PANDORA (Shadow Warriors). Stephen England

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PANDORA (Shadow Warriors) - Stephen England Shadow Warriors

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Jack Richards schroff, wandte sich von seinem Begleiter ab und sah zum Fenster hinaus. Seinen charakteristischen Stetson hatte er sich tief über seine kohlrabenschwarzen Augen gezogen. Sein Gesicht war wettergegerbt und lederig, die dunkle Gesichtsfarbe verdankte er seinem Großvater mütterlicherseits, einem Mescalero-Apachen. Er war auf der Ranch seiner Familie in Texas aufgewachsen, was einer der Gründe war, weshalb ihn seine Freunde »Tex« riefen.

      Als früherer Marine Force Recon Demolition Specialist war der Texaner vor fünf Jahren dem Clandestine Service beigetreten, im Alter von neunundzwanzig Jahren.

      Für gewöhnlich eher schweigsam, gab es nur wenige Menschen, die ihn verstanden, und noch weniger, die sich als seine Freunde bezeichnen konnten. Zu behaupten, er würde sich schwer damit tun, eine Unterhaltung zu führen, war noch untertrieben. Er meldete sich nur dann zu Wort, wenn er etwas wirklich Wichtiges zu sagen hatte, und wenn er das tat, hörten ihm die Menschen zu – ihm und seiner Erfahrung.

      Dennoch war er ein ungewöhnlicher Mann. Selbst Gebäude betrachtete er auf andere Art als die meisten. Andere Menschen bewunderten die architektonische Schönheit oder beklagten das Fehlen derselben, dachten über die Menschen darin nach oder ignorierten sie vollständig. Aber nicht Richards. Er berechnete in Gedanken die Menge an Sprengstoff, die notwendig sein würde, um es zum Einsturz zu bringen. Für ihn war das ein gutes Training.

      Derzeit unterrichtete er neue Rekruten in Sprengstoffkunde auf der Farm, weshalb ihn der Anruf vor ein paar Stunden überraschte. Befehl zur Mobilmachung. Wohin es ging, wusste er nicht. Aber wenn er den jungen Mann neben sich betrachtete, hatte er so eine Ahnung. Der Agent besaß Vorfahren aus dem Mittleren Osten. Er hatte ihn nie gefragt, aus welchem Land genau. Bislang war das nicht wichtig gewesen …

      Davood Samiri gelangte schließlich zu der Überzeugung, dass es unwahrscheinlich war, noch irgendwelche Antworten aus dem großen Texaner herauskitzeln zu können, also folgte er dessen Beispiel und starrte aus dem Fenster des Hubschraubers hinaus auf das von ihm adoptierte Land.

      Die Nation, zu deren Schutz er sich mit einem Eid verpflichtet hatte. Als Sohn iranisch-amerikanischer Immigranten hatte der Morgen des elften Septembers 2001 ein böses Erwachen für ihn und seinesgleichen bedeutet, genau wie für den Rest der Welt.

      Er hatte im Wohnzimmer seines Vaters gesessen und dabei zugesehen, wie Amerika beinahe in die Knie gezwungen worden war. Hatte zugesehen und zum ersten Mal in seinem Leben seinen Glauben infrage gestellt. Er hatte sich gefragt, wie es möglich sein konnte, dass sich diese Terroristen an die gleiche Heilige Schrift wie er klammerten, die heiligen Worte Allahs.

      Und plötzlich wusste er nicht mehr, was er überhaupt noch glauben sollte …

      

       CIA-Hauptquartier, Langley, Virginia, 14:23 Uhr

      »Wie Sie sicherlich wissen, wenn Sie die Nachrichten verfolgt haben«, begann Lay und nahm das Briefing an der Stelle wieder auf, an der Carter geendet hatte, »hat sich die Situation im Iran in den letzten Jahren dramatisch verändert. Mit der zunehmenden Macht der iranischen Revolutionsgarde nach dem Tod Khameneis vor zwei Jahren wandelt sich das Land unter der Führung des ehemaligen Garden-Kommandeurs Mahmoud F’azel Shirazi immer mehr zu einem Prätorianerstaat. Die geistliche Oligarchie der Mullahs ist noch intakt, existiert aber weitgehend nur deshalb, weil sie von der IRGC geduldet wird.«

      Er schob Harry ein Foto über den Schreibtisch zu, bevor er weitersprach. »Das ist Shirazi. Wir hatten ursprünglich gehofft, dass unter seiner Macht der religiöse Eifer ein wenig eingedämmt wird, der die Regentschaft Khameneis ausmachte, aber da wurden wir enttäuscht. Ganz im Gegenteil, gegen Shirazi wirkt Khameneis Jünger und Nachfolger, Ayatollah Youssef Mohaymen Isfahan, beinahe gemäßigt.«

