Emotional gesund leiten. Peter Scazzero
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Aber wichtiger als das, was Sie tun, ist etwas anderes: wer Sie sind. Warum? Weil die größte Gabe, die Sie anderen weitergeben können, die Liebe Jesu ist, die in Ihnen wohnt. Mehr als durch das, was Sie tun, werden Sie Menschen immer dadurch erreichen, wer Sie als Person sind – und wie stark die Liebe Jesu aus Ihnen spricht. Ob Sie aus der Beziehung zu Gott leben, wird letzten Endes viel wichtiger sein als das, was Sie für Gott tun.
Wir können nichts geben, was wir nicht haben. Wir können nicht anders helfen, als indem wir geben, was wir besitzen.
Wenn wir das, was wir verkündigen, nicht selbst durchlebt haben und daran gewachsen sind und es uns nicht verändert hat, wird das geistliche Wachstum der Menschen, denen wir dienen wollen, gehemmt. Ich sage nicht, dass es überhaupt kein Wachstum geben wird. Nur eben nicht viel. Und ich weiß, wovon ich rede.
Die ersten Jahre meines Dienstes als Pastor waren dadurch gekennzeichnet, dass ich Dinge gepredigt habe, die ich nicht selbst durchgestanden und reflektiert hatte. Ich nahm mir einfach nicht die Zeit dafür. Ich dachte: Wie kann man in einer leitenden Position alles, was man da jede Woche anderen weitergeben soll, selbst innerlich verarbeiten und noch Zeit haben für das Alltagsgeschäft eines Hauptpastors? Ich habe nicht genug an meiner eigenen inneren Entwicklung gearbeitet. Ich habe nicht in Betracht gezogen, welche Prägungen meiner Ursprungsfamilie ich mit in meine Aufgabe als Hauptpastor einer Gemeinde gebracht hatte. Ich war nicht bereit, Zeit zu investieren, um einen erfahreneren Mentor oder Seelsorger zurate zu ziehen, nicht bereit, anzuschauen, was da unter der Oberfläche schlummerte. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, eine Gemeinde zu gründen und dafür zu sorgen, dass sie funktionierte. Ich dachte: Solange ich meine Gaben für Gott einsetze und es irgendwelche sichtbaren Früchte gibt, ist alles in Ordnung – auch wenn ich selbst mich im Chaos und getrieben fühlte.
Das war falsch.
Es lässt sich nicht leugnen: Meine innere Realität spiegelte sich exakt in dem, was ich nach außen tat. Wie auch nicht? Ich war blind für etwas Entscheidendes: Wer ich als Person vor Gott bin, das ist viel wichtiger als das, was ich für Gott tue.
Bevor Jesus irgendetwas in der Öffentlichkeit tut, sorgt er für eines: Er vergewissert sich, dass der Vater ihn liebt. Das ist die Wurzel, aus der er lebt. Dreißig Jahre lang tut Jesus nichts, was irgendwie Beachtung verdient hätte. Und doch sagt Gott zu ihm, bevor er in der Öffentlichkeit in Erscheinung tritt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude“ (Lk 3,22).
Um dieses Gegenüber von Tun und Sein geht es in den drei Versuchungen, mit denen der Satan Jesus nach seinem vierzigtägigen Fasten konfrontiert (Mt 4,1-11). Zwei der drei Einflüsterungen Satans beginnen mit den Worten: „Wenn du Gottes Sohn bist … [tu dies und das].“ Beim dritten Anlauf versucht Satan, Jesus zu bestechen, damit „du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest“. Der Böse ist darauf aus, dass Jesus sein Leben und sein Wirken darauf gründet, was er tut, nicht darauf, wer er ist. Und ich bin überzeugt: Dieselbe Versuchung präsentiert Satan bis heute jedem, der in der Gemeinde Gottes Leitungsverantwortung hat. Wenn wir ihr erliegen, werden wir Hals über Kopf in Projekte einsteigen, die Gott nie von uns erwartet. Und je länger je mehr werden wir die Verbindung zur Liebe des Vaters verlieren.
Was können wir tun, um dem Einfluss dieses verhängnisvollen giftigen Gesetzes nicht zu erliegen? Sprechen Sie mir nach – laut: Was ich tue, ist nicht unwichtig. Aber viel wichtiger ist, wer ich bin. Jesus hatte eine oberste Priorität: seine Gemeinschaft mit dem Vater. Der Sohn zu sein. Das weist darauf hin, worauf wir achten müssen: Gibt es Anzeichen dafür, dass ich mehr für Gott tue, als es meiner Beziehung zu ihm wirklich entspricht? Hinweise, dass es so ist, können z. B. sein: Unruhe, Reizbarkeit, ständiges Sich-Getrieben-Fühlen … Sorgen Sie dafür, dass eines klar ist: Oberste Priorität ist es, jeden Tag Gottes Gegenwart zu suchen und nach seinem Willen zu fragen.
