Sein. Lilly Grunberg
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»Du wirst sie wieder ausladen, Nadine! Oder soll ich das für dich machen?«
Nadine fühlte Tränen aufsteigen. Würde sie jemals ihre Gefühle unter Kontrolle bekommen? Konflikten wie diesem war sie einfach nicht gewachsen. Warum konnte das Leben nicht friedvoll und unkompliziert verlaufen?
»Laurin, bitte. Was soll ich Myriam denn sagen, warum sie nicht kommen darf?«
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Lass dir etwas einfallen. Schließlich hast du dir diese Suppe selbst eingebrockt. Es ist an der Zeit, dass du lernst, dich an die Regeln zu halten.«
Sein Blick war so kalt, dass Nadine fröstelte. Hätte sie Myriam zum Nachmittagskaffee eingeladen, würde Laurin sich bestimmt nicht aufregen. Aber zu diesen Partys, die wechselweise im Freundeskreis ausgerichtet wurden, kamen ausschließlich Paare, die BDSM lebten.
»Vielleicht sollte ich dich mehr an die Leine nehmen. Sophie hat es jedenfalls nicht geschadet.«
Nadine schluckte. Meinte er das jetzt ernst? Das einzige, was sie und Sophie verband, war ihre tiefe Freundschaft seit der Kindheit. Abgesehen davon waren sie so verschieden wie Sonne und Mond.
»Jetzt nimm schon dein Handy und ruf an!«
Nadine verschränkte die Arme vor der Brust und schob trotzig die Unterlippe vor. »Ich kann nicht.«
»Okay. Du hattest deine Chance.« Laurin stand auf und ging hinaus. Vermutlich würde er zur Strafe stundenlang kein Wort mit ihr reden. Dabei hatte sie sich so auf seine Heimkehr gefreut.
Mit einem leisen Seufzen stand sie auf und nahm die Teller in die Hand, um diese in die Küche hinaus zu tragen. Aber Laurin kehrte zurück, einen Rohrstock in der Hand und Nadine stellte die Teller wieder ab.
»So, jetzt werde ich mich mal an Leos Methoden halten. Offenbar war ich zu nachsichtig mit dir. Dein Verhalten hat Strafe verdient. Zieh deine Hose runter und beug dich über den Tisch.« Er deutete auf die freie Fläche der anderen Tischseite und schlug sich mit dem Rohrstock demonstrativ auf die Innenfläche der Hand.
Es konnte sich nur um einen schlechten Scherz handeln. Echte Strafen entsprachen nicht Laurins Stil. Ganz im Gegensatz zu Sophies Dom.
Hatte Laurin wirklich vor, sich an Leos Maßnahmen zu orientieren? Aber sie war nicht wie Sophie. Niemals würde sie sich einem Mann so vollkommen unterwerfen. Gewiss, die eine oder andere Regel konnte sie akzeptieren, ohne sich dabei seelisch zu verbiegen. Und eine erotische Strafe, als Teil ihres Liebesspiels, war auch vollkommen in Ordnung. Es war ein unvergleichliches Erlebnis, wenn der Schmerz in Erregung überging und aus der gespielten Unterwerfung eine Lust erwuchs, die fast unerträglich schön war. Alles andere jedoch war undenkbar, obwohl Nadine ihrem Dom nach einer besonders aufregenden Nacht, den Bauch voller Schmetterlinge und den Kopf wie leer gefegt, Gehorsam ohne Einschränkungen geschworen hatte. Gehorsam erwartete Laurin vor allem im Beisein ihrer Freunde und Nadine hatte kein Problem damit, den Anschein zu erwecken, er wäre starker Dom und hätte alles im Griff. Ausgelebt hatte er dies noch nie.
»Nun? Ich warte.«
»Netter Scherz. Aber mir ist gerade nicht nach Sex und Züchtigung.« Allerdings auch nicht nach Essen. Der Appetit war ihr vergangen und sie würde jetzt endgültig abräumen.
»So war dies auch nicht gemeint. Du bist eine ungehorsame Sub, also werde ich dich bestrafen. Nur bestrafen!« Das anhaltende Grollen in seiner Stimme ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er dies ernst meinte.
