Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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hätten in meiner Lage gewiß nicht anders gehandelt«, entgegnete Frau von Mellin.

      »Wer weiß!« sprach Katharina II.

      »Ich bitte Majestät, sich nur die Scene zu vergegenwärtigen«, erzählte die beleidigte Schöne; »Kapitän Pauloff hatte mich soeben verlassen, mich, die er anzubeten vorgab. Ein unglückseliger Zufall führt mich wenige Augenblicke später in den Vorsaal und was sehe ich – o! es ist schändlich, es ist ehrlos! – ich sehe ihn, wie er seinen Arm um die Taille meiner Zofe geschlungen hat und im Begriffe ist, ihr einen Kuß zu rauben.«

      »Einen Kuß!« rief die Kaiserin lachend, »und deshalb –«

      »O! ich habe ihn gezüchtigt dafür«, fuhr Frau von Mellin fort; »aber damit ist es nicht genug; ich werde Rache an ihm nehmen an dem ganzen lügnerischen, treulosen Geschlechte: ich hasse die Männer mehr als je, ich verachte sie so sehr, daß ich nicht begreifen kann, wie es möglich war, daß diese schwachen willenlosen Geschöpfe so lange über uns geherrscht haben. Aber Sie werden die Welt umkehren, Majestät, schon haben sich die Frauen seit Ihrer glorreichen Thronbesteigung des Hutes, Oberrockes und Stockes des Mannes bemächtigt, sie haben sich den Sattel und die Waffen erobert, und mehrere der kühnen Amazonen dienen in den Reihen Ihres Heeres als Offiziere, Es ist historisch, daß unter Katharina N. viele Frauen dienten und Regimenter kommandierten. Die Gräfin Saltikoff kämpfte tapfer gegen die Türken. eine Frau von hohem Geiste und tiefer Gelehrsamkeit hat sich den Präsidentenstuhl der Akademie der Wissenschaften errungen, Die Fürstin Daschkoff. wir dürfen nicht ruhen, ehe wir nicht regieren und die Männer uns vollständig unterthan sind. Wie beneide ich Eure Majestät um die unumschränkte Macht, welche Sie über Millionen dieser Elenden haben, welche nicht viel mehr sind als Ihre Sklaven, Ihrer Willkür preisgegeben!«

      »Sind Sie nicht im Kleinen eine absolute Herrscherin wie ich?« erwiderte Katharina II. heiter; »giebt es nicht mehr als zweitausend Seelen, welche Ihr Eigentum sind?«

      »Aber ich möchte Sklaven haben«, rief die schöne Männerfeindin, »welche denken, fühlen, wie ich selbst, nicht vertierte Leibeigne, gebildete Männer –«

      »Und vor Allem Pauloff –«, fiel Katharina II. ein.

      »Ja – Pauloff.«

      »Sie hassen ihn wirklich?«

      »Ob ich ihn hasse –«

      »Es würde mich in der That unterhalten«, sagte die Zarin nachsinnend, »aber wie könnte man das machen?«

      »Lassen mich Eure Majestät nur einen Tag an Ihrer Statt regieren«, flehte die schöne Witwe mit erhobenen Händen.

      »Was fällt Ihnen ein?« antwortete die Kaiserin, ein wenig die Stirn runzelnd, »aber – ich hab’s – Sie sollen ein Regiment bekommen –«

      »Ein Regiment?« staunte Frau von Mellin.

      »Das Regiment Tobolsk ist eben frei«, sagte Katharina II., »ich ernenne Sie zum Obersten desselben«.

      »Welche Gnade!« – Die schöne Witwe küßte die Hände der Kaiserin.

      »Als Herrin über Tod und Leben Ihrer Soldaten und Offiziere haben Sie Gelegenheit genug, Ihre grausamen Launen zu befriedigen. Aber, ich bitte sehr, ohne Ungerechtigkeit.« »Und ist Pauloff in dem Regimente?« fragte die rachlustige Schöne rasch.

