Berühmte Briefe. Marcus Tullius Cicero

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Berühmte Briefe - Marcus Tullius  Cicero Kleine philosophische Reihe

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unterstützen (etwa der Briefwechsel zwischen dem Apostel Paulus und dem Philosophen Seneca). Deren literarische Fiktion war den zeitgenössischen Lesern wohl durchaus bewusst und wird nur von denen als Betrug aufgefasst, denen Erzähl- und Argumentationsformen der Antike nicht geläufig sind.

      Das deutsche Wort »Brief« kommt vom lateinischen brevis (kurz). Nach antiker Brieftheorie sollte sich ein solches Schriftstück nämlich auf ein Thema beschränken und dabei zwar anmutig, aber nicht mit Stilmitteln überladen sein. Auch die Definition des Briefes als »Gespräch mit Abwesenden« legt eher einen schlichten Stil nahe. Diese Forderungen von Literaturtheoretikern wurden freilich zum Teil bei Gebrauchsbriefen, zum Teil bei der Ausgestaltung zur literarischen Gattung aufgegeben.

      Ein Postwesen im modernen Sinne gab es in der Antike nicht. Einige Herrscher der Antike, etwa die Perserkönige, auch die Ptolemäer in Ägypten und später die römischen Kaiser, unterhielten ein Botensystem, das militärischen Zwecken sowie der Verwaltung ihres Reiches diente. Die Organisation der Beförderung von Briefen von Privatpersonen oblag dem Absender. Sie wurden von Reisenden, wie z. B. Kaufleuten, oder speziell ausgesandten Boten überbracht. Wer es sich leisten konnte, schickte als Boten die eigenen Sklaven, die dann tabellarii genannt wurden, los. Bisweilen scheint gar die Tatsache, gerade jemanden zur Hand zu haben, der als Bote dienen konnte, der Anlass gewesen zu sein, einen Brief zu schreiben. Es gab jedoch auch berufsmäßige Kuriere. Die Boten bewegten sich in der Regel zu Fuß und schafften dabei 20 bis 30 km am Tag, berufsmäßige Boten, wenn sie besonders schnell waren, auch einmal 50 km. Für die Strecke von Rom nach Brundisium geht Ovid (Briefe aus Pontus IV,5,7) von einer Reisedauer von neun Tagen aus, was einen Tagesmarsch von 59 km voraussetzte. Damit wird deutlich, wie unterschiedlich lange Briefe im Einzelfall unterwegs sein konnten.

      Veröffentlichungen von Gebrauchsbriefen geschahen meist in Sammlungen, wie sie in Griechenland spätestens von Platon und Aristoteles existierten. Die ältesten Beispiele aus Rom sind die Briefe Cornelias an ihren jüngern Sohn Gaius Gracchus, von denen einer später oft mit den Schriften Cornelius Nepos’ überliefert wurde. Ihre Echtheit im modernen Sinn ist allerdings umstritten.

      Cicero selbst erwog im Jahre 44, seine eigenen Briefe zusammenzustellen und herauszugeben (Ad Att. XVI,5,5). Dabei beabsichtigte er jedoch verständlicherweise, sie vor der Veröffentlichung noch einmal durchzusehen und zu korrigieren. In diesem Fall wären die in der vorliegenden Auswahl zusammengestellten Briefe vermutlich nicht so überliefert worden, wie sie uns heute bekannt sind. Die Tatsache, dass Ciceros Briefe von anderen gesammelt und herausgegeben wurden, hat daher viel zu jener Unverfälschtheit und Unmittelbarkeit beigetragen, die diese Sammlung für die Antike so einmalig machen.

      Die erhaltenen Briefsammlungen Ciceros umfassen 870 Briefe von und an M. Tullius Cicero. Von ihm selbst, der ein unermüdlicher Briefschreiber war, sind etwa 780 Briefe erhalten, von denen die Hälfte an seinen Freund T. Pomponius Atticus gerichtet sind. Letztere liegen dem heutigen Leser in einer Sammlung Ad Atticum vor, die in 16 Bücher antiker Zählung aufgeteilt ist, und sie stammen aus dem Zeitraum von 68 bis 44 v. Chr. In ihnen äußert sich Cicero sehr freimütig zu allen Themen, die ihn gerade beschäftigen. Sie zeigen auch besonders deutlich Ciceros ständigen Kampf um Anerkennung bei der römischen Nobilität, weshalb davon auszugehen ist, dass Cicero zumindest bei vielen dieser Briefe eine Veröffentlichung nicht vorsah. Atticus jedoch sammelte sie alle. Sie stellen nicht nur ein sehr persönliches Zeugnis vom Menschen Cicero, sondern auch eine unschätzbare historische und literarische Quelle dar.

      Ebenfalls erhalten sind 28 Briefe an Ciceros Bruder Quintus in der Sammlung Ad Quintum fratrem. Diese Briefe stammen aus den Jahren 60 bis 54 v. Chr. und liegen chronologisch geordnet in drei Büchern vor. Im letzten der Briefe, deren Reihe plötzlich abbricht, äußert Cicero die Sorge, sie könnten eine dritte Person beleidigen. Er rechnete möglicherweise damit dass sie von anderen Personen als Quintus geöffnet wurden.

