Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 15
»Wenn ich an Opis Erzählungen denke … wie du Anne und ihm mit deinen Streichen das Leben schwer gemacht hast … ich glaube, ich hätte dich sogar ausgesetzt, wenn du mein leiblicher Sohn gewesen wärst«, erinnerte er Mario an seine wilden Jugendjahre.
»Nana, ganz so schlimm war ich nun auch wieder nicht«, winkte Mario Cornelius eine Spur beleidigt ab.
Inzwischen waren sie wieder unten vor dem Haus angelangt und reichten sich einander die Hand.
»Nichts für ungut, Onkelchen«, scherzte Danny. Tatsächlich hatte das Treffen mit Mario seine Laune wenigstens ein bisschen gehoben, und er konnte schon mit viel weniger Groll an Tatjana denken. Wenn sie diese schwierige Zeit zusammen meisterten, würde vielleicht doch noch alles gut werden. Dieser Gedanke ging ihm noch durch den Kopf, als er auf dem Nachhauseweg war. Doch als er seinen Wagen vor dem Mietshaus parkte und sah, wer im Hauseingang stand und auf ihn wartete, waren diese Gedanken wie weggeblasen.
*
Obwohl Felicitas Norden die gemeinsamen Mahlzeiten über die Maßen genoss, war sie nicht böse, das Haus an diesem Abend ruhig vorzufinden. Lenni, die gute Seele des Hauses Norden, hatte sich frei genommen, um mit einer Freundin ins Theater zu gehen. Diese günstige Gelegenheit hatte Felix sofort genutzt und angeboten, seine Geschwister in ein Fast-Food-Restaurant zu fahren. Bis auf Dési – sie hatte Tanzunterricht – waren alle dieser Einladung nachgekommen.
»Ach, tut das gut!« Zufrieden hatte sich Fee auf die Couch zu ihrem Mann gesellt, legte die Beine auf Daniels Schoß und wackelte mit den Zehen. »Manchmal muss ich tagsüber nachsehen, ob ich überhaupt noch Füße habe. Vor Anstrengung tun sie noch nicht einmal mehr weh.«
»Oh, oh, das klingt aber gar nicht gut«, erwiderte Daniel und zog in gespielter Sorge die Stirn kraus. »Du solltest vorsichtshalber den Arzt deines Vertrauens konsultieren.« Behutsam legte er seine Hände auf ihre Zehen und begann sie sanft zu massieren.
»Das ist wunderbar!«, seufzte Fee und schloss genüsslich die Augen. »Vielleicht sollte ich den Arzt meines Vertrauens überreden, mir tagsüber als persönlicher Masseur zur Verfügung zu stehen«, murmelte sie und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Keine schlechte Idee«, spielte Daniel Norden das Spiel vergnügt mit. »Sobald sein ältester Sohn die Doktorarbeit in der Tasche hat, können wir darüber reden. Aber es kommt natürlich auch auf die Bezahlung an.«
Bei diesem Wort öffnete Fee die Augen wieder und schickte ihrem Mann einen funkelnden Blick aus ihren ungewöhnlich violetten Augen.
»Das ist ja mal wieder typisch! Ihr Männer denkt nur ans Geld.«
Diesen Kommentar quittierte Daniel mit einem verschmitzten Grinsen.
»Oh, ich könnte mir auch eine Bezahlung in Naturalien vorstellen«, erklärte er mit vielsagendem Blick auf Fees lange, schlanke Beine, die selbst nach all den Jahren ihren Reiz nicht verloren hatten.
»Naturalien also«, wiederholte seine Frau schelmisch und dachte ganz offensichtlich nach. »Ich glaube, ich hab im Kühlschrank eine Käseplatte entdeckt. Und wie ich Lenni kenne, hat sie dazu einen Teller Trauben und Birnen hergerichtet. Hmmm, mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.«
Lachend hob Daniel die Hände. Mit dieser Interpretation des Wortes ›Naturarlien‹ hatte sie ihn ausgetrickst.
