Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise
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Hilfsbereit ging Hermine Gruber mit ihr nach draußen und wies in die Richtung des stattlichen Kreuzberges.
»Wenn Sie da die Hauptstraße hinunterfahren, dann geht es nach einem halben Kilometer links den Kreuzbergweg hinauf«, erklärte sie. »Dort oben steht die Villa von Dr. Daniel.« Sie sah die Dame prüfend an und fragte sich insgeheim, ob sie den Doktor wohl privat oder beruflich sprechen wolle. »Ab zwei Uhr hat er wieder Sprechstunde.«
»Das macht nichts«, meinte Linda. »Ich wollte ihn ohnehin erst am Abend besuchen.«
Damit hatte die Wirtin des Goldenen Löwen ein neues Thema gefunden, über das sie sich Gedanken machen konnte. Eine ihr fremde Frau suchte den Doktor am Abend auf! Das war ja schon beinahe unerhört!
Doch sie wäre nicht Hermine Gruber gewesen, wenn sie nicht augenblicklich versucht hätte, der Sache auf den Grund zu gehen. Kaum wurde es am frühen Nachmittag in der Gaststube etwas ruhiger, als sie auch schon durch das Dorf und den Kreuzbergweg hinaufeilte. Sie zögerte noch einen Moment, bevor sie den Klingelknopf neben dem Schildchen Privat drückte, aber ihre Neugier war schließlich doch stärker als alle Bedenken, die sie für einen kurzen Augenblick gestreift hatten.
»Guten Tag, Frau Hansen«, grüßte sie freundlich, als Irene ihr die Tür öffnete. »Ich will Sie gar nicht lange aufhalten, aber… wissen Sie, wir haben heute einen neuen Gast bekommen – eine sehr elegante Dame. Und die möchte gern wissen, wann der Herr Doktor für sie Zeit hat.«
Unwillig runzelte Irene die Stirn. »Warum ruft sie denn nicht in der Praxis an? Fräulein Meindl kann ihr das sicher genauer sagen als ich.«
»Nun, vielleicht ist es ja etwas Privates, was sie mit ihm besprechen will«, mutmaßte Hermine Gruber, dann senkte sie für einen Moment den Blick. »Uns geht es ja wohl nichts an, nicht wahr, Frau Hansen?« Sie zwang sich wieder zu einem Lächeln. »Also, dann will ich Sie nicht länger aufhalten.«
Sie verabschiedete sich, und erst als Irene wieder die Treppe hinaufstieg, fiel ihr ein, daß Frau Gruber nicht mehr nachgefragt hatte, wann die Sprechstunde bei Dr. Daniel beendet sein würde.
»Sie war also bloß neugierig«, murmelte Irene kopfschüttelnd. »Wie kann man sich nur so benehmen.« Dabei gestand sie sich nicht ein, daß es sie ebenfalls brennend interessiert hätte, was diese Dame von ihrem Bruder eigentlich wollte.
*
Mit sehr gemischten Gefühlen betrat Gerhild Sanders die Waldsee-Klinik, und sie hoffte inständig, daß Dr. Daniel da sein und sie persönlich in Empfang nehmen würde, doch dieser Wunsch erfüllte sich leider nicht. Als Gerhild noch ein wenig unschlüssig in der Eingangshalle stand, kam eine junge Frau auf sie zu, deren weißer Kittel die Ärztin verriet. Unwillkürlich runzelte Gerhild die Stirn. Das war doch sicher diese Frau Dr. Kern, über die man in Steinhausen schon so viel Gutes gehört hatte. Wie sie seit ihrer Heirat hieß, wollte Gerhild aber beim besten Willen nicht einfallen, dabei hatte Dr. Daniel ihren Namen doch sogar noch erwähnt.
