Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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dachte ich daran, mich von meiner Frau zu trennen. Aber die Kinder! Das ist es. Das schmiedet paarweise uns zusammen für die Ewigkeit, und treibt uns fort im Sturmwind, wie in der Hölle Dante’s die Verdammten.

      Ueberhaupt, haben Sie wohl schon bedacht, wie uns die Natur anführt mit der Liebe? Gestatten Sie mir vielleicht – ach! was wollte ich sagen? – Ja – von Haus aus sind Mann und Weib eigentlich zur Feindschaft erschaffen. Ich hoffe, Sie mißverstehen mich nicht.

      Die Natur will unser Geschlecht fortpflanzen. Ja, was will sie denn sonst? wir aber bilden uns ein in unserer Eitelkeit und Leichtgläubigkeit, daß sie unser Glück im Auge hat.

      Ja – Fisch mit Mohn! – sobald das Kind da ist, ist es meist auch schon vorbei mit dem Glück und auch mit der Liebe, und Mann und Weib sehen sich an, wie zwei, die einen schlimmen Handel gemacht haben, beide sind getäuscht, und doch hat keines das andere betrogen. Sie aber glauben noch immer, daß es hier nur auf ihr Glück abgesehen ist und befehden sich, statt die Natur anzuklagen, welche uns zu der Liebe, welche so vergänglich ist, ein anderes Gefühl gegeben hat, das nie endet: die Liebe zu den Kindern.

      Nun so blieben wir denn zusammen.

      Er betrat mein Haus nicht mehr, aber sie sahen sich bei einer Freundin; es gibt so gute Seelen in der Welt; und ich schoß wieder meine Schnepfen.

      Ich begann die Frauen jetzt so anzusehen, wie eine Art Wild, dessen Jagd beschwerlicher, aber auch lohnender ist.

      Wissen Sie, wie man die Schnepfen schießt? – Nicht? – Man muß also wissen, wie fliegt der Schnepf?

      Er fliegt auf, macht drei Stöße, wie ein Irrlicht, zick! zack! dann vorne aus.

      Das ist der Augenblick. Da halte ich gerade hin und der Schnepf ist mein.

      So etwa auch die Frauen.

      Wenn man gleich losdrückt – aus ist es. Hat man aber einmal das Tempo, bekommt man jede –

      Zu Hause war Friede.

      Die Kinder liefen schon herum und denken Sie – jetzt hatte ich sie lieb. Ich liebte sie, weil meine Frau sie liebte.

      Oft dachte ich so, unsere Liebe ist da lebendig geworden und läuft so herum und spielt und lacht; und es wurde mir seltsam zu Muthe.

      Dann kam es wieder über mich wie Bosheit. Ich verlangte, daß die Kinder mich lieber haben sollten als die Mutter, daß sie mich allein lieben sollten.

      Da nahm ich sie zum Kamin, ließ sie auf meinem Knie reiten, erzählte ihnen Märchen, sang ihnen Lieder, die so das Volk singt, erzählte ihnen Anekdoten, wie etwa ein Jäger erzählt. Und das war wirklich merkwürdig. Ich hatte nämlich – allerdings – Sie wissen ja ich hatte noch ein Kind bekommen, es war das Kind eines fremden Mannes. Ein Mädchen; Sie glauben nicht, wie ähnlich meiner Frau; ganz sie.

      Man sagt gewöhnlich, die Mädchen sehen dem Vater gleich, die Söhne der Mutter. Ich habe es nicht erlebt. Der eine ist der Großvater, den andern weiß ich gar nicht, wo ich ihn hinthun soll; den hat meine Frau aus einem Roman. Keiner meiner Söhne hat was von der Mutter, aber das – fremde Kind, das Mädchen.

      War es, daß sie damals nur an sich und ihre Rache dachte.

      Also. Das Kind hängt sich an mich mit einer Liebe, und wußte doch, daß es mir verhaßt war.

      Wenn ich erzählte, bat es leise und setzte sich auf ein Schemelchen in die dunkle Ecke, hörte zu und nur seine Augen leuchteten.

