Father Brown - Krimis. Гилберт Кит Честертон
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Er verschwand durch die französische Glastüre in das Haus und ließ Lord Galloway in einer ganz unbeschreiblichen Geistesverfassung, giftig und zugleich unentschlossen. Der Garten, der in seinem Blau und Silber wie die Bühne eines Theaters erschien, schien ihn zu verhöhnen mit all jener aufdringlichen Zartheit, gegen die seine weltliche Überlegenheit vergebens anzukämpfen suchte. Die Länge und Eleganz der Schritte des Irländers versetzten ihn auch in Zorn, als wäre er nicht der Vater, sondern der Nebenbuhler, und das Mondlicht machte ihn vollends rasend. Wie in einer Watteauschen Märchenlandschaft fühlte er sich von dem Zauber eines Troubadourgartens gefangen, und entschlossen, sich solch verliebten Verrücktheiten durch Unterhaltung zu entziehen, lief er hinter seinem Feinde drein. Er strauchelte dabei über eine Wurzel oder einen Stein im Grase. Er blickte zu Boden, zuerst ärgerlich, dann ein zweites Mal neugierig. Im nächsten Augenblick schien der Mond und sahen die hohen Pappeln auf etwas ganz Außergewöhnliches hernieder – auf einen ältlichen englischen Diplomaten, der davonsprang und dabei schrie oder brüllte.
Seine heiseren Schreie riefen ein bleiches Gesicht in die Türe des Studierzimmers, die blitzende Brille und die hochgezogenen Brauen Dr. Simons, der des Edelmannes erste klare Worte vernahm. Lord Galloway schrie:
»Eine Leiche im Grase, eine blutige Leiche!«
An O’Brien dachte er gar nicht mehr.
»Wir müssen sofort Valentin davon verständigen,« meinte der Doktor, als der andere in abgerissenen Worten alles beschrieb, was er zu erkennen gewagt hatte. »Ein Glück, daß er hier ist!« und eben als er sprach, trat der große Detektiv ins Studierzimmer, herbeigerufen durch den Schrei. Es war beinahe amüsant, seine typische Veränderung zu beobachten. Er war eingetreten mit der gewöhnlichen Unruhe des Gastgebers und Gentlemans, welcher fürchtet, daß einer seiner Gäste oder Dienstboten erkrankt ist. Als er jedoch die blutige Tatsache erfuhr, wurde er bei all seinem feierlichen Ernste plötzlich munter und geschäftsmäßig, denn, so unerwartet und gräßlich es sein mochte, es war sein Beruf.
»Seltsam, meine Herren,« sagte er, als sie in den Garten hinauseilten, »daß ich Geheimnisse um die Erde herum verfolgt haben sollte und nun kommt eines und nistet sich in meinem eigenen Garten ein. Wo ist der Ort?«
Sie überquerten den Rasen mit etwas weniger Zuversicht, da ein leichter Dunst vom Flusse sich zu erheben begonnen hatte, doch unter der Führung des verstörten Galloway fanden sie den in das tiefe Gras gesunkenen Körper, den Körper eines sehr großen und breitschulterigen Mannes. Er lag mit dem Gesichte nach unten, so daß man nur gewahrte, daß seine starken Schultern von schwarzem Tuche bekleidet waren und sein mächtiger Kopf außer einigen Haarbüscheln, die wie nasses Seegras an dem Schädel klebten, kahl war. Eine Scharlachschlange von Blut kroch unter seinem Gesichte hervor.
»Wenigstens,« meinte Simon mit einem tiefen und eigentümlichen Ausdruck, »ist es niemand aus unserer Gesellschaft!«
»Untersuchen Sie ihn, Doktor,« rief Valentin ziemlich hastig, »er könnte noch nicht ganz tot sein.«
Der Doktor bückte sich nieder.
»Er ist nicht ganz kalt, aber ich fürchte, er ist tot genug,« entschied er. »Helfen Sie mir einmal, ihn aufzurichten.«
Sorgfältig hoben sie ihn einen Zoll hoch vom Boden empor, und alle Zweifel, ob er wirklich tot sei, waren sofort aufs gräßlichste beseitigt, denn – das Haupt fiel herab. Es war gänzlich vom Körper getrennt gewesen. Wer immer ihm den Hals durchgeschnitten haben mochte, der hatte ihm auch den Nacken durchgeschnitten. Selbst Valentin erschrak ein wenig.
»Er muß stark gewesen sein wie ein Gorilla,« murmelte er.