      Harry nickte. »Und das will was heißen.«

      »Unter Shirazis Führung entspannte sich das Verhältnis des Irans zum Westen ein wenig, aber es gibt einige, die das nur für die Ruhe vor dem Sturm halten. Sie haben ihren Einfluss auf den Irak ausweiten können, nachdem die von den Iranern unterstützten Schiiten bei den letzten Wahlen die Mehrheit in ihrem Parlament gewannen. Das gleiche passiert derzeit auch in den ganzen anderen Stans«, fügte Lay hinzu, womit er die vielen kleinen muslimischen Länder nördlich und östlich des Irans meinte, von denen die meisten ehemalige Mitgliedsstaaten der Sowjetunion waren und deren Namen alle auf -stan endeten.

      »Die IRGC-eigenen Firmen kontrollieren nun bereits zwischen sechzig und siebzig Prozent der iranischen Wirtschaft, was bedeutet, dass unter den verbleibenden Firmen kein echter Wettbewerb geduldet wird. Die Ränge der Basidschi-Miliz sind in den letzten Jahren sehr erstarkt, und man vermutet, dass sie bereits wieder geheime Verhandlungen mit Nordkorea aufgenommen haben. Da braut sich was zusammen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann und wo die Sache eskaliert.«

      In diesem Moment klopfte es an der Tür. »Herein«, rief Director Lay. Seine Sekretärin betrat das Büro.

      »Mr. Richards Hubschrauber ist gelandet, Sir.«

      Der CIA-Direktor lächelte knapp. »Danke, Margaret.« Sie huschte wieder hinaus und er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Männer vor ihm. »Wieso treffen wir uns nicht mit Richards in der Einsatzzentrale?«

      Kranemeyer zog eine Akte unter seinem Arm hervor und reichte sie Harry. »Ein Rekrut von der Farm begleitet Jack. Er ist iranischer Abstammung und spricht fließend Farsi. Er gehört von jetzt an zu Ihrem Team. Wenn der Einsatz gut verläuft, wird er dauerhaft versetzt. Darin steht alles, was Sie wissen müssen.«

      »Verstanden, Sir.«

      Schnelllesen gehörte schon immer zu Harrys Talenten, und so hatte er die Akte bereits überflogen, als der Fahrstuhl die Ebene der Einsatzzentrale erreichte. An diesem Punkt wusste er also bereits alles, was die Agency ihm an Informationen über Davood Sarami, einem Immigranten zweiter Generation Mitte zwanzig, zugänglich machen wollte. Ein wenig mehr würde er über ihn herausbekommen, wenn er ihn persönlich in Augenschein nehmen konnte. Ob er sich bewährte, würde er jedoch erst dann herausfinden, wenn sie sich im Einsatz befanden, wenn es kein Zurück mehr gab. Unter seiner Führung. Er hasste so etwas.

      Harry zog es vor, mit Männern zu arbeiten, die er kannte – mit Männern, deren Fähigkeiten er abschätzen konnte. Männer, bei denen er sich darauf verlassen konnte, dass sie ihren Job erledigen würden.

      Männer wie Thomas, Tex und Hamid Zakiri, ebenfalls Überlebende der Mission in Aserbaidschan und so vieler anderer Einsätze davor und danach. Er kannte sie alle und er vertraute ihnen. Zählte sie zu seinen Freunden. Aber nur Hamid als irakisch-amerikanischer Schiite sprach Farsi.

      Auch Harry war mit der Sprache vertraut, aber er brauchte noch jemanden, der sie wie seine Muttersprache beherrschte. Hoffentlich würde dieser Mann der Anforderung gewachsen sein …

      »Also, meine Herren, das ist die gegenwärtige Situation.« Director Lay sah von seinen Dokumenten der Einsatzbesprechung auf. »Noch Fragen?«

      Harry hatte nicht zugehört, denn er hatte das alles schon einmal erklärt bekommen, vorhin, in der siebten Etage. Also verbrachte er seine Zeit mit Zusehen.

      Er beobachtete den jungen Iraner, beobachtete seine Reaktionen während des Briefings. Versuchte, seine Gedanken zu lesen, ihn einzuschätzen. Nach einem Moment hob Sarami die Hand.

      »Wie viele iranische Truppen befinden sich in dem Camp?«

      Das war eine gute Frage. Und eine, die du selbst hättest stellen sollen, erinnerte

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