Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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      Die Toilette des Fräulein von Narischkin, der durch Katharinas Vorliebe sogar hoffähig gewordenen Kosakentracht nachgebildet, bestand in Halbstiefeln von rotem Saffian, einem kurzen, roten Samtrock, welcher nicht weiter als bis zu dem Fußknöchel herabfiel, einer enganschließenden Jacke von demselben Stoffe mit breiter Hermelinverbrämung und einer hohen runden Mütze von Hermelin.

      Die beiden Damen maßen sich mit Blicken, welche deutlich genug ihre Unversöhnlichkeit verrieten, dennoch versuchten die Sekundanten, wie es ihre Pflicht war, dieselben zu einem Ausgleiche zu bewegen. Vergebens. Die Fürstin hatte erst auf der Fahrt zu dem Duellplatze erfahren, daß Fräulein von Narischkin die Braut Koltoff’s sei, und war entschlossen, ihre Nebenbuhlerin zu töten So wurde denn die Entfernung abgeschritten, an den Stellen, wo sich die beiden duellierenden Damen aufstellen sollten, je ein Pflock eingeschlagen. Dann luden die Sekundanten gemeinschaftlich die Pistolen und gaben endlich das Zeichen zur Aufstellung. Noch wenige Sekunden und die Fürstin und Fräulein Narischkin standen sich gegenüber, die Pistole, den Hahn gespannt, in der Hand. Die Zeugen nahmen ihren Posten ein und gaben das Kommando: »Fertig!« Keine der beiden Amazonen verriet eine Bangigkeit, im Gegenteil zeigten sich beide kaltblütig und unerschrocken, wie alte geriebene Duellanten von Profession.

      »Eins – zwei – drei –«

      Zwei Schüsse blitzten.

      Die Sekundanten sprangen herzu. Niemand war verwundet. Man lud also die Waffen von neuem und nahm von neuem Stellung.

      Noch einmal ertönte das Kommando, noch einmal knallten die Pistolen; diesmal war die Mütze des Fräulein Narischkin von der Kugel der Fürstin durchlöchert, Fräulein Narischkin nahm sie ab, betrachtete sie lächelnd und stülpte sie wieder auf. Ehe jedoch die Pistolen zum dritten Male geladen werden konnten, kamen im Karriere zwei Reiter herbei, welche von Weitem schon mit einem weißen Tuche wehten, und zu gleicher Zeit wurde ein Schlitten sichtbar, welcher gleichfalls die Richtung nach dem Kampfplatze nahm.

      Die beiden Reiter waren Koltoff und Lapinski. Sie sprangen von den schweißbedeckten schäumenden Pferden, und der erstere eilte, die kämpfenden Damen zu trennen. Er bat, er beschwor, er drohte, alles vergebens. Fräulein von Narischkin verlangte zornglühend, mit dem Fuße stampfend, Abbitte von Seiten der Fürstin für die angethane Beleidigung; die schöne Witwe wies dagegen jedes Ansinnen dieser Art mit stolzer, höhnischer Heftigkeit zurück. Beide riefen endlich, man möge die Bahn frei geben, damit sie zum dritten Male die Kugeln wechseln könnten.

      Während dieses Wortwechsels war der Schlitten, welcher, wie die Offiziere, auch von Petersburg kam, pfeilschnell herangeschossen, die dampfenden Rosse hielten unweit des Duellplatzes, und zwei Damen, in kostbare Pelze gehüllt und dicht verschleiert, stiegen aus und nahten schnellen Schrittes. Die erste, im kaiserlichen Hermelin, majestätisch und gebieterisch, trat zwischen die Streitenden und gebot Einhalt, zugleich den Schleier zurückschlagend. Es war die Zarin Katharina die Zweite, ihre Begleiterin die Fürstin Daschkoff.

      Die Zarin hatte von dem ungewöhnlichen Zweikampfe erfahren und war herbeigeeilt, um womöglich das Blutvergießen noch zu verhindern. Sie fragte die beiden Damen, welche in einiger Verlegenheit vor ihr standen, mit einem Blicke, welcher keinen Widerspruch aufkommen ließ, ob sie sich ihrem Schiedssprüche unterwerfen wollten.

      Beide Duellantinnen verbeugten sich schweigend.

