Der Herr der Welt. Robert Hugh Benson

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Der Herr der Welt - Robert Hugh Benson Science Fiction & Fantasy bei Null Papier

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An­la­gen, und da­her ähn­li­che Pfle­ge er­for­dern; dass sie eine Über­zeu­gung ih­rer selbst her­vor­brin­gen; dass sie Din­ge er­wä­gen und prü­fen, wel­che, wenn ein­mal er­wo­gen und ge­prüft, sich un­ver­gleich­lich rea­ler und ob­jek­ti­ver er­wei­sen, als sinn­li­che Din­ge. Au­gen­schein­li­che Be­wei­se schie­nen für den Mann kei­ne Be­deu­tung zu ha­ben.

      Da­rum schwieg er jetzt, nie­der­ge­drückt durch das Be­wusst­sein, sich der Kri­sis ge­gen­über zu be­fin­den, und ließ sei­ne Bli­cke, ei­gent­lich ohne et­was zu se­hen, in dem klei­nen, schlich­ten, alt­mo­di­schen Sprech­zim­mer mit sei­nem großen Fens­ter, sei­nem ein­fa­chen, ge­floch­te­nen Läu­fer Her­um­schwei­fen, nur durch­drun­gen von der schreck­li­chen Hoff­nungs­lo­sig­keit die­ses sei­nes mensch­li­chen Bru­ders, der Au­gen hat­te, aber nicht sah, Ohren hat­te, und doch taub war. Er wünsch­te, je­ner möch­te sich ver­ab­schie­den und ge­hen. Es war hier nichts mehr zu tun.

      Fa­ther Fran­cis, der in nach­läs­si­ger Stel­lung da­ge­s­es­sen hat­te, schi­en Per­cys Ge­dan­ken zu er­ra­ten, und setz­te sich plötz­lich zu­recht.

      »Sie sind mei­ner müde«, sag­te er, »ich will ge­hen.«

      »Ich bin Ih­rer nicht müde, mein lie­ber Fa­ther«, gab Per­cy ru­hig zu­rück. »Ich bin nur schreck­lich trau­rig. Sie se­hen, ich weiß, dass al­les Wahr­heit ist.«

      Der an­de­re blick­te ihn be­küm­mert an.

      »Und ich weiß, es ist nicht«, sag­te die­ser. »Es ist al­les sehr schön, ich wünsch­te, ich könn­te es glau­ben. Ich be­zweifle, ob ich je­mals wie­der glück­lich sein wer­de — aber — es ist nun ein­mal so.«

      Per­cy seufz­te. So oft hat­te er ihm ge­sagt, dass das Herz eben­so ein gött­li­ches Ge­schenk ist, wie der Ver­stand, und dass in dem Su­chen nach Gott je­nes zu ver­nach­läs­si­gen gleich­be­deu­tend sei mit dem si­che­ren Ruin, aber die­ser Pries­ter hat­te kaum je die An­wen­dung die­ser Wahr­heit bei sich selbst er­kannt. Er hat­te mit den al­ten psy­cho­lo­gi­schen Ar­gu­men­ten geant­wor­tet, dass, was durch die Er­zie­hung sug­ge­riert sei, al­les er­klär­lich und be­greif­lich ma­che.

      »Ich ver­mu­te, Sie wer­den nichts mehr von mir wis­sen wol­len«, sag­te der an­de­re.

      »Sie sind es, der von mir schei­det«, sag­te Per­cy. »Fol­gen kann ich nicht, wenn Sie etwa dies mei­nen soll­ten.«

      »Aber — aber, kön­nen wir nicht Freun­de blei­ben?«

      Des äl­te­ren Pries­ters Herz wur­de plötz­lich er­regt.

      »Freun­de?«, sag­te er. »Ver­ste­hen Sie un­ter Freund­schaft nichts wei­ter als Sen­ti­men­ta­li­tät? Was für eine Freund­schaft könn­te zwi­schen uns be­ste­hen?«

      Ein fins­te­rer Aus­druck kam plötz­lich auf das Ge­sicht des an­de­ren.

      »Ich dach­te es mir.«

      »John!«, rief Per­cy. »Sie se­hen es ein, nicht wahr? Wie kann zwi­schen uns ein Ver­kehr be­ste­hen, wenn Sie nicht an Gott glau­ben? Denn ich tue Ih­nen den Ge­fal­len, an­zu­neh­men, dass dies der Fall ist.«

      Fran­cis sprang auf.

      »Gut, —«, rief er wü­tend. »Ich hät­te es nie für mög­lich ge­hal­ten. Ich gehe.«

      Er wand­te sich zur Türe.

