Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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      Mir, verstehen Sie, macht er eine ganze Scene, daß ich meine Frau vernachlässige; und was für eine Frau! eine schöne Frau, eine Frau, die so ein Gemüth hat, pures Gemüth, und eine geistvolle Frau, die den Puschkin liest wie ein Gebetbuch.

      Das ist leicht zu sagen. Du hast sie beim Samowar Freund, im Eichhörnchenpelz, und lebhaft wie ein Eichkatzel, und ich! – Ah! lassen wir das gehen.

      Sie läßt sich von ihm also ganze Bücher vorlesen, bekommt dadurch so Ideen und seufzt, wenn von mir die Rede ist.

      Und was ist denn eigentlich? was haben wir uns etwa gethan? – »Wir verstehen uns nicht,« sagt sie.

      Wissen Sie, wörtlich aus einem deutschen Buch; wörtlich, sag’ ich Ihnen. Da haben Sie diese Ideen. –

      Einmal Nachts komme ich Ihnen auf diese Weise zu Hause von einer Licitation in Dobromil, wissen Sie.

      Meine Frau sitzt auf dem Diwan, den einen Fuß oben, und hält das Knie so mit den Händen, so verloren vor sich hin.

      Mein Freund war eben da – meine Frau hat ihren Eichhörnchenpelz und dann – rieche ich ihn. Einen Augenblick möchte ich mich ärgern, aber ich lasse es bleiben. Meine Frau gefällt mir so, ich küsse ihr die Hände und streiche den Pelz an ihrer Jacke. Auf einmal sieht sie mich an, so ein Blick – so fremd. Ich staune nur.

      »Das kann nicht so bleiben,« sagt sie. Ganz plötzlich. Ihre Stimme war ganz heiser. Dann zwang sie sich laut zu sprechen. – »Was ist dir nur?« – »Du kommst nur noch in der Nacht zu mir,« schreit sie auf, »einer Maitresse macht man doch den Hof – und ich – ich – ich will Liebe!«

      »Liebe? lieb’ ich dich denn nicht?« – »Nein!« Setzt sich zu Pferde und jagt davon.

      Ich suche sie die ganze Nacht, den ganzen Tag.

      Wie ich am Abende zurückkehre, steht ihr Bett bei den Kindern und ich schlafe allein. –

      Ich hätte sollen auftreten, das ist wahr – aber – da war ich zu stolz, da dachte ich, es wird sich schon geben. – Dann unsere Frauen! Ja, da war allenfalls ein deutscher Kanzellist beim Kreisamte.

      Seine Frau läßt sich Liebesbriefe schreiben von einem Rittmeister. »Was hast du da, meine Liebe?« Nimmt ihr den Brief aus der Hand, liest ihn und prügelt auch schon zugleich seine Frau. Prügelt sie fort, was sag ich? – prügelt sie so lange, bis sie ihn wieder liebt. Das war eine glückliche Ehe.

      Aber ich! – ich war so ein Sklave. Wäre ich nur damals gleich aufgetreten. Aber jetzt ist alles Fisch.

      Wir sagten uns also jetzt: guten Morgen, und: gute Nacht. Das war Alles. Gute Nacht! Das waren Ihnen Nächte. Ich hätte mich täglich können heilig sprechen lassen! – –

      Damals begann ich wieder auf die Jagd zu gehen.

      Ich war ganze Tage im Wald.

      Es war damals ein Heger; er hieß Irena Wolk; ein seltsamer Mensch. Er liebte alles Lebendige. Er zitterte nur so, wenn er ein Thier entdeckte, und tödtete doch ein jedes.

      Dann hielt er es etwa in der Hand, sah es an und sagte mit einer Stimme, die so traurig war: ihm ist wohl! ihm ist wohl!

      Er hielt das Leben für eine Art Unglück; ich weiß nicht, ein seltsamer Mensch. Aber ich erzähle Ihnen ein anderesmal von ihm. –

      Da nahm ich in meine Torba etwa ein Stück Brod und Käse, füllte meine Jagdflasche mit Branntwein und ging so fort.

      Dann legten wir uns wohl am Waldrand nieder.

