Father Brown - Krimis. Гилберт Кит Честертон
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Kaum hatte Nox den Menschen erblickt, so raste er nach vorn, blieb mitten auf dem Wege stehen und bellte ihn wie besessen an. Er heulte mörderisch; aus seiner Hundekehle brachen Flüche, die mit ihrem deutlichen Ausdruck von Haß fast menschlich wirkten. Der Mann kroch in sich zusammen und flüchtete zwischen den Blumen den Weg hinauf.«
Pater Brown sprang mit erstaunlicher Ungeduld von seinem Sitz auf.
»Der Hund hat ihn also angeklagt, nicht wahr?« rief er aus. »Das Hundeorakel hat ihn verurteilt. Haben Sie sich auch um den Vogelflug gekümmert, und ob die Vögel rechts oder links vorbeizogen? Haben Sie die Auguren um die Opfer befragt? Hoffentlich haben Sie nicht unterlassen den Hund aufzuschneiden, und die Eingeweide zu beschauen. Auf diese Art von wissenschaftlicher Probe scheint ihr aufgeklärten Heiden euch zu verlassen, wenn es sich darum handelt, einem Manne Leben und Ehre abzuschneiden.«
Fiennes saß einen Augenblick mit offenem Munde da, bevor er die Worte herausbrachte: »Ja, was haben Sie denn? Was hab’ ich denn getan?«
In die Augen des Priesters stahl sich ein Ausdruck von Besorgnis – die Besorgnis des Mannes, der im Dunkel an einen Pfosten angerannt ist und sich einen Augenblick lang fragt, ob er kein Unheil angerichtet hat.
»Ich bedaure unendlich«, sagte er voll aufrichtiger Betrübnis. »Ich bitte um Entschuldigung wegen meiner Unhöflichkeit – verzeihen Sie.«
Mennes sah ihn neugierig an. »Manchmal kommen Sie mir geheimnisvoller vor als alle Geheimnisse«, sagte er. »Aber – wenn Sie an das Geheimnis vom Hund nicht glauben wollen, über das Geheimnis vom Menschen kommen Sie nicht hinweg. Sie können doch nicht leugnen, daß im gleichen Augenblick, wo das Tier aus dem Wasser kam und brüllte, die Seele seines Herrn aus ihrem Leib getrieben wurde durch den Stoß einer unsichtbaren Kraft, die kein Sterblicher auffinden oder sich auch nur vorstellen kann. Und was den Rechtsanwalt betrifft; ich halte mich nicht nur an den Hund: da gibt es noch andere sonderbare Einzelheiten. Mir machte er den Eindruck eines glatten, lächelnden, doppelzüngigen Menschen, und eine seiner Angewohnheiten kam mir förmlich wie ein Anhaltspunkt vor. Wie Sie wissen, waren Arzt und Polizei sehr bald zur Stelle – Valentine wurde eingeholt, als er von Hause wegging, und er telephonierte sofort. Dieser Umstand, und dazu die Abgeschlossenheit des Hauses, die kleine Anzahl von Personen und der begrenzte Raum haben es sozusagen möglich gemacht, jeden genau zu durchsuchen, der in der Nähe war – und es wurde auch jeder durchsucht – nach einer Waffe. Das ganze Haus, der Garten und der Strand wurden aufs Genaueste nach einer Waffe abgesucht. Daß der Dolch so einfach verschwinden konnte, ist fast ebenso widersinnig, wie daß der Mörder verschwand.«
»Daß der Dolch verschwand –« Pater Brown nickte. Er schien plötzlich aufmerksam zu werden.
»Nun passen Sie auf,« fuhr Fiennes fort, »ich habe Ihnen schon gesagt, daß dieser Traill die Gewohnheit hatte, fortwährend an seinem Schlips und an der Krawattennadel herumzubasteln – besonders an der Nadel. Seine Nadel war gleichzeitig auffallend prächtig und altmodisch – genau wie er selbst. Sie bestand aus einem Stein mit konzentrischen farbigen Kreisen, die wie ein Auge aussahen – und je mehr er sich damit befaßte, desto mehr fiel sie mir auf die Nerven, gerade als wäre er ein Zyklop mit einem einzigen Auge mitten im Körper. Aber die Nadel war nicht nur groß, sondern auch lang und mir fiel ein, daß er sich vielleicht so große Mühe gab, sie richtig zu stecken, weil sie noch länger war als sie aussah – so lang wie ein Stilett, mit einem Wort.«
Pater Brown nickte nachdenklich. »Wurde noch von einer anderen Waffe gesprochen?« fragte er.
