Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise

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Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman - Marie-Francoise Dr. Daniel Staffel

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Klang von Stefans Stimme zuckte Dr. Daniel erschrocken zusammen. Er hatte seinen Sohn gar nicht kommen hören. Jetzt betrat er mit ihm zusammen die Villa und schloß die Tür, machte aber keine Anstalten, die Treppe hinaufzugehen.

      »Das war Linda Böhnig, eine Kusine deiner Mutter«, antwortete er schließlich.

      Stefan runzelte die Stirn. »Du hast mir noch nie von ihr erzählt.«

      Dr. Daniels Blick ging zur Haus-tür, und dabei umspielte sein Mund ein so seliges Lächeln, als stünde Linda selbst vor ihm.

      »Bis heute wußte ich es selbst nicht. Deine Mutter hat ihren Namen nie erwähnt.«

      Das erschien Stefan doch ein wenig seltsam, aber er bemerkte, daß sein Vater jetzt in einer viel zu rührseligen Stimmung war, als daß er ein tiefer gehendes Gespräch mit ihm hätte führen können.

      »Papa, diese Frau… wirst du sie wiedersehen?« fragte er und konnte dabei nicht verhindern, daß leise Besorgnis in seiner Stimme mitschwang. Doch Dr. Daniel hörte das in seiner augenblicklichen schwärmerischen Verfassung gar nicht heraus.

      Er nickte. »Ja, Stefan, ich werde sie sogar ganz bestimmt wiedersehen.«

      *

      Am nächsten Morgen nahm Dr. Daniel den Eingriff bei Gerhild Sanders vor. Der Abszeß war zwar ziemlich groß, trotzdem war es keine problematische Operation. Routinemäßig gab Dr. Daniel eine Gewebeprobe ins Labor, obwohl er mit keinem krankhaften Befund rechnete, aber er wollte sichergehen, daß er und seine Patientin nicht in ein paar Monaten plötzlich eine böse Überraschung erleiden würden.

      »Es tut mir furchtbar leid, Alena«, erklärte er zu der jungen Gynäkologin gewandt, die bei der Operation die erste Assistenz übernommen hatte. »Ich kann nicht bleiben, bis Frau Sanders wieder aus der Narkose aufwacht. Zur Zeit scheint sich ganz Steinhausen gegen mich verschworen zu haben. Keinen Abend komme ich vor acht Uhr aus der Praxis. Ich werde aber heute mittag noch mal nach der Patientin sehen.«

      »Ist schon in Ordnung, Robert«, entgegnete Alena, dann sah sie ihm nach, als er eiligst den Waschraum verließ.

      »Er war heute ein bißchen unkonzentriert«, stellte Erika Metzler, die Anästhesistin der Waldsee-Klinik, fest.

      Alena nickte. »So etwas kenne ich an ihm überhaupt nicht – abgesehen davon, daß er als Arzt selbst in diesem Zustand noch unschlagbar ist. Jeder andere hätte der Frau die ganze Drüse entfernt, aber Robert hat es trotz des großen Abszesses geschafft, sie ihr zu erhalten.«

      »Ja, er ist wirklich erstklassig in seinem Beruf«, stimmte Erika zu. »Allerdings habe ich das Gefühl, daß er sich zur Zeit ein bißchen zuviel zumutet. Die Praxis, der Posten als Klinikdirektor, die Belegbetten… irgendwann bricht er noch mal zusammen.«

      »Na ja, in drei Wochen ist Weihnachten, dann kann er sich hoffentlich ein wenig erholen«, meinte Alena. »So, und ich muß mich jetzt um die Patientin kümmern.«

      *

      In den folgenden Tagen traf sich Dr. Daniel in schöner Regelmäßigkeit mit Linda Böhnig, und fast jedesmal gingen sie in die gemütliche kleine Weinstube, die ein Stück außerhalb Steinhausens stand. Auch heute hatten sie sich hier verabredet.

      Dr. Daniel stand höflich auf, als Linda an seinen Tisch trat, und rückte ihr einen Stuhl zurecht, bevor auch er wieder Platz nahm.

      »Nun, Linda, gefällt es dir in Steinhausen?« fragte er.

