen.
Noch während er den Fuß auf die Bremse stemmte, riß er bereits das Mikrofon an den Mund und gab hastig durch, daß er den Lieferwagen aus den Augen verloren hatte.
Der Morgan stand mit eingeschalteten Scheinwerfern, die keine Handbreit in den Nebel vordrangen. Das Licht verwandelte die milchige Waschküche in eine gleißende Kuppel, die sich vor Ricks Augen wölbte.
Der Geisterdetektiv mußte an sich halten, um nicht laut zu fluchen. Der Mörder hatte ihn mit einem einfachen aber wirkungsvollen Trick abgehängt. Dabei hatte er seine magischen Fähigkeiten eingesetzt, denn dieser Nebel stammte aus keinem Chemielabor der Welt.
Rick schaltete das Funkgerät nicht aus, so daß er die Meldungen der einzelnen Streifenwagen verfolgen konnte. Schon nach wenigen Minuten gab er die Hoffnung auf, daß wenigstens die Polizei den schwarzen Lieferwagen stellten könnte. Zwei Streifenwagen, die das Fahrzeug des Mörders entdeckten, blieben ebenfalls im Nebel stecken. Die übrigen bekamen den Mörder gar nicht zu Gesicht.
Mit müden Bewegungen stieg Rick Masters aus. Nicht einmal seine Silberkugel hatte diesen Nebel verscheucht. Er war geschlagen worden.
Kaum hatte der Geisterdetektiv drei Schritte von seinem Wagen weg gemacht, als der Nebel schlagartig aufhörte. Er umgab nur den Morgan wie eine Kugel. Ringsherum herrschten ganz normale Verhältnisse.
Rick setzte sich wieder in seinen Wagen. Er hatte verloren. Der Mörder hatte ihm deutlich seine Grenzen gezeigt.
*
»Und wie bist du nach Hause gekommen?« erkundigte sich Hazel Kent, als er sie von seinem Wohnbüro aus anrief und ihr alles schilderte. »Hast du den Nebel endlich doch vertrieben?«
»Er hat sich gelüftet, sobald ich den Mörder nicht mehr verfolgen wollte.« Rick Masters lag auf seinem Bett und starrte zur Zimmerdecke. »Der bloße Gedanke, daß ich nach Hause fahren wollte, hat den Nebel aufgelöst. Als ob er meine Gedanken erriet.«
»Das ist wirklich Pech«, meinte Hazel bedauernd. »Du warst so nahe an der Lösung.«
»Und jetzt bin ich weiter als je zuvor davon entfernt.« Rick blickte dem Rauch seiner Zigarette nach. »Gleich morgen früh besuche ich Mr. Ellmont, den Auktionator.«
»Heute früh, Darling, heute«, erwiderte Hazel sanft. »Es ist mittlerweile drei Uhr.«
»O ja!« Rick seufzte. »Ich spüre es in allen Knochen. Mir fallen auch gleich die Augen zu.«
»Dann schlaf gut!« Hazel schickte