Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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Frau von Mellin, befehligte. Das Manuskript des französischen Tanzmeisters aber wurde auf Kosten der Petersburger Akademie gedruckt.

      Der Siegesjubel des philosophischen Offiziers wurde nur dadurch ein wenig getrübt, daß auch der »Kapitän« Koltoff, der Verfasser des Buches »Der Mensch und die Natur,« die schöne Amazone mit nicht größerem Erfolg belagerte, als der Lieutenant Koltoff, der Friseur des Bären.

      Die kokette Schöne wich mit ebensoviel Geschick als Ausdauer jeder Auseinandersetzung aus.

      Und endlich geschah es, daß Koltoff eines Abends bei der liebenswürdigen Lubina einen Anderen fand. Dieser andere war ein schöner Pole Czartoristi, welcher den polnischen Gesandten nach Petersburg begleitet hatte; er zeichnete sich durch die seiner Nation nächst der französischen eigentümliche Eleganz und Feinheit des Benehmens aus, hatte in Paris die Modeschriftsteller kennen gelernt und verstand es, über das physiokratische System und die Rechte des Menschen ebenso blendend zu sprechen, wie über die Toilette der Marquise von Pompadour und die Einrichtungen des Hirschparkes.

      Als er die Fürstin verließ, küßte er ihr mit einem mehr liebenswürdigen als ehrerbietigen Blick die Hand, und die Fürstin erwiderte diesen Blick mit einem Lächeln.

      Koltoff, in dem längst alles wogte, begann zu fiebern. Kaum hatte der Pole das Gemach verlassen, so überhäufte er Lubina mit Vorwürfen, welche ihn ruhig, ja gleichgültig anhörte.

      »Also dies ist Ihr neues Ideal?« rief der von Eifersucht entstellte wütende Kapitän endlich.

      »Sie sind in der That ein Mann von Geist,« erwiderte die Fürstin. »Sie erraten, was andere kaum ahnen. Sie haben mich in diesem Augenblicke über meine eigenen Gefühle aufgeklärt. Ja, dieser Pole ist mein Ideal, er –«

      »Für wie lange?« unterbrach sie Koltoff barsch, »es gab eine Zeit, wo Sie ein anderes Ideal hatten.«

      »Ja wohl, ein anderes,« lispelte die Fürstin mit einem müden Lächeln, »ich habe schon viele Ideale gehabt.«

      Koltoff ging mit großen ungeduldigen Schritten in dem duftigen Boudoir auf und ab, so daß sich die weißen Fenstervorhänge wie Segel aufblähten und die Porzellanchinesen auf dem Kamin mit den großen Köpfen zu nicken begannen. Jetzt blieb er vor der übermütigen Frau, welche er gegen seinen Willen köstlich unterhielt, stehen und sprach sehr ernst, beinahe feierlich: »Wir müssen zu einem Resultate kommen, Madame!«

      »Also kommen wir zu einem Resultate,« spottete Lubina.

      »Heute noch?«

      »Heute noch!«

      »Sie werden offen und ohne Rückhalt auf meine Fragen antworten!«

      »Ja.«

      »Offen und ohne Rückhalt?«

      »Offen und ohne Rückhalt.«

      »Lieben Sie mich noch?« begann Koltoff sein Verhör.

      Die Fürstin schwieg.

      »Ich bitte um Antwort,« rief Koltoff schon etwas unartig. »Lieben Sie mich noch?«

      »Wie soll ich darauf antworten?« lispelte die Fürstin.

      »Sie versprachen mir zu antworten, offen und ohne Rückhalt,« fuhr Koltoff vor Wut zitternd fort, »also antworten Sie.«

      Die Fürstin zögerte noch immer.

      »Lieben Sie mich noch?« fragte Koltoff immer heftiger.

      »Ich weiß es nicht,« erwiderte die Fürstin, die Achseln zuckend.

      »Nun, vielleicht wissen Sie, ob Sie jenen Herrn lieben?« schrie Koltoff.

