Emotional gesund leiten. Peter Scazzero

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Emotional gesund leiten - Peter Scazzero страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Emotional gesund leiten - Peter  Scazzero

Скачать книгу

das kaum Einfluss. Mir war wohl bewusst, dass es an der Zeit war, emotional gesunde Spiritualität auch in den Strukturen unserer Gemeinde zu verankern, aber ich wusste nicht, wie das zu bewerkstelligen war.

      Noch immer fühlte ich mich überfordert – ich musste mich um zu vieles kümmern (Predigen, Leitungsentscheidungen, Ausbildung von Mitarbeitern, Krisengespräche mit Mitarbeitern und Gemeindegliedern …). Und so mogelte ich mich um etliche schwierige Aspekte meiner Leitungsverantwortung herum.

       Ich drückte mich um Begegnungen, wenn ich wusste, dass sie schwierig werden würden.

       Ich beschönigte die Wahrheit, wenn es zu unbequem war, ganz ehrlich zu sein.

       Ich drückte mich darum, die Arbeit von Mitarbeitern zu bewerten, wenn sie zu wünschen übrig ließ.

       Ich stellte die notwendigen schwierigen Fragen nicht, wenn etwas offensichtlich schlecht lief.

       Ich ging zu wichtigen Sitzungen, ohne mir vorher die Zeit genommen zu haben, mir über die Tagesordnung und meine Ziele klar zu werden oder wichtige Entscheidungen im Gebet vorzubereiten.

       Ich plante nicht genügend Zeit ein, um übernommene Aufgaben auch auszuführen. Stattdessen gab ich allzu oft den Ball weiter und verhinderte so, dass meine Mitarbeiter ihr Bestes geben konnten.

       An Tagen mit wichtigen Beratungen vernachlässigte ich meine Zeit für Gebet und Stille.

       Und was vielleicht am schlimmsten war: Ich übersah konsequent die schmerzhaften Hinweise, dass mein Leben und mein pastoraler Dienst vielleicht doch nicht so gelungen waren, wie ich hoffte oder mir vormachte.

      All das spitzte sich im Jahr 2007 zu. Verschiedene schmerzhafte Erfahrungen führten dazu, dass meine zwei Jahrzehnte lang betriebene Weigerung, wirklich zu führen, in sich zusammenbrach. Unter anderem musste ich eingestehen, dass die Gemeinde als Ganze an eine Grenze gekommen war. Wir waren zwar zahlenmäßig gewachsen und hatten eine emotional gesunde Kultur und eine kontemplative Spiritualität etabliert, aber am „Gemeindebetrieb“ und am Leitungsstil der Gemeinde hatte sich nichts verändert. Jetzt wurde deutlich: Wir mussten uns um dieses Problem kümmern. Und die Veränderung musste bei mir beginnen.

      Noch einmal musste ich unter die Oberfläche meines Lebens sehen, und zwar genau – diesmal auf den unterschwelligen Schmerz und die Punkte, an denen ich als Leiter versagte. Als ich begann, darüber nachzudenken, welche Veränderungen wir brauchten, wurde mir bald deutlich: Die Prinzipien einer emotional gesunden Spiritualität im Leitungsstil und im Aufbau einer gesunden Gemeindekultur zu verankern, würde sehr viel komplizierter sein, als ich zunächst gedacht hatte.

      Es gilt als Binsenweisheit bei Führungskräften, dass man Aufgabenfelder, in denen man selbst Schwächen aufweist, an Leute delegiert, die gerade dort ihre Stärken zur Geltung bringen können. Aber ich wusste: Das war keine Lösung. Stattdessen rückte ich die Schwachpunkte meines Führungsstils ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Ich benannte in meiner Stellenbeschreibung ausdrücklich alle Aufgaben- und Verantwortungsbereiche des leitenden Pastors und übernahm so die Verantwortung dafür. Verrückt? Vielleicht. Aber ich war entschlossen, alles zu lernen, um diese Rolle auch ausfüllen zu können, zumindest eine Zeit lang. Ich nahm keine Vorträge mehr außerhalb der Gemeinde an, bildete ein Team für die Lehre, lehnte einen Vertrag für ein Buch ab und nahm selbst intensive Beratung im Blick auf die Unterwasserregionen meines Eisbergs in Anspruch – da ging es um alles, was mich daran hinderte, eine gesunde und effektive Führungsperson zu sein.

      Im Lauf von zwei Jahren erwarb ich etliche neue Schlüsselfähigkeiten, die meisten mit erheblicher Mühe. Während dieser Zeit habe ich Fehler gemacht und Menschen verletzt. Aber es entwickelten sich auch mehr Mut und Bereitschaft, schwierige Gespräche zu führen, übernommene Verpflichtungen auch auszuführen und Daten und Fakten zu sammeln, bevor wichtige Entscheidungen getroffen werden. Manche Leute haben mich falsch verstanden, manche sind aus der Gemeinde ausgetreten. Aber ich habe gelernt, dass all das nicht so wichtig ist. Wichtig ist, dass ich meine Integrität nicht verliere. Und obwohl das oft schmerzhaft war, habe ich mit der Zeit gelernt, die Wahrheit nicht nur einzugestehen, sondern in jedem Fall danach zu suchen, ohne Rücksicht darauf, wohin das dann führt.