Giftiges Gesetz Nr. 3: Oberflächliche Spiritualität ist okay.
Jahrelang habe ich von Annahmen gelebt. Ich nahm an, dass jeder, der zum Gottesdienst kam und die Bibel und ihre Botschaft kennenlernte – ob nun bei uns oder in anderen Gemeinden – eine Veränderung erleben würde. Ich nahm an, dass unsere begabtesten Lobpreisleiter in ihrem persönlichen Leben ebenso große Leidenschaft für Christus an den Tag legten, wie sie es vor der Gemeinde taten. Ich nahm an, dass jede Pastorin, Gemeindemitarbeiterin, jeder Missionar, Kirchenvorstand oder Bischof regelmäßig etwas dafür tut, die eigene Beziehung zu Jesus zu vertiefen.
Diese Annahmen waren falsch.
Heute lebe ich nicht mehr von Annahmen. Heute frage ich nach.
Ich frage meine leitenden Mitarbeiter und andere Menschen in Leitungsfunktionen danach, was sie tun, um ihre Beziehung zu Gott lebendig zu erhalten. Ich frage etwa: „Erzähl mir was über deinen Tagesablauf. Wie oft nimmst du dir Zeit zum Bibellesen – nur für dich, nicht, um eine Veranstaltung vorzubereiten? Wie viel Zeit hast du allein mit Gott?“ Ich frage danach, wie jemand seine Stille Zeit gestaltet. Je häufiger ich Pastoren und christlichen Führungsleuten in der ganzen Welt diese Fragen stelle, umso besorgter werde ich. Denn die meisten haben keine guten Antworten.
Das Problem ist in den allermeisten Fällen dasselbe: Solange jemand seinen Job macht, ob nun hauptberuflich oder ehrenamtlich, sind alle zufrieden. Wenn die Arbeit floriert, sind wir begeistert. Denn wer sind wir schließlich, dass wir beurteilen könnten, ob die Christusbeziehung eines anderen oberflächlich ist oder zu wünschen übrig lässt? Ja, es stimmt, wir wollen nicht richten. Aber wir wollen urteilsfähig sein. Dass wir die Gaben und Fähigkeiten haben, um Leute anzuziehen und jede Menge Aktivitäten zu entwickeln, heißt noch nicht, dass die Gemeinde oder das Werk, das wir aufbauen, Menschen in eine enge Beziehung zu Jesus bringt.
Gottes Auftrag an Samuel (1 Sam 16,7) gibt mir in dieser Hinsicht zu denken: „Der Herr sprach zu Samuel: … ,Ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz.‘“ Mit anderen Worten: Es kann uns nicht nur um die äußeren Fakten gehen. Es muss uns um das Herz gehen. Zuallererst um unser eigenes.
Schauen wir in die Geschichte. Im siebten Jahrhundert gab es in Arabien und Nordafrika blühende Gemeinden mit einer reichen Geschichte und Tradition, die bis ins erste Jahrhundert zurückreichte. Sie waren theologisch gebildet, verfügten über weithin bekannte Gemeindeleiter und Bischöfe und übten einen beträchtlichen Einfluss auf die Kultur ihrer Umwelt aus. Und doch gelang es dem Islam in sehr kurzer Zeit, das Christentum in dieser Gegend zurückzudrängen. Die meisten Kirchenhistoriker sind sich darin einig, dass es diesen Gemeinden an geistlichem Tiefgang fehlte und sie deshalb nicht in der Lage waren, der neuen Religion etwas entgegenzusetzen. In den Gemeinden stritt man sich um relativ unwichtige dogmatische Spitzfindigkeiten und war nicht mehr bereit, auch in dem Mitchristen, der eine andere Auffassung vertrat, Christus zu erkennen. Auch hatte man es versäumt, die Bibel ins Arabische, in die Sprache des Volkes zu übersetzen. So kam es, dass die Kirchen zwar voll waren und das Spendenaufkommen stabil, aber die Menschen waren nicht in Jesus gegründet. Weil die Gemeinden kein solides geistliches Fundament hatten, zerbrachen sie angesichts eines kämpferischen, intoleranten Islam erschreckend schnell.
Wie können wir der Verlockung dieses giftigen Gesetzes widerstehen?
Indem wir entschleunigen. Indem wir lernen – zum Beispiel von der kontemplativen Tradition. Von den Schriften der Kirchenväter und -mütter. Und von der ganzen weltweiten Kirche. Von Christen, die vielleicht