Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох страница 50
Er war mir gleich unausstehlich; so blond, wissen Sie, sehr weiß; ein Gutsbesitzer. Ließ sich von seinem Kammerdiener täglich die Haare brennen, las den Igor vor, den Puschkin, machte gleich die Action dazu – ein ganzer Comödiant, sag’ ich Ihnen.
Also der – der gefiel mir nicht. Aber meiner Frau gefiel er.«
Seine Stimme war heiser geworden. Je mehr er in Leidenschaft gerieth, um so mehr unterdrückte er seinen Ton; er kam so gepreßt, tief aus der Brust.
»Aber das kommt später.
Es war damals ein lustiges Leben.
Im Winter kamen auch die Gutsbesitzer aus der Gegend mit ihren Frauen. Da gab es Tanz, Maskeraden, Schlittenfahrten, alles, alles!
Auch meine Frau war lustig.
Dann im Sommer ein zweites Kind. Auch ein Knabe, beides Knaben.
So war das Einvernehmen etwas hergestellt.
Ich sagte Nikolaja einmal – ich saß an ihrem Bette und deckte sie zu, wenn sie sich herumwarf.
»Ich bitte dich, erbarme dich meiner, nimm eine Amme zu dem Kind.« Sie schüttelt nur den Kopf. Was mach’ ich? – mir kommen die Thränen und ich gehe hinaus. Es war alles vergebens.
Nikolaja beschäftigte sich beinahe ein ganzes Jahr wieder nur mit dem Kinde. Wir sprachen selten.
So kam es denn, wenn ich was erzählen wollte, daß ich weit ausholen mußte und meine Frau begann sich mit mir zu langweilen. Da gähnte sie einmal über das andere, die Augen gingen ihr über. Dann war es auffallend, wie leicht wir in Streit geriethen. Sie wollte immer Recht haben.
Wenn ich eines von den Dienstleuten bevorzugte, gleich war es aus dem Dienst gejagt. Natürlich eine Scene. Oder ich finde, ihr läßt das blaue Tuch gut. Richtig. Am nächsten Sonntag geht die Beschließerin damit in die Kirche.
Und immer vor Fremden; das ist so unangenehm. Man will doch seiner Frau nicht Unrecht geben und wieder – man ist doch ein Mann. Und wenn sie immer Partei nimmt für Andere. Immer hab’ ich Unrecht und der Andere hat Recht. Was sagen Sie etwa dazu?«
Nachdem er heftig zur Seite gespuckt.
»Oder gar – ich stelle ihr vor – »Liebe Nikolaja, thu’ mir das nicht, erbarme dich.« – Richtig, schweigt sie das nächstemal. – »Und Sie Gnädige, was sagen Sie?« – »Ich? – ich, sage, was mein Mann sagt.« O! tartarische Bosheit!
Sie muß sich zwingen, verstehen Sie, mit mir einer Meinung zu sein! Wenn ich so daran denke, ich begreife nicht, daß ich noch lebe!
Plötzlich verlor ich eine große Summe. Wir hielten hoch, wissen Sie, und ich hatte natürlich Unglück – im Spiele. Einmal verlor ich Ihnen mein ganzes baares Geld, Pferde, Wagen.«
Jetzt lachte er herzlich darüber.
»Gut. Ich nehme mich beim Kopfe und sagte: das hast du schlecht gemacht. Zog mich auf ehrenvolle Art zurück. Freunde, Nachbaren blieben aus.
Nur er kam.
Mich kümmert es zwar weiter nicht, wissen Sie. Ich begann damals selbst zu wirthschaften, hatte mitunter Glück und wenn man gleichsam so unter der Hand wachsen sieht, was man eben selbst säet, so zieht das in einer Weise an, und endlich ist die Landwirthschaft auch ein Spiel. Man macht seinen Plan wie beim Spiel, man muß ihn jeden Augenblick nach den Umständen zu verändern wissen und der Zufall spielt auch seine Rolle. Gewitter, Hagel, Frost, Dürre, Krankheit, Heuschrecken.
Wenn ich zum Thee komme, meine Pfeife stopfe, fällt mir ein, das Pferd will beschlagen sein oder ich soll im Obstgarten nachsehen, ob mein Obsthüter stärker ist oder mein Branntwein. Nehme die Mütze, gehe wieder fort und es fällt mir gar nicht mehr ein, daß meine Frau bei den Kindern sitzt.
