Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise

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Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman - Marie-Francoise Dr. Daniel Staffel

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      Ohne lange zu überlegen betrat Dr. Daniel das Postamt und sah Linda an einem der beiden Schalter stehen.

      »Ich möchte ein Telefongespräch nach Deutschland«, verlangte sie soeben.

      Dr. Daniel, der gerade zu ihr hatte treten wollen, hielt mitten in der Bewegung inne. Er hätte sein plötzliches ungutes Gefühl nicht erklären können, aber instinktiv fühlte er, daß dieses Telefongespräch in irgendeinem Zusammenhang mit diesem Dr. Kortek stehen mußte.

      »Geben Sie mir bitte die Telefonnummer, die Sie in Deutschland anrufen möchten«, erklärte der Postbeamte jetzt. »Ich stelle Ihnen die Verbindung her.« Er wies zu einem recht altertümlichen Apparat, der in der Ecke hing. »Da hinten können Sie dann sprechen. Warten Sie aber bitte, bis der Apparat klingelt.«

      Ohne sich in dem winzigen Postamt umzusehen, trat Linda zu dem Telefonapparat und wartete. Es dauerte ein paar Minuten, dann klingelte es, und Linda hob den Hörer ab.

      »Hallo?« rief sie fragend hinein, erhielt offenbar eine Antwort und dämpfte daraufhin ihre Stimme. Trotzdem hatte Dr. Daniel, der noch immer neben der Eingangstür stand, keine Mühe, ihre Worte zu verstehen.

      »Oskar! Gut, daß ich dich erreiche. Hör zu, es wird alles anders. Du mußt die Klinik total umbauen lassen, und das auch noch so schnell wie möglich. Es muß eine Privatklinik für Schönheitschirurgie werden. Ja, du hat ganz richtig gehört. Die modernste Klinik für Schönheits-chirurgie, die es in Deutschland… ach was, auf der ganzen Welt gibt.«

      Wieder schwieg Linda einen Moment, dann lachte sie kurz auf.

      »Reiner Zufall«, erklärte sie. »Ich wollte nach dem Frühstück gerade den Gasthof verlassen, als ich beinahe mit Hans Kortek zusammengestoßen wäre. Natürlich habe ich ihn auf Anhieb erkannt und…«

      Sie schwieg erneut.

      »Dr. Daniel? Der schlief noch oben in seiner Hütte. Schließlich habe ich ihn gestern ganz schön betrunken gemacht, um ihm endlich die Unterschrift abzuluchsen. Aber das ist jetzt sowieso gleichgültig. Ich werde mir Kortek angeln, und ich glaube, meine Chancen stehen nicht schlecht. Stell dir vor, Oskar, der berühmteste Schönheitschirurg der Welt…«

      Mehr hörte Dr. Daniel nicht. Wie von Furien gehetzt verließ er das Postamt und blieb draußen schwer atmend stehen. In seinem Innern herrschte ein einziges Chaos. Noch immer konnte er kaum begreifen, was er gerade gehört hatte.

      »Ich werde mir Kortek angeln.«

      Allein die Erinnerung an diese Worte grub sich schmerzhaft in Dr. Daniels Gehirn – und tief in sein Herz. War denn alles, was Linda zu ihm gesagt hatte, nur eine Lüge gewesen?

      In diesem Augenblick kam sie aus dem Postamt und blieb wie angewurzelt stehen, als sie sich so unerwartet Dr. Daniel gegenübersah.

      »Robert! Was tust du denn hier?« fragte sie, und der Schrecken über diese unverhoffte Begegnung ließ ihre Stimme ein wenig barsch klingen.

      Der rüde Ton traf Dr. Daniel mitten ins Herz. Dieser Ton bewies ihm nämlich mit absoluter Deutlichkeit, daß Linda ihre Liebe wirklich nur geheuchelt hatte.

      »Ich habe dich gesehen«, erklärte Dr. Daniel und konnte nicht verhindern, daß seine Stimme bei diesen Worten ein wenig heiser klang.

      Gelassen zündete sich Linda eine Zigarette an und inhalierte tief, bevor sie den Rauch langsam durch Mund und Nase entweichen ließ. In diesem Moment wirkte sie nur noch raffiniert und unnahbar, und Dr. Daniel fragte sich, warum ihm das vorher nie aufgefallen war.

      »Da du mich gesehen hast, er-übrigen sich weitere Erklärungen ja wohl«, entgegnete sie endlich.