      »Ich weiß es eben so wenig,« sagte die Fürstin. »Jedenfalls scheine ich hier überflüssig zu sein,« sprach Koltoff und nahm seinen Hut. In demselben Augenblick sprang die Kokette auf und hielt ihn zurück. »Sie dürfen nicht gehen,« sprach sie ebenso stolz als dringend, »ich verbiete es Ihnen.«

      Koltoff stieß ein grobes bäuerisches Gelächter aus und ging, er war auf das Äußerste gebracht, da – er war eben im Begriffe, die Thür hinter sich zu schließen – geschah, was er am wenigsten erwartet, die Fürstin brach in Weinen aus, sank zu Boden und bekam Krämpfe. Koltoff eilte ihr zur Hülfe, er war von neuem gefangen.

      Der Monat, welchen sich Lapinski zu seiner Verheiratung ausbedungen, war längst verflossen, aber Koltoff schien es nicht zu bemerken, er dachte nicht im Entferntesten mehr daran, sich zu erschießen. Er kam täglich wie zuvor zu der Fürstin, war täglich nahe daran, vor Wut und Eifersucht zu ersticken, nahm jedesmal seinen Hut, um für immer zu gehen, und blieb jedesmal von der schönen Kokette im neuen Netze gefangen.

      Er wäre nie in seinem Leben zu einem Ende gekommen, wenn nicht Lapinski, sein treuer Kamerad, neuerdings interveniert hätte.

      »Es ist klar, daß die Fürstin Dich liebt,« sagte dieser eines Tages zu Koltoff, der ihm seine Leiden klagte, »denn liebte Sie dich nicht, so hätte sie längst den Polen genommen und Dich gehen lassen, denn Du bist wahrhaftig weder so liebenswürdig, noch so geistreich, wie Du Dir einbildest, trotz Deinem Werke ›Der Mensch und die Natur‹; es kann also nicht bloß der Reiz Deiner Unterhaltung sein, der Dich ihr so wert macht, daß sie sofort Krämpfe bekommt, wenn Du an das Desertieren denkst. Sie liebt Dich, also benutze Dein Heidenglück, dringe auf eine Entscheidung von ihrer Seite, und wenn sie, wie ich erwarte, Dich abweist, bleibe einmal wirklich aus, sei ein Mann, trotze nur eine Woche ihren Thränen, ihren Krämpfen, ihren Bitten, ihren Briefen, und sie ist Dein.«

      Koltoff ging noch an demselben Abend an die Ausführung dessen, was ihm sein Freund so klar entwickelt hatte. Er nahm eine gewisse ernste, ja, würdevolle Miene an und blieb anfangs so einsilbig, daß die Fürstin ihren Anbeter herzlich langweilig fand, und als nicht einmal das wärmste Lob, das sie dem Polen spendete, ihn aus seiner Ruhe brachte, begann die schöne Frau zu gähnen und endlich mit ihrem Affen zu spielen.

      »Dies muß ein Ende nehmen,« begann der Kapitän ziemlich rauh.

      »Was muß ein Ende nehmen?« erwiderte die Fürstin, welche mit Vergnügen Leben in die Situation kommen sah.

      »Das Spiel, das Sie treiben,« sagte Koltoff.

      »Wer will mir verbieten, mit meinem Affen zu spielen?« antwortete Lubina boshaft.

      »Also Ihr Affe bin ich.« schrie Koltoff auf.

      »Wer spricht denn von Ihnen?« unterbrach ihn die Fürstin mit einem kühlen Lächeln.

      »Von wem sprechen wir denn?«

      »Von meinem Affen, diesem reizenden Tierchen hier,« entgegnete Lubina, indem sie dasselbe zärtlich an ihre Brust schloß.

      »Ich aber spreche von mir,« begann Koltoff von neuem, »von Ihnen, von uns.«

      »Ach! thun Sie das,« lispelte Lubina, »ich höre Sie so gern sprechen.«

      »Sie haben mir erlaubt, um Ihre Gunst, um Ihre Hand zu werben,« fuhr der Kapitän fort; »ich bin heute gekommen, um mir eine Entscheidung über mein Schicksal zu holen, und ich werde nicht gehen, ohne dieselbe von Ihnen empfangen zu haben.«

      »Aber

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