Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise
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Erschüttert hatte Karina zugehört.
»Erika, ich bin doch keine Gefahr für dich«, erklärte sie jetzt eindringlich. »Wolfgang liebt dich, und daran wird diese Fehlgeburt nichts ändern – ganz im Gegenteil. Ich bin sicher, dieses Schicksal wird euch noch viel mehr aneinanderketten. Abgesehen davon würde Wolfgang sogar dann den Weg zu mir nicht finden, wenn er sich tatsächlich von dir abwenden würde.« Sie schwieg einen Moment. »Und selbst wenn er es tun würde – glaubst du allen Ernstes, ich würde dir den Mann stehlen? Mag sein, daß ich Wolfgang immer noch liebe – so genau weiß ich das ja selbst nicht…« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Aber niemals würde ich versuchen, Wolfgang jetzt noch für mich zu gewinnen. Er liebt dich und ist mit dir verheiratet, also ist er für mich tabu!«
*
Gabriela Köster saß erschöpft im Ärztezimmer. Die letzte Operation hatte sie total mitgenommen.
»Du bist unkonzentriert, liebe Gabi.« Die leise, drohende Stimme von Dr. Harald Stein ließ sie erschrocken hochfahren, doch da fuhr er auch schon fort: »So etwas kann in unserem Beruf gefährlich sein… für die Patienten sogar lebensgefährlich.«
»Hör endlich damit auf, Harry!« fuhr Gabriela ihn an. »Ich weiß genau, was du erreichen willst, aber ich schwöre dir, daß es dir nicht gelingen wird!«
»So?« Er beugte sich zu ihr vor – so nah, daß sie das gefährliche Glitzern in seinen Augen sehen konnte. »Wenn du keinen Fehler begehen solltest, dann werde vielleicht sogar ich selbst das für dich erledigen.«
Verständnislos starrte Gabriela ihn an. »Was willst du für mich erledigen?«
Harald zeigte ein gemeines Grinsen, dann wurde er wieder ernst. »Stell dir vor, jemand würde an den Geräten im OP manipulieren. Danach würde eine harmlose Operation stattfinden, die für den Patienten tödlich endet. Und die Schuld an diesem plötzlichen Tod könnte zweifelsfrei der jungen, aufstrebenden Anästhesistin nachgewiesen werden, deren Onkel zudem noch Direktor der Klinik ist.« Ein überlegenes, beinahe schon teuflisches Lächeln zeigte sich auf Haralds Gesicht. »Einer Ärztin, die am Tod eines Patienten schuld ist, wird die Approbation entzogen, und die Klinik, in der es diesen spektakulären Todesfall gegeben habe, wäre ebenfalls am Ende, oder glaubst du etwa nicht?«
»Du bist wirklich ein Teufel, Harry!« stieß Gabriela entsetzt hervor, dann schlug sie die Hände vors Gesicht. »Meine Güte, werde ich von dir denn niemals erlöst sein?«
»Doch, Gabi«, entgegnete er. »Zumindest von meinen bestimmt nicht leeren Drohungen kannst du dich befreien – und zwar, indem du mich heiratest. Alles läuft dann so, wie ich es von Anfang an geplant hatte. Ich werde Chefarzt, und wenn der liebe Onkel Toni einmal das Zeitliche segnen sollte, dann werden wir beide gemeinschaftlich diese wunderbare Klinik leiten.«
Wütend sprang Gabriela auf. »Niemals wird das geschehen! Lieber gebe ich meinen Beruf auf, als dir die Klinik in die Hände zu spielen! Und ohne mich würdest du auch gegen Onkel Toni keine Handhabe mehr haben!«
Damit hatte Gabriela zweifellos recht, abgesehen davon, daß Harald zur Durchführung seines gemeinen Planes ohnehin nicht mehr viel Zeit blieb, denn Prof. Köster war nicht blind. Er hatte bemerkt, wie sehr Harald Gabriela zusetzte, und ihm daraufhin nahegelegt, die Klinik zum nächsten Ersten zu verlassen.
