Der Herr der Welt. Robert Hugh Benson

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Der Herr der Welt - Robert Hugh Benson Science Fiction & Fantasy bei Null Papier

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war in die­ser kau­tschuk­ge­pflas­ter­ten Stadt un­ter­drückt; die Zir­ku­la­ti­ons­we­ge für Fuß­gän­ger wa­ren hun­dert Yards ent­fernt, und der Un­ter­grund­ver­kehr lag zu tief, um sich an­ders als durch ein schwa­ches Vi­brie­ren fühl­bar zu ma­chen. Die­se Vi­bra­ti­on zu be­sei­ti­gen und den Lärm der ge­wöhn­li­chen Fahr­zeu­ge ab­zu­schwä­chen, das war wäh­rend der letz­ten zwan­zig Jah­re das Stre­ben der staat­li­chen Sach­ver­stän­di­gen ge­we­sen.

      Und ehe er wei­ter­ging, ver­nahm er wie­der über sich einen lang ge­zo­ge­nen, auf­fal­lend wohl­klin­gen­den und durch­drin­gen­den Laut, und als er sein Auge von dem Schim­mer des ru­hig da­hin­flie­ßen­den Stro­mes, der al­lein al­len Wand­lun­gen stand­ge­hal­ten hat­te, er­hob, sah er hoch über sich in den schwe­ren, lich­ten Wol­ken einen lan­gen, schlan­ken Ge­gen­stand von sanf­tem Licht um­ge­ben gen Nor­den schwe­ben und auf aus­ge­spann­ten Schwin­gen ent­schwin­den. Die­ser wohl­tö­nen­de Klang ging von ei­nem der Luft­schif­fe der eu­ro­päi­schen Li­nie aus, das sei­ne An­kunft in der Haupt­stadt Groß­bri­tan­ni­ens an­zeig­te.

      »Bis un­ser Hei­land wie­der­kehrt«, dach­te er bei sich selbst, und das Elend über­kam einen Mo­ment sein Herz. Wie schwer war es doch, den Blick auf je­nen fer­nen Ho­ri­zont ge­rich­tet zu hal­ten, wäh­rend die­se Welt vor ihm lag, so be­stri­ckend in ih­rem Glan­ze und ih­rer Kraft. O, noch vor ei­ner Stun­de hat­te er sich mit Fa­ther Fran­cis dar­über un­ter­hal­ten, dass ein Un­ter­schied be­ste­he zwi­schen äu­ße­rer und in­ne­rer Grö­ße, und dass ein im­po­nie­ren­des Äu­ße­res nicht ein un­be­deu­ten­des In­ne­res aus­schlie­ße; und er war so fest über­zeugt von die­sem sei­nem Stand­punk­te, — und den­noch blieb ein Zwei­fel, bis er ihn end­lich selbst zum Schwei­gen zwang, in­dem er in sei­nem Her­zen zu dem ar­men Man­ne von Na­za­reth em­por­fleh­te, er möge sein Herz dem Her­zen ei­nes Kin­des gleich be­wah­ren.

      Sei­ne Züge nah­men den Aus­druck der Ent­schlos­sen­heit an. Wie lan­ge wohl Fa­ther Fran­cis sei­nen Stand­punkt wür­de auf­recht­er­hal­ten kön­nen, dach­te er bei sich und stieg die Trep­pe hin­ab. —

      1 Stadt­teil in der In­nen­stadt Lon­d­ons <<<

      2 Die eng­li­schen Ka­tho­li­ken le­gen den Welt­geist­li­chen den Ti­tel: Fa­ther (Va­ter) bei. <<<

      3 an­ti­mi­li­ta­ris­ti­sche Be­we­gung, be­nannt nach ih­rem Be­grün­der Gu­sta­ve Her­vé <<<

      4 kon­ser­va­ti­ve Par­tei des bri­ti­schen Par­la­ments <<<

      5 Ver­zicht auf gött­li­che At­tri­bu­te bei der Men­sch­wer­dung Je­sus Chris­tus <<<

      6 Meeren­ge zwi­schen der öst­lichs­ten Stel­le Asi­ens und dem west­lichs­ten Punkt des ame­ri­ka­ni­schen Fest­lands <<<

      7 Grie­chisch ›sein‹ und ›nicht‹ <<<

Erstes Buch – Die Ankunft Erstes Kapitel

      1.

