Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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feiern wir denn?« fragte Christine lächelnd.

      »Etwas sehr Wichtiges«, sagte Sven geheimnisvoll. »Ich muß dir nämlich etwas sagen, was dich hoffentlich freuen wird.«

      Christines Herz schlug ein bißchen schneller. Was sollte diese mysteriöse Ankündigung bedeuten? Sollte das etwa heißen, daß… Sie wagte kaum, an ein so großes Glück zu glauben.

      »Du weißt ja, daß ich mir vor einem Jahr noch nicht sicher war, ob ich auf Dauer in unserer Stadt bleiben würde«, fuhr Sven fort. »Ich habe lange überlegt, ob ich nicht woanders schneller Karriere machen könnte. Aber ich bin geblieben, auch deinetwegen. Und das Zögern hat sich gelohnt. Ich bin zu einem Entschluß gekommen, ich werde bleiben.«

      Christine hielt den Atem an. Sie war jetzt ganz sicher: Er würde ihr einen Heiratsantrag machen! Endlich würden sie eine richtige Familie werden. Ihre schönen Augen füllten sich mit Tränen des Glücks.

      Sven suchte ein wenig ungeschickt in den Taschen seines Smokings, bis er ein winziges, bunt eingewickeltes Päckchen fand. »Hier, das ist für dich«, sagte er leise.

      Mit zitternden Fingern nahm sie das Geschenk und wickelte es aus. Genau wie sie erhofft hatte, war es ein kleines Schmuckkästchen. Sie wollte es öffnen.

      »Nein, halt!« sagte Sven. »Erst wollen wir auf den Anlaß dieses Geschenks anstoßen.« Die Gläser klangen aneinander. Christine lächelte ihn zärtlich und dankbar an. »Ich habe lange darauf gewartet«, hauchte sie.

      Sven ergriff ihre Hand und küßte sie. »Und jetzt will ich auch nicht mehr so geheimnisvoll tun«, sagte er. »Unser Chef hat mir gestern angeboten, Leiter der Abteilung Text zu werden. Das heißt, ich bin für alle Slogans verantwortlich, die unsere Agentur macht. Ist das nicht phantastisch? He, was ist los?« Erstaunt blickte er Christine an, der plötzlich eine große Träne über die Wange rollte.

      »Ach, nichts«, murmelte sie.

      »Ich verstehe dich nicht. Ich werde eine große Karriere machen – freust du dich denn gar nicht darüber? Schau doch mal hinein!«

      Gehorsam öffnete sie das Schmuckkästchen. Eine große, unregelmäßig gezackte Brosche lag darin. Christine fand sie auf Anhieb furchtbar häßlich.

      »Was machst du denn für ein Gesicht?« Langsam war Sven beleidigt. »Das ist kein Silber, das ist Platin!«

      »Vielen Dank. Sie ist wunderschön«, murmelte Christine, aber es klang alles andere als überzeugend. Sven musterte ihr enttäuschtes Gesicht scharf. »Sie gefällt dir nicht«, sagte er mißgelaunt. »Na schön, macht ja nichts. Wir tauschen sie einfach um.« Er gab Christine einen Kuß und versuchte, seinen Anflug von Ärger wieder zu vergessen. »Ich kaufe dir etwas viel Schöneres«, versprach er. »Aber nun lach mal wieder!«

      Christine schnitt es ins Herz, wie sehr er sie mißverstand, und plötzlich brach sie in Tränen aus. Sven gab ihr ein Taschentuch und beobachtete sie nachdenklich. »Man sollte nie zuviel erwarten«, sagte er bedeutungsvoll. »Wollen wir uns den Abend denn durch solche Dummheiten verderben?« Christine schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. Aber sie waren beide verstimmt. Die Kerzen auf dem Tisch brannten weiter, der Geiger spielte im Hintergrund eine schmelzende Kantilene, aber der ganze Zauber des Abends war unwiderruflich dahin.

      *

      »Wir müssen eine Hausdurchsuchung bei dem Spion machen.« Julia sah ihre Geschwister herausfordernd an. »Und zwar bald, bevor Mami und Sven zurückkommen.«

      Bernadette, das wußten sie, würde ihre Abwesenheit wohl kaum bemerken. Aus dem Zimmer des Kindermädchens drang seit dem Vormittag der Lärm der Karaoke-Anlage. Bernadette probte gerade »New York, New York«, und Julia hielt sich die Ohren zu, als sie an der Tür vorbeiliefen. Einer nach dem anderen rutschten sie das Treppengeländer ins Erdgeschoß hinab. Dann rannten sie durch den Garten und schlüpften durch das Loch in der Hecke.

