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über das braungestrichene Holz gleiten, wo die stählernen Zacken tiefe Spuren hinterließen.

      Wyatt dachte über die Frau nach. Der hektische Trubel um ihn herum erregte ihn nicht im mindesten. Er hatte den Blick auf Mary Ann Cumberland gerichtet. Auf die winzigen Löcher, die der Sporn in dem Holz des Türpfostens hinterlassen hatte. Es wäre leicht, ihrer Spur zu folgen, überlegte er. Sie steht überall in der gleichen Weise, lehnt sich an und reißt mit ihren Sporen das Holz auf.

      Diese und ähnliche Gedanken zogen ruhig durch den Kopf des Mannes, der hier als schwer belasteter Angeklagter vor die Schranken eines ganz schnell zusammengerufenen Gerichtes gezerrt worden war.

      Er hatte die Hände über der Brust verschränkt, stand lässig und ruhig da. Der schwere Colt steckte noch links im Halfter. Niemand hatte es gewagt ihm die Waffe abzunehmen.

      Auch Harry Walker war wie ein Verbrecher hereingeführt worden. Er stand zwei Schritte neben Wyatt Earp.

      Und der Prozeß, der nun folgte, ging in die Geschichte der kleinen Stadt Florence ein. Der Chronist Nathan Bisbee nannte diesen Tag einen der schwärzesten Tage der kleinen Kansasstadt.

      Draußen auf den Stepwalks hatten sich die Burschen, die Frauen, die Alten und die Kinder versammelt. Die Worte Golden Bills waren ja laut genug gesprochen worden; man hatte sie weithin hören können. Jetzt wußte die ganze Stadt, was er gesagt hatte. Da gab es niemanden, der freiwillig zu Hause blieb.

      Der Richtertisch hatte eine sonderbare Zusammensetzung gefunden.

      In der Mitte auf einem gewaltigen Stuhl, den man extra aus einem Nachbarhaus herbeigeschafft hatte, thronte Big Bill. Rechts neben ihm saß der Richter. Seine Hände lagen nun zitternd vor ihm auf dem rohgezimmerten Holz des

      Tisches.

      Links von Cumberland hatte sich doch tatsächlich Mac Hayley, der rüde Weidereiter, gepflanzt. Neben ihm hockte mit kalten Augen Jeff Lopin, der blondhaarige, hartgesichtige Revolverschwinger.

      Neben dem Richter hatte der Sheriff Platz genommen.

      Dieses merkwürdige Tribunal war zusammengekommen, um den Mann, der da vier Yards vor dem Tisch stand, zu verurteilen.

      Der Lärm im Saal war ohrenbetäubend.

      Niemand achtete auf den Angeklagten, der unbemerkt die rechte Hand in die Hosentasche schob, etwas herausnahm und unter die Jacke steckte.

      Mit gewaltigem Stimmaufwand suchte sich Big Bill Ruhe zu verschaffen. Als das nicht half, riß der rigorose, unbeherrschte Mann seinen Revolver aus dem Halfter und feuerte einen Schuß gegen die Decke ab.

      Big Bill konnte es nicht abwarten, seinen ärgsten Feind zu vernichten. Er wollte es selber tun. Der Richter war nur das Aushängeschild für die vorgegebene Rechtsmäßigkeit, mit der er jetzt handelte. Er war aufgesprungen. »Ihr müßt Ruhe halten, Männer, wenn hier Recht gesprochen werden soll. Absolute Ruhe. Richter O’Keefe braucht Ruhe, um ein gerechtes Urteil zu finden.«

      Um die Lippen Wyatts huschte ein spöttisches Lächeln.

      Cumberland mußte es bemerkt haben. Er schoß ihm einen haßerfüllten Blick zu und preßte die Lippen aufeinander, daß sie weiß wurden. Schließlich wandte er sich an den alten Mann, der neben ihm saß. »Euer Gnaden, die Verhandlung kann beginnen.«

      Die zitternde Hand des Richters hob einen kleinen Hammer, der aus den Tiefen eines seiner Rockschöße hervorgeholt worden war, und ließ ihn mit einem schwachen Schlag auf die Tischplatte fallen.

      »Ich bin Henry Daniel O’Keefe, Richter von Abilene im Staate Kansas.«

      Die Männer neben ihm und auch die Zuschauer im Saal, die gesessen hatten, erhoben sich von ihren Plätzen.