»Guten Tag, Frau Sanders«, grüßte die Ärztin jetzt mit einem herzlichen Lächeln. »Dr. Daniel hat Sie mir schon angekündigt. Ich bin Alene Reintaler.«
»Freut mich«, murmelte Gerhild, dann sah sie die junge Ärztin an. »Ich habe plötzlich ganz schreckliche Angst, Frau Doktor.«
»Dazu besteht kein Grund«, versuchte Alena sie zu beruhigen. »Unsere Sekretärin Frau Bergmeier wird mit Ihnen jetzt zuerst mal die Aufnahmeformalitäten erledigen, und anschließend kommen Sie zu mir in die Gynäkologie hinüber.«
Gerhild erschrak. »Operieren Sie mich da gleich?«
»Nein, natürlich nicht«, entgegnete Alena beruhigend. »Den Eingriff nimmt selbstverständlich Dr. Daniel vor – genauso, wie er es mit Ihnen ja schon besprochen hat. Ich führe nur die vorbereitenden Untersuchungen durch.« Sie sah sich suchend um, doch die Sekretärin Martha Bergmeier, die überdies als Mädchen für alles fungierte und normalerweise immer in ihrem Glashäuschen mit der Aufschrift Information saß, konnte sie nirgends entdecken.
»Na ja, vielleicht wurde Frau Bergmeier zum Chefarzt gerufen«, vermutete sie, dann lächelte sie Gerhild wieder an. »Im Grunde kann auch ich die offizielle Aufnahme vornehmen.« Sie holte sich die entsprechenden Formulare und ging dann mit Gerhild in die Gynäkologie hinüber.
»Glauben Sie, daß Dr. Daniel heute noch kommen wird?« fragte Gerhild ein wenig schüchtern, als Alena sie noch auf ihr Zimmer brachte.
»Natürlich«, antwortete sie. »Allerdings wird es wohl etwas später werden. Kurz bevor Sie gekommen sind, hat er hier angerufen und mitgeteilt, daß in seiner Praxis mal wieder die Hölle los ist.«
Gerhild nickte. »Das glaube ich gern. Dr. Daniel ist nun mal ein sehr guter Arzt.« Sie errötete. »Sie natürlich auch, Frau Doktor.«
»Danke«, meinte Alena lächelnd. »Allerdings weiß ich schon, daß ich mit Dr. Daniels langjähriger Erfahrung noch nicht mithalten kann.« Impulsiv griff sie nach Gerlindes Hand und drückte sie einen Augenblick. »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Sanders. Der Eingriff wird morgen früh ganz problemlos über die Bühne gehen.«
»Hoffentlich«, murmelte Gerhild gedankenvoll.
*
Es war schon ziemlich spät, als Dr. Daniel endlich nach Hause kam. Die Sprechstunde hatte noch sehr viel länger als üblich gedauert, und dann hatte er sich noch ziemlich ausführlich mit Gerhild Sanders unterhalten.
»Du arbeitest dich noch mal zu Tode, Robert«, erklärte seine Schwester, während sie das Abendessen servierte.
»Ach was«, wehrte Dr. Daniel ab. »So stressig wie heute ist es ja nicht immer.«
»Aber immer öfter«, knurrte Irene. »Du solltest…« Sie kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, weil es in diesem Moment an der Tür klingelte.
»Bleib nur, Robert«, meinte sie, als ihr Bruder aufstehen und öffnen wollte. »Du hast dir deinen Feierabend redlich verdient. Ich werde hinausgehen und jeden abwimmeln, der dich jetzt noch stören will.«
Dr. Daniel mußte lächeln. Wie besorgt seine Schwester doch um ihn war, und dabei mußte er sich selbst eingestehen, daß er diese Fürsorge sehr genoß.
Vom Flur hörte er die Stimme seiner Schwester und dann die Erwiderung der Besucherin. Unwillkürlich runzelte Dr. Daniel die Stirn. Obwohl er die Worte, die die fremde Frau sprach, nicht verstehen konnte, hörte er doch die ausgesprochen klangvolle Stimme, die ihn entfernt an seine verstorbene Frau erinnerte. Diese Tatsache war es auch, die Dr. Daniel schließlich aufstehen und auf den Flur hinausgehen ließ.
In diesem Moment erhaschte er einen kurzen Blick auf die Besucherin, die von seiner Schwester halb verdeckt wurde. Doch dieser Anblick reichte bereits, um Dr. Daniels Atem sekundenlang stocken zu lassen.
»Es ist gut, Irene«, hörte er sich sagen, und dabei klang seine Stimme ein wenig heiser.
Irene trat zurück und gab damit den Blick auf die schöne Fremde frei. Das goldblonde Haar, der sanft geschwungene Mund – Dr. Daniel hatte das Gefühl, einen Traum zu erleben.
»Guten Abend, Robert«, begrüßte sie ihn jetzt, und die Art, wie sie seinen Namen aussprach, weckte ein Gefühl in ihm, das er nicht zu deuten wußte.
Bevor