Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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sah ihn an und mußte wieder dieses starke Verlangen bekämpfen. Sie sehnte sich nach dem Geruch seiner Haut und der Berührung seiner Arme. Sie wünschte sich, ihn Zärtlichkeiten flüstern zu hören und dabei in diesen rauschhaften Zustand zu geraten, den sein heißes Begehren bei ihr auslöste.

      Um nicht in Versuchung zu geraten, dachte sie wieder an Sandro. Der Gedanke an den Sohn ihres verstorbenen Mannes schenkte ihr plötzlich eine unerwartete Kraft.

      »Doch, Kai. Ich kann es besser treffen – wenn du Hasenfuß endlich den Mut findest, mich zu heiraten.«

      »Was? Oho!« Er stutzte. »Hasenfuß? Ich bin kein Hasenfuß, Klaudia. Ich liebe dich über alles und bekenne mich mutig zu meiner Vernunft. Darum erwarte ich nicht von dir, einen kleinen Arzt wie mich zu heiraten.« Er lachte über ihren entsetzten Blick und schloß sie in die Arme. »Gut, wir heiraten, wenn du es willst. Ich bin begeistert. Und ich werde dich jedes Wochenende in deiner Villa in Hamburg besuchen und den Windeldienst verrichten.«

      Da schob sie ihn von sich. »Das glaube ich nicht. Eher wirst du die Wochenenden mit Sandro verbringen. Er will nämlich aufs Internat Rabenhorst und träumt schon davon, mit dir zu segeln.«

      »So. Davon träumt er? Das ehrt mich.«

      »Mich ärgert es. Ich werde euch beide vermissen.« Sie lächelte, ihre Augen strahlten ihn an, bis sie sie schloß und er sie mit einem heißen Kuß beglückte.

      »Du bist eine gewitzte Frau, Klaudia. Fällt dir denn eine Lösung ein, die uns allen gerecht wird?«

      »Die Villa an der Elbchaussee gehört Sandro. Ich habe nur Wohnrecht darin. Aber ich besitze noch meine kleine Villa. Ich werde sie verkaufen, damit wir dein Haus ausbauen können. Karla wird mit nach Brädrum kommen, Günther findet leicht eine neue Stellung.«

      »Ja, aber du? Wirst du hier glücklich sein?«

      Sie umarmte ihn. »Was für eine Frage! Ich bekomme ein Kind von dir, auf das du dich von Herzen freust!«

      »Und deshalb keine Reisen nach Paris und Rom, keine beruflichen Excursionen in die Karibik? Keine Empfänge und Sitzungen in der Redaktion?«

      Sie schmunzelte. »Vorerst bestimmt nicht. Ich will vorerst nur für euch beide da sein.«

      »Und für Sandro, wenn er kommt? Gib’s zu. Ich kenn dich doch!«

      Sie schmiegte sich an ihn. »Ich weiß, Kai. Mein spätes Glück kommt unverdient, aber ich muß es mit beiden Händen festhalten und hüten wie meinen Augapfel.«

      An diesem Abend fuhr Klaudia nicht nach Hamburg zurück. Sie verbrachte ihn mit Kai, dem Vater ihres Kindes und ihrem zukünftigen Ehemann in stiller Zufriedenheit.

      *

      Vier Wochen später gaben Klaudia und Kai sich das Eheversprechen in der kleinen Brädrumer Kirche. Zu den wenigen Gästen gehörten außer Sandro und dem Ehepaar Nolte auch Beate von Redwitz und ihr Verlobter Detlef Barmfeld. Sie hatten, kaum erfuhren sie von dem Zustand der Braut, ihre eigene Hochzeit um vier Wochen verschoben.

      Detlef brachte eine ganze Ladung seines gesunden Gemüses an, und deshalb war es zwischen ihm und Sandro zu einer Auseinandersetzung gekommen. Sandro hielt das Geschenk für völlig daneben und mußte sich von Tante Beate prompt eine Strafpredigt anhören.

      Es war Kai, der die Mißstimmung aus der Welt schaffte, weil er Karla gleich dazu überredete, das Gemüse noch für das Festmahl zuzubereiten. So kam es, daß sich an diesem warmen Septembertag ein Dutzend gutgelaunter Gäste um die aufgebauten Gartentische setzten und ganze Platten Mohrrüben-Rohkost, Spinatkuchen und überbackene Zucchini verputzten.

