Die Entdeckung des Nordpols. Robert E. Peary
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Von »Camp Jessup« aus zog Peary kreuz und quer umher, um sicher zu sein, den Nordpol auch berührt zu haben. Dann ging es südwärts, wobei er den Runway, auf dem er sein Tempo beim Anrücken verdoppelt hatte, nicht mehr nur in fünf, sondern in drei Tagen bewältigte. »Kein Mensch in der Geschichte der Polarforschung«, schreibt Theon Wright in seiner Analyse The Big Nail. The Story of the Cook-Peary Feud (»Der Große Nagel. Die Story der Cook-Peary-Fehde«; 1970) »hat jemals auf Dauer vergleichbare Schnelligkeiten erreicht, noch dazu über Meereis.« Kein Mensch vor Peary und kein Mensch nach ihm!
Ende oder Ente? Der New York Herald verkündete jedenfalls am 7. September 1909 Pearys Triumph.
Am 23. April waren die sechs wieder am Kap Columbia und nach weiteren vier Tagen auf der »Roosevelt«. Dort machte Peary eine merkwürdige Aufzeichnung: »Der Captain [Bartlett] kam von 87° 47’ in vierundzwanzig Tagen hierher. Ich kam von -- -- in zwanzig Tagen (achtzehn Märschen) hierher.« Das deckte sich mit der Beschriftung von Pearys Logbuch für das Jahr 1909. Sie lautet: »Nr. 1, von der ›Roosevelt‹ bis -- -- und zurück, 22. Februar bis 27. April, R. E. Peary, United States Navy.«
Mochte Peary also vorläufig offen lassen, woher er von seiner letzten Expedition heimkehren würde – am 5. September 1909 musste er sich entscheiden. Da lief die »Roosevelt« in Indian Harbour auf Labrador ein, und er erfuhr, dass Dr. Cook behauptete, am 21. April 1908 am Nordpol gewesen zu sein. Verzweifelt kabelte Peary daraufhin seiner Frau: »I have the D. 0. P. [damned old Pole].« Ich! Ich! Ich!
Peary? Oder Cook? Oder beide? Oder keiner? Das ist bis heute das Rätsel, obwohl sich Peary bemühte, die Lösung in seinem Buch Die Entdeckung des Nordpols zu geben. In seinem?
Verfasst hat es im Wesentlichen der New Yorker Journalist Albert Ellsworth Thomas, der jüngst ein Drama mit dem Titel Her Husband’s Wife (»Die Frau ihres Gatten«; 1910) zur Aufführung gebracht hatte und sich später mit Stücken wie Come out of the Kitchen (»Komm raus aus der Küche«; 1916) einen bescheidenen Ruf erwerben sollte. Im Todesjahr Pearys, 1920, veröffentlichte er das Schauspiel The Champion.
WAS IST »DIE EROBERUNG DES NORDPOLS«?
»Thomas’ Tätigkeit«, beschwor Peary am 12. Juli 1910 seinen Verleger Frederick Stokes, »muss absolut geheim bleiben.« Er sprach das Problem an, das einer hat, der Mitwisser besitzt.
Infolgedessen wurde aufgedeckt, dass ›seine‹ Reportage The Discovery of the North Pole (»Die Entdeckung des Nordpols«) in HAMPTON’S MAGAZINE vom Sommer 1910 von der Ghostwriterin Elsa Barker geschrieben war. Und so kam zu guter Letzt auch Thomas’ Manuskript zu ›seinem‹ Buch zum Vorschein.
Wally Herbert hat in seiner grandiosen Peary-Biografie eine Passage aus jener Druckvorlage wiedergegeben, die die Arbeitsweise von Albert Ellsworth Thomas illustriert.
Da der »ganz und gar nicht zufrieden« war mit dem, was ihm Peary an Informationen über seine Rast am Pol geliefert hatte, setzte er zeilenschindend zu einem Kitsch an, in dem die in der Eiswüste verlassen baumelnden Stars and Stripes das Letzte sind, was Peary bei der Umkehr vom Nordpol sehen kann. Das kam, wie eine Anmerkung des Lektors demonstriert, dem Verlag nun doch zu bunt vor, weshalb Peary es tilgte. Genauso wie er – allerdings ohne Anstoß seines Publishers – aus Thomas’ Resümee, am 6. April 1909 sei ein Unterfangen vollendet worden, an dem »ich und andere« viele Jahre gearbeitet haben, die Wörter »und andere« strich.
Die Entdeckung des Nordpols verdankt ihre Entstehung der Vorstellungskraft von Albert Ellsworth Thomas. Die war zwar aufgebaut worden mit Hilfe der Skizzen und Korrekturen ihres vorgeblichen Urhebers, bleibt jedoch als nomineller Text aus der Feder von Robert Edwin Peary eine Fälschung – und just deshalb authentisch und ihrem Thema adäquat.
Gibt doch die Aura des Fiktiven, welche die Taten jenes Hercules redivivus umweht, auf subtile Weise Erfahrungen von dort wieder, wo alles diffus ist und vage und fließend ... wo jede Wahrnehmung zu einer Großen Impression verschmilzt. Der deutsche Arktis-Reisende Freddy Langer schrieb einmal nach der Rückkehr aus dem ewigen Eis: »Der Nordpol [...] ist die Phantasie in ihrem festen Aggregatzustand, die einzige überzeugende Verkörperung des Begriffs Idee.« Dem entspricht Die Entdeckung des Nordpols. Sie ist ein moderner Mythos und als solcher ein Appell an unsere Imagination.
Daher spannen wir jetzt die Schlittenhunde an und brechen mutig auf, um im Reiche des Saturn den Schatz zu heben, den
»Die Sterblichen nimmer entdecken«.
Detlef Brennecke
* Die beiden folgenden Abschnitte orientieren sich an dem Kapitel »›Das Erste ist die Lust an Kampf und Ruhm‹ oder: Eine kleine Vorgeschichte der Erforschung der Arktis« in meiner Biografie über Roald Amundsen (Reinbek bei Hamburg 1995) [Anmerkung des Herausgebers].
ROBERT E. PEARY
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