Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mami Staffel 7 – Familienroman - Lisa Simon страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Mami Staffel 7 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

Скачать книгу

in allem wirkte Melinda in ihrem extravaganten Outfit wie ein Pfau in einer Hühnerschar. Roberta fragte sich, weshalb das gewiß sehr anspruchsvolle Pärchen nicht in die Karibik geflogen war oder wenigstens auf Sylt weilte, wo sie unter ihresgleichen sein konnten.

      Norderney war zwar auch nicht gerade billig, aber doch eher eine Familieninsel, wo man selber kochte und die Kinder tagsüber an den Strand zum Spielen schickte, damit sie ihre Bronchitis auskurierten.

      Beinahe hätte Roberta ihre Frage laut gestellt. Im letzten Moment schluckte sie die Worte hinunter und wandte sich Stephan zu, der seiner Verlobten ebenfalls nachgesehen hatte. Seiner Miene war nicht zu entnehmen, was er dachte.

      »Dann nochmals schönen Dank«, sagte Roberta und schickte sich an, den Kindern zu folgen. »Und schöne Zeit noch.«

      Damit ging sie endgültig und war gleich darauf im Nachbarhaus verschwunden, wo die Kinder bereits lärmend ihre Badesachen und Schwimmtiere zusammensuchten und in den Wagen legten.

      Zehn Minuten später sah Ste-phan vom Küchenfenster seines Hauses zu, wie das Trio davontrabte. Anni, die Schäferhündin, lief fröhlich bellend voraus, während der Bollerwagen, den die Zwillinge einträchtig miteinander zogen, hochbeladen über den unebenen Weg holperte.

      Stephan wäre gern mitgegangen.

      *

      In den kommenden Tagen beruhigte sich das Verhältnis zwischen den Nachbarn etwas. Roberta ging meist schon früh an den Strand, wo sie mit den Kindern den ganzen Tag über blieb und kehrte erst am Abend zurück, wenn die beiden vor Müdigkeit kaum noch laufen konnten.

      Da blieb dann gerade noch Zeit, ein paar Spaghettis zu kochen oder Steaks auf den Grill zu werfen. Roberta hatte den Rost jetzt auf die andere Seite des Gartens gestellt, wo ihn Melindas Gartenschlauch nicht erreichen konnte, bevor die Zwillinge schon im Halbschlaf ins Bett fielen.

      Von Stephan und Melinda sah Roberta daher nicht viel. Wenn sie mit den Kindern zum Strand ging, waren die Fensterläden des Nachbarhauses noch fest verschlossen. Kehrte sie abends zurück, machte das Haus einen verlassenen Eindruck. Erst spät, wenn Roberta auf der Terrasse die ruhigen Abendstunden genoß, sah sie das Paar manchmal, wenn es im Schein eines Windlichts im Garten saß.

      Manchmal wehte der Wind ihre gedämpften Stimmen zu ihr her-über. Aber das war auch alles, was Roberta von den Nachbarn sah, beziehungsweise hörte.

      Dann, an einem Samtagsabend, die Kinder schliefen bereits tief und fest und Roberta war mit dem Rad in die Stadt gefahren, um irgendwo in Ruhe ein Eis zu essen, da sah sie Stephan und seine Verlobte vor dem Eingang zum Spielcasino. Beide waren elegant gekleidet, er im Smoking, sie im Abendkleid, zwei sehr vornehme Leute auf dem Weg zu ihrem vornehmen Vergnügen.

      Roberta sah den beiden einen Moment hinterher, dann schob sie ihr Rad in den Ständer und begab sich auf den Weg in die Innenstadt.

      Doch der Anblick des Paares ging ihr irgendwie nicht aus dem Sinn. Stephan Hollrieder hatte verdammt schick ausgesehen in seinem Smoking. Er hatte tolle breite Schultern, die durch das Jackett noch betont wurden. Es hatte Roberta einen kleinen, schmerzhaften Stich versetzt, als sie zusah, wie Stephan Melindas Arm nahm, um sie den Weg entlang zum Haupteingang zu führen.

      Die beiden paßten rein optisch wirklich hervorragend zueinander. So elegant und weltgewandt wie Melinda würde sie sich niemals bewegen können – ach ja!

      Energisch vertrieb Robbi die Gedanken, aber sie kehrten doch immer wieder zurück. Leider verdarben sie ihr auch den Appetit auf das Eis, so daß sie schließlich unverrichteter Dinge wieder in das kleine Fischerhäuschen zurückkehrte.