      Julia hatte ein Fernglas mitgenommen, das sie jetzt auf die graue Villa richtete. »Ich kann ihn nicht sehen«, flüsterte sie. »Oder… ja, da ist er! Er sitzt an einem Tisch und schreibt. Vor ihm liegt ein Haufen Geheimpapiere. Und der Revolver auch!«

      »Gib mal her.« Markus entriß seiner Schwester das Fernglas, die ihn dafür in die Seite puffte. »Mann, du hast recht. Können wir die Papiere nicht durchs Fernglas lesen? Wenn er da ist, können wir doch nichts durchsuchen.«

      »Ich hab Angst«, jammerte Florentine.

      »Dann geh zurück ins Haus«, fuhr Julia sie an. »Wir können dich sowieso nicht gebrauchen. Das ist nichts für kleine Kinder.«

      Florentine zog eine weinerliche Schnute und kroch zurück in den Garten, um mit ihrem Hasen zu spielen.

      Markus stellte das Fernglas auf die größtmögliche Fernsicht ein. »Jetzt kann ich die Papiere sehen«, flüsterte er aufgeregt. »Aber alle sind in dieser komischen Geheimschrift verfaßt.«

      »Meinst du, wir können sie übers Fernglas aufzeichnen?« fragte Julia aufgeregt. Markus fuhr zusammen und packte sie am Arm. »Jetzt steht er auf und nimmt den Revolver in die Hand!«

      Die beiden Kinder krochen verängstigt tiefer in den Schatten der Hecke, bereit zur Flucht. Aber der Mann kam nicht hinaus in den Garten.

      Schließlich wagte Julia, wieder das Fernglas in die Hand zu nehmen. »Er ist in die Küche gegangen«, sagte sie atemlos. »Ich glaube, er kocht sich Nudeln oder so was.« Die beiden Kinder sahen sich an. »Nudeln kochen dauert mindestens zehn Minuten«, sagte Markus langsam.

      »Das ist unsere Chance!« Zitternd vor Angst und Aufregung schlichen sich die beiden an das Haus heran. Die Küche des Hauses lag auf der dem Arbeitszimmer entgegengesetzten Seite. Sie pirschten sich an der Hauswand bis unter das Küchenfenster heran. Dann schlug Julia plötzlich die Hand vor den Mund, um einen Schreckensschrei zu unterdrücken. »Da ist noch jemand da.«

      Undeutlich hörten sie den tiefen Baß des Mannes sagen: »Also die Tomaten vorher abbrühen. Mach ich.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Das ist lieb von dir. Nein, ich komme schon allein zurecht. Nein, du brauchst nicht zu kommen… ja, wenn du kommst, freue ich mich natürlich…«

      »Ich glaube, der telefoniert bloß«, wisperte Markus.

      »Komm schnell! Ich weiß, wie wir es machen«, sagte Julia leise und zog ihren Bruder am Arm unter das Fenster des Arbeitszimmers. »Siehst du? Es ist nur angelehnt. Mach die Räuberleiter, schnell!«

      Markus verschränkte die Finger, so daß Julia hinaufsteigen und das Fenster aufstoßen konnte. Sie zog sich am Fensterbrett hoch, schwang die Beine ins Zimmer und eilte zum Schreibtisch, angespannt auf jedes Geräusch lauschend. Die Mappe mit den Geheimpapieren lag auf der Schreibtischplatte. Julia schlug sie auf und betrachtete fasziniert die sehr festen, bräunlich verfärbten Papiere mit den seltsamen Chiffren. Sie nahm das unterste Papier aus der Mappe, rollte es sorgsam zusammen, steckte es unter ihren Pullover und eilte zum Fenster.

      »Na endlich!« flüsterte ihr Bruder nervös. Julia ließ sich hinabfallen, und die beiden Kinder rannten an der Hecke, die den Garten seitlich begrenzte, so schnell sie konnten zurück zu ihrem Schlupfloch. Dort richtete Markus noch einmal das Fernglas auf das Haus. »Mann, das war knapp!« sagte er aufgeregt. »Jetzt geht er gerade wieder in sein Arbeitszimmer. Was hast du ihm weggenommen?«

      Kaum waren sie am Hasenstall, holte Julia das geheimnisvolle Papier unter

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