Berühmte Briefe. Marcus Tullius Cicero
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Ciceros Vater zog mit den beiden jungen Söhnen Marcus und Quintus nach Rom, um ihnen dort eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Behilflich waren dabei vor allem sein Freund L. Licinius Crassus, der Vater des Triumvirn im 1. Triumvirat (60, mit C. Iulius Caesar und Cn. Pompeius Magnus), in dessen Haus die Cicero-Brüder zuerst unterrichtet wurden, sowie M. Antonius, der Großvater des Triumvirn im 2. Triumvirat (43, mit C. Iulius Caesar Octavianus und M. Aemilius Lepidus). Nach Crassus’ Tod lernte Cicero als Mitstudenten T. Pomponius Atticus kennen, der von da an lebenslang sein bester Freund blieb.
Mit der Philosophie kam Cicero zuerst durch seinen Lehrer Philon von Larisa in Berührung. Der Leiter der Neuen Akademie in Athen war vor König Mithridates von Pontos nach Rom geflohen. Auch mit den anderen maßgeblichen philosophischen Richtungen seiner Zeit außer der sog. Akademie befasste sich Cicero, so kam er mit dem Epikureismus in Kontakt, und den Stoiker Diodotos nahm er in sein Haus auf.
Seinen nur einjährigen Militärdienst leistete Cicero im Bundesgenossenkrieg (91-89 v. Chr.) im Jahre 89 unter den Feldherren Cn. Pompeius Strabo und L. Cornelius Sulla ab, danach nahm er die für Politiker der römischen Republik übliche Anwaltstätigkeit auf. Seine erste bedeutende überlieferte Rede hielt er im Jahr 81 für P. Quinctius, dessen eigentlicher Anwalt Rom wegen einer Gesandtschaft verlassen musste, in einem komplizierten Zivilprozess. Sein Gegner war der damals berühmteste Redner Roms Q. Hortensius Hortalus, den Cicero mit der gebotenen Ehrfurcht behandelte, während er sich sonst recht mutig auch gegen Anhänger des Diktators L. Cornelius Sulla äußerte.
Im folgenden Jahr verteidigte er den des Vatermordes angeklagten Sex. Roscius Amerinus. Er erwirkte den Freispruch seines Mandanten, da er die Ankläger selbst der Tat überführte. Sie hatten den Vater Roscius’ um sein Vermögen betrogen und ermordet und anschließend versucht, den Sohn und rechtmäßigen Erben durch die Anklage als erbunwürdig erscheinen zu lassen. Nach diesem Prozess begab sich Cicero, obgleich siegreich, zu seiner eigenen Sicherheit nach Griechenland, wo er seine philosophischen Studien fortsetzte, denn einer der überführten Ankläger war ein Freund des amtierenden Diktators Sulla. Aus diesem Grunde hatte auch kein anderer Anwalt Roms die Verteidigung Roscius’ übernehmen wollen.
Weitere Motive für diese Reise waren möglicherweise auch Ciceros angeschlagene Gesundheit, da er sich beim Vortrag seiner Reden anfangs zu sehr verausgabte, sowie die Tatsache, dass Bildungsreisen dieser Art für junge Männer der römischen Oberschicht keineswegs ungewöhnlich waren. Sein Bruder Quintus und sein Vetter Lucius begleiteten ihn. Sein Freund T. Pomponius Atticus befand sich bereits in Athen. Cicero suchte verschiedene Philosophenschulen in Athen auf und lernte in Rhodos bei Molon von Rhodos einen schlichten Redestil sowie eine schonendere Technik beim Stimmeinsatz kennen.
In Smyrna besuchte Cicero P. Rutilius Rufus, den letzten Überlebenden des Scipionenkreises, eines Freundeskreises um P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus, den Konsul der Jahre 147 und 134 und Zerstörer Karthagos 146. Zu diesem Kreis hatten der Stoiker Panaitios, der Historiker Polybios, der Dichter Lucilius, der Konsul des Jahres 140, C. Laelius und eben der Konsul des Jahres 105, P. Rutilius Rufus, gehört. Die Runde bildete von etwa 150 bis 130 einen Ort der Begegnung römischer und griechischer Geisteswelt. In diesem Kreis ließ Cicero später sein bedeutendstes staatsphilosophisches Werk De re publica spielen, und in der Tradition dieser Personen sah sich der Politiker und Philosoph Cicero selbst. P. Rutilius Rufus war zu Unrecht der Erpressung während seiner Statthalterschaft in der Provinz Asia angeklagt und verurteilt worden. Da er die entsprechende Geldstrafe nicht hatte aufbringen können, war er ins Exil nach Smyrna gegangen, wo er sich mit der Schriftstellerei beschäftigte.
Als Cicero 77 nach Rom zurückkehrte (nach anderen Schätzungen bereits vor seiner Abreise) heiratete er Terentia, eine Tochter aus wohlhabender Familie, deren Vermögen und Beziehungen – und möglicherweise Ehrgeiz – seine Karriere sehr förderten. Auch seine erwiesenen Fähigkeiten als Anwalt trugen dazu bei, dass Cicero nun die Ämter der römischen res publica jeweils suo anno, also gleich bei Erreichung des vorgeschriebenen Mindestalters, durchlief – eine zumal für einen homo novus unglaubliche Leistung.