      Oli­ver Brand, der neue Ab­ge­ord­ne­te für Croy­don, saß in sei­nem Stu­dier­zim­mer und sah über sei­ne Schreib­ma­schi­ne hin­weg aus dem Fens­ter. Sein Haus, ge­gen Nor­den ge­rich­tet, war am äu­ßers­ten Ende ei­nes Aus­läu­fers der Sur­rey­hü­gel, die jetzt in­fol­ge der Tun­nels und Durch­brü­che kaum mehr zu er­ken­nen wa­ren; nur einen Kom­mu­nis­ten konn­te die jet­zi­ge Aus­sicht noch be­geis­tern. Un­mit­tel­bar un­ter­halb der brei­ten Fens­ter fiel das um­grenz­te Ge­län­de auf etwa hun­dert Fuß hin und in eine Mau­er aus­ge­hend steil ab, wäh­rend jen­seits der­sel­ben, so­weit das Auge reich­te, die Welt — der Mensch und sei­ne Wer­ke — Tri­um­phe fei­er­te. Zwei brei­te Schie­nen­we­ge, ei­ner Renn­bahn glei­chend, je­der min­des­tens eine Vier­tel­mei­le breit und zwan­zig Fuß tiefer als das um­lie­gen­de Ge­län­de ge­legt, lie­fen nach ei­nem, eine Mei­le wei­ter ent­fern­ten Ve­rei­ni­gungs­punkt, wo sie sich kreuz­ten. Der eine der­sel­ben, der lin­ke, war die Haupt­li­nie nach Brighton, im Kurs­buch mit großen Buch­sta­ben be­zeich­net, der rech­te die Ne­ben­li­nie nach Tun­bridge und Has­tings. Jede die­ser bei­den Li­ni­en war in ih­rer Mit­te durch eine Ze­ment­mau­er ge­teilt, auf de­ren ei­ner Sei­te auf Stahl­schie­nen die elek­tri­sche Tram­bahn hin­führ­te; die an­de­re Sei­te bil­de­te den in drei Tei­le ge­teil­ten Au­to­mo­bil­fahr­weg. In dem Ers­ten fuh­ren, mit ei­ner Schnel­lig­keit von hun­dert­fünf­zig eng­li­schen Mei­len in der Stun­de, die staat­li­chen Wa­gen, im zwei­ten Pri­vat­au­to­mo­bil, de­nen nicht mehr als sech­zig Mei­len in der Stun­de ge­stat­tet wa­ren, im Drit­ten war der bil­li­ge Staats­wa­gen­ver­kehr, mit drei­ßig Mei­len, un­ter­ge­bracht, mit Sta­tio­nen nach je fünf Mei­len. Da­ran schloss sich der für Fuß­gän­ger, Rad­fah­rer und ge­wöhn­li­che Fuhr­wer­ke be­stimm­te Weg, auf wel­chem kein Fahr­zeug die Schnel­lig­keit von zwölf Mei­len in der Stun­de über­schrei­ten durf­te. Jen­seits die­ser großen Strän­ge dehn­te sich ein un­ab­seh­ba­res Meer von Dä­chern hin, aus dem hier und da nie­de­re Tür­me als Kenn­zei­chen der öf­fent­li­chen Ge­bäu­de her­vor­tra­ten, und von Ca­ter­ham zur Lin­ken bis zu dem ge­ra­de­aus lie­gen­den Croy­don er­schi­en al­les rein und klar in der rauch­frei­en Luft; fern ge­gen Wes­ten und Nor­den ho­ben sich die nie­de­ren Vor­stadt­hü­gel vom April­him­mel ab.

      In An­be­tracht der zahl­rei­chen Be­völ­ke­rung hör­te man er­staun­lich we­nig Geräusch; ab­ge­se­hen von dem Krei­schen der Stahl­schie­nen bei dem je­des­ma­li­gen Vor­bei­sau­sen ei­nes Zu­ges nach dem Nor­den oder Sü­den und dem zeit­wei­li­gen an­ge­neh­men Laut der dem Kreu­zungs­punk­te zu­ei­len­den großen Mo­to­ren, konn­te man in die­sem Ar­beits­zim­mer we­nig mehr wahr­neh­men, als viel­leicht ein sanf­tes, lei­ses, dem Bie­nen­sum­men in ei­nem Gar­ten glei­chen­des Mur­meln.

      Oli­ver war ein Freund jeg­li­cher Art mensch­li­cher Tä­tig­keit, von al­lem, was da­nach aus­sah oder klang, und so horch­te er jetzt auf­merk­sam und lä­chel­te, in die kla­re Luft hin­aus­star­rend, vor sich hin. Dann kehr­te die ge­wöhn­li­che Ent­schlos­sen­heit in sei­ne Züge zu­rück, sei­ne Fin­ger be­rühr­ten von Neu­em die Tas­ten und fuh­ren in der Vor­be­rei­tung der Rede fort.

      Er hat­te es mit der Lage sei­nes Hau­ses sehr güns­tig ge­trof­fen. Es stand in dem Mit­tel­punkt ei­nes je­ner ko­los­sa­len Spinn­ge­we­be, die das Land be­deck­ten, und hät­te sei­nen Zwe­cken nicht bes­ser ent­spre­chen kön­nen. Es be­fand sich nahe ge­nug bei Lon­don, um au­ßer­or­dent­lich bil­lig zu sein, — denn alle wohl­ha­ben­den Leu­te hat­ten sich we­nigs­tens hun­dert Mei­len weit von dem ge­räusch­voll

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