      In dieser Nacht schlief sie zum ersten Mal, seit sie auf der Insel weilte, sehr unruhig.

      *

      Das Windlicht verbreitete seinen goldenen Schein und überzog alles in seiner näheren Umgebung mit einem gelbgoldenen Schimmer. Die Büsche und Bäume im Hintergrund wirkten darum noch düsterer, aber diese Düsternis wurde von der leichten Seebrise gemildert, die durch den Garten strich.

      Es war einer jener Sommerabende, die man am liebsten festhalten möchte. Ab und zu raschelte das Dünengras oder ein Tier seufzte im Schlaf. Und über alldem lag das ewige Rauschen des Meeres, das der Wind weit über die Insel hinwegtrug.

      Roberta hatte gerade noch einmal nach den Zwillingen gesehen. Die beiden schliefen wie die Engel, mit roten Wangen, die kleinen Hände zu Fäusten geballt, so wie sie es schon als Babies getan hatten.

      Jetzt saß Robbi auf der Terrasse und genoß die Abendstille. Das waren die schönsten Stunden des Tages. Sie liebte die Kinder und war gern mit ihnen zusammen. Aber wenn die kleinen Plappermäulchen endlich einmal verstummt waren, keine Füßchen durchs Haus trappelten, keine Türen knallten und keine aufgeregte Anni bellte, dann war das wie Balsam für die Nerven, die am Tage ab und zu doch ganz schön auf die Probe gestellt wurden.

      Anni lag unter dem Tisch und genoß die Ruhe mindestens genauso wie ihr Frauchen. Aber jetzt hob sie den Kopf und spitzte die Ohren, um in die Nacht hineinzulauschen, die interessante Gerüche und Ge-räusche zu ihr trug.

      »Wuff!« Anni erhob sich und ging in Habachtstellung.

      »Aus«, murmelte Roberta träge. Sie war sogar zu faul, um in dem Buch zu lesen, das seit Tagen auf dem Wohnzimmertisch lag.

      Anni warf ihr nur einen kurzen strafenden Blick zu, dann schlug sie erneut an, begann aber gleichzeitig freudig mit der langen Rute zu wedeln.

      Dann entdeckte Roberta den Grund für Annis Aufmerksamkeit. Am Zaun stand Stephan Hollrieder und winkte zu ihr herüber. Sie konnte seine Umrisse nur schemenhaft erkennen, aber das quietschgelbe T-Shirt leuchtete selbst in der düstersten Dunkelheit.

      »Hallo!« Roberta hob die Hand und winkte zurück. »Guten Abend.«

      »Guten Abend.« Stephan sprach gedämpft, aber der laue Wind trug seine Stinne mühelos zu Roberta hinüber. »Schlafen die Kleinen?«

      »Ja.« Roberta lehnte sich gemütlich in ihren Korbsessel zurück. »Schön, diese Ruhe, nicht wahr?«

      »Mhmm.« Stephan schien zu zögern. »Melinda schläft auch«, teilte er ihr nach einer Weile mit. »Wir waren heute zum ersten Mal am Strand, und sie hat sich gleich einen mörderischen Sonnenbrand geholt. Jetzt hat sie eine Tablette genommen.«

      Obwohl Roberta immer geglaubt hatte, Schadenfreude oder gar Häme seien ihr fremd, konnte sie sich jetzt einer gewissen Genugtuung nicht erwehren.

      »Quarkumschläge sollen helfen«, raffte sie sich dennoch auf, so etwas wie Mitleid zu zeigen. »Aber wenn sie schläft, dann ist es ja gut. Morgen fühlt sie sich bestimmt wieder besser.«

      »Hoffentlich.« Stephans Stimme klang skeptisch. »Was tun Sie gerade?«

      Roberta streckte sich genüßlich. Dann war plötzlich wieder dieses kleine Teufelchen da, das ihr dauernd Unmöglichkeiten ins Ohr flüsterte.

      »Nichts«, antwortete sie und dann fügte sie, zu ihrem eigenen Erstaunen freundlich hinzu: »Wollen Sie nicht herüberkommen? Wir könnten ein Glas Wein miteinander trinken.«

      Anscheinend hatte Stephan nur auf diese Einladung gewartet. Ehe es sich Roberta versah, war er über den niedrigen Zaun gesprungen und stand vor ihr.

      »Gern.«

Скачать книгу