ALICE IM TOTENLAND. Mainak Dhar

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ALICE IM TOTENLAND - Mainak  Dhar Alice im Totenland

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Parteien verstand, was die andere sagte.

      »Nun ja, du hast sie hergebracht, und ich habe eine kleine Unterhaltung mit ihnen geführt. Unglücklicherweise hat man ihnen eine Gehirnwäsche verpasst. Sie wollen sich uns nicht anschließen, und nach allem, was sie hier gesehen haben, kann ich sie auch nicht mehr gehen lassen. Ich hatte gehofft, sie wären etwas aufgeschlossener. Aber wahrscheinlich ist es besser so – denn die beiden gehörten zu der Einheit, die vor zwei Wochen die Kleinen umgebracht hat.«

      Anstelle des Kreischens ertönte nun ein markerschütterndes Brüllen, und schlagartig begriff Alice, dass der Biter tatsächlich verstand, was man ihm sagte. Bei den folgenden Worten der weiblichen Stimme weiteten sich Alices Augen vor Angst.

      »Schafft sie weg, und aaaaab mit dem Kopf!«

      Alice hörte, wie die beiden flehten und bettelten, als man sie davon zerrte, dann schob Hasenohr sie in den Raum. In Panik stieß sie ihn zurück. Was, wenn ihr das gleiche Schicksal wie den beiden ZEUS-Soldaten drohte?

      »Lass mich los, verdammt noch mal. Lass meine Hand los!«

      Da erscholl aus dem Raum beschwichtigend die weibliche Stimme.

      »Ist schon gut, meine Liebe. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Komm herein.«

      »Wer zur Hölle bist du?«

      »Tss tss tss«, mokierte die Stimme missbilligend wie eine Lehrerin. »Junge Dame, von jemand aus den Siedlungen hätte ich ein etwas besseres Benehmen erwartet. Schließlich bist du keine dieser Wilden, die plündernd durch das Totenland streifen. Komm herein, und lass uns wie zivilisierte Leute miteinander reden. Aber um deine Frage zu beantworten: Die armen Geschöpfe hier unten halten mich für ihre Königin.«

      Und so wurde Alice, vor Angst zitternd, in den Raum geführt, zu ihrer Audienz bei der Königin der Biter.

      DREI

      Als Alice den Raum betrat, fand sie sich in einer Art Büro wieder, mit einem großen Sofa an dem einen und einem Schreibtisch mit einem Stuhl mit langer Lehne am anderen Ende. Die Königin saß auf dem Stuhl, hatte aber den Kopf abgewandt, sodass Alice kaum mehr als ihre behandschuhten Hände auf der Stuhllehne sehen konnte. Hasenohr stand hinter ihr und stieß undeutliche drohende Geräusche hervor. Alice hatte keine Ahnung, wie die Biter sich verständigten, aber so wie sie die Laute deutete, ließ er sie wissen, dass sie keine Dummheiten versuchen sollte, so lange er hinter ihr stand. Kein Problem, denn Alice war so verängstigt, dass Heldentaten im Moment das Letzte waren, wonach ihr der Sinn stand.

      »Bitte, nimm Platz, meine Liebe. Und keine Sorge wegen des Hasen. Er hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, kann aber auch sehr sanftmütig sein.«

      Alice konnte ein abfälliges Räuspern nicht unterdrücken. Der Gedanke, dass jemand einen Biter für sanftmütig halten konnte, schien ihr absurd. Die Königin schien es nicht zu bemerken oder nahm es ihr zumindest nicht übel, also setzte sich Alice auf das Sofa und wartete. Dann drehte sich der Stuhl langsam zu ihr um, und Alice wäre vor Neugier fast vom Rand der Couch gefallen. Schließlich konnte sie einen ersten Blick auf die Königin werfen, und war mehr als enttäuscht.

      Die Königin der Biter sah aus wie die nette Bibliothekarin aus der Bücherei von nebenan, komplett mit grauen Haaren, die zu einem hübschen Knoten zusammengebunden waren, und einer Brille mit getönten Gläsern auf der Nasenspitze, die ein müdes, alterndes, aber freundliches Gesicht einrahmte. Natürlich hatte Alice nie wirklich eine Bibliothek von innen gesehen, aber ihr Gegenüber war alles andere als die furchterregende Regentin, die sie erwartet hatte. Als sich die Königin erhob, konnte Alice an ihrem makellosen Gesicht erkennen, dass sie kein Biter war, aber offensichtlich Inderin, denn sie trug ein Saree, das lose von ihrem schmalen Körper herabhing.