Nadine tippte sich mit dem Zeigefinger zweimal an die Schläfe. »Ich träumst wohl von Weihnachten. Oder glaubst du wirklich, dass ich mich von dir bestrafen lasse, nur weil ich nicht das mache, was du willst?«
»Wir haben eine Vereinbarung, Schätzchen.«
Schätzchen? Nadine hasste es, so genannt zu werden und Laurin wusste das. Sie rümpfte die Nase.
»Du kennst deinen Fehler. Über unsere SM-Beziehung und unseren Freundeskreis wird außerhalb nicht gequatscht. Wir wollen keine Fremden in unserer Mitte und ich will nicht, dass dies noch einmal passiert.«
»Ja, ja, ich hab’s ja verstanden und es tut mir auch leid. Wird nicht wieder vorkommen.« Nadine setzte sich mit gespielter Gleichgültigkeit hin und griff wieder nach der Gabel. »Ich hab halt nicht nachgedacht.« Um den äußeren Schein zu wahren und Gelassenheit auszustrahlen, die hoffentlich seinen Zorn besänftigen würde, schob sie sich einen Bissen in den Mund. Gegenargumente würden die Lage nur aufschaukeln. In ihrem Inneren brodelte es vor Nervosität.
»Es gibt Regeln, an die sich jeder zu halten hat. Auch du. Also gehorche.«
Laurins strenges Auftreten war Nadine fremd. Sie schluckte den Brocken herunter. Seine Miene war wie eingefroren und seine Augen wirkten stechend wie die eines Adlers, der seine Beute fixiert. Gab es ein Entkommen? Wann würde er die Situation entschärfen und anfangen zu lachen? Bestimmt wollte er ihr nur einen gehörigen Schrecken einjagen, was ihm auf jeden Fall gelungen war. Oder doch nicht? Ihr Herz schlug unangenehm hart in ihrer Brust. War es denkbar, dass es noch einen anderen Laurin gab, einen der wirklich streng sein konnte, und wenn ja, konnte sie diesen ebenfalls akzeptieren und lieben?
»Und wenn ich dir nicht gehorche? Was dann?«, presste sie hervor. »Wendest du dann Gewalt an, und schlägst mich grün und blau?«
Für Sekunden geschah nichts, er starrte sie nur an, dann senkte er die Hand und lehnte sich wie erschöpft gegen das Sideboard hinter ihm. »Traust mir das denn zu?«
Sie könnte jetzt erwidern, nein, natürlich nicht. Das war genauso ein blöder Scherz wie deiner eben. Doch statt es auszusprechen versuchte sie einfach nur, seinem Blick standzuhalten.
Laurin seufzte gequält. »Strafe kann immer nur ein Bestandteil unserer Vereinbarung sein. Ich würde dich niemals zwingen, wenn du dich weigerst. Aber wenn du deine Schuld einsiehst, solltest du als devote Sub deine Strafe annehmen. Wie Sophie es tun würde.«
Ja. Nein. Ach ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts mehr.
Laurin wirkte kraftlos, als würde ihm der Rohrstock jeden Moment aus seiner Hand gleiten.
Sag doch was, dachte Nadine. Irgendwas Nettes. Ich weiß ja, dass ich einen Fehler gemacht habe. Vielleicht sollte ich mich doch bereit erklären, Myriam anzurufen und ihr abzusagen? Aber es ist mir immer schon schwer gefallen, einen Rückzieher zu machen. Eine Zusage nimmt man nicht zurück, egal wie sie zustande gekommen ist. Und Sophie als Vorbild anzuführen ist sowas von unfair! Sophie macht keinen Unterschied zwischen erotischer Sitzung und Alltag. Für sie und Leo ist alles eins. Aber ich bin nicht so. Bist du denn so, und ich habe es bis jetzt nicht bemerkt?
Das Schweigen wurde unerträglich.
»Kannst du mir nicht einfach verzeihen?«, flüsterte sie.
Laurin seufzte. »Hast du dich denn entschuldigt?«
Nadine zuckte zusammen. Was erwartete er? Einen Kniefall? »Hey, es tut mir leid. Das habe ich doch gesagt. Ich hätte Myriam nicht einladen dürfen, du hast recht. Okay?«
Er nickte. »Wirst du sie anrufen und ihr absagen?«
Trotzig schob Nadine die Unterlippe