Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon
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Doch Julchen war nicht so leicht zu beruhigen. Wenn ihre Phantasie einmal in Gang gekommen war, dann malte sie sich die schlimmsten oder schönsten – je nachdem – Dinge bis ins kleinste Detail aus.
So auch jetzt. Julchen wollte jetzt unbedingt wissen, was aus den Menschen wurde, die auf Norderney lebten, wenn das Meer »überschwappte«. Und ob die Tiere im Notfall auch auf der Fähre mitfahren durften, und ob alle Häuser im Wasser untergingen, und so weiter und so fort.
Als Roberta keine Antworten mehr einfielen, kam Stephan ihr zu Hilfe. Mit unendlicher Geduld und erstaunlichem Sachwissen beantwortete er alle Fragen, bis Julchen, inzwischen gestättigt, das Interesse an dem Thema verlor.
»Gehen wir jetzt an den Strand?« wollte sie von Roberta wissen, worauf diese seufzte.
»Also gut, dann gehen wir an den Strand«, gab Roberta nach. Sie hatten über eine Stunde im Bistro gesessen, höchste Zeit, daß die Kleinen an die frische Luft kamen. »Nehmt euren Bollerwagen und Anni, ich bezahle inzwischen.«
»Der ist aber toll!« bewunderte Stephan das Holzwägelchen, das die Kinder jetzt unter dem Tisch hervorzogen. »Ist der neu?«
»Ja, den hat uns Tante Robbi geschenkt«, verkündete Willy voller Besitzerstolz. »Da können wir alle unsere Spielsachen reintun und uns selbst auch noch reinsetzen, wenn wir müde sind. Und Tante Robbi zieht uns dann nach Hause.«
»Toll!« Stephans Herz klopfte aus irgendeinem Grund plötzlich ein bißchen schneller, seit er gehört hatte, daß die Kinder Roberta nicht »Mama«, sondern »Tante« nannten. Komisch, dabei konnte es ihm doch völlig egal sein, ob diese hübsche, nette Frau nun die Mutter oder die Tante der beiden war! »Ich habe mir als Kind immer so einen Wagen gewünscht, aber leider nie bekommen. Mensch, da habt ihr aber richtig Glück, daß eure Tante euch so lieb hat und euch so einen tollen Wagen kauft.«
»Mhmmm«, Willy und Julchen nickten mit ernsthaften Mienen. »Wenn du nicht dauernd mit uns schimpfst, darfste den Wagen auch mal haben«, bot Julchen an, nachdem sie einen raschen, sich der Zustimmung ihres Bruders versichernden Blick gewechselt hatte.
»Aber deine Freundin nicht!« schränkte Willy die Genehmigung rasch ein, denn Melinda konnte er nun wirklich nicht leiden.
»Danke.« Stephan beschloß, der Einschränkung keine große Bedeutung beizumessen. »Vielleicht gehen wir ja mal alle zusammen an den Strand, dann lege ich meine Badehose dort hinein.«
»Aber deine Freundin nich’«, wiederholte Willy noch einmal warnend. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber Roberta kam ihm zuvor.
»So, alles erledigt. Wir können gehen.« Sie nahm Anni an die Leine, die sich eher unlustig erhob. Sie war keine große Spaziergängerin. »Wir müssen uns noch überlegen, wie wir den Wagen transportieren. Habt ihr eine Idee?«
»Wir binden ihn am Fahrrad fest«, lautete Willys Vorschlag, worauf Roberta skeptisch die Stirn runzelte.
»Ich könnte ihn im Auto mitnehmen«, ergriff Stephan die Chance, sich von seiner freundlichen Seite zeigen zu können. »Mein Wagen steht auf dem Parkplatz in der Marienstraße.«
Roberta nahm das Angebot gern an. Also wechselte der Bollerwagen vorübergehend den Besitzer. Gemeinsam verließen sie die »Börse« und spazierten in Richtung Kurhaus/Spielkasino, wo die Fahrräder standen. Stephan ging anschließend weiter, um seinen Wagen abzuholen.
*
Fröhlich radelte das Trio in Richtung Leuchtturm. Das Thermometer war inzwischen auf die 28-Grad-Marke geklettert, so daß die drei ganz hübsch ins Schwitzen kamen.