Man spricht schon so davon. »Das ist auch eine Ehe, wie alle anderen sind.« Selbst der hochwürdige Macziek kam mit großer Salbung. Sein Gesicht, sein Haar glänzten nur; dann auch sein Rockkragen. Sogar auf Stiefel und Ellenbogen erstreckte sich die Salbung. Er glänzte wie ein Cherubin, hob seinen gelben Rohrstock wie einen Schäferstab über mich und noch etwas höher seine Stimme. »Aber Hochwürden! wenn wir uns etwa nicht mehr lieben, ich und meine Frau?« – »Oho! Fegefeuer! Das ist es ja eben!« und lachte, daß ihm der hochwürdige Bauch und die salbungsvollen Wangen wackelten. »Oho, Fegefeuer! Das ist ja eben die christliche Ehe.« – »Aber Hochwürden, Herr Wohlthäter, sollen wir so leben? das geht doch nicht.« – »Oho! Fegefeuer! freilich das geht nicht. Wofür wäre denn die Kirche da? Wissen Sie, verehrter, verirrter Freund, was das ist, Christenthum?
Allenfalls wenn Sie so mit einem Frauenzimmer sich erlustigen, ohne sie zu lieben – was wird man sagen? – der Wüstling! In der christlichen Ehe versteht sich das von selbst.
Allenfalls wenn Sie so ein Frauenzimmer zahlen oder geben ihr was, ein Tuch, was weiß ich, da spuckt jeder aus. Die Dirne da verkauft sich! In der christlichen Ehe, mein verirrter Freund, versteht sich das von selbst.
Wovon spricht denn so die brave, christliche Ehefrau? etwa von solchen Lüsten? Fegefeuer! von ihrer Morgengabe spricht sie, und wie der brave, christliche Ehegatte sie kleidet und nährt. Hab’ ich Recht?
Liebe? – da heißt es: Sorge für dein Weib, ernähre deine Kinder und dafür – dein Bett. Basta! das ist eine christliche Ehe. Fegefeuer, das will ich meinen.
So ist es eine pure Schande, wenn ein Mädchen allenfalls sich verliebt und bekommt ein Kind. Pfui! aber da – wenn sie sich auch täglich anspucken – Segen Gottes!
Heirathet man der Liebe wegen, frage ich, oder des priesterlichen Segens wegen? Nun? wenn man der Liebe wegen heirathen würde, brauchte man ja den priesterlichen Segen gar nicht. Ergo! das will ich meinen!« So der Pfarrer.
Es wird mir immer einsamer zu Hause, es treibt mich fort.
Nun bleibe ich auf dem Felde draußen, wenn geschnitten wird, setze mich, wenn so die Garben stehen, wie in ein Zelt, rauche und höre den Leuten zu, wie sie singen. Gehe in den Wald, wenn Holz geschlagen wird und schieße ein Eichkatzel. Kein Markt im ganzen Kreise, den ich nicht besuchen würde. Auch nach Lemberg fahre ich oft, besonders zur Zeit der Contrakte. Bleibe Wochen vom Hause.
Es versteht sich endlich von selbst, daß ich meine Frau nur – wissen Sie – kurz, daß wir so eine christliche Ehe führen.
Meinem Nachbar leuchtet das allerdings nicht ein. Der meint, man könne täglich sein Herz brennen lassen wie seine Haare. Der sitzt richtig den halben Tag bei meiner Frau, besonders wenn ich nicht daheim hin. Wenn ich auf den Jahrmarkt fahre oder nur auf die Jagd – gleich ist er da.
»Ist mein Freund« – er pflegte mich so zu nennen, also bleiben wir dabei – »Ist mein Freund nicht zu Hause?« – »Nein.« – »Das thut mir doch sehr leid.«
Merken Sie – der Iltis – und setzt sich nieder und deklamirt den Puschkin.
Im Gespräche dann: »Aber er ist doch nie zu Hause. Hm.« »Nie,« – schüttelt nur den Kopf und die Frau – o Gott! Sie wissen ja – die lamentirt ihm nach; so Anspielungen, und er schüttelt immer nur den Kopf