      »Findest du?«

      »Ach komm, Robert, du bist doch kein dummer Junge. Du weißt genau, daß du mit einem Hans Kortek nicht konkurrieren kannst – weder von deiner Erscheinung noch von deinem beruflichen Stand her.«

      Wieder dieser schmerzhafte Stich ins Herz. Dr. Daniel hatte das Bedürfnis zu fliehen, doch er blieb statt dessen wie angenagelt stehen.

      »Es war also alles nur ein Spiel«, brachte er mühsam hervor.

      »Nein, es war blutiger Ernst«, widersprach Linda. »Ich brauche einen Chefarzt für meine Klinik, und du warst der beste, der mir angeboten wurde – bis heute. Es war Zufall, daß ich Dr. Kortek ausgerechnet hier in diesem Kaff begegnet bin, aber es war ein Zufall, der sich für mich gelohnt hat.«

      »Noch dazu, weil ich deine Klinik vielleicht niemals übernommen hätte«, fügte Dr. Daniel verbittert hinzu.

      Linda lachte. »Aber, Robert, glaubst du wirklich, ich hätte das einfach so akzeptiert?« Sie holte etliche beschriebene Blätter aus ihrer Tasche und reichte sie Dr. Daniel. »Es war schon alles geregelt, und normalerweise hättest du diesen Vertrag erst nach der Hochzeit zu sehen bekommen, aber jetzt ist er ja hinfällig.«

      Wie erstarrt blickte Dr. Daniel auf die Blätter, las die Worte, ohne sie wirklich zu verstehen, und begriff nur eines: Dieser Vertrag hätte ihn gezwungen, Steinhausen zu verlassen und die Klinik in Trier zu übernehmen! Und plötzlich begriff er auch die Worte, die er gehört hatte, als Linda vorhin telefoniert hatte: »Schließlich habe ich ihn gestern ganz schön betrunken gemacht, um ihm die Unterschrift abzuluchsen.«

      »Was bist du nur für ein übles Ungeheuer«, stieß Dr. Daniel hervor. »Meine Güte, man sollte den armen Kortek vor dir warnen.«

      Lindas Gesicht erstarrte zu Eis. »Versuch es, und ich werde dich zerstören – dich und deinen Sohn.«

      Dr. Daniel winkte angewidert ab. »Glaubst du wirklich, ich habe ein Interesse daran, dir etwas anzutun? Irgendwann wird Kortek schon von allein draufkommen, was er sich mit dir eingehandelt hat, und ich hoffe für ihn, daß er es noch rechtzeitig erkennen wird.« Dann drehte er sich um, doch er ging nur wenige Schritte, bevor er noch einmal zu Linda zurückblickte. »Nur eines möchte ich noch von dir wissen: Bist du wirklich mit Christine verwandt, oder war das auch nur eine von deinen vielen Lügen?«

      »Sie war meine Kusine, aber ich habe sie nicht ein einziges Mal gesehen«, antwortete Linda gelassen. »Unsere Mütter waren restlos zerstritten, und wir hatten nie Kontakt zueinander. Ich erfuhr erst durch meinen Privatdetektiv, daß Christine mit dir verheiratet war.« Sie zuckte die Schultern. »Dieser Umstand kam mir natürlich sehr gelegen, und mit der richtigen Haarfarbe, ein bißchen Schminke an den rechten Stellen und ein wenig Übung vor dem Spiegel ließ sich eine gewisse Ähnlichkeit ja auch leicht herstellen.«

      Für einen Augenblick hatte Dr. Daniel das Gefühl, vor Schmerz aufschreien zu müssen. Er war Opfer eines grausamen Betrugs geworden, und das Schlimmste an allem war, daß er diese kalte, berechnende Frau wirklich geliebt hatte.

      Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte sich Dr. Daniel um und ging mit langen Schritten den Weg zu seiner Hütte hinauf. Daß seine Skier noch immer beim Schwarzen Adler standen, kümmerte ihn nicht, besser gesagt, er hatte es völlig vergessen. Der Schmerz, der in seinem Herzen tobte, war viel zu groß, als daß er irgendeinen Gedanken an solche Banalitäten wie seine Skier hätte verschwenden können.

      Als Dr. Daniel die Hütte betrat, erkannte er auf den ersten Blick, daß Lindas Sachen nicht mehr hier waren. Während er unten im Ort nach ihr gesucht hatte, mußte sie offenbar hier oben gewesen sein und ihren Koffer gepackt haben. Allerdings war Dr. Daniel jetzt ganz froh

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