Mit Erleichterung sahen sie endlich die helle Fassade ihres Fischerhäuschens zwischen den Dünen schimmern. Nur noch ein paar Meter, und dann konnten sie die Fahrräder abstellen und endlich an den Strand gehen.
Doch die Freude auf das Nachhausekommen verging ihnen, als sie näherkamen. Schon von weitem schallte ihnen nämlich Melindas helle, erregte Stimme entgegen, mit der sie auf ihren Verlobten einschimpfte, während dieser versuchte, den Bollerwagen aus dem Kofferraum zu heben.
»Das nennst du also Urlaub!« hielt sie ihm vor. »Ich sitze den ganzen Tag allein herum, und du erledigst Botendienste für die Nachbarin.«
»Ich habe Frau Simonas zufällig in der Stadt getroffen und die Einkäufe mitgenommen«, versuchte Stephan sich zu verteidigen. »Was ist denn dabei? Kann man nicht mal einfach nur hilfsbereits sein?«
»Hilfsbereit?« Melinda stampfte vor Wut mit dem Fuß auf. »Von wegen! Die sucht doch bloß einen Dummen, der ihr all die kleinen Unannehmlichkeiten abnimmt, vor denen sich ihr werter Ehemann drückt. Ich will das nicht, hörst du? Wenn du unbedingt etwas tun willst, dann tu es für mich.«
»Aber Mel«, versuchte Stephan beruhigend auf seine Verlobte einzuwirken, aber Melinda ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Den ganzen Vormittag habe ich hier allein herumgesessen«, warf sie ihm vor. »Dabei hatten wir doch eigentlich vereinbart, daß wir unsere Freizeit gemeinsam verleben wollen. Hast du vor, das jetzt die ganze Zeit über so zu machen?«
»Melinda, hör auf!« Stephan reichte es jetzt. Seit sie hier angekommen waren, hatte Melinda ständig etwas zum Nörgeln gefunden. Er hatte keine Lust, sich seinen kostbaren Urlaub von ihr verderben zu lassen. »Du hast heute morgen so schlechte Laune gehabt, daß ich lieber weggefahren bin und die Einkäufe getätigt habe, die dringend erledigt werden mußten. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, der Kühlschrank ist leer. Also habe ich alles Notwendige besorgt.«
»Ach, dann hast du den Bollerwagen also für uns gekauft?« höhnte Melinda boshaft. »Und was sollen wir damit? Willst du dich da reinsetzen, und ich ziehe dich durch die Gegen?«
»Ich habe es dir schon einmal gesagt, der Bollerwagen gehört den Nachbarskindern und…«
»Ach, da kommen ja deine neuen Freunde.« Melina wandte sich ab und sah Roberta und den Kindern entgegen, die sich inzwischen bis auf wenige Meter genähert hatten. »Nun, dann viel Spaß. Du wirst sicherlich gerne den Babysitter für die beiden spielen. Du bist ja sooo hilfsbereit.«
Stephan sog tief die Luft ein und biß die Zähne dann so fest aufeinander, daß die Kiefermuskeln schmerzten. Am liebsten hätte er Melinda angeschrien, daß sie sich ihre albernen Attitüden sparen und endlich zur Vernunft kommen sollte. Aber er beherrschte sich unter Auferbietung aller Kräfte.
Wenn er Melinda anbrüllte, machte er alles noch viel schlimmer. Besser war es, er schluckte seinen Zorn hinunter und wartete, bis sie endlich wieder normal war. Dann konnte man vielleicht auch vernünftig mit ihr reden.
Sie musterte Roberta mit ei-
nem spöttisch-beleidigenden Blick, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte ins Haus, während die Kinder mit lautem Freudengeheul ihren Bollerwagen in Besitz nahmen.
Roberta sah indessen Melinda unter zusammengezogenen Brauen hinterher. Die Dame schien auch während der Freizeit nicht auf ihren gewohnten Luxus verzichten zu wollen. Die hochhackigen Goldsandaletten hätten eigentlich viel besser aufs Parkett des eleganten Wiesbadener Kurhauses gepaßt, als in diese Dünenlandschaft. Das hauchfeine Seidentüllkleid, das mehr enthüllte als es verbarg, stammte aus einem der führenden Modehäuser Frankfurts. Ein Modellstrandkleid,