      »Nein, so viel ich weiß.«

      »Aber Sie geben mir ihn, Majestät?«

      Katharina II. lachte. »Wir werden sehen!«

      »Ich bitte Eure Majestät kniefällig«, rief Frau von Mellin, indem sie sich vor der Kaiserin niederwarf, »geben Sie mir diesen Menschen – er verdient unter den Korporalstock zu kommen, er ist der frechste, leichtfertigste und hochmütigste Mann in Rußland, und er hat unser ganzes Geschlecht beleidigt.«

      »Indem er Ihre Zofe küßte?« lachte die Zarin.

      »Er schmäht die Frauen bei jeder Gelegenheit«, fuhr Frau von Mellin fort, »ja, er wagt es, Sie selbst –«

      »Mich?« Die Zarin biß sich in die Lippe.

      »Eure Majestät können sich selbst überzeugen.«

      »Ja, ich will mich überzeugen«, rief Katharina II. riß zornig einem Schmetterling, den sie eben gefangen hatte, die Flügel aus und warf ihn in die Dornen.

      II.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Hauptwache der Garde in Zarskoje Selo war das Rendezvous sämtlicher junger Offiziere jener Regimenter, welche die schöne nordische Despotin zu hüten hatten vor Soldatenverschwörungen und Palastrevolutionen. Vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Frührot rollten hier die Würfel, die Silberrubel mit dem Bilde Katharina’s auf dem schmutzigen Tische von rohem Holze. Um Mitternacht, wenn die Kaiserin in ihrem Kabinette arbeitete, neue Gesetze prüfte, Depeschen las, an Voltaire oder Diderot schrieb, die Hofdamen sich hinter die Gardinen ihrer hohen Himmelbetten zurückgezogen hatten, der Palast und die Gärten der neuen Semiramis zu schlafen schienen, war hier der Lärm der Spielenden, Trinkenden, Betrunkenen, Streitenden am größten und artete nicht selten zur wüsten Orgie aus.

      So auch heute. Die Talglichter, mit denen der kleine, unsaubere Raum spärlich beleuchtet war, und welche vollkommen heruntergebrannt waren, warfen ihre düsteren Lichter auf etwa zwanzig vom Wein erhitzte, gerötete, oder von der Leidenschaft bleich verzerrte Gesichter junger Lieutenants und Kapitäne, welche durcheinander schrieen, johlten und sangen. Diesmal spielten sie Onze et demi.

      Kapitän Pauloff hielt die Bank. Es war ein hoher, schlanker Mann mit hübschem Gesicht, großen, lebhaften Augen und einem Anstrich von Kühnheit, der ihm sehr wohl stand. Er saß in dem allgemeinen Toben ruhig, ja schwermütig, denn er verlor immerfort. Von Zeit zu Zeit biß er sich in die Lippe oder zerschnitt mit seinem Sporn unter dem Tische die Diele, aber er beklagte sich nicht und fluchte auch nicht.

      Unbemerkt waren zwei neue Gäste an den Tisch herangetreten, offenbar Offiziere, denn sie trugen den russischen Soldatenmantel, aber sie hatten sich so eingewickelt und die dreieckigen Hüte so tief in die Stirne gedrückt, daß man das Regiment nicht erkennen und ihre auffallend hübschen, beinahe weiblichen Züge nicht unterscheiden konnte.

      Eben rief ein Dragoner: va banque! –

      Die Bank war gesprengt.

      Kapitän Pauloff zog leise an seinem kleinen, schwarzen Schnurrbart, der glückliche Reiteroffizier strich das Geld ein – ein Rubel fiel zur Erde.

      Pauloff hob ihn auf, betrachtete die imposante, von Hermelin umrahmte Büste der Zarin mit einem zweifelhaften Lächeln und warf ihn dann zu den anderen.

      »Nimm sie, die silberne Dame«, rief er, »ist meine letzte, ich habe einmal kein Glück mit den Frauen.«

      Die Kameraden lachten.

      »Weil sie wissen, daß Du sie nicht liebst«, murmelte der höher Gewachsene der beiden Ankömmlinge.

      »O! ich liebe sie schon«, entgegnete Pauloff, verächtlich mit den

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