Obwohl an anatomische Operationen gewöhnt, hob Dr. Simon den Kopf nicht ohne einiges Beben auf. Er war am Nacken und der Kinnlade leicht zerfranst, das Gesicht aber zeigte keinerlei Verletzung. Es war ein plumpes, gelbes Gesicht, gleichzeitig eingefallen und doch aufgedunsen, mit einer Adlernase und schweren Augenlidern – das Gesicht eines lasterhaften römischen Kaisers mit vielleicht einer leichten Annäherung an einen chinesischen Kaiser. Alle Anwesenden schienen es mit dem kältesten Auge des Fremden anzusehen. Nichts anderes ließ sich beim Aufheben des Körpers über den Mann feststellen, als der weiße Schimmer eines Vorhemdes, befleckt von einem roten Schimmer von Blut. Es war, wie Dr. Simon sagte, der Mann hatte nicht zu ihrer Gesellschaft gehört. Er konnte aber ganz gut versucht haben, sich zu ihr zu gesellen, denn er war in einer, solcher Gelegenheit entsprechenden Weise gekleidet.
Valentin ließ sich auf seine Hände und Knie nieder und untersuchte auf etwa zwanzig Meter im Umkreise mit seiner peinlichsten beruflichen Sorgfalt den Boden, wobei er etwas weniger sorgfältig von dem Doktor und ganz oberflächlich von dem englischen Lord unterstützt wurde. Nichts belohnte ihr Herumkriechen, als einige ganz kurze Stücke abgezwickter oder abgehackter Zweige, die Valentin für einen Augenblick prüfend aufhob und dann beiseite warf.
»Zweige,« sagte er gravitätisch, »Zweige und ein ganz Fremder mit abgeschnittenem Kopfe, das ist alles, was auf der Wiese zu finden ist.«
Eine beinahe schaudernde Stille entstand, und dann stieß der fassungslose Galloway scharf hervor:
»Wer ist dort? Wer ist dort drüben an der Gartenmauer?«
Eine kleine Gestalt mit einem lächerlich großen Kopfe näherte sich ihnen unschlüssig im Mondscheindunste; einen Augenblick sah sie wie ein Kobold aus, doch entpuppte sie sich schließlich als der harmlose, kleine Priester, den sie im Salon zurückgelassen hatten.
»Übrigens,« bemerkte er bescheiden, »Sie wissen, es gibt keine Tore zu diesem Garten.«
Valentins schwarze Augenbrauen zogen sich etwas ärgerlich zusammen, wie sie es angesichts der Soutane grundsätzlich taten. Doch er war zu gerecht, um die Bedeutung der Bemerkung abzuleugnen.
»Sie haben recht,« erwiderte er, »ehe wir herausfinden, wie er getötet wurde, müßten wir herausfinden, wie er dazu kam, hier zu sein. Nun hören Sie mich an, meine Herren! Wenn es ohne Beeinträchtigung meiner Stellung und Pflichten sich machen läßt, werden wohl alle einverstanden sein, daß gewisse ausgezeichnete Namen besser aus der Geschichte ausgeschaltet bleiben. Es sind Damen hier und ein fremder Gesandter. Wenn wir es als ein Verbrechen ansehen, muß es auch als ein Verbrechen verfolgt werden. Bis dahin aber kann ich von meiner eigenen Verschwiegenheit Gebrauch machen. Ich bin das Haupt der Polizei: ich bin so öffentlich, daß ich mir gestatten kann, privat zu sein. Wenn es dem Himmel gefällt, werde ich jeden meiner Gäste entlassen, ehe ich meine Leute hereinrufe, um nach irgend jemand anderem zu suchen. Meine Herren, auf Ihr Ehrenwort, niemand von Ihnen wird das Haus bis morgen mittags verlassen: es sind Schlafzimmer für jedermann bereit. Simon, ich glaube, Sie wissen, wo mein Diener Iwan in der Vorhalle zu finden ist; er ist ein vertrauenswürdiger Mann. Sagen Sie ihm, er solle einen anderen Diener als Wache lassen und sofort zu mir kommen. Lord Galloway, Sie sind sicherlich die geeignetste Person, den Damen mitzuteilen, was geschehen ist, und eine Panik zu verhindern. Auch Sie müssen bleiben. Father Brown und ich werden bei der Leiche bleiben.«
Wenn dieser Geist des Befehlshabers aus Valentin sprach, gehorchte man ihm wie einem Signalhorne. Dr. Simon ging nach dem Waffensaal hinein und störte Iwan auf, des amtlichen Detektivs Privatdetektiv. Galloway begab sich nach dem Salon und erzählte äußerst taktvoll die schreckliche Neuigkeit, so daß zur Zeit, als sich die Gesellschaft