Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise
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Linda strahlte ihn an. »Ich freue mich schon darauf, dir alles zeigen zu können. Ach, Robert, und dann sind wir endlich mal ganz ungestört.«
Dr. Daniel wußte sofort, was sie meinte. In den letzten Tagen hatten sie sich ein paarmal in der Villa aufgehalten, was seiner Schwester Irene gar nicht gefallen hatte. Zu Dr. Daniels Leidwesen ließ sie es Linda nämlich deutlich fühlen, wie sehr sie sie ablehnte.
Sie wird sich daran gewöhnen müssen, daß es in meinem Leben jetzt wieder eine Frau gibt, dachte Dr. Daniel. Schließlich konnte sie nach dem frühen Tod von Christine nicht erwarten, daß ich mein Leben lang Witwer bleiben würde – wenn es auch eine ganze Weile fast so ausgesehen hat. Und im übrigen ist sie ja nur meine Schwester, die ich ganz bestimmt nicht um Erlaubnis fragen muß, wenn ich mich wieder binden will!
Dann schob er den Gedanken an Irene beiseite. Er war sicher, daß er sich zu viele Sorgen machte. Irene liebte ihn und würde sich letzten Endes ja doch mit ihm freuen, wenn er endlich wieder rundherum glücklich sein könnte.
Hätte Dr. Daniel seine Schwester in diesem Moment gesehen, dann hätte er den Gedanken, daß sie Linda irgendwann akzeptieren würde, rasch wieder verworfen.
Mit mißmutigem Gesicht stand Irene nämlich in der Küche und wusch das Geschirr vom Abendessen mit einem solchen Elan ab, daß es schon fast an ein Wunder grenzte, daß dabei nichts zu Bruch ging.
»Guten Abend, Tante Irene!« rief Stefan zur Tür herein. »Bekomme ich noch eine Kleinigkeit zu essen?«
»Ja«, antwortete sie knapp.
Jetzt trat Stefan ganz herein und sah sie fragend an. »Was ist denn los, Tante Irene? Bist du sauer auf mich? Ich habe Papa doch extra angerufen und ihm gesagt, daß ich erst später heimkomme. Hat er dir das denn nicht ausgerichtet?«
»Doch«, knurrte sie.
Da legte Stefan einen Arm um ihre Schultern. »Ich kann wirklich nichts dafür, Tantchen. Du kennst doch meinen lieben Herrn Chefarzt. Wir haben noch einen Notfall gehabt, und Wolfgang hat natürlich darauf bestanden, daß ich ihm und Gerrit im OP assistieren sollte.« Er zuckte die Schultern. »Dabei wären sie auch ganz locker ohne mich fertiggeworden.«
Irene ließ einen abgrundtiefen Seufzer hören. »Ach, Stefan, ich ärgere mich ja gar nicht über dich.«
Im selben Moment wußte Stefan Bescheid. »Aha, Linda Böhnig ist also wieder zu Besuch hier.«
Irene fuchtelte mit ihrem erhobenen Zeigefinger wild in der Luft herum. »Eines sage ich dir, Stefan, wenn diese Frau tatsächlich eine Kusine deiner Mutter gewesen sein sollte, dann fresse ich einen Besen.«
»Guten Appetit«, entgegnete Stefan schmunzelnd, dann nahm er seine aufgebrachte Tante liebevoll in den Arm. »Wenn man dich so sieht, könnte man denken, du wärst richtig eifersüchtig. Aber das soll bei großen Schwestern ja auch so üblich sein. Sie wachen angeblich immer mit Argusaugen über ihre kleinen Brüder – auch wenn diese schon über fünfzig Jahre alt sind.«
»Noch eine solche Bemerkung, und du bekommst ein paar hinter die Ohren«, drohte Irene. »Dazu bist du mir nämlich noch lange nicht zu groß.«
»Du hast mich aber selbst früher nie geschlagen«, erklärte Stefan. »Und ich bin sicher, daß du es auch jetzt nicht tun wirst. Dazu hast du mich nämlich viel zu lieb.«
Gegen ihren Willen mußte Irene lachen. »Du hast ja recht, Stefan.« Dann wurde sie wieder ernst. »Trotzdem gefällt mir nicht, was sich da zwischen deinem Vater und dieser Linda Böhnig anbahnt.«
Stefan fuhr sich mit einer Hand durch die dichten dunklen Locken. »Sieht so aus, als hätte es ihn wirklich total erwischt.« Er seufzte leise. »Ich fürchte, wir werden uns damit abfinden müssen, daß er wieder heiratet.« Er schüttelte den Kopf. »Stell dir vor, da bekomme ich nun als erwachsenen Mann noch eine Stiefmutter.« Dann grinste er. »Aber eines muß man meinem alten Herrn lassen: Geschmack hat er! Diese Linda ist eine ausgesprochen schöne Frau. Dazu die vage Ähnlichkeit mit Mama – ich denke, das ist es hauptsächlich, was bei Papa zu einem solchen Kurzschluß führen konnte.«
Irene schwieg einen Moment.