      Die Monarchin ließ sich hierauf die Ursache des Zweikampfes mitteilen, aber sie begnügte sich nicht mit den Erklärungen der beiden Damen, sie forschte nach dem tieferen Grunde ihres Hasses, der sich so unzweideutig aussprach, und als sie Koltoff erblickte, wandte sie sich an ihn, und der junge Offizier war ehrlich oder indiskret genug, alles zu gestehen. Katharina die Zweite lächelte.

      »Hören Sie also mein Urteil in diesem seltsamen Streite,« sprach sie dann. »Ich verbiete die Fortsetzung dieses Zweikampfes, der Ehre ist genüge geschehen; was aber diesen jungen Offizier betrifft, so befehle ich, daß er jener der beiden Damen seine Hand reichen soll, welche ihn mehr liebt.«

      »Dann gehört er mir!« rief die Fürstin.

      »Nein mir!« fiel Fräulein von Narischkin ein.

      Beide schworen, daß sie nicht leben könnten ohne ihn.

      Katharina die Zweite lächelte wieder.

      Sie machen mir die Sache recht schwer«, sagte sie, die Achseln zuckend. »Indes habe ich einen neuen Ausweg gefunden. Koltoff ist die Ursache dieses Streites, es ist daher gerecht, daß er seine Schuld büßt. Da Sie beide gleich gerechte Ansprüche an seine Person zu haben glauben, und es nicht möglich ist, ihn in zwei Teile zu teilen, so gebiete ich, daß er sich an jenen Baum dort stellt, und Sie, meine Damen, so lange auf ihn schießen, bis Ihr Blutdurst gesättigt ist.«

      »Das ist ja nicht möglich!« stammelte Fräulein von Narischkin.

      »Was wäre unmöglich, wenn ich es befehle?!« erwiderte die Kaiserin, die stolzen Brauen finster zusammenziehend. »Vorwärts, Koltoff, an jenen Baum dort!«

      Der junge Offizier war totenbleich geworden, aber er gehorchte.

      Die Gräfin Saltikoff lud die Pistolen.

      »Nun schießen Sie, meine Damen!« befahl Katharina die Zweite.

      Die Fürstin spannte den Hahn ihrer Pistole und trat vor. »Ich liebe ihn so sehr,« sprach sie auf das Höchste erregt, »daß ich ihn lieber tot zu meinen Füßen sehen will, als in den Armen einer andern,« und sie zielte auf Koltoff.

      In dem Augenblicke jedoch, wo sie abdrückte, schlug ihr Fräulein von Narischkin mit einem Aufschrei der Verzweiflung den Lauf in die Höhe, so daß der Schuß in die Luft ging.

      »Nein, nein,« rief sie zugleich, »er darf nicht sterben, nehmen Sie ihn hin, meine Liebe ist zu groß, ich will ihn lieber verlieren, als sein Blut fließen sehen!«

      Die Fürstin jubelte. »Nun sind Sie mein, Koltoff,« rief sie, »mein Sklave!«

      »Gemach,« sprach die Kaiserin, ihr die Hand auf die Schulter legend, »Fräulein von Narischkin hat bewiesen, daß sie ihn mehr liebt, als Sie. Er gehört ihr!«

      Zwei Wochen später feierte Koltoff seine Vermählung mit Sophia von Narischkin.

      Eine Frau auf Vorposten

       Inhaltsverzeichnis

      Auf allen Heerstraßen Rußlands marschierten Regimenter, zogen Geschütze und Munitionskolonnen nach dem Süden. »Es giebt Krieg mit den Türken«, sagten die Soldaten, »unser Mütterchen, die Zarin, will Frieden haben, aber Potemkin will den Krieg, und so giebt es Krieg.«

      Die armen Soldaten, welche scheinbar kampflustig, ihre Lieder singend, in das Lager von Cherson einrückten, dabei aber mit schwerem Herzen an die heimatliche Stube mit den rauchigen Heiligenbildern oder an ihr blauäugiges Liebchen zurückdachten, trafen in ihrer Naivität das Richtige. Katharina II. hatte alle Lust, auf den blutigen Lorbeeren, die sie geerntet, auszuruhen, und bot alles auf, den drohenden Zusammenstoß mit der Pforte hinauszuschieben, aber Potemkin, der Taurier, drängte zum Krieg und forderte durch seinen Hochmut den Sultan in beispielloser Weise heraus.

      Schon wimmelte es um Cherson von Regimentern der regulären Linie und Kavallerie, von Kosaken und den neu ausgehobenen Tartaren, und man sprach in dem Kreise, der

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