Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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geh bitte zu ihr, und sag’s ihr.«

      »Jetzt?«

      »Ja, jetzt.«

      Sandro stöhnte, dann wandte er sich mit ungelenken Schritten ins Haus. Hier, im schattigen Wohnzimmer, das durch Klaudias Bemühungen schon etwas gemütlicher geworden war, saßen die Braut und ihre Schwägerin auf dem alten Bauernsofa.

      Beates Hand ruhte auf Klaudias rundlichem Bauch. Das verwirrte den Jungen, der doch gerade erst zwölf geworden war. Er stand wie versteinert unter der Tür. Tante Bea bemerkte ihn zuerst. Sie lächelte.

      »Komm nur her, Sandro. Weißt du, ich bekomme keine Babies mehr, aber das Gefühl, einem ungeborenen Kind Wärme vermitteln zu können, ist mit nichts zu vergleichen.«

      »Das ist aber Klaudias Kind. Du darfst es nicht liebhaben.«

      Behutsam schob Klaudia Beates Hand von ihrem Bauch. Sie erhob sich. Ihr cremefarbenes Kleid aus fließendem Stoff war schmal geschnitten, eine späte weiße Rose hinter ihrem Ohr war der einzige Schmuck.

      Sie ging auf ihn zu. »Tante Bea muß mein Baby sogar liebhaben, Sandro. Ich wünsche es mir von ihr zu meiner Hochzeit. Bestimmt kann sie das. Wir beide, Tante Bea und ich, haben dich doch auch lieb. Es hat lange gedauert, bis wir es schafften, die Liebe der anderen wie die eigene zu achten.«

      »So ’n Quatsch! Und wenn dein Baby da ist, was wird dann?«

      Klaudia blickte sich hilfesuchend zu Beate um. Die streckte die Arme nach Sandro aus. »Komm mal her, du Knirps!«

      Es geschah ein Wunder, denn Sandro eilte auf seine Tante Bea zu und ließ sich von ihr wie ein kleines Kind umarmen, als fürchte er plötzlich, es sei das letzte Mal.

      »Es war Klaudia, die mich dazu überredet hat, dich im Internat Rabenhorst anzumelden. Und das ein Jahr früher, als dein Vater es geplant hatte. Ich habe mich dagegen gewehrt, weil ich voraussah, sie würde nun viel mehr Zeit mit dir verbringen als ich. Das tat weh. Aber ich kam deinem Wunsch am Ende doch gern nach, weil…«

      »… weil?« In seinen Augen standen Tränen. Sie mochte zickig sein, wie sie wollte, aber der Abschied von Tante Bea würde ihm nicht so leichtfallen, wie er angenommen hatte.

      »Weil du lange im Schatten des Glücks gelebt hast, und hin- und hergestoßen wurdest. Klaudia und ich haben uns geschworen, daß dir das in Zukunft erspart bleibt. Unser spätes Glück muß uns deshalb Flügel wachsen lassen. Flügel, die uns über alle Kränkungen der letzten Jahre hinwegtragen und die sich in Zukunft immer schützend über dir ausbreiten werden.«

      »Und wenn mein Baby etwas größer ist, werde ich es Tante Bea gern anvertrauen, Sandro. Ich hoffe dann, du bist groß genug, um sogar die Flügel deines Jungen-Glücks schützend über meinem Liebling auszubreiten.«

      Bea blickte über Sandros Kopf zu Klaudia hinüber. Die beiden Frauen lächelten sich an.

      »Oder meinst du, das ist alles Quatsch?« fragte Klaudia vorsichtig.

      »Es gibt Übleres«, kam es gepreßt aus Tante Beas Armen. »Papi hätte gesagt, ein richtiger Mann muß mit Angestellten umgehen können. Meinst du, Tante Bea, das gilt auch für Babies?«

      »Selbstverständlich.«

      Er sah zu ihr hoch. Ganz allmählich entstand ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht, das jetzt sogar frech strahlte.

      »Onkel Detlefs Gemüse ist übrigens Spitze. Meinst du, ich kann noch davon nehmen?« Und kaum hatte sie genickt, war er draußen.

