Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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»Tatjana hat mal wieder ein neues Rezept ausprobiert. Mit dieser Menge Rucolastrudel werden wir allein unmöglich fertig.«

      In diesem Moment fiel Pascal ein, dass er seit dem Frühstücknichts mehr gegessen hatte.

      »Sehr gern. Gut möglich, dass meine schlechte Laune vom Hunger kommt«, gestand er, während er Seite an Seite mit Danny die Treppe hinaufstieg. »Über der ganzen Aufregung habe ich heute völlig vergessen, was zu essen.« Er dankte seinem Gastgeber, der ihm den Vortritt ließ, und trat in die Wohnung, die Tatjana mit der ihr eigenen Stilsicherheit eingerichtet hatte. »Wunderschön habt ihr es hier.« Staunend blieb Pascal im Flur stehen und sah sich in den offenen Räumen um. »Und es riecht wirklich sensationell gut.«

      »Hoffentlich schmeckt es auch so.« Lächelnd kam Tatjana auf ihren Besucher zu. Sie trug Backhandschuhe und streckte die Hände links und rechts vom Körper weg, als sie Pascal auf die Wangen küsste.

      »Schicke Handschuhe!«, wollte der Gast nicht griesgrämig sein.

      Skeptisch musterte Tatjana ihre unförmigen Hände.

      »Findest du? Sie sind ein Geschenk von Danny. Er wollte nicht, dass ich mir ständig die Finger im Ofen verbrenne.«

      »Wie fürsorglich von ihm«, lobte Pascal, doch Tatjana war anderer Meinung.

      »Ich glaube eher, dass er keine Lust mehr hatte, mir in seiner Freizeit ständig die Finger und Arme zu verbinden.« Ehe Danny widersprechen konnte, zwinkerte sie ihm schelmisch zu. »Aber jetzt solltet ihr euch hinsetzen. Sonst ist der Strudel kalt und schmeckt so gut, wie diese Handschuhe attraktiv sind.« Das ließen sich Danny und Pascal nicht zwei Mal sagen, und die nächsten zehn Minuten herrschte genussvolles Schweigen.

      »Ich kann mich nicht erinnern, je so was Gutes gegessen zu haben«, seufzte Pascal schließlich und legte das Besteck zur Seite.

      »Dann hast du noch nicht Marlas gefülltes Brot probiert. Dagegen ist der Strudel hier richtig langweilig«, lobte Tatjana ihre Mitarbeiterin.

      »Komm schon, du willst doch nur hören, dass deine neueste Kreation der absolute Renner beim Mittagstisch wird«, meinte Danny, die wahre Absicht seiner Freundin durchschaut zu haben.

      Tatjana lachte.

      »Mist. Ich muss mir eine neue Strategie ausdenken. Du kennst mich inzwischen viel zu gut.« Sie stand auf, küsste Danny auf die Wange und stellte die Teller zusammen.

      Als sie in die Küche ging, sah Patrick ihr nach.

      »Ihr beiden seid schon ein tolles Paar«, schwärmte er.

      »Marla und du, ihr seid aber auch nicht ohne«, gab Danny dieses Kompliment postwendend zurück. »Und ihr bekommt auch noch ein Kind. Meiner Ansicht nach ist das die Krönung einer Liebe«, versuchte er, die Sprache auf das Thema zu bringen, das Pascal so sehr bewegte.

      Seine kleine List hatte Erfolg, und der Galerist ging sofort auf diese Bemerkung ein.

      »Ich bin ganz deiner Meinung. Kinder sind das schönste Geschenk, das das Leben uns machen kann.« Pascals Blick hing an dem Glas, das er zwischen den Händen drehte. »Aber auch die größte Aufgabe. Vor allen Dingen dann, wenn man sich nicht sicher sein kann, ob dieses Kind jemals laufen, sprechen oder spielen können wird«, ließ er Danny an seinen Gedanken teilhaben.

      Tatjana war mit drei Tassen Espresso und einer hausgemachten Joghurtcreme an den Tisch zurückgekehrt.