      Sie nickte. »Ja, es ist ein ganz zauberhafter Ort.« Dann lächelte sie. »Warum fragst du mich das ausgerechnet heute?«

      »In den vergangenen Tagen habe ich fast ausschließlich von mir erzählt«, meinte er, dann legte er seine Hand auf die ihre. »Jetzt möchte ich gern auch mal ein bißchen was über dich erfahren, Linda.«

      »Viel zu erzählen gibt es da nicht«, entgegnete sie. »Ich komme aus Hessen, das heißt… ich bin nach meiner Eheschließung dorthin gezogen.« Sie schwieg einen Moment, bevor sie fortfuhr: »Nach dem plötzlichen Tod meines Onkels, der sich vor vielen Jahren in der Nähe von Trier niedergelassen hatte, erbte ich seine Villa inmitten eines herrlichen Parks und eine Klinik, genauer gesagt, ein Sanatorium. Nach einigem Überlegen übersiedelten wir dorthin und bauten das Sanatorium in eine moderne Frauenklinik um.« Sie senkte den Kopf. »Leider kam es dann zu einigen Unstimmigkeiten zwischen meinem Mann und den anderen Ärzten. Zu allem Überfluß hatten wir auch noch private Probleme, und so sah ich mich gezwungen, kurz nach der Scheidung von meinem Mann die Klinik zu schließen.« Daß die Schließung aufgrund von Fehldiagnosen, die Dr. Karsten Böhnig gestellt hatte, nötig geworden war, verschwieg sie lieber. Und natürlich erwähnte sie auch mit keinem Wort die Tatsache, daß ihrem geschiedenen Mann auf ihr Betreiben hin die Approbation entzogen worden war.

      »Da hast du aber schon eine Menge mitgemacht«, erklärte Dr. Daniel mitfühlend. »Eine Scheidung ist immer eine schlimme Sache.«

      Linda nickte mit traurigem Blick. »Die ganze Geschichte hat mich sehr mitgenommen, und das ist auch ein Grund, weshalb ich Trier für eine Weile den Rücken gekehrt habe. Zuerst bin ich einfach nur so drauflos gefahren, weil ich endlich von allem Abstand gewinnen wollte, aber dann hat es mich hierher gezogen.« Sie lächelte Dr. Daniel an. »Ich bin froh, daß ich mich dazu entschlossen habe, denn gerade in deiner Anwesenheit gelingt es mir besonders gut, all das Schlimme, das hinter mir liegt, zu vergessen.«

      »Ich freue mich immer, wenn ich helfen kann«, meinte er gerührt. »Und in deinem Fall freut es mich ganz besonders.« Er griff nach seinem Weinglas. »Trinken wir doch auf unsere Freundschaft.«

      Linda hatte Mühe, den in ihren Augen aufflackernden Triumph zu verbergen.

      »Gern, Robert«, meinte sie, dann griff auch sie nach ihrem Weinglas. »Trinken wir auf eine Freundschaft, die noch sehr lange bestehen soll.«

      Mit zartem Klang stießen die Gläser gegeneinander, und ohne ihre Blicke voneinander zu wenden, nahmen Linda und Dr. Daniel einen kleinen Schluck Wein zu sich. Dabei spürte Dr. Daniel wieder die unbeschreibliche Faszination, die diese wunderschöne Frau auf ihn ausübte. Impulsiv griff er nach ihrer Hand.

      »Ich weiß gar nicht so recht, was mit mir los ist«, bekannte er leise. »Linda, du bringst meine ganze Gefühlswelt durcheinander. Was ich in deiner Gegenwart erlebe, habe ich schon seit Jahren nicht mehr empfunden. Seit Christines Tod gab es in meinem Leben keine Frau mehr.« Unwillkürlich schlich sich Manon Carisi in seine Gedanken, doch er schob sie rasch wieder beiseite. Mit Manon verband ihn lediglich eine gute Freundschaft – zu solchen Gefühlswallungen, wie er sie jetzt gegenüber Linda erlebte, war es im Zusammensein mit Manon aber noch nie bei ihm gekommen.

      Linda hätte bei Dr. Daniels Worten am liebsten laut aufgejubelt. Ihr Plan lief einfach hervorragend, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie den Arzt so weit haben würde, daß er ihr überallhin folgte. Dann würde es für ihre Frauenklinik endlich einen neuen Anfang geben.

      *

      Eine Woche nach dem Eingriff, der in der Waldsee-Klinik durchgeführt worden war, kam Gerhild Sanders in Dr. Daniels Praxis zur Nachuntersuchung.

      »Das sieht sehr gut aus«, stellte der Arzt fest, dann half er Gerhild von dem gynäkologischen Stuhl herunter. »Haben Sie noch Schmerzen?«

      »Ein bißchen«, gab Gerhild zu. »Allerdings bei weitem nicht mehr so schlimm wie vor der Operation.«

      Dr.

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