      In das Fußgescharre und Stuhlgeschiebe mischte sich im hohen Diskant die eigenartig schwankende singende Stimme des Richters: »Ich erkläre die Verhandlung für eröffnet!«

      Die Männer neben ihm und die Zuschauer nahmen Platz.

      Nur Wyatt Earp und Harry Walker standen noch.

      O’Keefe legte den Hammer hin, hob den Kopf ein wenig an und bohrte den zitternden Zeigefinger seiner Rechten nach vorn auf Wyatt Earp zu. »Sie sind beschuldigt des Mordes, des Pferdediebstahls, des Einbruchs in eine Ranch und des Überquerens fremder Weiden. Ferner sind Sie beschuldigt der Volksaufwiegelung...«

      Ein kurzes, hartes Lachen unterbrach den Richter. Es war von den Lippen des Angeklagten gekommen.

      Big Bill sprang sofort auf und belferte: »Was erlaubst du dir, du Strolch! Ich lasse dich auseinandernehmen, wenn du es noch einmal wagst, den Richter zu unterbrechen!« Zu O’Keefe gewandt, sagte er: »Bitte, Euer Gnaden!«

      Der alte Richter hatte die zitternde Rechte ins Gesicht gepreßt; vielleicht, damit man das Zittern nicht so sehr bemerken sollte. Seine Linke tastete nervös über die Brusttasche. Eine hektische Röte brannte auf seinen eingefallenen Wangen. Jetzt stieß er den Zeigefinger seiner Rechten wieder vor. »Weshalb... weshalb haben Sie gelacht?«

      Wyatt versetzte kalt: »Weil mich diese ganze Verhandlung lachen macht!«

      Cumberland wollte wieder aufspringen, aber der Richter legte seine Hand auf den Unterarm des Ranchers und bat ihn um Ruhe.

      »Die Verhandlung macht Sie also lachen?«

      »Ja, die Verhandlung, die Zusammensetzung des Tribunals und Sie selbst, Henry Daniel O’Keefe.«

      Diesen Worten folgte die Stille, die dem Sturm vorauszugehen pflegt.

      Da sagte O’Keefe schrill: »Die Zusammensetzung des Tribunals mißfällt Ihnen?«

      »Sehr, Mister O’Keefe. Ich sehe an diesem Tisch den Mann, der mich beschuldigt hat, einen Raubrancher gefährlichster Art. Neben ihm erkenne ich seinen Vormann, einen dreisten Burschen, der überall hingehört, nur nicht an einen Richtertisch. Ich sehe ferner einen Revolverschwinger übelster Sorte da sitzen. Wo sind die Geschworenen, Mister O’Keefe?«

      »Wenn er es wagt, Sie noch einmal Mister O’Keefe zu nennen«, röhrte der Rancher, »dann...«

      Der Richter ließ den Hammer hart auf den Tisch fallen. »Und was haben Sie gegen mich?« fragte er den Angeklagten.

      »Eine ganze Menge, O’Keefe. Zunächst, daß sie es wagen, das Amt wieder auszuüben, obgleich Sie aus sämtlichen Ämtern ausgestoßen wurden und in einem Prozeß die Würde eines Richters abgesprochen bekamen. Dann beanstande ich, daß Sie betrunken sind. Betrunken, wie Sie früher in den meisten Ihrer unglaublichen Verhandlungen waren. Auch jetzt sind Sie betrunken, Daniel O’Keefe. Ihre zitternde Hand tastet ständig über die Jackentasche, wo eine kleine Whiskyflasche deutlich durch den Stoff zu erkennen ist. Ich lehne Sie ab, Daniel O’Keefe. Sie sind kein Richter mehr, Sie haben weder ein Recht, dieses Amt auszuführen, noch das Recht, sich Richter oder gar Euer Gnaden nennen zu lassen!«

      Diesen ungeheuerlichen Vorwurf hatten die Männer im Saal mit angehaltenem Atem mit angehört.

      Ehe ein anderer etwas sagen konnte, stand O’Keefe auf, kam gebeugt und auf zitternden Beinen um den Tisch herum und blieb einen Schritt vor Wyatt stehen. Sein Anblick erhärtete den schweren Vorwurf, der soeben gegen ihn angeführt worden war.

      Fast

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