Der Herr der Welt. Robert Hugh Benson

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Der Herr der Welt - Robert Hugh Benson Science Fiction & Fantasy bei Null Papier

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ge­we­sen sein.

      Er sand­te eine ver­zwei­fel­te De­pe­sche an ihre Tan­te und war­te­te, auf sei­nem Stuhl hin- und her­rückend, auf die Ant­wort. Sei­ne Mut­ter saß bei ihm.

      »Gebe Gott —«, schluchz­te sie auf und hielt ver­le­gen inne, als er sich plötz­lich nach ihr wand­te.

      Aber das Schick­sal war gnä­dig ge­we­sen, und drei Mi­nu­ten, be­vor Mr. Phil­lips mit der Ant­wort den Pfad ent­lang­hum­pel­te, trat Ma­bel selbst ins Zim­mer, ziem­lich blass und lä­chelnd.

      »Him­mel!«, rief Oli­ver, tief auf­at­mend, wäh­rend er auf­sprang.

      Sie hat­te ihm nicht viel zu er­zäh­len; es war noch kei­ne Er­klä­rung des Un­glückes ver­öf­fent­licht.

      Sie be­schrieb den Schat­ten, das Zi­schen und den Krach des Fal­les. Dann stock­te sie.

      »Nun, mei­ne Lie­be?«, frag­te ihr Gat­te, des­sen Wan­gen noch von ei­ner ziem­li­chen Bläs­se be­deckt wa­ren, wäh­rend er sich nahe zu ihr her­an­setz­te und ihre Hand strei­chel­te.

      »Es war ein Pries­ter da­bei«, sag­te Ma­bel, »ich sah ihn schon vor­her auf der Sta­ti­on.«

      Oli­ver konn­te sich ei­nes et­was krampf­haf­ten La­chens nicht ent­hal­ten.

      »Er lag mit sei­nem Kru­zi­fix so­fort auf den Kni­en«, fuhr sie fort, »noch ehe die Ärz­te er­schie­nen. Sag’ mir ein­mal, mein Lie­ber, glau­ben die Leu­te tat­säch­lich al­les die­ses?«

      »Wa­rum nicht? Sie den­ken we­nigs­tens, es zu glau­ben«, sag­te Oli­ver.

      »Es kam al­les so — so plötz­lich, und er stand da, wie wenn er al­les er­war­tet hät­te. Oli­ver, wie kön­nen sie nur?«

      »Wes­halb? Die Leu­te wer­den an al­les glau­ben, wenn sie nur früh­zei­tig da­mit be­gin­nen.«

      »Und der Mann schi­en eben­falls dar­an zu glau­ben, — der Ster­ben­de, mei­ne ich. Ich sah es in sei­nen Au­gen.«

      Sie stock­te.

      »Nun, mei­ne Lie­be?«

      »Oli­ver, was wür­dest du ei­nem Ster­ben­den sa­gen?«

      »Sa­gen? Nichts, na­tür­lich! Was könn­te ich sa­gen? Aber ich glau­be nicht, dass ich je­mals je­man­den ster­ben sah.«

      »Auch ich nicht, bis heu­te«, sag­te die jun­ge Dame und schau­der­te ein we­nig. »Die Eutha­na­sie­leu­te wa­ren bald an der Ar­beit.«

      Oli­ver nahm sie sanft bei der Hand.

      »Mein Lieb­ling, es muss­te ent­setz­lich ge­we­sen sein. Wie, du zit­terst ja im­mer noch?«

      »Nein, aber höre ein­mal … Weißt du, wenn ich ir­gen­det­was hät­te sa­gen sol­len, hät­te ich es auch tun kön­nen. Sie la­gen alle ge­ra­de vor mir, ich war ver­wirrt; dann aber wuss­te ich, dass ich nichts zu sa­gen hat­te. Ich hät­te doch nicht gut von Hu­ma­ni­tät spre­chen kön­nen.«

      »Mei­ne Lie­be, es ist ja be­dau­er­lich, aber du weißt, es liegt wirk­lich nicht viel dar­an. Es ist ja al­les schon vor­über.«

      »Und — und sie ha­ben so­gleich ein Ende ge­macht?«

      »Frei­lich, ja!«

      Ma­bel press­te ihre Lip­pen ein we­nig zu­sam­men, de­nen ein schwe­rer Seuf­zer ent­fuhr. Eine Art in­ne­rer Un­ru­he, die sie nach­denk­lich mach­te, war wäh­rend der Rück­fahrt über sie ge­kom­men. Sie wuss­te be­stimmt, es wa­ren nur die Ner­ven, aber sie konn­te der­sel­ben noch nicht Herr wer­den. Es war, wie sie ge­sagt, das ers­te Mal, dass sie den Tod ge­se­hen hat­te.

