Oliver Twist. Charles Dickens
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»Glauben Sie?« fragte der Leichenbestatter in einem Ton, halb zustimmend, halb ablehnend. »Die Kosten, die wo mir die Herren Vorstände bewillichen, sin sehr niedrich.«
»Ihre Särge aber auch«, erwiderte der Kirchspieldiener und verzog sein Gesicht zu einem Lächeln, das seiner hohen Stellung angemessen war.
Mr. Sowerberry fühlte sich durch diese Herablassung nicht wenig geschmeichelt und lachte eine Weile geziemend.
»Nun ja, Mr. Bumble«, sagte er schließlich. »Zu leuchnen ist freilich nich, dass seit Einführung des neuen Systems die Särge niedricher und kürzer geworden sind, als sie sonst waren, aber schließlich muss man sie doch haben, Mr. Bumble. Gutes trocknes Holz ist nich billich und die Beschläge beziehe ich direkt aus den Eisenfabriken in Burmingham.«
»Jawohl, jawohl, ich weiß, ich weiß«, sagte Mr. Bumble. »Jedes Geschäft hat so seine kleinen Kniffe, und das nimmt man auch nicht übel.«
»Natürlich nich, natürlich nich«, stimmte der Leichenbestatter ein. »Wenn auch bei meinem Artikel nich viel zu verdienen is, so muss ich eben schauen, es anderswo wieder hereinzubringen – hihihi.«
»Sehr richtig«, sagte Mr. Bumble. »Übrigens so nebenbei: wissen Sie nicht jemanden, der einen Lehrjungen brauchen könnte; einen Jungen aus dem Arbeitshaus, einen, der uns nicht vom Hals geht, und den wir am Bein haben wie eine Kette. Feine Bedingungen, Mr. Sowerberry! Sehr feine Bedingungen!« dabei deutete Mr. Bumble mit seinem Stock auf den Zettel, der auf dem Tor klebte, und führte drei nachdrückliche Schläge gegen die Worte »fünf Pfund«, die dort mit großen Lettern zu lesen waren.
»Saperment, Saperment«, rief der Leichenbestatter und fasste Mr. Bumble an einem seiner goldnen Knöpfe. »Darüber wollte ich gerade mit Ihnen sprechen. Übrigens alle Achtung, was für ein eleganter Knopf ist das, Mr. Bumble. Den habe ich ja noch nie an Ihnen gesehen.«
»Ja, ja, er ist ganz hübsch«, sagte der Kirchspieldiener und blickte mit Stolz auf seine großen Metallknöpfe. »Und das Wappen des Kirchspiels ist drauf. Sie sehen: der barmherzige Samariter, wie er sich des Kranken annimmt. Die Herren Vorstände verliehen mir das Wappen an jenem Morgen, Mr. Sowerberry, als ein Arbeiter damals infolge Übernachtens in einem Torwege erfroren war.«
»Ja, ja, ich erinnere mich«, sagte der Leichenbestatter. »Die Leichenbeschaukommission fällte damals den Spruch: gestorben infolge Erfrierens und aus Mangel an den gewöhnlichsten Lebensbedürfnissen. Wars nich so?«
Mr. Bumble nickte. »Ja, ja, die Leichenbeschauer«, sagte er und fasste seinen Stock fester, – was er immer tat, wenn er ärgerlich wurde. »Unsre Leichenbeschauer sind ein ganz ungebildetes dummes Pack.«
»Ja, das stimmt«, erwiderte Sowerberry.
Mr. Bumble nahm seinen Dreispitz ab, nahm das darin befindliche Taschentuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn, den der Ärger seinem Haupte entlockt, und setzte den Hut wieder auf. Dann wandte er sich mit verändertem Ton an den Leichenbestatter.
»Na also, wie ist’s, was solls mit dem Jungen?«
»Nun, Sie wissen«, erwiderte der Leichenbestatter. »Sie wissen, Mr. Bumble, ich trache eine hübsche Summe mit zu den Armensteuern bei.«
»Hem«, hüstelte Mr. Bumble. »Na und?«
»Na und da dachte ich«, fuhr Sowerberry fort, »wenn ich schon so viel zahle, habe ich vielleicht auch ein Recht, es anderweits irchendwo wieder hereinzubringen, Mr. Bumble. Na und da dachte ich, ich könnte den Jungen vielleicht nehmen.«
Mr. Bumble ergriff ihn am Arm und führte ihn sofort ins Haus. Dann schloss er sich fünf Minuten mit ihm ein, und es wurde zwischen ihnen vereinbart, dass Oliver noch heute Abend zu Mr. Sowerberry kommen sollte – vorderhand nur zur Probe – eine Phrase, die, auf einen Kirchspielwaisenknaben angewendet, weiter nichts zu bedeuten hatte, als dass der Lehrmeister berechtigt war, wenn er nach einer kurzen Probezeit bemerkte, dass der Junge mehr zu arbeiten imstande war, als er Essen brauchte, mit diesem eine bestimmte Zahl von Jahren verfahren konnte, wie es ihm beliebte.
Als der kleine Oliver noch am selben Abend den Herren Vorständen vorgeführt wurde und erfuhr, er solle sogleich zu einem Sargtischler als Laufbursche in die Lehre gegeben oder zur See geschickt werden, falls er sich unterfangen sollte aufzumucken, da legte Oliver so wenig Erregung an den Tag und blieb so stumpf allem gegenüber, was er anhören musste, dass man ihn einstimmig als einen der verstocktesten jungen Galgenvögel erklärte; Mr. Bumble bedeutete ihm, sofort mitzukommen.
Wenn es auch weiter nicht zu verwundern war, dass die Herren Gemeindevorstände darüber in Entrüstung gerieten, dass sich ein junger Mensch, der ihrer Fürsorge anvertraut war, in einem solchen Falle gänzlich empfindungslos zeigte, so beurteilten sie dennoch den Fall ganz falsch. Die Sache lag einfach so, dass Oliver nicht nur nicht empfindungslos war, sondern vielmehr infolge der schlechten Behandlung, die er erfahren, sich auf dem besten Wege befand, für sein ganzes Leben in einen Zustand tierischer Stumpfheit und geistiger Umnachtung zu versinken. Unbeweglich und stumm hörte er die an ihn gerichteten Worte an, scheinbar vollständig gleichgültig gegenüber seinem weiteren Schicksal. Nachdem man ihm sein Bündel, bestehend aus einem kleinen Paket, in die Hand gedrückt, zog er seine Mütze über die Augen und ließ sich widerstandslos von Mr. Bumble hinausführen. Eine Zeit lang schleifte ihn der Kirchspieldiener hinter sich her, ohne ihn eines Blickes oder Wortes zu würdigen. Es war ein windiger Tag, und wenn der Luftzug Mr. Bumbles Rockschöße aufwehte, wobei die langzipflige Kirchspieldienerweste und die Kniehosen aus gelbem Samt sich den Blicken enthüllten, verschwand der kleine Oliver fast ganz hinter den flatternden Kleidungsstücken. Als sie sich knapp vor ihrem Ziel befanden, hielt es Mr. Bumble für an der Zeit, seinen Blick zu senken und sich zu überzeugen, ob der Junge soweit präsentabel sei, um das Wohlgefallen seines neuen Meisters und Herrn erwecken zu können.
»Oliver!« sagte er.
»Ja, Sir?« erwiderte Oliver mit bebender Stimme.
»Schieb