      Irena ging auf das Feld, grub Erdäpfel aus, machte ein Feuer und briet sie in der Asche. Man ißt so was man hat.

      Wenn man so im stillen, schwarzen Hochwald streift, dem Wolf, dem Bären begegnet; den Adler brüten sieht; die feuchte, schwere, kühle Waldluft athmet, in der so der herbe Duft schwimmt; auf einem abgehauenen Baum Tisch hält, in der Berghöhle schläft; im schwarzen See badet, der keinen Grund hat, keine Wellen schlägt, und dessen glatte nachtdunkle Fläche die Strahlen der Sonne wie das Licht des Mondes verschlingt – da hat man keine Gefühle mehr; da werden die Gefühle zu Begierden – man ißt aus Hunger und man liebt aus Trieb. –

      Die Sonne geht unter. Irena sucht Schwämme.

      Da sitzt ein Bauernweib auf der Erde.

      Der matte, blaue Rock deckt nicht die kleinen staubigen Füße. Das schmutzige Hemd fällt halb von den Schultern, und wie es über dem Rock gegürtet ist, öffnet es seine Falten und läßt die Brüste sehen.

      Um sie duftet es von Thymian; sie hat den Kopf in beiden Händen auf die Kniee gestützt und starrt so vor sich. Ein Leuchtkäfer hat sich in ihr dunkles Haar gesetzt; das fließt nur, ungekämmt, aus dem rothen Kopftuch über den Rücken.

      Ihr Gesicht hebt sich von der Seite, vom rothen Abendhimmel beinahe dunkel ab, scharf wie ausgeschnitten. Ihre Nase ist schwungvoll, fein, wie die eines Raubvogels, und wie ich sie anrufe, stößt sie auch einen Schrei aus, wie ein Gebirgsgeier, und ihre Augen zischen gegen mich auf, ihre Blicke schwimmen einen Augenblick so wie Naphtaflammen über ihren Augen.

      Ihr Schrei tönt fort – die steile Felswand gibt ihn zurück, der dichte Wald noch einmal, noch einmal das ferne Gebirge. –

      Ich bin beinahe erschrocken vor dem Weibe.

      Sie bückt sich, pflückt Thymian und zerrt das rothe Kopftuch über das rothbegossene Gesicht.

      »Was ist dir?« frage ich.

      Sie antwortet nicht, sondern gießt so die melancholischen Töne einer Duma, wie Thränen, in die Luft.

      »Was fehlt dir?« sag’ ich, »hast du einen Schmerz, eine Trauer?« – sie schweigt. – »Nun, was hast du?«

      Sie sieht mir ins Gesicht, lacht und läßt wieder die langen Wimpern wie dunkle Schleier über ihre Augen herabfallen.

      »Nun, was fehlt dir?« – »Ein Schafspelz,« sagt sie leise. Ich lache. »Warte, vom Jahrmarkt bringe ich dir einen.« – Sie verbirgt ihr Gesicht – »aber du wirst darin stinken. So ein neuer Schafspelz! Weißt du was, ich gib dir lieber eine Sukmana, was meinst du, mit Kaninchen, mit schwarzen – oder mit weißen, milchweißen –«

      Sie sah mich erstaunt an, nicht eben ernsthaft, zog etwas die Augen zusammen und ihre Lippen tanzten so um die großen weißen Zähne. Dann floß es langsam von den Mundwinkeln über die Wangen, und das Lachen der Spitzbübin zuckt plötzlich über das ganze Gesicht.

      »Nun, was lachst du?« – Nichts. – »Nun, sag, willst du die Sukmana – nicht? – wie wäre das mit Kaninchen, mit milchweißen Kaninchen? –«

      Plötzlich steht sie auf, richtet ihren Rock, zieht ihr Hemd herab. –

      »Nein!« sagt sie, »wenn Sie mir eine geben wollen, soll sie mit silbernem Pelz sein.« – »Mit silbernem, wie?« – »Nun, wie die gnädigen Frauen ihn tragen.«

      Ich sah sie nur an.

      Die Selbstsucht lag sonnig auf ihrem Gesichte wie Unschuld. Sie küßte ihre Seele, ihre Begierden, so gedankenlos, wie sie ein Heiligenbild küßte. Da war einmal

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