Father Brown - Krimis. Гилберт Кит Честертон
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Iwan; der Vertraute mit der Narbe und dem Schnurrbarte, kam aus dem Hause geschossen wie eine Kanonenkugel und lief über den Rasen auf Valentin zu wie ein Hund auf seinen Herrn. Sein fahles Gesicht hatte sich ganz belebt von der Glut dieser häuslichen Detektivgeschichte und mit beinahe unangenehmer Gier fragte er seinen Herrn um Erlaubnis, die Überreste untersuchen zu dürfen.
»Ja, sieh nach, Iwan, wenn du willst,« erlaubte Valentin. »Aber mache nicht zu lange, wir müssen hineingehen und dies drinnen alles durchdreschen.«
Iwan griff nach dem Kopfe – und ließ ihn dann fast wieder fallen.
»Wie?« keuchte er, »es ist – nein, nicht, er kann es nicht sein. Kennen Sie diesen Mann, Sir?«
»Nein,« erwiderte Valentin gleichgültig, »wir werden besser hineingehen.«
Sie trugen den Körper mitsammen auf ein Sofa im Studierzimmer und versammelten sich dann alle im Salon.
Der Detektiv ließ sich ruhig und sogar zögernd an einem Schreibtische nieder, aber sein Blick war der stählerne Blick eines Richters beim Urteilsspruche. Er machte rasch ein paar Notizen auf ein Stück Papier und fragte dann kurz:
»Ist alles hier?«
»Mr. Brayne fehlt,« bemerkte die Herzogin von Mont St. Michel umherblickend.
»Nein,« fügte Lord Galloway mit heiserer, grimmer Stimme hinzu. »Und auch Mr. Neil O’Brien nicht, kommt mir vor. Ich sah diesen Herrn im Garten herumlaufen, als die Leiche noch warm war.«
»Iwan,« befahl der Detektiv, »geh und hole Hauptmann O’Brien und Mr. Brayne. Mr. Brayne raucht, wie ich weiß, im Speisezimmer eine Zigarre zu Ende. Hauptmann O’Brien geht, glaube ich, im Rauchzimmer auf und nieder. Ich bin nicht ganz sicher.«
Der getreue Diener verschwand blitzartig aus dem Zimmer, und ehe noch jemand sich rühren oder sprechen konnte, fuhr Valentin mit der gleichen soldatischen Kürze in seiner Auseinandersetzung fort:
»Jedermann hier weiß, daß ein toter Mann im Garten gefunden wurde, dessen Kopf glatt vom Rumpfe abgeschnitten ist. Dr. Simon, Sie haben ihn untersucht. Glauben Sie, daß es, um jemand den Hals in dieser Weise durchzuschneiden, großer Kraft bedürfen würde? Oder vielleicht nur eines sehr scharfen Messers?«
»Ich möchte behaupten, daß es mittels eines Messers überhaupt nicht getan werden könnte,« bemerkte der bleiche Doktor.
»Haben Sie irgendeine Idee,« fuhr Valentin fort, »mit was für einem Werkzeug es getan werden könnte?«
»Um mit zeitgemäßer Wahrscheinlichkeit sprechen zu können, ich habe wirklich keine,« erwiderte der Doktor, indem er wie im Schmerze seine Brauen hochzog. »Es ist nicht leicht, selbst plump einen Nacken durchzuschlagen, und dieser war glatt abgeschnitten. Man konnte das mit einer Streitaxt oder einem alten Scharfrichterbeil tun, oder auch mit einem Zweihänder.«
»Aber beim Himmel nochmal!« rief die Herzogin beinahe in einem hysterischen Anfalle aus, »hier herum gibt es doch keine Streitäxte und Zweihänder?«
Valentin war noch mit dem Papiere vor sich beschäftigt.
»Sagen Sie mir,« fragte er rasch weiterschreibend, »hätte man es mit einem langen französischen Kavalleriesäbel tun können?«
Ein leises Klopfen kam von der Türe, das aus irgendwelchem unbekannten Grunde jedermanns Blut erstarren machte wie das Klopfen in »Macbeth«. Inmitten dieses eisigen Schweigens vermochte Dr. Simon zu sagen:
»Einen Säbel – ja. ich glaube, das ginge.«
»Danke Ihnen,« bemerkte Valentin. »Herein, Iwan!«
Der getreue Iwan öffnete die Türe und ließ Hauptmann O’Brien eintreten, den er endlich, von neuem den Garten durchmessend, gefunden hatte.
