Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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Weil das Weib an und für sich ein untergeordnetes Geschöpf ist«, sagte Pauloff, »indes war es doch auszuhalten, so lange die Frauenzimmer ihre Kinder aufzogen, kochten, spannen und nähten, jetzt aber präsidieren sie die Gelehrten und kommandieren Regimenter.«

      Ein wüstes Gelächter folgte seinen Worten.

      »Und giebst Du keine Ausnahme zu?«

      »Eine Ausnahme?« antwortete Pauloff trocken, »ich weiß keine.«

      »Nun – unsere Zarin!«

      »O! das ist freilich eine große Frau, ein starker Geist«, spottete Pauloff, »die versteht das Regieren, wie eine Marionette das Komödienspielen, gestern hieß das Stück Orloff, heute heißt es Potemkin, und kein Mensch weiß, wie es morgen heißen wird!«

      Diesmal entstand tiefe Stille, und ein jeder der Anwesenden sah den Andern mißtrauisch an.

      »Du hast zu viel getrunken«, sagte endlich der Dragoner.

      »Fehlgeschossen«, fiel ein finnischer Jäger ein, »der spricht genau so, wenn er nüchtern ist.«

      »Nimm Dich in Acht vor den Frauen«, sagte plötzlich eine sonore Stimme hinter Pauloff – in demselben Augenblick fühlte er eine Hand, die ihm auf die Schulter klopfte.

      Zugleich erhoben sich die Kameraden, und in dem allgemeinen Tumult war es den beiden Vermummten gelungen, unbemerkt in das Freie zu gelangen.

      »Was beschließen Eure Majestät?« begann der Größere der Beiden, welche rasch dem Palaste zuschritten. Es war Frau von Mellin.

      »Der Unverschämte soll mir büßen«, rief Katharina II. stehen bleibend und zornig mit dem Fuße stampfend, »Sie sollen ihn haben, liebe Mellin, Sie sollen ihn haben!«

      III.

       Inhaltsverzeichnis

      Am nächsten Morgen unterzeichnete die Zarin zwei Dekrete. Das eine ernannte Frau von Mellin zum Kommandanten des Regiments Tobolsk, das zweite versetzte den Kapitän Pauloff aus dem Regimente Simbirsk in jenes des schönen weiblichen Obersten. Vier Tage später stand das Regiment in dem großen Hofe seiner Kaserne im Viereck aufgestellt, um seinen neuen Befehlshaber im Reifrock zu erwarten. Die Offiziere witzelten unter sich halblaut, die alten grauen Soldaten machten finstere Gesichter, die Rekruten lachten und stießen sich mit den Ellenbogen.

      Endlich kündigte ein Vorreiter in roter Livree auf weißem Pferde die Erwartete an, welche gleich darnach in vergoldeter Staatskarosse, von vier prächtigen Schimmeln gezogen, vorfuhr, und ehe der Oberstlieutenant ihr den Schlag öffnen konnte, kühn und elastisch heraussprang. Sie trug über einem grauen Seidenkleide die Uniform des Regiments in Form einer eng anschließenden grünen Samtjacke mit rotem Aufschlag und goldener Borte, auf dem hohen schneeweißen Toupet einen kleinen dreieckigen Hut mit wallender weißer Feder und frischem Eichenlaub, an der Seite den Degen, in der Hand den langen Rohrstock mit Elfenbeinknopf, wie er damals bei Offizieren, Standespersonen und vornehmen Damen Mode war. Sie schritt, während die Fahne gesenkt wurde, die Trommeln wirbelten, die Pfeifen durcheinander schrillten, Musterung haltend die Front des Regiments ab, und blieb dann in der Mitte des Viereckes stehen, die Arme stolz auf der Brust gekreuzt.

      »Soldaten«, sprach sie, »Ihr seht in mir Euren neuen Obersten. Indem Ihre Majestät, unsere glorreiche Kaiserin Katharina II., mich zu diesem ehrenvollen Posten berief, wollte sie weniger mich und meine geringen Verdienste, als vielmehr ihr Geschlecht ehren, das bisher eine unverdiente Zurücksetzung erfahren hat. Meine Aufgabe ist es, Euch nun zu beweisen, daß die Hand einer Frau Euch sanft und gütig leiten kann, ohne jener Festigkeit zu entbehren, welche irrtümlich dem Manne als ein Vorzug seines Geschlechts zugeschrieben wird. Ich werde liebevoll gegen Euch sein, so lange Ihr Eure Pflicht thut, jederzeit gerecht – aber streng und unerbittlich, wo es der Dienst Ihrer Majestät, die Ehre unserer Fahne verlangt. Sie, meine Offiziere, ersuche ich, in meine Absichten einzugehen, Ihre Untergebenen als Menschen zu behandeln und, wo Strafen unvermeidlich sind, solche zu wählen, welche das Ehrgefühl des Soldaten schonen, insbesondere verbiete ich den Stock und will, daß, wo körperliche Züchtigung unvermeidlich ist, dieselbe durch die Peitsche oder das Gassenlaufen vollzogen wird. Die Peitsche ist poetisch, der Stock gemein und entehrend.«

