Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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ist mir schon klar, dass Sie von Gefühlsdingen wenig bis keine Ahnung haben. Aber lassen Sie sich gesagt sein: Es gibt nichts Schlimmeres, als ein Kind zu verlieren.« Die beiden saßen sich am Tisch gegenüber und funkelten sich an, während Jenny und Mario abwägten.

      »Warum müssen Sie immer persönlich werden, liebe Kollegin?«, fragte Lammers zuckersüß und erkennbar von sich überzeugt. »Eine unserer Aufgaben ist es, professionelle Distanz zu wahren. Mal abgesehen davon, dass mit so einem Eingriff nicht schlagartig alle Probleme gelöst sind.« Diesen Moment hielt er für gut gewählt, um sich aus der Runde zu verabschieden. Er hatte alles gesagt, was es zu sagen gab. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen? Ich muss mich noch über einen schwierigen Fall informieren«, betonte er sehr zu Marios Missfallen. Der Chef der Pädiatrie sah dem Kollegen nach, wie er zur Tür ging. Ehe er sie erreicht hatte, wandte sich Mario Cornelius demonstrativ an Fee.

      »Wenn Jenny einverstanden ist, bin ich dafür, dass du die Eltern über die Risiken aufklärst«, teilte er ihr das Ergebnis seiner Überlegungen mit. »Es bleibt ihre Entscheidung, ob sie das Risiko für Mutter und Kind eingehen wollen.«

      Fee lächelte Mario zu, Dankbarkeit im Blick.

      »Falls sie sich dafür entscheiden, hat sich Professor Engelmann bereit erklärt, hier in der Klinik zu operieren.«

      »Sehr gut«, erwiderte Jenny Behnisch und schielte auf Volker Lammers, den die Neugier an der Tür festgehalten hatte. Als sich die Chefin gegen ihn stellte, hielt ihn nichts mehr auf. Er polterte aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss, dass es nur so krachte.

      Die drei verbliebenen Ärzte schickten sich vielsagende Blicke, ehe auch sie an ihre Arbeit zurückkehrten und Fee sich auf den Weg zu Marla machte, um ihr diesen Vorschlag zu unterbreiten.

      *

      »Hier, ich hab dir Gebäck mitgebracht. Mit den besten Grüßen von Tatjana. Sie schaut heute Nachmittag mal bei dir vorbei.« Nichtahnend, welche Gespräche andernorts in der Klinik geführt wurden, trat Pascal Lüders ans Bett seiner Freundin und beugte sich über sie, um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn zu geben.

      »Danke«, erwiderte Marla sichtlich irritiert. Die offensichtliche Zurückhaltung ihres Freundes alarmierte sie. »Wo warst du denn gestern Nachmittag? Ich dachte, du kommst mich nochmal besuchen. Auf dem Handy warst du auch nicht erreichbar.«

      »Oh, ich hatte noch ein Gespräch mit Dr. Lammers und war dann bei Danny und Tatjana eingeladen«, redete sich Pascal heraus. »Wie geht es dir heute?«

      Marla wollte eben nachfragen, was Volker Lammers gesagt hatte, das ihn so verstörte, als es klopfte und Dr. Felicitas Norden hereinkam.

      »Hallo, ihr beiden«, begrüßte sie das Paar lächelnd. »Entschuldigt die Störung, aber ich muss mit euch reden. Gut, dass du hier bist«, nickte sie Pascal zu und trat ans Bett.

      Als sie die Ärztin sah, schluckte Marla. Wie versprochen hatte sich Fee am Abend zuvor noch bei ihr gemeldet, sie aber auf den nächsten Morgen vertröstet. Vor Aufregung begann ihr Herz schneller zu schlagen.

      »Fee! Kannst du mir jetzt sagen, was ihr vorhabt?« Wie um ihr Kind zu beschützen, legte Marla die Hände auf den Bauch und sah die Ärztin mit großen Augen an.

      Diesen Wunsch konnte Felicitas erfüllen, und sie berichtete ausführlich über Chancen und Risiken des geplanten Eingriffs.

