Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Sie sagte seinen Namen, und sonst redete sie irre. Sollte das eine Besserung sein?
Man durfte sie nicht reizen. Man musste sich jedes Wort überlegen.
»Wir heiraten, wann du willst, Gillian!«, sagte er.
»Warum nennst du mich nicht mehr Jill?«, fragte sie plötzlich ganz klar.
Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Es war Wahnsinn gewesen, das Kind Jill zu nennen, damit dieser Name ihn ständig verfolgte, aber er hatte sich damals eine Rettung davon versprochen.
Er hatte tatsächlich gemeint, dass ein Kind, das mit ihrem Kosenamen gerufen wurde, ihr etwas bedeuten müsse.
»Unser Kind soll Jill heißen«, erklärte er heiser mit aller Beherrschung.
Sie zog den Mund schief.
»Das ist ein Mädchenname. Unser Sohn soll Tino heißen, ja, Tino. Stefan mag ich auch nicht mehr. Versprichst du mir, dass ich einen Sohn bekomme?«
Was sollte er sagen? Ihm war die Kehle wie zugeschnürt.
»Ja, ich verspreche es dir«, brachte er stockend über die Lippen.
»Warum umarmst du mich nicht. Küss mich. Arndt!«, sagte sie klagend.
Er lehnte an der Wand. Schwäche überfiel ihn. Das Zimmer begann sich um ihn zu drehen, und ihr verzerrtes Gesicht tanzte um ihn herum.
»Du betrügst mich!«, fauchte sie. »Du willst mich gar nicht heiraten! Dann geh doch, geh!«
Er konnte nichts mehr denken. Mechanisch legte er den Finger auf die Klingel. Dann war ein Schatten vor ihm, und scharfe Nägel zerkratzten sein Gesicht.
Er wusste gar nicht mehr, was danach geschah. Als er halbwegs klar denken konnte, stand Professor Bernreuter vor ihm.
»Ich kann nicht mehr«, murmelte Arndt.
»Das war eine unerwartete Reaktion«, sagte der Arzt. »Ich habe ihr Gespräch mitgehört. Es sollte mir Aufschluss geben für die weitere Therapie, aber wie es scheint, habe ich mich geirrt. Es ist wohl besser, wenn Sie Ihre Frau vorerst nicht mehr besuchen.«
*
»Gestern Abend hat Papi nicht angerufen«, meinte Tini vorwurfsvoll. »Versprochen hat er’s aber, aber gehalten hat er es nicht.«
Veronica warf Steffi einen raschen Blick zu. Aber Steffi hatte noch immer den träumerischen Ausdruck wie im Schlaf.
»Papi wird keine Zeit gehabt haben«, sagte sie. »Ich schaue jetzt mal, ob noch Veilchen aufgeblüht sind.«
Hoffentlich denkt sie jetzt nicht zu viel an dieses Märchen, überlegte Veronica besorgt. Erst ist es nur ein Wunschtraum, und dann wird es zur Manie. Sie erschrak. War es nicht auch bei Gillian so gewesen?
Steffi kam wieder mit zwei Veilchen zurück. Sie strahlte.
»Es kommen noch mehr, Roni«, bemerkte sie mit einem seltsamen Ausdruck.
»Warum stellst du sie nicht in die Vase?«, fragte Tini.
»Ich presse sie, wie die anderen, dann bleiben sie mir länger erhalten«, erklärte Veronica.
»Immer?«, fragte Steffi.
»Ja, immer. Ich werde sie unter Glas legen.«
»Hast du das früher auch schon gemacht?«, fragte Tini interessiert.
»Da habe ich manchmal vierblättrige Kleeblätter gepresst.«
»Dann such ich dir mal welche«, meinte Tini, die ihrer Schwester nicht nachstehen wollte.
Steffi überlegte eine ganze Zeit, »Kleeblätter gibt es viele auf der Wiese, und die stehen immer ganz dicht zusammen!«, und sah sie irritiert an.
»Warum denn nicht? Veilchen wachsen doch auch nicht einzeln.«
»Manchmal doch«, erwiderte Steffi, und daraus entnahm Veronica, dass sie über das selbsterfundene Märchen noch nicht gesprochen hatte. Sie sagte auch nichts. Sie schlug vor, dass sie Bambi eigentlich mal besuchen könnten.
Damit waren die Kinder einverstanden. Aber als sie losfahren wollten, hielt ein Wagen vor dem Tor und ihm entstieg Robert Harrer.
Veronica war so verblüfft, dass sie kein Wort hervorbrachte. Dafür redete er umso mehr.
»Es wird Zeit, dass ich dich mal besuche und sehe, wie es dir geht, Veronica. Sei nicht böse, aber ich bin einfach nicht dazu gekommen. Ist alles gut ausgegangen? Warum hört man gar nichts mehr von dir?«
Von den Kindern hatte er bisher keine Notiz genommen. Aber nun konnte er sie nicht mehr übersehen, denn alle drei drängten sich an Veronica, als wollten sie ihren Besitzanspruch geltend machen.
»Ist unsere Roni«, erklärte Jill eigensinnig.
»Wer ist der Herr?«, fragte Tini aggressiv.
»Ein Studienkollege«, entfuhr es Veronica.
»Was ist das?«, wollte Steffi wissen.
»Wer sind die Kinder?«, fragte Robert Harrer.
»Geht ihr mal zu Otti?«, bat Veronica.
»Wir wollten doch zu Bambi fahren«, meinte Tini gekränkt.
»Wir fahren etwas später. Herr Harrer wird sich nicht lange aufhalten«, sagte Veronica.
Die Kinder entfernten sich zögernd. Sie drehten sich immer wieder um.
»Was soll das denn heißen?«, fragte Robert Harrer. »Warum tust du, als wäre ich ein Fremder, Veronica?«
»Bist du das nicht geworden?«, entgegnete sie.
»Was kann ich denn dafür, dass du dich versteckst und ich dich erst ewig lange suchen musste! Alle hacken auf mir herum, als wäre ich schuld an dem gebrochenen Arm. Es ist mir schon restlos verleidet worden, dass ich den Wettbewerb gewonnen habe.«
»Ich gönne es dir«, versicherte Veronica. »Ich bin darüber hinweg, dass es nichts ist mit der Karriere. Ich habe andere Aufgaben, wie du siehst.«
»Hast du etwa einen Kindergarten aufgemacht? Veronica, sei doch nicht so entsagungsvoll! Ein gebrochener Arm verheilt. Ich glaube, ich komme gerade zur rechten Zeit, um dich aufzumöbeln.«
So war er immer gewesen. Er konnte sich über alles hinwegsetzen, und Veronica hatte das ungute Gefühl, dass er nur kam, weil er etwas von ihr wollte.
»Ich musste das Haus vermieten, da ich kein Geld verdienen konnte«, sagte sie kühl. »Und nun betätige ich mich als Kindermädchen, wie du siehst.«
»Das ist doch albern! Du kannst unterrichten! Dem steht doch gar nichts im Wege. Aber wenn du