Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох страница 54
Er griff in sein Haar, als wollte er in seinem Kopfe wühlen.
»Richtig! richtig.«
»Alle Weisheit meines Lebens
Hat das Eine mich gelehrt
Lieb’ ist sterblich! ganz vergebens
Hoffst du, daß die Liebe währt!
Bist du treu, sie lachen deiner,
Aendern wie die Moden sich,
Aenderst du dich, keift gemeiner
Eifersücht’ger Neid um dich.
Drum vermeide Hymens Falle,
Hoffe nie: ein Weib sei dein!
Aber lieb’ und täusche alle,
Um nicht selbst getäuscht zu sein!«
So ist es.
»Hoffe nie: ein Weib sei dein!
Aber lieb’ und täusche alle,
Um nicht selbst getäuscht zu sein!«
Da könnte ich Ihnen allenfalls jetzt so meine Abenteuer erzählen.
Alle Frauen sind mein, alle; Bauernweiber, Judenweiber, Bürgerfrauen, Edelfrauen; alle! Blonde, rothe, braune, schwarze, alle! alle!
Abenteuer, Abenteuer, sag’ ich Ihnen, Abenteuer, wie – wie was gleich?
Da habe ich jetzt z. B. so ein Verhältniß mit einer jungen Frau. Was die verliebt ist! – Eine Dame, eine ganze Dame!
Aber mir thut der Kopf etwas weh.
Ich habe noch eine Geliebte jetzt. Sie ist das Weib eines Räubers. Ihr Mann ist gehängt worden, sie selbst – was weiß ich? was kümmert das mich! – Sie kann nicht einmal lesen. Wir reden auch nicht viel zusammen, aber lieben uns – wie die Wölfe!
Immer zehn Weiber auf einmal, oder doch mindestens drei, eine für das Bett, eine für den Geist, und die dritte für das Herz – nein, was sage ich da. Das Herz bleibt aus dem Spiele, ganz aus dem Spiele, sage ich Ihnen.«
Er lachte kindlich und zeigte seine herrlichen weißen Zähne.
»Wozu auch ein Herz? der Mann braucht sein Herz für seine Kinder, seine Freunde, sein Vaterland – aber für ein Weib! Ha! ha! Ich bin nie mehr von einem Weibe getäuscht worden, seitdem ich sie alle täusche. Eine lustige Komödie! Man muß ihnen den Mann zeigen. Ha! ha! und wie sie mich lieben, seit ich nur mein Spiel mit ihnen habe. Ich habe sie alle weinen gemacht, alle!«
»Und wie ist Ihr Verhältniß zu Ihrer Frau?« fragte ich, nachdem er lange still war.
»Nun, wir sind artig zusammen,« antwortete er. »Manchmal wenn ich – wenn ich so denke – an diese Zeit – an sie – da – da – bekomm’ ich Kopfweh – Kopfweh – aber jetzt sind wir lustig! lustig! lustig!«
Er warf die Weinflasche an die Wand, daß der Jude aus dem Schlafe aufschrak und sich die Gebetriemen über die Nase herabriß.
»So! jetzt ist mir wohl!« sagte er und knöpfte seinen Rock auf. »Wohl. Lustig!«
»So ist das Leben. Wenn wir so sind – dann ist uns wohl. Lustig! Lustig!«
Er stellte sich mitten in die Schenke, die Arme kokett eingestemmt und begann den Kosak zu tanzen, indem er selbst dazu die kindlich wilden, bacchantisch schwermüthigen Melodien sang.
Bald saß er nur am Boden und warf die Füße wie etwas Ueberflüssiges von sich; bald sprang er bis zur Decke und drehte sich nur so in der Luft.
Jetzt stand er stille, die Arme auf der Brust verschränkt, und wackelte so traurig mit dem Kopfe. Jetzt packt er ihn mit der Hand, als wolle er ihn hinabreißen, und jauchzte auf wie ein Adler jauchzt, wenn er in die Sonne fliegt.
Plötzlich wurde die Thüre aufgerissen und ein alter würdiger Bauer im braunen Sierak, mit langen weißen Haaren, melancholischen Schnurrbart und schlauem Auge, trat ein.
Es war Simion Ostrow, der Richter.
Ein wehmüthiges Lächeln glitt über sein fahles Gesicht als er uns erblickte.
»Herren! wie lange seid ihr da?« sagte er gutmüthig; »gewiß lange? Nun, ich kann nichts dafür.«
»Können wir also fahren?« fragte der Bojar.
»Gewiß,« sagte Simion der Richter.
»Freilich ist es eigentlich zu spät,« fuhr der Andere fort, »ich meine für mich – aber Sie vielleicht. Gott sei mit Ihnen. Bleiben Sie gesund.«
Lustig strich er der Jüdin um das Kinn, das rothe Blut floß ihr ins Gesicht.
Er ging und kehrte noch einmal zurück. Er drückte meine Hand.
»Ah! was denn!« rief er, »das Wasser kommt mit dem Wasser zusammen und der Mensch mit dem Menschen.«
Ich stand auf der Schwelle wie er davonfuhr. Er grüßte noch einmal, dann war er fort.
Ich wendete mich zu dem Juden.
»O! er ist ein lustiger Mensch,« jammerte dieser, »ein gefährlicher Mensch, sie heißen ihn Don Juan von Kolomea.«
Ein Damen-Duell
Das Fußregiment der Preobraschenskischen Garden hatte die Wache im Winterpalaste bezogen. Es war im Frühsommer, aber die Zarin Katharina die Zweite schien noch immer nicht daran zu denken, das festliche Petersburg mit dem idyllischen Landaufenthalt von Zarskoje Selo zu vertauschen.
In der geräumigen weißgetünchten Wachstube schliefen die Soldaten sitzend, aus Furcht, ihre großen festgewickelten Zöpfe zu beschädigen; in dem kleinen anstoßenden Offizierszimmer lagerten Lieutenants und Junker von den verschiedensten Regimentern um einen langen schmierigen Tisch und spielten Onze et demi; sie spielten bereits den ganzen Nachmittag und spielten bis in die Nacht hinein bei dem spärlichen Lichte einer kleinen Öllampe, welche von der rußigen Decke herabhing. Nur einer spielte nicht. Es war ein junger schlanker Offizier mit blühendem Gesicht und großen hellblauen Augen unter dunklen Wimpern und dunklen Brauen, welche sich beinahe kokett von dem weißen Toupet abhoben. Er saß, die Beine weit von sich gestreckt, die Hände nach rückwärts in die Taschen seines grünen Uniformrockes versenkt, in einer finstern Ecke und starrte vor sich hin.
Jetzt verließ auch ein Zweiter den Spieltisch; er atmete auf und blickte um sich, dann näherte er sich dem Kameraden in der Ecke.
»Du