Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 7 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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»Wir sind Vegetarier. Dieser Geruch ist für uns einfach unerträglich.«

      Roberta beschloß, freundlich zu bleiben.

      »Das tut mir leid«, erwiderte sie, wobei es ihr leider nicht gelang, den leisen Spott in ihrem Ton zu überdecken. »Aber wir sind nun mal Fleischesser und möchten gern ein Bratwürstchen auf unseren Tellern haben. Also werden Sie sich mit dem Geruch abfinden müssen.«

      Melindas gepudertes Gesicht lief unter dem Make-up leicht rosig an.

      »So, muß ich?« Ihre Stimme klang spitz. »Na, das wollen wir doch mal sehen.«

      Sie machte auf dem Absatz kehrt, aber nur, um sich flugs den Gartenschlauch zu schnappen, der auf dem Rasen lag. Sie drehte den Wasserhahn auf und hielt die Düse direkt auf den Grill. Schon zischte und spritzte es, so daß die gesamte Umgebung ihre Portion Ruß und Wasser abbekam.

      Anni bellte entrüstet und schickte sich an, einen wilden Tanz auf dem Rasen zu vollführen. Die Kinder kreischten empört, als sie ihr Abendessen durch den Garten schwimmen sahen. Herr Schröder, der auch naß geworden war, raste wie ein Wilder in seinem Gehege herum.

      Roberta war im ersten Moment viel zu verblüfft, um irgend etwas zu ihrer Verteidigung tun zu können. Starr vor Entsetzen stand sie neben dem Grill und spürte, wie ihr das Wasser den Körper herunterlief.

      Doch dann packte sie heiliger Zorn. Jetzt war es Melinda, die zu spät reagierte. Bevor sie auch nur piep sagen konnte, war Robbi an den Zaun gehechtet, hatte Melindas Hände gepackt und sie so verdreht, daß die Düse des Schlauchs nun direkt in Melindas geschminktes Gesicht zielte.

      Die Ärmste sah aus wie eine nasse Katze und kreischte mindestens genauso laut. Durch den Lärm alarmiert kam Stephan aus dem Haus. Als er sah, was sich am Gartenzaun abspielte, drehte er geistesgegenwärtig den Wasserhahn zu und rettete seine Verlobte dann aus den Fängen der Angreiferin.

      »So ein Miststück!« ereiferte sich Melinda, während sie mit beiden Armen um sich schlug. »Das lasse ich mir nicht gefallen. Ste-phan, tu was. Ruf sofort unseren Anwalt an!«

      »Ja, ja, jetzt laß uns erst einmal hineingehen«, versuchte Stephan seine Verlobte zu beruhigen. »Du bist ja naß bis auf die Haut.«

      »Ja, legen Sie sie trocken und bringen Sie ihr bei, daß sie die Finger von unseren Sachen lassen soll!« rief Roberta erbost über den Gartenzaun. »Sie kann zu Hause die große Chefin spielen. Hier nicht.«

      Die Kinder heulten um die Wette. Erstens, weil sie der Streit ängstigte, zweitens weil sie vollkommen übermüdet waren und drittens, weil ihre Bratwürstchen, auf die sie sich so gefreut hatten, inzwischen allesamt in Annis Magen gelandet waren.

      Das Geschrei der beiden Kleinen brachte Roberta wieder auf den Boden der Normalität zurück. Sie kehrte dem seltsamen Yuppipaar den Rücken und stürzte zu ihren beiden Lieblingen, um sie erst einmal zu beruhigen.

      »Die ist doof!« plärrte Julchen, wobei sie vor Zorn mit dem Fuß aufstampfte. Und ihr Bruder prophezeite erbost:

      »Wenn die das noch mal macht, kriegt sie’s mit mir zu tun.«

      »Das traut die sich bestimmt nicht mehr«, verkündete Rober-

      ta überzeugt. »So, und jetzt vergessen wir das Ganze und rufen

      den Pizzaexpreß an. Von solchen Leuten lassen wir uns doch nicht unsere Ferien verderben, nicht wahr?«

      Die Kinder wischten sich die Tränen ab und schmiegten sich an ihre Tante. Im Nu war ihre kleine Welt wieder in Ordnung, aber Roberta fürchtete im stillen, daß das nur der Auftakt zu einer langen, intensiven Feindschaft gewesen war.

