MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter. Robert Mccammon
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Читать онлайн книгу MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter - Robert Mccammon страница 15
Alle schwiegen, bis nach ein paar Sekunden Greathouses rüdes Lachen die Stille durchbrach. »Ein Zahn! Zwanzig Schritt unter der Erde? In einer Kohlemine?«
»Korrekt. Ich erkenne einen Zahn, wenn ich einen sehe, Mr. Greathouse. Dieser ist sehr alt. Tausend Jahre alt? Oder fünftausend? Wer weiß das schon? Aber Euch entgeht die Bedeutung.«
»Die da wäre?«
Berry antwortete leise: »Die Größe des Zahns. Wenn man – von einem Zahn ausgehend – überlegt, wie groß der Kiefer … und dann der Kopf sein müssen …«
»Korrekt«, sagte der Leichenbeschauer. »Der Zahn muss zu einem Kopf gehört haben, der meiner Meinung nach nur der eines …« Er zögerte und starrte ins Leere. »Monsters gewesen sein kann«, sprach er zu Ende.
»Eines Monsters!« Greathouse lachte wieder laut auf, aber diesmal mit weniger Überzeugung. »Wo habt Ihr Euer Rumfass versteckt?«
»Soweit ich weiß«, fuhr McCaggers fort, »fördern die Kohlearbeiter in Somerset immer mal wieder Knochen zutage, die keiner der Menschen dort als die Knochen eines bekannten Tieres erkennt. Man hält sie für ein schlechtes Omen, weswegen sie auf die Art beseitigt werden, wie man es mit solchen Dingen tut. Der Zahn hier ist davor verschont geblieben. Möchtet Ihr ihn einmal in der Hand halten?« Er hielt ihn Greathouse hin, der trotz seines Mutes, was Degen- und Faustkämpfe anging, jetzt doch etwas blass zu werden schien und vor dem Ding zurückwich.
Matthew trat fast gegen seinen eigenen Willen einen Schritt vor. Er machte die Hand auf und McCaggers legte ihm den Zahn hinein. Er war so schwer wie ein Stein von gleicher Größe, und doch war dies ganz sicher kein Stein. An einer Kante konnte Matthew leichte Zacken erkennen, die Fleisch immer noch Schaden zufügen konnten.
Berry drückte sich an seine Schulter und spähte das seltsame Ding an. Matthew machte keinerlei Bewegung, den Abstand zwischen ihnen wieder herzustellen.
»Ein Drachenzahn«, sagte Berry schließlich. Sie klang gleichermaßen aufgeregt und ehrfürchtig. »Das muss es sein. Stimmt’s?« Bestätigung suchend sah sie McCaggers an.
»Das würde wohl so mancher sagen. Die, die an Drachen glauben, meine ich.«
»Was kann es denn sonst sein?«
»Von einem Drachen – wenn es ein solches Geschöpf außer in Märchen tatsächlich gäbe – sollte man annehmen, dass er seine Feinde durch Feuerspucken überwältigt hat. Aber dies hier war ein Raubtier und dazu geschaffen, große Stücke Fleisch herauszubeißen. Ein Fleischfresser höchsten Ranges. Seht Ihr hier die scharfe Kante des Zahns? Das ist ein Meisterwerk von Form und Funktion. Könnt Ihr Euch vorstellen, was ein Kiefer voller solcher Zähne mit … sagen wir mal … einer Rinderhälfte anstellen könnte?«
»Drachen! Fleischfresser!« Greathouse hatte sich wieder gefasst und Farbe in den Wangen. »Das ist doch Unsinn, Mr. McCaggers! Ich will nichts gegen Euren Großvater sagen, aber ich glaube, dass er Euch etwas aus der Werkstatt eines Gauners vermacht hat.«
McCaggers betrachtete ihn ernst und nahm Matthew dann den Zahn aus der Hand. »Das kann schon sein«, meinte er und legte das braune Ding zurück in die Samtschachtel. »Andererseits … ist es vielleicht ein Beweisstück von Gottes Worten an Hiob.«
Greathouse runzelte die Stirn. »Wovon redet Ihr denn nun schon wieder?«
»Gott hat Hiob aus dem Wetter geantwortet«, sagte McCaggers. »Er hat Hiob vom Behemoth und Leviathan erzählt, Kreaturen unvorstellbarer Größe und Kraft. Er hat Hiob angewiesen, seine Lenden wie ein Mann zu gürten und sich dem zu stellen, was da kommen würde. Er sprach: Ich werde dich fragen.«