»Über die Ähnlichkeit mit deiner Mutter läßt sich streiten, aber in einem hast du zumindest recht – schön ist sie wirklich«, gab sie dann unwillig zu. »Man kann allerdings nur hoffen, daß ihr Charakter auch so schön ist wie ihr Aussehen.«
»Das sind doch alles Vorurteile, die du hast«, hielt Stefan ihr vor. »Du kennst diese Frau überhaupt nicht. Und du scheinst völlig zu vergessen, daß mein Vater längst erwachsen ist. Ich bin sicher, er wird wissen, was er tut.«
»Verliebte Männer wissen nie, was sie tun«, widersprach Irene weise.
Stefan grinste. »Du mußt es ja wissen.«
Da machte seine Tante eine drohende Geste. »Sei gefälligst nicht so vorlaut. Und jetzt iß und halt deinen Schnabel.«
Stefan gehorchte, doch er spürte, daß hinter Irenes Worten eine Menge Ernst steckte. Sie schien sich wirklich Sorgen um seinen Vater zu machen, und Stefan fragte sich, ob diese Sorgen tatsächlich so unberechtigt waren, wie er es hinzustellen versucht hatte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann mußte er sich eingestehen, daß auch ihn ein ungutes Gefühl bei dieser plötzlichen großen Liebe seines Vaters beschlichen hatte.
*
Stefan wollte seinen nächsten dienstfreien Tag zu einem Besuch bei Manon Carisi nutzen. Er hatte schon länger vorgehabt, mit ihr zu sprechen, diesen Gedanken aber immer wieder verworfen. Schließlich ging ihn weder die Beziehung seines Vaters zu Linda noch die zu Manon etwas an. Trotzdem drängte es ihn an diesem Mittwoch immer stärker, mit der Frau, die ihm schon fast zu einer Freundin geworden war, zu sprechen, und so wollte er sich gleich nach dem Mittagessen auf den Weg zu ihr machen.
»Stefan!« rief sein Vater ihm nach. »Einen Augenblick, bitte!«
Stefan hatte seine Winterjacke schon in der Hand und kehrte nur bis zur Wohnzimmertür zurück.
»Was ist denn, Papa?« wollte er wissen, während er einen raschen Blick zur Uhr warf. Er wollte Manon keinesfalls verpassen, und schließlich mußte er damit rechnen, daß sie ihren freien Nachmittag schon irgendwie verplant hatte.
»Erlaubt es deine Zeit, daß du dich noch einen Moment zu mir setzt?« fragte Dr. Daniel.
»Eigentlich nicht«, entgegnete Stefan, nahm aber trotzdem auf dem Sofa Platz. »Ich war den ganzen Vormittag über zu Hause. Hättest du da nicht mit mir sprechen können?«
Dr. Daniel hörte den Vorwurf aus der Stimme seines Sohnes sehr wohl heraus, ging aber kommentarlos darüber hinweg. Schließlich brauchte Stefan nicht zu wissen, daß er bereits seit Stunden mit sich kämpf-
te.
»Stefan, ich möchte für ein paar Tage wegfahren – genauer gesagt, von Freitag bis Montag.«
Erstaunt sah Stefan seinen Vater an. »Wie bitte? Und die Praxis?«
»Ich bin doch immer für meine Patientinnen da – sogar am Wochenende und an Feiertagen. Also wird es mir doch auch einmal erlaubt sein, der Praxis für ein paar Tage den Rücken