Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 23

Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

Скачать книгу

      »Offenbar war er doch noch nicht ganz hinüber«, stellte er sarkastisch fest und machte keinen Hehl daraus, dass er von diesem Hokuspokus nicht viel hielt.

      Janine war beleidigt.

      »Also echt!« Sie schlug mit der Hand auf die Tischplatte, und Wendy zuckte zusammen. »Das stand genau so in der Zeitung. Es macht wirklich keinen Spaß, euch was zu erzählen«, beschwerte sie sich und wirkte so enttäuscht, dass sie Danny fast leid tat.

      »Ich entschuldige mich in aller Form für meinen grobschlächtigen Vater. Ich fürchte, das ist einfach nicht seine Welt. Er ist viel zu sehr Naturwissenschaftler, um an so was zu glauben. Wie ich im Übrigen auch«, fügte er augenzwinkernd hinzu.

      Die ehemalige Krankenschwester zog eine Schnute.

      »Aber das hat doch damit nichts zu tun«, verteidigte sie ihre Meinung. »Nur weil sich solche Phänomene wissenschaftlich nicht beweisen lassen, heißt das noch lange nicht, dass es sie nicht gibt.«

      »Also, in dem Fall des Zahnarzt-Poltergeistes handelte es sich um eine Zahnarzthelferin, die ein bisschen Aufmerksamkeit erregen wollte«, begründete Dr. Norden seine Haltung.

      »Mag ja sein«, ließ sich Janine nicht beeindrucken. »Ein kluger Mann hat einmal gesagt, dass man so lange nicht an Geister glaubt, bis sie vor einem stehen.

      Daniel lachte.

      »Dann reden wir einfach weiter, wenn mir mein erster Geist über den Weg gelaufen ist.«

      Er hatte noch nicht ausgesprochen, als erneut ein Blitz über den Himmel zuckte. Schlagartig wurde es dunkel in der Praxis, und ein Donnerschlag erschütterte den ganzen Raum. Als das Licht wieder anging, waren die vier Mitarbeiter der Praxis Dr. Norden nicht mehr allein. Eine in einen knielangen, hellen Umhang gewandete Gestalt stand in der Tür.

      »Oh, Mann, die beste Pelerine taugt nichts gegen diesen Wolkenbruch. Man könnte meinen, der jüngste Tag ist gekommen.«

      Obwohl Daniel versichert hatte, immun gegen jede Art von Aberglauben zu sein, war auch er im ersten Moment erschrocken. Als er aber die Besucherin erkannte, lachte er laut heraus.

      »Ach, Marla, du bist es!«

      »Wer denn sonst?« Überrascht betrachtete die junge Bäckerin die erleichterten Gesichter. »Was dachtet ihr denn? Der Heilige Geist?«

      »So was in der Art«, gestand Danny und half ihr, aus der Pelerine zu schlüpfen. »Seit wann trägst du so schmeichelhafte Kleidungsstücke?« Mit dieser Bemerkung hatte er nicht ganz unrecht. Marla liebte es, ihre gute Figur mit entsprechender Kleidung zu betonen.

      »Seit ich mit einem Schirm glatt wegfliegen würde.«

      »Eins zu null für dich«, lachte Danny und leerte seine Kaffeetasse. »Dann wollen wir mal Fynn guten Tag sagen.« Er winkte Marla mit sich und ging voraus Richtung Sprechzimmer.

      Janine, Wendy und Daniel sahen den beiden nach. Der Senior beschloss, sich ebenfalls an die Arbeit zu machen.

      »Auch das schönste Grauen muss einmal ein Ende haben«, witzelte er und machte sich auf den Weg. Dr. Norden war noch nicht in seinem Zimmer angelangt, als das Telefon am Tresen klingelte.

      Wendy meldete sich mit gewohnt freundlicher Stimme, und schon wollte Daniel die Tür hinter sich schließen, als ihn ein Rufen davon abhielt.

      »Weit gefehlt, Chef!«, rief ihm die langjährige Assistentin durch die Praxis nach. »Tatjana ist dran, und sie klingt so, als ob das Grauen direkt weitergeht.«

      Daniel überlegte nicht lange.