      »Wir haben von der Diagnose gehört«, gestand sie und löffelte Zucker in ihre Tasse. »Glaubst du denn nicht daran, dass euer Sohn gesund werden wird?«

      »Dazu müsste ich schon sehr naiv sein, findest du nicht? Im Gegensatz zu Marla verschließe ich nicht die Augen vor der Tatsache, dass Fynn behindert zur Welt kommen wird. Dr. Lammers hat mir die Risiken deutlich vor Augen geführt.«

      Als Danny diesen Namen hörte, verdrehte er die Augen, sagte aber nichts.

      Ganz im Gegensatz zu seiner Freundin. Sie saß Pascal gegenüber. Eine steile Falte stand auf ihrer Stirn.

      »Und du glaubst, dass ein behinderter Mensch nicht glücklich sein kann?«, funkelte sie ihren Gast an.

      Pascal erschrak. Tatjana ging so selbstverständlich mit ihrer Einschränkung um, dass er ihre Sehbehinderung völlig vergessen hatte.

      »Oh, Tatjana, natürlich. Es tut mir leid, so meinte ich das nicht«, stammelte er eine Entschuldigung. »Aber wir sprechen hier ja auch nicht von einer körperlichen, sondern möglicherweise auch geistigen Einschränkung«, warb er um ihr Verständnis. »Marla und ich wissen einfach nicht, was da auf uns zukommt. Vielleicht wird unser Sohn nie sprechen. Vielleicht wird er nie allein essen können. Es kann auch passieren, dass er ein Leben lang im Rollstuhl sitzen muss. Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen könnte.«

      Während er sprach, legte Danny die Hand auf die seiner Freundin.

      »Wir verstehen, was du meinst. Tatjana leidet an einer Erbkrankheit. Deshalb will sie keine eigenen Kinder bekommen. Im Grunde genommen handelt es sich um ein und dieselbe Angst. Keiner von uns will einen geliebten Menschen leiden sehen. Und doch muss jeder so eine Entscheidung für sich allein treffen. Die kann einem keiner abnehmen.«

      Pascal presste die Lippen aufeinander und nickte.

      »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mir immer eine eigene Familie gewünscht habe«, gestand er nach einer Weile heiser. »Aber jetzt kommt mir plötzlich alles so sinnlos vor.«

      »Soweit ich Dad verstanden habe, gibt es aber doch durchaus noch Hoffnung für euer Kind, oder?« Danny war weit davon entfernt, die Flinte ins Korn zu werfen.

      Doch Pascal Lüders war anderer Meinung.

      »Nach allem, was ich von Dr. Lammers gehört habe, ist mir der Mut abhandengekommen«, gestand er und senkte den Kopf. »Es tut mir leid.«

      *

      Im Gegensatz zu Pascal Lüders hatten Lukas‘ Eltern den Mut nicht verloren. Angespannt warteten sie auf das Ende der Operation. Sie waren nicht allein mit ihrer Nervosität. Auch die Klinikchefin Jenny Behnisch interessierte sich für diesen schwierigen Fall und ließ sich von einer Schwester über die Fortschritte im OP informieren. Als das Ende des Eingriffs abzusehen war, eilte sie an den Ort des Geschehens. Unterwegs traf sie auf Volker Lammers.

      »Ach, sieh mal einer an, die Chefin!«, begrüßte er sie freundlich wie immer. Sein Verhalten ihr gegenüber war stets einwandfrei, sodass sie die Beschwerden der Kollegen nur bedingt nachvollziehen konnte. Natürlich nahm sie die Meinungen ernst, doch noch überwogen die Erfolge, die der Arzt für sich verbuchen konnte. »Wohin des Wegs?«, fragte er.

      »In OP 2 wird gerade der kleine Claas operiert«, gab Dr. Behnisch bereitwillig Auskunft. »Ich will von Mario selbst hören, wie der Eingriff verlaufen ist und welche Prognose er abgibt.«

      »Ach, die Hirnabszesse!«, gab Dr. Lammers zu verstehen, dass er wusste, wovon Jenny sprach. »Der arme Junge. Wenn er früher in die Klinik gekommen wäre, hätten wir ihm viel ersparen können.«

      Er hatte noch nicht ausgesprochen, als er merkte, dass dieser Satz einer zu viel gewesen war. Sensibilisiert durch die Berichte ihrer Mitarbeiterin durchschaute die Klinikchefin seine Absicht sofort.

      »Sie

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