      »Du bist die Königin?«

      Die alte Dame kam lächelnd näher.

      »Ich heiße Protima, aber so hat mich schon sehr lange niemand mehr genannt. Ich denke, in dieser Welt hält man mich für eine Königin, doch wovon, weiß ich selbst nicht so genau. Und nun lass dich ansehen, junge Dame. Wollen wir doch mal sehen, ob meine Untertanen zurecht so aus dem Häuschen waren.«

      Die Königin nahm ihre Brille ab und trat näher heran. Alice fuhr unwillkürlich entsetzt zurück.

      Das Gesicht der Königin mochte makellos ausgesehen haben, wie das eines gesunden Menschen. Ihre Augen aber waren rot, die Pupillen geweitet und leblos. Die Augen einer Untoten. Als sie lächelte, offenbarte sie verkrustetes Blut an den Lippen und in den Mundwinkeln. Alice schrie, aber die Königin presste ihr eine ihrer behandschuhten Hände auf den Mund.

      »Schhhh. Du brauchst keine Angst zu haben, Schätzchen. Noch nicht.«

      Dann packte sie sich eine von Alices Locken und zog fest genug daran, dass Alice das Gesicht verzog.

      »Nun, die blonden Haare sind echt. Als diese Schwachköpfe etwas von einer blonden Alice plapperten, war ich mir sicher, dass sie etwas durcheinandergebracht hatten. Denn wer könnte auch annehmen, in den Ruinen von Delhi ein junges blondes Mädchen anzutreffen?«

      Alice saß wie versteinert da. Die Art, wie die Königin sich ausdrückte, zusammen mit dem fleckenlosen Gesicht, ließ sie noch weitaus furchterregender erscheinen als die blutrünstigsten Biter, denen Alice je begegnet war. Schließlich nahm sie allen Mut zusammen und fragte: »Bist du eine …«

      Sie hatte die Frage noch nicht zu Ende gestellt, da fiel ihr die Königin ins Wort.

      »Eine Untote? Ein Biter? Welche hasserfüllte Beleidigung kommt als Nächstes? Das ist schon immer ein Problem der Menschheit gewesen: Allem, was man nicht versteht oder wovor man sich fürchtet, wird mit Hass begegnet. Denn es ist um so vieles leichter zu hassen und zu zerstören, als etwas verstehen zu wollen.«

      Eigentlich hatte Alice nur »eine von denen« sagen wollen, aber sie hatte zu viel Angst, um die Tirade der Königin zu unterbrechen. Deshalb saß sie einfach nur schweigend da und wartete, was als Nächstes passieren würde. Die Königin setzte sich neben sie auf das Sofa und nahm ihre Brille ab. Durch die Handschuhe hindurch sah Alice nicht die Hände eines gesunden Menschen, sondern gelbliche, verwesende und blutverkrustete Hände, die überall mit offenen Wunden und Bissmalen übersät waren. Als ihr die Königin eine ihrer kalten, harten Hände auf das Handgelenk legte, zuckte sie, doch der eiserne Griff um ihr Handgelenk verhinderte, dass sie sich bewegte. Alice überlegte fieberhaft, ob sie um sich schlagen sollte, aber ein halblautes Knurren hinter ihr erinnerte sie daran, dass Hasenohr immer noch da war und sie im Auge hatte.

      »Schätzchen, du wirst dich sicher fragen, was der ganze Aufriss zu bedeuten hat, oder?«

      Alice bemerkte, dass sich die Gesichtsmuskeln der Königin bewegten. Ihre leblosen Augen zeigten keine Spur von Emotionen, aber sie schien trotzdem so aufgeregt zu sein wie ein kleines Mädchen vor einem Spielzeugladen.

      »Die Prophezeiung. Sie erfüllt sich endlich. Und das bedeutet, dass sich unsere Zeit des Leidens ihrem Ende neigt.«

      Alice hatte keine Ahnung, wovon die Königin redete, und wartete daher, dass sie weitersprach.

      »Verstehst du es nicht? Du musst diejenige sein, von der mir das Buch berichtet hat.«

      »Welches Buch?«

      Die Königin stand auf, beinahe hüpfte sie voller Vorfreude davon. Alice begriff,

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