      Ich war noch nie ein besonders begabter Leiter und werde es auch nie sein. Aber ich habe mich eine gewisse Zeit in diese Aufgabe investiert. Und Gott konnte ein paar Dinge an meiner Person verändern, die Veränderung dringend nötig hatten, wenn es mit der Gemeinde vorangehen sollte. Gerade durch die Feuerprobe meiner Führungsaufgabe konnte Gott ein paar Schichten meines falschen Ichs abschälen und mir zeigen, wie eine Veränderung von verborgenen Charakterseiten sich auf die Aufgaben und die Verantwortung eines Gemeindeleiters auswirkt.

      Ja, es ist herausfordernd

      Dieses Buch ist aus den Kämpfen und Lernschritten erwachsen, die ich im Anschluss an meine vierte Bekehrung 2007 durchlebt habe. In den Jahren seither habe ich regelmäßig Tagebuch geführt und darin meine Fragen, meine inneren Kämpfe mit Gott, meine Fehler und meine gelegentlichen Erfolge festgehalten. Trotzdem war ich sehr stark versucht, dieses Buch nicht zu schreiben. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich auf dieser Reise ein verwundeter Begleiter bin. Ich berichte ehrlich von den harten Lektionen meines eigenen Scheiterns. Und ich wünschte, ich hätte das, was ich hier beschreibe, lesen können, als ich selbst dreißig oder vierzig war.

      Wenn Sie dieses Buch ernst nehmen wollen, wird es Ihnen eine Menge abverlangen – harte Arbeit, Ausdauer, Verletzlichkeit, Selbsterkenntnis und die Bereitschaft, sich zu verändern. Ja, es ist herausfordernd. Was ich Ihnen wünsche, ist, dass der Herausforderung eine überzeugende Vision zur Seite steht: eine Vision davon, wie viel sich zum Guten ändern kann, wenn wir mutig die Schritte tun, durch die Gott uns selbst und die Weise verwandeln kann, wie wir unsere Leitungsaufgabe wahrnehmen.

      Was ich mit diesem Buch anbiete, ist die individuelle Perspektive eines Menschen, eines Pastors, der seit mehr als achtundzwanzig Jahren in einer Gemeinde engagiert ist. Sechsundzwanzig Jahre davon war ich der Hauptpastor; seit drei Jahren bin ich zuständig für Predigt und Lehre und allgemeine pastorale Aufgaben. Unsere Gemeinde in Queens besteht hauptsächlich aus ärmeren Mitgliedern, Leuten aus der unteren Mittelschicht, und umfasst dreiundsiebzig Nationalitäten. Es ist kein kuscheliges Umfeld, aber es hat guten, fruchtbaren Boden für Wachstum und Veränderung bereitgestellt – sowohl in meinem persönlichen Leben als auch in meiner Leitungsaufgabe.

      Hinter diesem Buch steht ein leidenschaftliches Anliegen: Ich möchte, dass die Kirche langfristig ihrem Auftrag treu sein und darin fruchtbar sein kann. Aber wenn wir die Welt mit der guten Nachricht von Jesus verändern wollen, müssen wir uns zuerst auf eine persönliche Reise begeben. Und diese Reise wird uns unter die Oberfläche unseres eigenen Lebens führen. Auf den folgenden Seiten biete ich eine grobe Landkarte für diese Reise an und konkrete Vorschläge und Übungen, wie Sie den nächsten Schritt für sich selbst entdecken. Diese Landkarte richtet sich nicht nur an Pfarrer, Pastoren und Prediger. Jeder Christ, der in irgendeiner Hinsicht Leitungsaufgaben wahrnimmt – ob als Gemeindeleiter, Hauskreisleiter, Kirchenvorstandsmitglied, Ältester, Kleingruppenleiter, Kindergottesdienstmitarbeiter oder auch als Führungskraft in nichtkirchlichen Kontexten –, findet hier Anregungen, die ihm helfen, effizienter zu leiten und die eigene Person verändern zu lassen.

      Wie Sie dieses Buch lesen können

      Ich habe das Buch in zwei Teile gegliedert. Teil 1 beschäftigt sich mit dem inneren Leben, Teil 2 mit dem äußeren. In Teil 1 stellen wir uns vier Kernaufgaben, an denen kein Leiter vorbeikommt: den eigenen Schatten erkennen, Ehe oder Singledasein als Basis für gute Führungsqualität gestalten, das Leben verlangsamen, um Gottes Liebe zu erfahren, und die Einübung einer Sabbatkultur.

      Teil 2 baut auf dem Fundament einer emotional

Скачать книгу