Der Herr der Welt. Robert Hugh Benson
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Eine Türe öffnete sich; ein Mann mittleren Alters trat etwas ängstlich mit einem Stoß Papiere herein, legte diese, ohne ein Wort zu sagen, auf den Tisch und wandte sich wieder der Türe zu. Oliver machte ihm mit der Hand ein Zeichen, nachdem er noch die letzte Taste gedrückt hatte.
»Nun, Mr. Phillips?«, begann er.
»Es sind Nachrichten aus dem Osten eingegangen, Sir«, erwiderte der Sekretär.
Oliver warf einen Blick nach der Seite und legte seine Hand auf die Papiere.
»Irgendwelche vollständige Nachricht?«, fragte er.
»Nein, es gab wieder eine Unterbrechung; Mr. Felsenburghs Name wird genannt.«
Oliver schien es nicht gehört zu haben; er nahm die dünnen, bedruckten Blätter plötzlich auf und fing an, sie durchzusehen.
»Der Vierte von oben, Mr. Brand«, sagte der Sekretär.
Oliver machte eine ungeduldige Bewegung, und wie auf ein gegebenes Zeichen verließ der andere das Zimmer.
Der vierte Bogen von oben, grün mit rotem Druck, schien Olivers volle Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, denn zwei- oder dreimal las er ihn durch, während er regungslos in seinem Stuhl zurücklehnte. Dann seufzte er und ließ seinen Blick wieder durchs Fenster schweifen, als sich abermals die Türe öffnete, und eine junge Dame von stattlicher Erscheinung eintrat.
»Nun, mein Lieber?«, begann sie.
Oliver schüttelte den Kopf und biss die Lippen zusammen.
»Nichts Bestimmtes«, sagte er, »sogar weniger als sonst. Höre.«
Den grünen Bogen zur Hand nehmend, fing er an, laut zu lesen, während die junge Dame zu seiner Linken in einem Stuhl am Fenster Platz nahm. Sie war ein Geschöpf von ausnehmender Anmut, groß und schlank, mit ernsten, seelenvollen, grauen Augen, wohlgeformten Lippen und einer würdevollen Haltung in Kopf und Schultern. Sie hatte langsam das Zimmer durchschritten, als Oliver das Papier zur Hand nahm, und lehnte sich nun in ihrem braunen Kleide zurück, ein Bild vollendeter Vornehmheit und Grazie. Sie schien mit einem wohlüberlegten Ausdruck der Geduld zuzuhören, aber aus ihren Augen sprach ein reges Interesse.
»Irkutsk, — 14. April. — Gestern — wie — gewöhnlich — aber — mutmaßlicher — Abfall — von Sufi — Partei. — Truppen — weiter — zusammenziehen. — Felsenburgh — Ansprache — Buddhisten — Menge. — Vorigen Freitag — Anschlag — auf — Llama — durch — Anarchisten. — Felsenburgh — abgereist — nach — Moskau — wie — verabredet, — er — so, das ist alles«, schloss Oliver ärgerlich. »Wie gewöhnlich, eine Unterbrechung.«
»Ich verstehe nicht das mindeste«, sagte sie, »wer ist eigentlich Felsenburgh?«
»Mein liebes Kind, das fragt man sich allgemein. Man weiß nur, dass er im letzten Moment der amerikanischen Abordnung beigegeben wurde. Der ›Herald‹ brachte vorige Woche seine Lebensbeschreibung, die aber als nicht den Tatsachen entsprechend bezeichnet wurde. So viel ist gewiss, dass er noch sehr jung und bisher nie hervorgetreten ist.«
»Nun, jetzt ist er hervorgetreten.«
»Gewiss, es scheint, als wäre er der Macher der ganzen Sache. Von den anderen hört man nie ein Wort. Es ist ein Glück, dass er auf der richtigen Seite steht.«
»Und was ist deine Meinung?«
Oliver blickte wieder nachdenklich durch das Fenster. »Ich glaube, es ist ein Versteckspiel«, sagte er. »Das einzige Eigentümliche an der Sache ist nur, dass kaum jemand sie sich wirklich vorzustellen scheint. Sie übersteigt allem Vermuten nach jede Einbildungskraft. Daran ist nicht zu zweifeln, dass der Osten während der letzten fünf Jahre sich zu einem Einfall in Europa gerüstet hat. Nur durch Amerika wurde er davon zurückgehalten; es ist ein letzter Versuch, ihn wenigstens zu hemmen. Warum aber Felsenburgh sich vordrängt —« brach er ab. »Jedenfalls muss er ein guter Linguist sein. Dies ist wenigstens das fünfte Mal, dass er zu einer Menge spricht. Vielleicht ist er nur der amerikanische Dolmetscher. Gott! Ich möchte wissen, wer er ist.«
»Hat er noch einen anderen Namen?«
»Julian, glaube ich, eine Depesche sagte es.«
»Wie gelangte diese her?«
Oliver schüttelte den Kopf.
»Privatunternehmen«, sagte er. »Die europäischen Agenturen haben die Arbeit eingestellt. Jedes Telegrafenamt wird Tag und Nacht bewacht. Scharen von Flugschiffen kreuzen an jeder Grenze. Das Reich hat offenbar die Absicht, die Angelegenheit ohne uns zu ordnen.«
»Und wenn es schlimm geht?«
»Meine liebe Mabel, — wenn die Hölle losbricht —« er machte eine abwehrende Bewegung.
»Und was tut die Regierung?«
»Man arbeitet Tag und Nacht; ebenso das übrige Europa; es wäre fürchterlich, wenn es zum Kriege käme.«
»Und stehst du keinen Ausweg?«
»Ich sehe zwei Wege«, antwortete Oliver langsam. »Entweder sie fürchten sich vor Amerika und überlegen es sich, das Feuer zu schüren, oder Sie werden durch die Nächstenliebe dazu gebracht, ihre Hand zurückzuhalten; wenn man sie nur dazu bringen könnte, zu begreifen, dass im Zusammenarbeiten die einzige Hoffnung für die Welt liegt. Aber ihre verdammten Religionen —«
Die junge Frau seufzte und sah hinaus über das weite Dächermeer zu ihren Füßen.
Die Lage war in der Tat so ernst,