Der irische Offizier stand unentschlossen und herausfordernd auf der Schwelle.
»Was wollen Sie von mir?« fragte er.
»Bitte, setzen Sie sich,« lud Valentin in glattem Tone ein. »Wie, Sie tragen Ihren Säbel nicht? Wo ist er?«
»Ich ließ ihn auf dem Tische in der Bibliothek,« erwiderte O’Brien, bei seiner aufgeregten Stimmung sich in seinen irischen Dialekt verlierend. »Er war mir lästig, er war so –«
»Iwan,« befahl Valentin, »bitte, geh und hole des Hauptmanns Schwert aus der Bibliothek,« und dann, während der Diener verschwand: »Lord Galloway sagt, er sah Sie den Garten verlassen, gerade bevor er die Leiche fand, was machten Sie im Garten?«
Der Hauptmann warf sich sorglos in einen Stuhl.
»O, mein Junge,« rief er in reinem Irisch, »den Mond bewundern, mich mit der Natur unterhalten.«
Ein dumpfes Schweigen trat ein und verweilte, und endlich kam von neuem jenes schwache und schreckliche Klopfen. Iwan erschien wieder und trug eine leere Säbelscheide.
»Das ist alles, was ich finden kann,« bemerkte er.
»Leg es auf den Tisch,« befahl Valentin, ohne aufzublicken.
Ein Schwelgen erfüllte den Raum gleich jenem Meere unendlichen Schweigens rings um die Anklagebank des verurteilten Mörders. Die schwachen Ausrufe der Herzogin waren längst verklungen und Lord Galloways geschwollener Haß war befriedigt und sogar ernüchtert. Die Stimme, die sich erhob, kam somit ganz unerwartet.
»Ich glaube, ich kann Ihnen sagen,« fiel Lady Margaret mit jener klaren, zitternden Stimme ein, mit der eine mutige Frau öffentlich spricht, »ich kann Ihnen sagen, was Mr. O’Brien im Garten machte, nachdem er selbst zum Schweigen gezwungen ist. Er machte mir einen Heiratsantrag. Ich lehnte ab; ich sagte ihm, unter meinen familiären Verhältnissen könne ich ihm nichts als Achtung entgegenbringen. Er war darüber ein wenig ärgerlich; er schien nicht viel auf meine Achtung zu geben. Ich bezweifle,« fügte sie mit kaum merklichem Lächeln hinzu, »ob ihm jetzt überhaupt noch etwas daran liegt. Denn ich biete sie ihm jetzt an. Ich will überall beschwören, daß er nie etwas Derartiges begangen hat.«
Lord Galloway war zu seiner Tochter hinübergesteuert und suchte sie mit etwas, was er für Flüstern halten mochte, einzuschüchtern.
»Halte deinen Mund, Maggie,« sagte er, »weshalb solltest du den Burschen decken? Wo ist sein Säbel? Wo ist sein verdammter Kavallerie – –«
Er hielt inne, zurückgehalten durch den sonderbaren Blick, mit dem seine Tochter ihn betrachtete, einen Blick, der in der Tat eine geisterhafte Anziehungskraft für die ganze Gruppe besaß.
»Du alter Tor!« sagte sie mit leiser Stimme, ohne sich um irgendwelche Rücksichtnahme zu bekümmern, »was glaubst du denn beweisen zu können? Ich sagte dir, dieser Mann war unschuldig, solange er bei mir war. Aber wenn er nicht unschuldig war, so war er doch bei mir. Wenn er einen Mann im Garten ermordete, wer war es, der es gesehen haben mußte? Wer mußte zum mindesten darum gewußt haben? Ist dein Haß gegen Neil so groß, daß du deine eigene Tochter –?«.
Lady Galloway kreischte auf. Jedermann saß in Gruseln bei dem Gedanken an jene teuflischen Tragödien, die einst zwischen Liebenden sich abgespielt haben. Sie sahen das stolze, weiße Gesicht der schottischen Aristokratin