      Rena machte sich zwischendurch in der Küche nützlich, um Karla beim Servieren zu helfen. Günther, der an diesem Tag seinen Abschied als Butler feierte, griff währenddessen zur Gitarre und gab dem jungen Paar ein Ständchen.

      »Er spielt furchtbar«, bemerkte Karla und sah Rena kopfschüttelnd an. »Er hat das Gitarrespiel ja erst begonnen, nachdem Frau von Redwitz ihm gekündigt hat. Sozusagen als Ablenkung von seinem Kummer. Nun sollte er die Gitarre doch wieder an den Nagel hängen. Das wäre für uns alle besser.«

      »Aber warum denn?«

      »Es geht ihm wieder prima, weil Beate von Redwitz ihn draußen in Vierlanden anstellen will. Sie brauchen dort jeden Mann, wenn sich der Bio-Betrieb vergrößert.«

      Rena war heute die bei weitestem eleganteste Erscheinung. Sie schnitt eifrig Baguettes in Stücke, störte sich aber kein bißchen an den vielen Krümeln, die ihr rostrotes langes Samtkleid überrieselten.

      »Das wird für Sandro nett sein. Er kennt Günther doch seit seiner frühesten Kindheit«, sagte sie leichthin.

      »Ich glaub nicht, daß Sandro sich noch häufig bei seiner Tante in Vierlanden aufhalten wird. Er hat sich doch durchgesetzt und wird nach Weihnachten aufs Internat gehen. Das liegt hier ganz in der Nähe.«

      »Das wußte ich nicht«, staunte Rena. »Davon hat mir keiner was gesagt. Nicht mal Klaudia. Und das unter Freundinnen!«

      Karla räusperte sich. Sie traute Rena immer noch nicht. »Sie haben anderes zu tun, als sich unsere Familiengeschichten anzuhören. Jetzt sitzen Sie doch endlich auf dem Chefsessel.« Sie hob zwei Kuchenplatten an. Dabei schüttelte sie unwillig den Kopf. »Eine Küche wie diese ist eine Zumutung«, wechselte sie schnell das Thema. »Reicht gerade mal für zwei Personen. Bis alles umgebaut ist, vergeht noch ein Jahr, sagt der Doktor. Na, wenigstens ist er ein guter Arzt. Ich kann sicher sein, daß er mich gut behandelt, wenn ich in diesem Chaos einen Schwächeanfall bekomme.«

      Rena folgte ihr lachend mit den beiden Brotkörben. Sandro saß zwischen Ralf und Kai und hörte selbstvergessen zu, wie die von den alten Zeiten in der Hilfsorganisation erzählten. Detlef Barmfeld hatte sich einen alten Eimer organisiert, ihn umgedreht und schlug darauf den Takt zu Günthers Geklimper. Und über dieser Idylle lag der warme Glanz der Septembersonne.

      »Wo ist Klaudia?« Rena beugte sich zu Kai.

      »Sie ist mit Beate ins Haus gegangen und zeigt ihr die Räume.«

      »Die beiden sollten jetzt lieber nicht gestört werden«, blinzelte Ralf seiner Frau zu.

      »Tante Bea und Klaudia sehen sich das Haus gar nicht an«, unkte Sandro. »Sie schimpfen über mich.«

      »Nein, sie tauschen Erfahrungen über Kindererziehung aus«, verbesserte Onkel Detlef. »Beate versteht eine Menge davon, Klaudia kann davon nur profitieren!«

      »So ’n Quatsch!« Sandro wippte mit seinem Stuhl nach hinten, stützte seine Füße an der Tischkante ab und schlug sich auf die Schenkel. Dabei war er so laut, daß sich alle Blicke auf ihn richteten.

      Kai erhob sich, er legte seine Hand auf Sandros Schulter. »Komm bitte mal mit, du Ungeheuer.«

      »Warum denn?«

      »Weil ich dich darum gebeten habe.«

      Sandro verdrehte die Augen, aber er folgte ihm doch hinters Haus.

      »Du hältst dich wohl für den großen Helden, wie? Nur, weil du deine Tante weichgeklopft hast? Und nun denkst du, du kannst dich über sie lustig machen? Nein, Sandro, du darfst Tante Bea

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