      Zwei Bücher Briefe sind in der Schrift Ad Marcum Brutum zusammengefasst und wurden von Cicero im Jahr 43 an den Caesarmörder gerichtet; die Sammlung enthält allerdings auch einige Briefe Brutus’ an Cicero sowie einen an Atticus. Diese Korrespondenz bricht mit dem 27. Juli, einen Tag nach dem letzten Brief aus der vierten Sammlung, Ad familiares genannt, ab, also einige Monate vor Ciceros Tod. Das Fehlen späterer Briefe bis zu Ciceros Ermordung am 7. Dezember ist bisher nicht zufriedenstellend geklärt worden. Die noch vorhandene Sammlung Ad Brutum ist wohl nur der letzte Teil der ursprünglich mehr Bücher umfassenden Zusammenstellung von Briefen an denselben Adressaten.

      16 Bücher umfasst die Sammlung, die nunmehr den Titel Ad familiares trägt und Briefe Ciceros an verschiedene Empfänger, außerdem auch Briefe an Cicero enthält. Dabei enthalten nur das dritte und das XIV. Buch ausschließlich Briefe Ciceros an einen einzigen Empfänger, nämlich das dritte an seinen Amtsvorgänger als Statthalter von Kilikien, Ap. Claudius Pulcher, den Konsul des Jahres 54, und das XIV. an seine Ehefrau Terentia mit und ohne Nennung weiterer Familienmitglieder. Die Briefe Ad familiares stammen aus den Jahren 62 bis 43 v. Chr., und wurden zum Teil von Ciceros Freigelassenem und Sekretär M. Tullius Tiro gesammelt. Dieser ging dabei von vorhandenen Kopien aus und bezog wohl auch zurückgeforderte Exemplare mit ein. Die Gesamtheit dieser Briefe war vermutlich in der Antike auf mehrere Sammlungen aufgeteilt und wurden erst später zu einer Schrift zusammengefasst. Möglicherweise bei dieser Gelegenheit gingen die in vier Bücher an Cn. Pompeius Magnus und in je drei Bücher an C. Iulius Caesar und Octavian, sowie an weitere Adressaten, wie z. B. an M. Porcius Cato verloren. Weder im Gesamtwerk noch innerhalb der Bücher (außer im ersten) sind die Briefe chronologisch geordnet. Durchaus passend war der Titel, mit dem diese Zusammenstellung bisweilen auch benannt wurde: Ad diversos, denn sie enthält Briefe nicht nur an verschiedene Personen, Cicero eingeschlossen, sondern auch Schriftstücke mit unterschiedlichsten Zielen und Inhalten, die von den acht Briefen an M. Terentius Varro mit literarischen Studien im IX. Buch über die Briefe an seine Frau bis zu den 81 Empfehlungsschreiben Ciceros für andere Personen in Buch XIII reichen.

      In der Antike wurden die Briefe eher wenig beachtet, doch empfahl z. B. der Schriftsteller M. Cornelius Fronto im 2. Jh. seinem Schüler Marc Aurel, Ciceros Briefe als Vorlage für einen guten Stil zu lesen.

      Wie alle Texte der klassischen Antike sind Ciceros Briefe nicht im Original, sondern als Abschriften von Abschriften von Abschriften ... überliefert. Im späten Mittelalter galten sie für mindestens 100 Jahre als verschollen.

      Ciceros Exil

      Exil in der Antike

      Die klassische Antike kannte Exil und Verbannung in vielfältiger Ausprägung: vorsorglich freiwillig, aber auch als Strafe, für Angehörige der Opposition eines Landes oder zur Verhinderung einer Alleinherrschaft, auf Zeit oder lebenslang, mit und ohne Vermögensverlust. So floh die Familie der Dichterin Sappho vor der Tyrannis des gegnerischen Pittakos aus ihrer Heimat Lesbos nach Sizilien, ihr politischer Gesinnungsgenosse, der Dichter Alkaios, aus demselben Grund nach Ägypten; bekannt ist die Verbannung jener Politiker Athens, die durch Ostrakismus (das Scherbengericht) für zehn Jahre in die Verbannung geschickt wurden, weil die Bürger glaubten, sie würden zu mächtig; am berühmtesten unter ihnen ist Aristides, der, von einem Schreibunkundigen bei der Versammlung gebeten, für diesen seinen eigenen Namen auf die Scherbe geschrieben haben soll.

      In Rom gab es das Exil des Kapitalverbrechers anstelle der Blutrache bereits in der Zeit des Zwölftafelgesetzes. Bei Verfahren vor dem Volksgericht konnte sich der Angeklagte bis zur Urteilsverkündung der drohenden Verurteilung durch freiwilliges Exil entziehen. Dies hatte die interdictio aquae et ignis (wörtl.: das Verbot von Feuer und Wasser, gemeint: der Entzug der Lebensgrundlagen in Rom) zur Folge. Ziel der Exulanten waren in der Frühzeit die Städte Latiums, die zum Teil mit Rom sogar Verträge über die gegenseitige

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