Cicero wurde 75 v. Chr. Quästor, und zwar in Roms ältester Provinz, in Sizilien. Von dort aus hatte er durch Ankäufe die Getreideversorgung der Hauptstadt sicherzustellen. Dabei blieb ihm jedoch hinreichend Zeit, auch seine kulturellen Neigungen zu pflegen, und er berichtet selbst davon, wie er auf der Heimreise das Grab des berühmten Mathematikers Archimedes wiederentdeckte (Gespräche in Tusculum 5,64-66). Außerdem zeichnete er sich durch eine besonders korrekte Amtsführung aus, für römische Provinzverwalter keineswegs selbstverständlich, denn für die Ämter gab es kein Gehalt, und die meisten Provinzstatthalter waren daher darauf aus, in ihrer Amtszeit durch Ausbeutung der Provinzen ihre Vermögensverhältnisse aufzubessern. Da Cicero davon weit entfernt war, bestellte ihn die Provinz Sizilien im Jahre 70 zu ihrem Anwalt und Ankläger im Prozess gegen den korrupten und verbrecherischen Provinzstatthalter C. Verres.
Dessen Verteidiger Q. Hortensius hatte eigentlich Q. Caecilius Niger, den damaligen Quästor Verres’, zum Ankläger bestellt wissen wollen, dem er weit überlegen war. Doch Cicero setzte seinen Anspruch, Sizilien vertreten zu dürfen durch. In 50 Tagen sammelte er Beweise vor Ort. Im Prozess besiegte Cicero Hortensius, seinen Rivalen unter den römischen Anwälten und Rednern. Verres, schon in der ersten von fünf vorbereiteten Reden Ciceros von der Beweislast erdrückt, ging noch vor der Urteilsverkündung freiwillig ins Exil, ein durchaus übliches Verfahren in solchen Fällen. Die vier weiteren Reden wurden nicht mehr gehalten, sind aber überliefert. Cicero wurde im folgenden Jahr Ädil. Dieses Amt umfasste die Abhaltung von Spielen und war daher in besonderem Maße geeignet, sich Beliebtheit beim Volk zu verschaffen; seine Tätigkeit als Anwalt konnte Cicero dabei fortsetzen, was auch die Zahl seiner Klienten vergrößerte.
Das zweithöchste reguläre Amt des cursus honoris, das eines Prätors erlangte Cicero 66 v. Chr. Durch Los wurde ihm im Prätorenkollegium ausgerechnet der Vorsitz des Gerichts für Erpressungsangelegenheiten zugewiesen, eine Art des Verbrechens, mit der er ja bereits befasst gewesen war. In der bedeutendsten Rede dieses Jahres, De imperio Cn. Pompei, auch De lege Manilia genannt, sprach er sich dafür aus, den Oberbefehl im Krieg gegen König Mithridates von Pontos dem Feldherrn Cn. Pompeius Magnus zu übertragen, der sich bereits durch die Beseitigung der Seeräuber ausgezeichnet hatte. Nach der Prätur hätte Cicero regulär als Proprätor die Verwaltung einer Provinz übernehmen müssen, ließ sich aber von dieser Pflicht entbinden, da er lieber in Rom blieb und durch öffentliche Auftritte seine Bekanntheit und sein Ansehen förderte. Denn Cicero fasste bereits sein nächstes Ziel fest ins Auge: das Konsulat.
Die Bewerbung folgte im Sommer 62. Außer ihm traten an: P. Sulpicius Galba, L. Cassius Longinus, L. Sergius Catilina und C. Antonius, von denen die beiden ersten politisch nicht ernst genommen wurden und die beiden letztgenannten zwei Politiker waren, sehr wohl dazu bereit, ihre Ziele auch mit Gewalt durchzusetzen. Cicero nützte dies insofern, als der Senat dadurch veranlasst war, ihn zu unterstützen, da allein von ihm ein ernsthafter Widerstand gegen das Treiben von C. Iulius Caesar und M. Licinius Crassus zu erwarten war, die den Senat entmachten wollten. Cicero hielt gegen Catilina und Antonius die leider nicht erhaltene Rede In toga candida (wörtl.: in der weißen Toga [die nämlich die Amtsbewerber trugen, daher das deutsche Wort: Kandidat])und bekam bei der Wahl die Stimmen aller Zenturien. C. Antonius wurde mit einem kleinen Vorsprung vor Catilina Ciceros Kollege.
Die Erreichung des Konsulats stellte den bisherigen Höhepunkt in Ciceros Leben und politischer Laufbahn dar. Der nächste sollte innerhalb eines Jahres folgen. Zunächst befasste sich Cicero mit den Plänen der Volkstribunen, die schon von vielen Politikern, etwa von den Gracchen 133 und 123 und zuletzt von dem ermordeten Volkstribunen Livius Drusus im Jahre 89 geforderte Landverteilung durchzusetzen. Cicero hielt dagegen vier Reden De lege agraria. Das Konsulat hinderte die Amtsinhaber keineswegs daran, auch ihre Anwaltstätigkeit weiter auszuüben. So verteidigte