      »Hoffentlich bekommt er nächstes Jahr auf dem Internat auch gesunde Kost«, überlegte Beate.

      »Ach, Bea! Du bist wirklich die beste Tante der Welt!« Klaudia streckte lachend die Hand aus, um sie wieder in den Garten zu führen.

Drei kleine Detektive

      Es war ein herrlicher Maitag. In der Nacht waren in dem großen Garten hinter dem Haus die Knospen an den Rosensträuchern aufgeblüht. Allerdings hatte Christine keine Zeit, all diese Schönheit zu genießen. Sie stand mit mehlbestäubten Händen in der Küche und knetete einen widerspenstigen Teigklumpen. Ausgerechnet jetzt mußte es auch noch an der Tür klingeln!

      Die junge Frau klopfte eilig ihre Hände über dem Ausguß ab. Im selben Moment erklang aus der Diele ein dumpfes Geräusch, dem ein durchdringendes Geheul folgte. Christine eilte hinaus und fand ihre jüngste Tochter Florentine heulend am Fuß des Treppengeländers. »Aua, tut weh!« jammerte die Kleine und hielt sich das Köpfchen.

      Mitfühlend schloß Christine sie in die Arme. »Zeig mal her, Flo. Das ist nicht schlimm, du kriegst nur eine dicke Beule. Sag mal, wie oft habe ich dir wohl schon gesagt, daß du das Treppengeländer nicht hinunterrutschen sollst?«

      »Pusten, Mami!« bat Florentine. Christine strich dem Kind über die dicken blonden Locken und pustete kräftig auf den Hinterkopf. Währenddessen klingelte es zum zweitenmal.

      »Ich komme ja schon!« Christine eilte zur Tür. Draußen stand eine vornehme weißhaarige Dame im Schneiderkostüm, die die junge Frau kritisch musterte. »Guten Tag. Weinert ist mein Name. Bin ich hier richtig beim Partyservice Christine Kohse?«

      Christine nickte. »Haben Sie morgen Zeit?« wollte die Dame wissen. »Mein Mann hat Geburtstag, und nun ist uns die Köchin krank geworden. Keine große Feier, es kommen nur etwa vierzig Personen.«

      »Vierzig Personen!« rief Christine erschrocken aus.

      »Ja – lohnt sich das nicht für Sie? Sie können auch gern Speisen für fünfzig Personen liefern, Hauptsache, Sie sind pünktlich. Der Preis spielt keine Rolle.«

      Fieberhaft dachte Christine nach. Eigentlich war das kaum zu schaffen, aber einen solchen Auftrag konnte sie sich kaum entgehen lassen. War Weinert nicht der Name eines pensionierten hohen Diplomaten? Sicher würden viele wohlhabende Leute zu dem Fest kommen. Nein, auf diese Werbung für ihren neugegründeten Partyservice konnte sie nicht verzichten.

      »Selbstverständlich geht das«, sagte sie rasch. »Möchten Sie ein Fischbuffet oder ein gemischtes Buffet? Drei oder vier Sorten Nachtisch?«

      »Mami!« ertönte eine durchdringend helle Stimme hinter ihr. »Kannst du mir mal bei den Rechenaufgaben helfen?« Der wuschelige braune Schopf der elfjährigen Julia tauchte neben ihrer Mutter auf. »Wer ist denn die da?« wollte sie wissen.

      »Entschuldigen Sie«, sagte Christine verlegen und schob ihre Tochter sanft, aber energisch in die Diele zurück. Frau Weinert rümpfte die Nase. »Sie scheinen recht lebhafte Kinder zu haben, Frau Kohse. Vielleicht sollten Sie sich ein Kindermädchen anschaffen.«

      Christine dachte an den Berg Arbeit, der vor ihr lag. »Das wäre wahrscheinlich eine gute Idee«, gab sie zu.

      Die weißhaarige Dame lächelte dünn. »Was das Buffet angeht – wir hätten gern das gemischte und dazu noch etwas Fisch extra, und vier verschiedene Desserts. Können Sie das alles bis morgen, Punkt sechs Uhr abends, liefern?«

      Christine versprach es mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen. »Also, ich verlasse mich darauf! Hier

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