      Es standen ihr ereignisreiche Wochen bevor, wenn das Paar blieb. Aber – das nahm sie sich in diesem Moment ganz fest vor – sie würde sich nicht vertreiben lassen.

      Melinda Bornemann mochte anderswo pfeifen, und die Menschen sprangen. Hier würde sie sich die Zähne ausbeißen.

      Sie hatte sich mit Roberta Simonas die falsche Feindin ausge-

      sucht!

      *

      Der Tag begann früh, wenn man Zwillinge zu beaufsichtigen hatte. Die beiden fielen abends, spätestens um halb neun, todmüde in ihre Betten und schliefen beinahe augenblicklich ein. Aber sobald die ersten Sonnenstrahlen durch die Ritzen der Fensterläden krochen, waren die beiden nicht mehr in den Federn zu halten. Dann sprangen sie gutgelaunt aus den Betten und stürmten in Robertas Schlafzimmer, um dort mit fröhlichem Gepolter den Tag zu begrüßen.

      Für Roberta war es jedes Mal ein Schock. Sie, deren Tagesrhythmus normalerweise völlig anders verlief, versuchte dann zwar, sich unter der Bettdecke zu verkriechen und schlafend zu stellen, aber das nutzte nichts. Willy und Julchen enterten rücksichtslos ihr Bett. Anni, die sowieso jeden Unsinn mitmachte, warf sich laut bellend mitten auf Robertas Bauch, worauf diese entnervt den Kampf aufgab.

      Auch heute wurde sie auf diese Art geweckt. Allerdings war etwas anders: Durchs Haus zog ein lockender Kaffeeduft, der Robertas Lebensgeister sofort weckte.

      »Wir haben dir Frühstück gemacht!« verkündete Julchen stolz. »Es ist alles fertig, du mußt nur aufstehen.«

      »Und die Zähne putzen«, mahnte Willy, der mit diesen morgendlichen Ritualen eigentlich nicht viel am Hut hatte. Aber da ihn seine Tante jeden Morgen und Abend unnachgiebig ins Bad trieb und seine Reinlichkeit mit Argusaugen überwachte, glaubte er, nun seinerseits ein wenig erzieherisch tätig werden zu dürfen.

      Roberta ließ ihm die Freude. Artig tappte sie ins Bad, gefolgt von Anni, die sich freute, daß ihr Frauchen endlich aufgestanden war und den beiden Kindern, die interessiert zusahen, wie Robbi unter die Dusche stieg.

      Julchen betätigte sich anschlie-ßend als Stylistin und suchte Ro-berta die Kleider aus, die die Tante heute tragen sollte. Daß sie Robertas langes Haar bürsten und zu einem Zopf flechten und diesen phantasievoll mit Spangen und Bändern schmücken durfte, war für die Kleine das höchste Glück. Wie alle kleinen Mädchen kümmerte sich nämlich auch Julchen schon eingehend um modische Fragen und kämmte und schminkte ihre Puppen mit Hingabe.

      Anschließend – zum Glück besaß Julchen einen hervorragenden Geschmack, so daß sich Roberta in der Jeans und dem bunten Sonnentop durchaus sehen lassen konnte – gingen sie alle Mann auf die Terrasse hinaus, wo die Kinder bereits den Tisch gedeckt hatten.

      Der Kaffee war ein Schock. Rattengift hätte nicht schlimmer schmecken können, aber Roberta schluckte ihn tapfer. Die Kinder hatten sich wirklich große Mühe gegeben, ihr eine Freude zu ma-

      chen, so daß sie ihnen diese jetzt nicht mit Mäkeleien verderben wollte.

      Dafür sorgte allerdings Melinda, die kurze Zeit später, angetan mit einem verführerischen und wahrscheinlich sündhaft teuren Nichts von Negligé, im Garten erschien.

      Die Kinder erstarrten bei ihrem Anblick. Das lag allerdings an der Crememaske, die ihr Gesicht wie ein Clownsantlitz verunstaltete.

      »Das ist wirklich eine Zumutung!« Melinda war nicht gerade bester Laune. »Es ist gerade mal neun Uhr, und Sie veranstalten hier mit Ihrer Brut einen Radau, daß man aus dem Bett fällt. Meine Güte, ich muß das ganze Jahr über hart genug arbeiten. Da werde ich doch wohl im Urlaub ausschlafen dürfen!« Roberta beschloß,

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