      »Es lebe unser Mütterchen Oberst!« riefen die Soldaten nach dieser originellen Anrede.

      Zuletzt ließ sich Frau von Mellin die Offiziere vorstellen. Als die Reihe an Pauloff kam, heftete sie ihre schwarzen blitzenden Augen geradezu drohend auf ihn.

      »Nehmen Sie sich in Acht, Herr Kapitän«, sagte sie, »ich höre, Sie sind ein wenig leichtfertig, ein Nachtschwärmer und Spieler und dazu noch ein Feind meines Geschlechtes, von welchem doch alle Verfeinerung der Sitten kommt. Ich wünsche nicht, daß Sie sich nachlässig im Dienste oder in irgend einer Weise widerspenstig gegen meine Befehle zeigen, es würde die schlimmsten Folgen für Sie haben.« –

      Es wurde ihm nun eine Kompagnie zugeteilt, in der sich sehr viele Rekruten befanden. Der leichtlebige junge Offizier mußte in Folge dessen beinahe den ganzen Tag auf dem Exerzierplatze zubringen und fand Gelegenheit genug, sich in dem Reglement wie in Geduld zu üben. Sein schöner Oberst erschien auffallend oft auf dem Platze und sah mit einem ganz besonderen Interesse zu, wie Pauloff seine Rekruten drillte. Bis jetzt hatte sich der sonst so leidenschaftliche Mann keine Blöße gegeben, aber deshalb entsagte seine Feindin der Hoffnung nicht, ihn doch einmal zu fangen, und war er einmal nur in ihre Hand gegeben, dann Gnade Gott!

      Als der Kapitän wieder einmal damit beschäftigt war, seine Wilden zu drillen, geschah es, daß ein alter Korporal einen Rekruten, welcher sich besonders ungeschickt zeigte, mit dem Kolben seines Gewehres auf das Bein schlug. In diesem Momente erschien Frau von Mellin.

      »Herr Kapitän Pauloff!« begann sie kalt im Befehlshabertone. Der Kapitän grüßte mit dem Degen und näherte sich dann.

      »Wie können Sie dulden«, fuhr der weibliche Oberst fort, »daß dieser Mann so mißhandelt wird?«

      »Ich habe nichts bemerkt«, erwiderte Pauloff.

      »Sie sollen alles bemerken, was auf dem Exerzierplatze bei Ihren Leuten geschieht«, sprach Frau von Mellin trocken. – »Weshalb hast Du diesen Mann mit dem Kolben gestoßen?« wendete sie sich dann an den Korporal.

      »Zu Befehl, gnädige Frau Oberst«, entgegnete der alte Soldat, »weil er nicht begreifen will.«

      »Und da meinst Du, daß er den Kolben besser verstehen wird als Dich?« sagte Frau von Mellin, die Brauen zusammenziehend; zugleich trat sie rasch vor den Rekruten hin – blieb aber vor demselben geradezu sprachlos stehen.

      Es war ein Mann von zugleich so blendender und vollendeter Schönheit, wie ihn Frau von Mellin noch nie gesehen hatte und wie er um so weniger an dem Hofe Katharina’s zu finden war. Er mußte auf eine Frau, welche weder die Gemälde der großen Italiener, noch die Bildwerke der Griechen kannte, einen wahrhaft unbeschreiblichen Eindruck machen. Kaum älter als zwanzig Jahre, bartlos, duftig, weiß und voll wie ein Mädchen, erschien der junge Grenadier trotz seiner Höhe von beinahe sechs Fuß eigentlich nicht groß, so proportioniert war sein Bau im Ganzen wie in den Einzelheiten. Am überraschendsten wirkten jedoch der Adel und die harmonische Feinheit seiner Gesichtszüge. Kurz, es war ein Adonis im Soldatenrock, welcher vor der Rokoko-Venus stand.

      Nach einer Pause sagte

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