Oliver Twist. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Oliver Twist - Charles Dickens страница 23
»Gerichtsdiener«, rief Mr. Fang und legte seine Zeitung weg, »was liegt gegen den Menschen vor?«
»Gegen ihn nichts, Euer Gnaden«, erwiderte der Diener. »Er ist der Ankläger dieses Jungen.«
»So, dieses Jungen, so«, sagte Mr. Fang und musterte Mr. Brownlow von Kopf bis zu Füßen verächtlich. »Beeidigen Sie ihn.«
»Ehe man mich vereidigt, muss ich bitten, die Sache erklären zu dürfen«, protestierte Mr. Brownlow. »Ich würde niemals geglaubt haben, wenn es mir nicht selbst widerfahren wäre, dass -«
»Halten Sie den Mund«, rief Mr. Fang gebieterisch.
»Das werde ich nicht tun, Sir«, opponierte der alte Herr.
»Sie schweigen augenblicklich, oder ich lasse Sie hinauswerfen«, schrie Mr. Fang. »Sie sind ein unverschämter frecher Kerl. Wie können Sie sich erdreisten, in dieser Weise mit mir zu sprechen!«
»Was!« rief der alte Herr, vor Zorn errötend.
»Vereidigen Sie den Kerl!« befahl Mr. Fang. »Ich will weiter nichts hören.«
Mr. Brownlow war aufs äußerste entrüstet, überlegte sich aber, dass er Oliver nur schaden müsse, wenn er weiter so energisch auftrete, unterdrückte daher seinen Ärger und ließ sich ruhig vereidigen.
»Nun«, fragte Mr. Fang, »was liegt gegen den Burschen vor? Was haben Sie vorzubringen, Sir?«
»Ich stand vor einem Bücherladen«, begann Mr. Brownlow.
»Halten Sie den Mund«, rief Mr. Fang. »Wo ist der Wachmann? So. Hier. Beeidigen Sie den Wachmann. Also, Wachmann, was hat’s gegeben?«
Der Polizeimann berichtete mit gebührender Unterwürfigkeit, wie er Oliver verhaftet, durchsucht, aber nichts bei ihm gefunden habe, und wie alles weiter gekommen sei.
»Sind Zeugen da?« fragte Mr. Fang.
»Nein, Euer Gnaden.«
Einige Minuten saß der Kommissär schweigend da, dann wandte er sich zu Mr. Brownlow und sagte mit steigendem Ärger:
»Wollen Sie jetzt hier aussagen, was Sie gegen den Jungen vorzubringen haben, oder wollen Sie es nicht? Man hat Sie vereidigt. Wenn Sie Ihre Aussage verweigern sollten, lasse ich Sie wegen Irreführung der Behörden bestrafen, verlassen Sie sich darauf – ich schwör’s bei -«
Bei was oder bei wem er es beschwören wollte, kam nicht heraus, denn im richtigen Moment husteten der Schreiber und Schließer so laut sie konnten, und außerdem ließ ersterer ein schweres Buch zu Boden fallen und verhinderte, dass man den Fluch verstehen konnte.
Des öfteren unterbrochen und wiederholt beschimpft, konnte Mr. Brownlow endlich die nötigen Angaben machen und schloss mit dem Bemerken, er sei im ersten Augenblick dem Jungen nachgelaufen, nur weil er ihn habe fliehen sehen. Dann gab er der Hoffnung Ausdruck, man möge mit Oliver so gelinde verfahren, wie es das Gesetz nur irgend zuließe, falls es sich herausstellte, dass Oliver nicht selbst der Dieb sei, sondern nur mit Dieben in Verbindung stünde.
»Er hat sich bereits ernstlich beschädigt«, schloss der alte Herr, »und ich fürchte, glauben zu dürfen, dass ihm nicht sehr wohl zumute ist.«
»Das können Sie freilich glauben«, rief Mr. Fang grinsend. »Hallo, lass jetzt den Firlefanz, Bursche, es nützt dir hier nichts. Wie heißt du?«
Oliver wollte antworten, aber die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Er war leichenblass, und alles drehte sich um ihn.
»Wie heißt du, Schuft, erbärmlicher?« fragte Mr. Fang. »Polizeidiener, wie heißt der Bursche?«
Der Angeredete, ein dicker alter Mann mit einer gestreiften Weste, beugte sich über Oliver und wiederholte die Frage. Da er aber merkte, dass der arme Junge vor Entsetzen die Frage kaum verstand, und er fürchtete, der Kommissär würde nur umso wütender werden, wenn er nicht bald eine Antwort bekäme, erging er sich in allerlei Mutmaßungen.
»Er sagt, er heiße Tom White, Euer Gnaden«, sagte er endlich.
»Er kann wohl nicht deutlich genug sprechen, dass man’s hören kann, was?« rief Mr. Fang. »Also gut, wo wohnt er?«
»Wo er gerade kann, Euer Gnaden«, antwortete der Diener, trotzdem Oliver kein Wort gesprochen hatte.
»Hat er Eltern?«
»Er sagt, sie wären gestorben, wie er noch klein war, Euer Gnaden«, antwortete der Mann mit der gestreiften Weste, indem er sich auch diese Worte wieder erfand.
Als das Verhör einen Moment stockte, hob Oliver mit flehendem Blick den Kopf und bat matt um einen Schluck Wasser.
»Unsinn«, rief Mr. Fang. »Dass du dich nicht etwa unterstehst, mir da Lügen vorzureden.«
»Ich glaube wirklich, er ist krank, Euer Gnaden«, wendete der Gerichtsdiener ein.
»Das weiß ich besser, schweigen Sie«, sagte Mr. Fang.
»Geben Sie acht auf ihn, Gerichtsdiener«, warnte der alte Herr, »er wird gleich umfallen.«
»Weg da, Gerichtsdiener«, schrie der Kommissär. »Soll der Bursche nur umfallen, wenn’s ihm Spaß macht.«
Oliver jedoch machte von dieser freundlichen Erlaubnis wirklich Gebrauch und fiel sofort ohnmächtig zu Boden. Die in der Amtsstube befindlichen Unterbeamten sahen einander an, aber keiner wagte die Hand zu rühren.
»Ich habs gleich gesehen, dass er sich verstellt«, triumphierte der Kommissär, als ob er jetzt einen unbestreitbaren Beweis in der Hand hätte. »Lasst ihn nur liegen, er wirds schon satt kriegen.«
»Wie