      »John!« wie­der­hol­te Per­cy. »Wol­len Sie so schei­den? Wol­len Sie mir nicht die Hand rei­chen?«

      Der an­de­re wand­te sich noch­mals um, bit­te­ren Groll auf sei­nem Ant­litz.

      »Nun, Sie sag­ten ja, Freun­de könn­ten wir nicht mehr sein.« —

      Per­cy woll­te spre­chen; dann be­griff er und lä­chel­te.

      »Ah, nur das ver­ste­hen Sie also un­ter Freund­schaft? Ich bit­te um Ent­schul­di­gung. Nun, höf­lich kön­nen wir schon zu­ein­an­der sein.«

      Er hielt ihm noch sei­ne Hand ent­ge­gen. Fa­ther Fran­cis sah sie einen Mo­ment an, sei­ne Lip­pen zit­ter­ten: Noch ein­mal dreh­te er sich um, und ohne ein wei­te­res Wort ver­ließ er das Zim­mer.

      1 im Ori­gi­nal: ›Tri­bu­ne‹, ›The Lon­don Trum­pet‹ und ›The Ob­ser­ver‹ <<<

      2.

      Per­cy stand re­gungs­los, bis ihm die au­ßen an­ge­brach­te au­to­ma­ti­sche Glo­cke ver­si­cher­te, dass Fa­ther Fran­cis wirk­lich ge­gan­gen war; dann ver­ließ auch er das Zim­mer und wand­te sich dem lan­gen Gan­ge zu, der in die Ka­the­dra­le führ­te. Wäh­rend er die Sa­kris­tei durch­schritt, dran­gen von fern her Or­gel­klän­ge an sein Ohr, und beim Ein­tritt in die als Pfarr­kir­che be­nütz­te Sei­ten­ka­pel­le be­merk­te er, dass im großen Chor noch Ve­s­per ge­sun­gen wur­de. Das Sei­ten­schiff ent­lang ge­hend, wand­te er sich nach rechts, durch­schritt das Mit­tel­schiff und knie­te nie­der.

      Es war ge­gen Abend, und der große, dunkle Raum war da und dort durch röt­li­che Licht­fle­cken be­leuch­tet, die die un­ter­ge­hen­de Son­ne über den schim­mern­den Mar­mor und die, dank der Frei­ge­big­keit ei­nes rei­chen Kon­ver­ti­ten, nun­mehr in ih­rer Vollen­dung das Got­tes­haus schmücken­de Gol­dor­na­men­te ge­wor­fen hat­te. Ihm ge­gen­über er­hob sich der Chor mit je ei­ner Rei­he mit Chor­hemd und Her­me­lin­kra­gen be­klei­de­ter Ka­no­ni­ker, und in der Mit­te der mäch­ti­ge Bal­da­chin, un­ter dem die sechs Kan­de­la­ber brann­ten, wie sie seit nun­mehr über ei­nem Jahr­hun­dert Tag für Tag ge­brannt hat­ten. Da­hin­ter lag die hohe Ap­sis mit dem düstren, von Fens­tern durch­bro­che­nen Ge­wöl­be, über dem Chris­tus in sei­ner Ma­je­stät thron­te. Be­vor Per­cy sich in das Ge­bet ver­senk­te, ließ er sein Auge ein we­nig her­um­wan­dern, sich la­bend an der ihn um­ge­ben­den Pracht, lau­schend dem Don­ner des Cho­res, dem Rau­schen der Or­gel­klän­ge und der fei­nen, wei­chen Stim­me des Pries­ters. Dort zur Lin­ken grüß­te der ge­dämpf­te Schein der Lam­pen, die vor dem Al­ler­hei­ligs­ten Sa­kra­men­te brann­ten, zur Rech­ten fla­cker­ten ein Dut­zend Ker­zen vor den ha­ge­ren Hei­li­gen­fi­gu­ren, wäh­rend hoch oben das gi­gan­ti­sche Kreuz hing mit dem ab­ge­ma­ger­ten, ab­ge­zehr­ten ar­men Man­ne, der alle, die zu ihm auf­blick­ten, in die Arme Got­tes rief.

      Dann ver­barg er sein Ge­sicht in den Hän­den, at­me­te ei­ni­ge Male tief auf und be­gann sein Ge­bet.

      Wie er es stets beim be­trach­ten­den Ge­bet zu tun pfleg­te, be­gann er mit ei­nem frei­wil­li­gen Akt des Selbst­los­lö­sens von der Sin­nen­welt. Un­ter der Vor­stel­lung des Sin­kens un­ter eine Ober­flä­che dräng­te er sei­ne ge­sam­ten See­len­kräf­te nach in­nen, ver­senk­te sie förm­lich, bis der Klang der

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