      »Und je­ner Pries­ter — je­ner Pries­ter denkt auch so?«

      »Mei­ne Lie­be, lass dir sa­gen, was er glaubt. Er glaubt, dass der Mann, dem er das Kru­zi­fix vor­ge­hal­ten und über den er jene Wor­te ge­spro­chen hat, nun ir­gend­wo an­ders lebt, ob­wohl sein Ge­hirn tot ist; er weiß nicht ganz si­cher, wo, aber ent­we­der ist er in ei­ner Art Hochofen, um lang­sam ver­brannt zu wer­den, oder, wenn er Glück ge­habt und je­nes Stück Holz sei­ne Wir­kung ge­tan hat, ir­gend­wo über den Wol­ken vor drei Per­so­nen, die aber nur eins sind, ob­wohl es drei sind; er glaubt, dass dort noch eine große Men­ge and­rer Leu­te sind, fer­ner eine in Blau ge­klei­de­te Frau, vie­le an­de­re in Weiß, wel­che ih­ren Kopf un­ter dem Arm tra­gen, und vie­le an­de­re mit zur Sei­te ge­neig­tem Haup­te, und dass sie alle Har­fen ha­ben und im­mer­fort sin­gen und auf den Wol­ken wan­deln, was ih­nen viel Ver­gnü­gen macht. Er glaubt au­ßer­dem, dass alle die­se hüb­schen Leu­te fort­wäh­rend auf jene Hochö­fen her­ab­schau­en und die drei Per­so­nen prei­sen, dass sie sie ge­macht. Da hast du al­les, was der Pries­ter glaubt. Wie du weißt, ist das nicht sehr wahr­schein­lich; der­ar­ti­ge Din­ge mö­gen ja ganz hübsch sein, wahr sind sie nicht.«

      Ma­bel lä­chel­te. Sie hat­te nie eine so gute Aus­le­gung ge­hört.

      »Nein, Liebs­ter, du hast ganz recht. Der­glei­chen Din­ge sind nicht wahr. Wie kann er nur dar­an glau­ben? Er sah doch so in­tel­li­gent aus.«

      »Lie­bes Kind, wenn ich dir, als du noch in der Wie­ge lagst, er­zählt hät­te, der Mond sei nichts wei­ter als fri­scher Käse, und dir das je­den Tag von früh bis abends ein­ge­bläut hät­te, so wür­dest du es jetzt wohl bei­na­he glau­ben, üb­ri­gens bist du ja selbst über­zeugt, dar­an zweifle ich kei­nen Au­gen­blick, dass die Eutha­na­sier die wah­ren Pries­ter sind.«

      Ma­bel at­me­te be­frie­digt auf und er­hob sich.

      »Oli­ver, du ver­stehst es wirk­lich, einen zu trös­ten. Ich habe dich sehr lieb. So, und nun muss ich in mein Zim­mer ge­hen, ich zit­tre im­mer noch.« —

      In der Mit­te des Zim­mers hielt sie an und sah auf einen ih­rer Schu­he.

      »Wie —«, be­merk­te sie lei­se.

      Ein son­der­ba­rer, rost­far­be­ner Fleck war dar­auf, und ihr Gat­te be­merk­te, dass sie er­bleich­te. Er stand has­tig auf.

      »Mei­ne Lie­be«, sag­te er, »sei nicht tö­richt.«

      Sie sah ru­hig lä­chelnd zu ihm auf und ver­ließ das Zim­mer.

      Nach­dem sie ge­gan­gen war, blieb er noch einen Au­gen­blick ru­hig sit­zen. Wie glück­lich er doch war! Er konn­te sich das Le­ben ohne sie gar nicht vor­stel­len. Vor sie­ben Jah­ren — sie war da­mals zwölf Jah­re alt — hat­te er sie ken­nen­ge­lernt, und vo­ri­ges Jahr wa­ren sie zu­sam­men zum Stan­des­be­am­ten ge­gan­gen, um den Ehe­bund zu schlie­ßen. Sie war ihm wirk­lich un­ent­behr­lich ge­wor­den. Frei­lich hät­ten die Welt und er auch ohne sie fort­be­ste­hen kön­nen, aber es wäre

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