Jetzt kniff Harald die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
»Das wirst du nicht tun«, erklärte er. »Du bist mit Leib und Seele Ärztin, also…«
»Sei dir da nur nicht so sicher«, fiel Gabriela ihm ins Wort. »Um die Klinik zu retten, würde ich beinahe alles tun.«
Bereits am nächsten Tag mußte Harald erkennen, wie bitter ernst Gabriela ihre Worte gemeint hatte. Bei der morgendlichen Besprechung war die junge Anästhesistin nicht zugegen, und auch bei den späteren Operationen übernahm ein anderer Anästhesist ihre Aufgaben. Unmittelbar nach dem letzten Eingriff machte sich Harald auf den Weg zu Prof. Köster.
»Wo ist Gabi?« fragte er ohne Umschweife und in einem Ton, wie ihn der Direktor normalerweise nicht geduldet hätte. Aber Haralds Tage hier in der Klinik waren ja ohnehin gezählt.
»Weg«, antwortete Prof. Köster daher ebenso knapp.
»Weg? Was heißt das?«
Der Professor stand auf. »Gabriela hat die Konsequenzen gezogen und ihre Heimat verlassen, um irgendwo ganz von vorn anzufangen – fern von deinen üblen Drohungen und sonstigen zweifelhaften Anträgen.«
Diese Auskunft traf Harald wie ein Schlag, denn er wußte, daß ihm damit der Wind aus den Segeln genommen war. Selbst wenn er die Klinik zum nächsten Ersten hätte verlassen müssen, wäre er immer noch in der Lage gewesen, sowohl Gabriela als auch der Klinik irgendwie zu schaden. Ohne sie hatte er aber keine Macht mehr, die er ausspielen konnte.
»Wo ist sie?« wollte er wissen.
Prof. Köster zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Niemand weiß es.« Er schwieg kurz. »Aber selbst wenn ich es wüßte, dann wärest du mit Sicherheit der Letzte, dem ich ich es sagen würde.«
*
Obwohl sich Karina Daniel auf ihre Arbeit in der Waldsee-Klinik freute, sah sie ihrem ersten Arbeitstag doch mit ziemlich gemischten Gefühlen entgegen. Ihr Besuch bei Erika Metzler hatte ihr zwar in mancher Hinsicht die Augen geöffnet, trotzdem war sie sich ihrer Gefühle gegenüber dem Chefarzt der Klinik aber noch immer nicht ganz sicher. Er war es dann auch, der sie gleich am frühen Morgen empfing.
»Ich freue mich, daß du für ein paar Wochen hier mitarbeiten wirst«, behauptete Dr. Metzler, doch Karina hörte den distanzierten Ton aus seiner Stimme sehr wohl heraus.
Ein wenig befremdet sah sie ihn an, doch dann kam ihr der Gedanke, daß Wolfgangs seltsames Verhalten vielleicht auf die Fehlgeburt zurückzuführen war, die seine Frau erlitten hatte.
»Es ist nett von dir, daß du mir diese Möglichkeit gibst«, entgegnete Karina daher ebenfalls mit betonter Distanz. »Schließlich bin ich erst Studentin, und für dich bestünde keine Notwendigkeit…« Sie stockte. Was sollten all die nichtssagenden Floskeln, wenn ihr etwas ganz anderes am Herzen lag? »Ich war am Samstagnachmittag bei Erika.«
Dr. Metzler nickte. »Ich weiß. Sie hat es mir erzählt.« Dann wandte er den Kopf zur Seite. »Ich will nicht darüber sprechen, Karina. Das alles ist für mich einfach zu schmerzlich, als daß ich es in Worte fassen könnte.«
Karina wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte, daher lenkte sie ganz bewußt von diesem sehr privaten Thema ab.
»Wo soll ich tätig werden, Wolfgang? Hier in der Chirurgie oder drüben in der Gynäkologie?«
»Du wirst die Arbeit in beiden Abteilungen kennenlernen«, antwortete Dr. Metzler, und wieder spürte Karina diese eigenartige Distanz, die früher nie zwischen ihnen bestanden hatte. »Fürs erste möchte ich aber, daß du hier in der Chirurgie bleibst. Es ist ein strenger Tagesablauf, den du hier erleben wirst, denn ich achte ganz besonders auf Disziplin.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »In einer Stunde wirst du uns bei der Visite begleiten. Bis dahin kannst du dich schon mal ein bißchen mit dem Ärzte- und Schwesternzimmer vertraut machen. Dr. Scheibler und Oberschwester Lena werden sich um dich kümmern.«
»In Ordnung, Wolfgang.« Damit wollte sie gehen, doch Dr. Metzler