      »Stellen Sie sie durch.« Wenn die Freundin seines ältesten Sohnes Beistand brauchte, musste es ernst sein.

      Das Schicksal war nicht gerade zimperlich mit der jungen Bäckerin umgesprungen. Vor vielen Jahren war ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Tatjana hatte schwer verletzt überlebt, aber ihr Augenlicht verloren. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, hatte sie sich unter Aufbietung aller Kraft ins Leben zurückgekämpft. Sie gönnte sich kein Selbstmitleid und rang ihrer Behinderung so viel Positives wie möglich ab. Die unglaubliche Sensibilität, mit der ihre verbliebenen Sinne ihre Umwelt wahrnahmen und analysierten, blieb ihr auch nach einer Operation erhalten, durch die sie einen Teil ihrer Sehkraft zurückerhalten hatte. All das war der Grund dafür, dass sich Tatjana selten aufregte.

      Deshalb nahm Daniel Wendys Ankündigung mehr als ernst und ging sofort an den Apparat.

      »Tatjana, was ist passiert?«, fragte er und hörte zunächst nur ein Schluchzen. »Tatti, bitte beruhig dich. Was ist los?«, fragte er noch einmal. Statt sich zu setzen, blieb er am Schreibtisch stehen.

      »Ein Autounfall … vor der Bäckerei … schnell … Hilfe …«, stammelte die Bäckerin zusammenhanglose Worte, auf die der Arzt sich einen Reim zu machen versuchte.

      »Vor der Bäckerei gab es einen Verkehrsunfall?«, fragte er so besonnen wie möglich.

      Tatjana schluchzte auf.

      »Ja. Eine … eine Frau … Sie ist verletzt … Sie lag da wie meine Mutter …«

      Allmählich verstand Dr. Norden, was mit Tatjana los war. Ganz offensichtlich hatten die Bilder Erinnerungen an den Schicksalsschlag geweckt und die Tragödie von einer Sekunde auf die andere wieder in ihre Erinnerung katapultiert.

      »Ganz ruhig, mein Schatz. Bitte reg dich nicht auf. Hast du den Notarzt gerufen?«

      »Ja … ja … Marianne … ich … ist Danny da? Kann er … kann er kommen?«, gelang es Tatjana endlich, die Frage zu stellen, dir ihr auf dem Herzen lag.

      »Danny ist gerade in einer Untersuchung. Aber wenn du willst, kann ich in ein paar Minuten bei dir sein.«

      »D… d… da… danke!«, schnatterte Tatjana.

      Offenbar zitterte sie wie Espenlaub.

      Daniel Norden versprach, sich sofort auf den Weg zu machen, und legte auf. Ein paar Augenblicke später stürzte er aus dem Zimmer.

      »Ich bin in den ›Schönen Aussichten‹«, rief er seinen Assistentinnen zu, während er in aller Eile in seine Jacke schlüpfte.

      Glücklicherweise hatte das Gewitter so schnell aufgehört, wie es gekommen war, und schon blitzten wieder Fetzen von blauem Himmel durch die Wolken.

      »Schöne Aussichten hab ich mir irgendwie anders vorgestellt«, bemerkte Wendy lakonisch, während sie ihrem Chef nachsah.

      Janine nickte vielsagend dazu.

      *

      »Hallo, können Sie mich hören?« Während Tatjana in der Bäckerei mit ihrem Schwiegervater in spe telefonierte, war Marianne Hasselt nicht untätig gewesen. Sie stand neben dem Auto, das sich mit dem Kühler in den Ampelmasten in der Nähe der Bäckerei gebohrt hatte, und starrte durch die geborstene Seitenscheibe auf die bewusstlose Frau. »Oh, Mann, da bin ich seit Monaten mit einem Arzt zusammen und habe keinen Schimmer mehr von Erster Hilfe«, tadelte sie sich selbst, als die Frau im Inneren des Wagens nicht antwortete. »Wenn das hier vorbei ist, melde ich mich sofort zu einem Kursus an«, versprach sie sich

Скачать книгу