      »Ich muss dazusagen, dass wir die Ballondilatation nur anwenden, weil es eurem Kind sehr schlecht geht. Und dass ihr euch gut überlegen müsst, welche Entscheidung ihr trefft. Seht her.« Sie zog einen Stift aus der Kitteltasche und nahm das Klemmbrett zur Hand, das sie mitgebracht hatte. Auf ein leeres Blatt Papier skizzierte sie einen Fötus samt Herzen im Leib der Mutter. »Professor Engelmann wird einen Katheter durch die Bauchdecke in die Gebärmutter führen …« Weiter kam sie nicht, denn Pascal schnappte hörbar nach Luft.

      »Durch den Bauch?«, fragte er. »Ist das nicht extrem gefährlich für Marla?«

      Mit dieser Frage hatte Fee gerechnet. Trotzdem fiel ihr die Antwort schwer. Ihr Blick wanderte hinüber zu der werdenden Mutter.

      »So ein Eingriff ist immer mit einem Risiko für Mutter UND Kind verbunden«, gestand sie. Entgegen ihrer Erwartung erschrak Marla nicht. Ganz im Gegenteil schien sie erleichtert, dass es überhaupt eine Möglichkeit gab, Fynn zu helfen.

      »Wenn wir unserem Kind eine Chance geben wollen, müssen wir das Risiko eingehen«, erwiderte sie ohne Zögern.

      »Aber du hast es doch gehört!«, fuhr Pascal dazwischen. »Es ist noch nicht mal sicher, ob der Eingriff Erfolg hat. Das ist unverantwortlich, seine eigene Gesundheit, vielleicht sogar das ganze Leben aufs Spiel zu setzen.« Seine Wangen glühten vor Empörung und Sorge.

      Doch auch davon ließ sich Marla nicht beeindrucken.

      »Ich bin verantwortlich für Fynns Schicksal. Und ich will, dass er ein glückliches, gesundes Leben führen kann.« Ihre Stimme war voller Entschiedenheit.

      Pascal griff nach ihren Händen und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.

      »Und ich bin froh, dass ich dich gefunden habe. Marla, ich liebe dich über alles und ich ertrage den Gedanken nicht, dass ich dich wieder verlieren könnte.« Er zog ihre Hände an seine Lippen und übersäte sie mit Küssen.

      »Vielleicht gelingt es ja!«, versuchte sie, ihrem Freund Mut zu machen.

      »Vielleicht, vielleicht«, brauste Pascal auf. »Ich will, dass du am Leben bleibst. Das ist das Wichtigste für mich. Nicht umsonst steht in der Medizin das Leben der Mutter über dem des Kindes. Wir können doch wieder ein Kind bekommen!«, versuchte er, Marla mit all der Leidenschaft zu überzeugen, derer er fähig war.

      Doch er hatte die falschen Worte gewählt. Marlas Augen wurden groß vor Entsetzen.

      »Ist es dir egal, wenn wir unseren Fynn verlieren?«, fragte sie unter Tränen. »Ich dachte, wir empfinden dasselbe für unser Kind.«

      »So habe ich das doch nicht gemeint.« Verzweifelt versuchte Pascal, sich zu rechtfertigen.

      Doch Marla wollte nichts mehr hören.

      »Bitte geh!« Sie wandte sich ab und sah Felicitas an, die neben dem Bett stand und die Diskussion schweigend verfolgt hatte. Sie verstand Marla. Aber sie verstand auch Pascal, und das Herz tat ihr weh, wenn sie die beiden so sah.

      Der Galerist stand am Bett seiner Freundin und starrte sie einen Moment schweigend an.

      »Gut, wie du willst«, traf er schließlich seine Entscheidung und wandte sich ab. Mit schleppenden Schritten ging er zur Tür, als hoffte er, dass Marla es sich noch einmal anders überlegen und ihn zurückrufen würde. Er hoffte vergeblich.

      »Und jetzt?«, fragte Fee, als sie allein mit Marla war.

      »Jetzt werde ich die Entscheidung allein treffen müssen«, gab die werdende Mutter zurück und brach in Tränen aus.

      *

      An diesem Tag war es ruhig in der Praxis Dr. Norden, und Daniel konnte sich eine kleine Pause erlauben, die er bei seinen beiden Assistentinnen am Tresen verbrachte. Vor ihm stand eine Tasse Kaffee, die ihm Wendy serviert hatte, und ein Teller mit Leckereien aus Tatjanas Backstube. »Ich sollte mal versuchen,

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