»Schon gut, schon gut, ich habe verstanden«, gab sich Daniel geschlagen, stand auf und verließ das Wohnzimmer, um gleich darauf mit einem Tablett voller Köstlichkeiten zurückzukehren. »Ich wollte nur erwähnen, dass ich den Käse eigenhändig gekauft habe«, erklärte er, während er eine Flasche Wein entkorkte und zwei Gläser voll einschenkte. »Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich Jakob Rieger an der Supermarktkasse getroffen habe?«
Fee dachte kurz nach. Seit sie ihren Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie machte und dafür ein Praktikum an der Behnisch-Klinik absolvierte, hörte sie jeden Tag von allen Seiten so viele Geschichten, dass sie manchmal nicht mehr wusste,wer ihr was erzählt hatte.
»Nein, ich glaube nicht. In diesem Fall könnte ich mich nämlich wenigstens daran erinnern, wer dieser Jakob Rieger überhaupt ist.«
»Einer meiner ehemaligen Lehrer vom Gymnasium«, klärte Daniel seine Frau bereitwillig auf. Er reichte ihr das Glas Wein, ehe er sich wieder setzte. Auch Fee hatte sich aufrecht hingesetzt und begutachtete hungrig die appetitliche Käseplatte. »Bei ihm haben wir damals unseren Abistreich gespielt …«
»Ach, das ist der arme Mann, bei dem ihr den Feueralarm ausgelöst habt!«, erinnerte sich Fee an die lustige Erzählung, die ihr Mann hin und wieder zum Besten gab.
Daniels Augen begannen zu glänzen.
»Stimmt genau! Darüber haben wir im Supermarkt auch geredet«, schmunzelte er vergnügt. »Als alle Lehrer und Schüler auf dem Pausenhof waren, gab es eine riesige Wasserschlacht. Herrn Rieger hat es besonders schlimm erwischt. Er hat sich böse erkältet und ist mit einer Lungenentzündung in der Klinik gelandet. Aber das haben wir glücklicherweise erst hinterher erfahren.«
»Ist er dir noch böse?«, fragte Fee und steckte ein Stück Weißbrot, garniert mit einem Stück Bergkäse und einer Scheibe Birne, in den Mund.
»Ganz im Gegenteil«, konnte Daniel Entwarnung geben. »Bei dieser Gelegenheit hat Herr Rieger nämlich seine Frau, eine Krankenschwester, kennengelernt und laut seinen Worten viele harmonische Jahre mit ihr verbracht. Leider hat sie sich vor ein paar Monaten von ihm getrennt und er muss die geplante Afrikareise mit einem Freund machen. Die beiden kommen nächste Woche für einen gründlichen Check in die Praxis.« Auch Daniel hatte sich ein Stück Käse abgeschnitten und biss herzhaft hinein, ehe er sein Glas hob und einen Schluck von dem tiefroten Wein trank.
»Wie schön!«, freute sich Fee über dieses unvermutete Wiedersehen. »Bestimmt habt ihr euch noch viel zu erzählen.«
»Das glaube ich auch«, stimmte Daniel seiner Frau zu und maß sie mit liebevollem Blick. Ihre Art, sich für ihn zu freuen, nahm ihn jedes Mal wieder gefangen. »Aber bevor es so weit ist, erzählst du mir hoffentlich, wie dein Tag war«, bat er und streichelte ihr zärtlich über die Wange.
Genau das hatte Fee vor, und ehe es sich das Ehepaar versah, war es in ein angeregtes Gespräch vertieft. Dabei ging es nicht nur um Fees Arbeit, sondern auch um Tatjana, ihre Krankheit und um das schwierige Verhältnis zwischen Danny und ihr. Auch Marios Verabredung mit Lernschwester Carina kam zur Sprache und wurde fröhlich diskutiert. Selbst wenn die Familienmitglieder nicht anwesend waren, drehte sich doch alles um die Menschen, die Fee und Daniel so sehr liebten. Sie waren es, die ihr Leben reich und bunt machten, und die gemeinsam durchgestandenen Krisen hatten ein festes Band zwischen ihnen gewoben. Dass das auch für Tatjana und Danny galt, das konnten Fee und Daniel nur hoffen.
*
Fee und Daniel Norden ahnten nicht, dass ihr ältester Sohn im Augenblick mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen hatte.
»Bitsi, was machst du denn hier?« Danny war ebenso überrascht wie erfreut, als er zu seiner Jugendfreundin in den Hauseingang trat.
Die Malerin sah ihn einen Augenblick lang an, dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte ihr ansteckendes Lachen.
»Herrlich! Es gelingt mir immer wieder, dich zu überraschen.« Ein Windstoß fuhr durch ihr braunes Haar, und einzelne, rotbraune Strähnen