Matthew erkannte, dass Greathouse nichts davon verstand. »Kennt Ihr denn die Bibel nicht?«
»Ich kenne den Teil, wo steht, dass ich denen Respekt zolle, die mich ebenfalls respektieren. Steht sonst noch was darin?«
McCaggers schenkte ihm keine Beachtung und wandte sich betont an Matthew und Berry. »Es könnte der Zahn eines Behemoth oder Leviathan sein. Wie ich bereits sagte – es ist ein Rätsel, für das es keine Lösung gibt.«
»Vielleicht haben die da inzwischen die Lösung.« Greathouse deutete mit dem Kopf nach oben, wo die Engel des Leichenbeschauers mit leeren Augenhöhlen zu ihnen herunterstarrten. »Nur schade, dass man sterben muss, um sie herauszufinden.«
»Ja, das ist in der Tat betrüblich«, stimmte McCaggers ihm zu und klappte den Deckel seines roten Samtkästchens zu. Dann sprach er direkt zu Berry. »Ich dachte, es würde Euch Freude bereiten, so etwas zu sehen – schließlich seid Ihr Lehrerin und zudem jemand, der sich offensichtlich an schönen Dingen erfreut, die eine Funktion haben. Genau wie die Knochen des menschlichen Skeletts für ihre Funktionen geformt sind, ist auch dieser Zahn für einen bestimmten Zweck geschaffen. Was für eine Kreatur es auch war – Ihr könnt davon ausgehen, dass dieses Tier sowohl zum Töten als auch zum Überleben geschaffen war. Was mich zu der Frage bringt … was hatte Gott sich dabei gedacht, ein solches Monster zu erschaffen?« Da er wusste, dass es auf diese Frage keine Antwort geben konnte, drehte er sich um und brachte die Schachtel zur Kommode zurück, wo er sie wieder in die Schublade legte.
»Was Zed angeht …«, begann Greathouse. Hinter McCaggers hatte der Sklave sich wieder seiner Arbeit zugewandt und säuberte die Instrumente, anscheinend ohne sich um irgendetwas anderes zu kümmern.
»Ich weiß Euer Experiment mit ihm zu schätzen«, sagte McCaggers, der wieder zu ihnen trat. »Ich verstehe – ich teile – Eure Meinung, was seine Fähigkeiten angeht, und dass er nicht an eine Arbeit wie das Tragen von Leichen verschwendet werden sollte, wie Ihr es ausdrücktet. Ich hatte keine Ahnung von seiner so besonderen Abstammung. Und ich finde es sehr interessant und äußerst bemerkenswert, dass Ihr ihn mir abkaufen und die nötigen Schritte in Gang leiten wollt, um von Lord Cornbury einen Freibrief für ihn zu bekommen.«
»Immer der Reihe nach. Ich möchte, dass Miss Grigsby ihn ein paar Tage lang beobachtet und mir sagt, ob man ihm ihrer Meinung nach etwas beibringen kann.« Greathouse erkannte seinen Fehltritt. Sein Mund verzog sich, als hätte er in ein verdorbenes Stück Leber gebissen. »Ob man ihn ausbilden kann, meine ich.«
McCaggers lächelte dünn. »Natürlich kann man ihn ausbilden. Er ist sehr intelligent. Wie Ihr selbst ja gestern Abend herausgefunden habt, begreift er Anweisungen schnell. Ich weiß nicht, wie weit er sich ausbilden lässt, aber einfache Arbeiten bereiten ihm keinerlei Schwierigkeiten.«
»Wie viel Englisch versteht er denn?«, fragte Berry, die Zed bei der Arbeit beobachtete.
»Genügend, um seine Arbeit zu verrichten. Ich glaube, dass er bereits etwas Englisch verstand, bevor er auf dem Sklavenmarkt ankam. Da er ja nicht sprechen kann, ist das etwas schwierig einzuschätzen.« McCaggers sah Greathouse an und machte schmale Augen. »Bevor wir aber weiterreden, Sir, sollte ich Euch sagen, dass wir vor einem Problem stehen. Ich schätze und respektiere Euer Angebot, aber ich befürchte, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist.«
»Unmöglich? Warum? Ich würde Euch zahlen, was …«
»Nicht ausreicht«, unterbrach McCaggers ihn. »Ganz einfach, weil Zed nicht wirklich mir gehört.«
Greathouse sah schockiert aus und warf Matthew einen hilfesuchenden Blick zu.
»Ihr