      Ich schrie es oft an, daß es zitterte. Wenn ich fortging, stand es in der Ferne und sah mir nach. Wenn ich kam, lief es mir entgegen und erschrak dann über sich selbst.

      Einmal sagte der Bub: »Der Bär wird den Vater noch umbringen.« – Da sprang es auf und hatte die Augen voll dicker Thränen.

      Es war mir, als wäre das meine Frau, die sich angstvoll an mich drängte, die mich um Verzeihung flehte und um mich weinte.

      Einmal sagte ich zu dem Kinde: »Komm doch zu mir.« Da ward es purpurroth und lief davon. Langsam wurden wir die besten Freunde.

      Keiner meiner Buben war so wie ich.

      »Möchtest du Füchse schießen?« – »Ja,« sagte der Bub, »wenn es nicht so knallen möchte.«

      Wenn ich so erzählte von einem Bären. »Nun, er kam auf mich zu. Was glaubst du, was ich that?« Sagt der Bub: »Du bist fortgelaufen.« Das Mädchen aber lacht nur.

      Oft nahm sie ein Wolfsfell und schreckte die beiden, die sich unter dem Rock der Mutter versteckten.

      »Kennt ihr denn die Schwester nicht?« – »Mutter,« sagten sie, »sie ist dann ein wirklicher Wolf, ihre Augen funkeln so und sie heult, das es ein Vergnügen ist.«

      War ich fort vom Hause, trieb das Kind unruhig im ganzen Hause herum. »Wenn der Vater nur nicht umwirft.« – »Wie soll er umwerfen.« – »O! ich kenne die Wallachen, die Braunen, es sind wilde Thiere. Oder wenn der Bär –« – »Der Vater schießt ihn gerade auf den weißen Brustfleck,« sagt mein Bub ganz sachverständig. »Wenn er ihn nicht trifft?« – »Ah! er wird ihn schon treffen.«

      Wie das Mädchen größer wird, wirft es sich auf die Erde und wälzt sich und weint.

      So nahm ich sie endlich mit.

      Ich hatte das kleine Gewehr; meine Frau hatte damit geschossen, kaufte ihr eine Jagdtasche, nahm sie mit.

      Das Mädchen hatte Ihnen Muth, Muth wie ein Mann. Nein! wie kein Mann! Wie soll ich Ihnen das erklären?

      Wenn es so durch das Dickicht brach, sag’ ich: »Nun, wenn es uns schlecht geht?« Sie lachte nur. »Ich bin ja bei dir.« Sie fürchtete nur um mich.

      Zu Hause fieberte sie vor Angst, vor dem Wolf war sie ruhig, wie vor einer Henne, sag’ ich Ihnen. Und wie wir uns verstanden.

      Ich brauchte beinahe nicht zu sprechen. Sie wußte so mein Auge, jeden Zug, jede Bewegung.

      Und doch sprachen wir so gerne.

      Wenn das Wild dalag, Irena dabei kniete, es ausweidete, dann saßen wir zusammen und die Welt war uns ein Bilderbuch, das ich meinem Kinde zeigte – und es war doch nicht mein Kind! Aber es war ihr Kind und ich hatte es lieb.

      Auch meine Frau liebte das Kind leidenschaftlich; und je mehr es sich an mich hing, um so leidenschaftlicher.

      Wenn ich das Kind mitnahm, kniete sie nieder, küßte es und sagte leise: »Bleib’ bei mir.« Aber es schüttelte den Kopf. Ich lachte und weit weg vom Hause im tiefen Walde erinnerte ich mich noch und freute mich, wenn das Kind bei mir war und die Mutter zu Hause nur so verging vor Angst.

      Wenn meine Frau dem Mädchen etwas zu nähen gab, that es nur so, legte die Arbeit plötzlich weg, und lief fort – mein Gewehr zu putzen. Oder die Frau sagte ihr was. Das Kind sah auf mich und rührte sich nicht.

      Einmal schreit meine Frau auf. »Er ist nicht dein Vater!«

      »Dann bist du nicht meine Mutter,« sagte das Kind ruhig. Sie wird bleich, schweigt fortan und weint nur manchmal. »So ein Unsinn! Wer wird da Thränen vergießen? die Welt ist so lustig!«

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