»Ja,« erwiderte Fiennes, »einer der beiden jungen Druces – ich meine die Vettern – hatte noch eine Idee. Weder Herbert noch Harry machten zuerst den Eindruck, als ob sie für Detektivarbeit in Frage kämen – aber während Herbert genau dem althergebrachten Typus des schweren Dragoners entspricht und in der Garde eine gute Figur macht, gehörte sein jüngerer Bruder seinerzeit der indischen Polizei an und wußte in diesen Dingen Bescheid. Auf seine Art war er sogar nicht einmal dumm – mir kommt es fast vor, daß er zu gescheit war und abgesägt wurde, weil er sich nicht um den Amtsschimmel kümmerte und auf seine eigene Verantwortung handelte. Jedenfalls war er sozusagen ein Detektiv ohne Stellung und warf sich mit mehr als Dilettanteneifer auf den Fall. Mit ihm hatte ich auch die Debatte über die Waffe – und die Debatte brachte uns auf eine neue Idee. Es fing damit an, daß er meine Beschreibung von der Art und Weise, wie der Hund auf Traill losgegangen war, in Abrede stellte – er sagte, daß ein Hund, wenn er ganz gefährlich sei, nie belle, sondern knurre.«
»Damit hatte er völlig recht«, bemerkte der Priester.
»Ferner sagte er, wenn es darauf ankäme, hätte er Nox schon andere Leute anknurren gehört – zum Beispiel den Sekretär Floyd. Ich gab zur Antwort, daß sein Einwurf sich selbst erledige – zwei oder drei Leute konnten das Verbrechen nicht begangen haben, am wenigsten Floyd, der so unschuldig war wie ein wilder Schuljunge und allen sichtbar über der Hecke saß und mit seinem roten Schopf so auffallend aussah, wie ein scharlachroter Kakadu. ›Ja, leicht ist die Sache nicht,‹ gab mein Kollege mir zur Antwort, ›aber kommen Sie doch bitte mal mit mir in den Garten. Ich möchte Ihnen etwas zeigen, was wohl noch keiner gesehen hat.‹ Das war am Tage, an dem der Mord entdeckt wurde, und im Garten lag noch alles unverändert da: die Leiter stand bei der Hecke; und unter die Hecke bückte sich mein Begleiter und zog aus dem tiefen Gras etwas heraus. Es war die Schere, mit der die Hecke gestutzt worden war; an einer Spitze klebte Blut.«
Nach einem kurzen Schweigen fragte Pater Brown plötzlich: »Was machte der Rechtsanwalt dort?«
»Er sagte uns, daß ihn der Oberst bestellt hatte, weil er sein Testament ändern wollte«, erwiderte Mennes. »Der Oberst war sehr reich, und sein Testament war wichtig. Damals wollte Traill uns noch nichts Genaueres über die Änderung sagen, aber ich habe seither erfahren – erst heute früh nämlich – daß der Hauptteil des Vermögens dem Sohne entzogen und der Tochter vermacht wurde. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß Druce auf seinen Sohn wütend war, weil er ein so flottes Leben führte.«
»Die Frage nach dem Warum ist bis jetzt durch die Frage nach dem Wie in den Hintergrund gedrängt worden«, bemerkte Pater Brown nachdenklich. »In diesem Augenblick hat Fräulein Druce, wie es scheint, durch den Tod unmittelbar gewonnen.«
»Um Himmelswillen! Sind Sie aber ein Gemütsmensch«, rief Fiennes aus und starrte ihn an. »Sie wollen doch damit nicht etwa sagen, daß sie –«
»Wird sie den Doktor Valentine heiraten?« fragte der andere. »Was ist das für ein Mensch?«
»Valentine? Er trägt einen Bart – sehr blaß, sehr schön – sieht wie ein Ausländer aus. Auch der Name klingt nicht gerade englisch. Aber im Ort hat man ihn gern und hält viel von ihm; er ist ein geschickter und gewissenhafter Chirurg.«
»Ein so gewissenhafter Chirurg,« sagte Pater Brown, »daß er sein Besteck mit hatte, als er die junge Dame zur Vesperzeit besuchte. Er muß doch eine Lanzette oder etwas Ähnliches benutzt haben – und er war in der Zwischenzeit nicht zu Hause.«
Fiennes sprang auf und sah ihn hitzig vor Neugierde an. »Meinen Sie, daß er dieselbe Lanzette benutzt hat –«
Pater Brown schüttelte den Kopf. Alle diese Einfälle sind vorläufig noch ganz phantastisch«, sagte er. »Die Frage lautet nicht, wer es getan hat und womit, sondern wie es getan wurde. Wir könnten viele Männer finden und viele Werkzeuge – Nadeln und Scheren und Lanzetten. Aber wie konnte ein Mensch in das Zimmer gelangen – oder auch nur eine Nadel?«
Während er sprach, blickte er nachdenklich