Berühmte Briefe. Marcus Tullius Cicero

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Berühmte Briefe - Marcus Tullius  Cicero Kleine philosophische Reihe

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eines Mannes aus der gallischen Region Transpadana angeklagt wurde. Obgleich C. Iulius Caesar persönlich gegen Piso aussagte, gewann Cicero den Prozess. Mit seinem früheren Rivalen Hortensius zusammen verteidigte er auch den Senator C. Rabirius, der angeklagt war, den Volkstribunen L. Appuleius Saturnus im Jahre 99 (!) v. Chr. mit Steinwürfen getötet zu haben. Als Ankläger trat Caesars späterer Tribun T. Labienus auf. Auch Rabirius wurde freigesprochen.

      Das bedeutendste Ereignis in Ciceros Amtszeit war allerdings die Aufdeckung der Verschwörung, die sein früherer Gegenkandidat L. Sergius Catilina angezettelt hatte, und die Ausrufung zum pater patriae (Vater des Vaterlandes) als Retter der res publica durch den Senat. Seine Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Verschwörer wurden ihm jedoch später zum Verhängnis.

      Während seiner politischen Laufbahn waren bereits die ersten überlieferten Reden Ciceros entstanden. Als Prosaschriftsteller ist er neben Caesar maßgeblich für lateinische Grammatik und Stil und Vertreter der sog. Goldenen Latinität, der höchsten Blüte der lateinischen Prosaliteratur. Seine Schriften zur Rhetorik und Philosophie entstanden in späteren Jahren, als seine politische Tätigkeit aufgrund des Bürgerkrieges beschränkt wurde.

      Die Römische Verfassung sah drei Machtfaktoren in der Republik vor: Die Volksversammlung (mit unterschiedlicher Zusammensetzung, Gliederung und Geschäftsordnung, je nachdem, welche Ämter sie zu wählen bzw. ob sie Gesetze zu erlassen hatte), die Magistrate des cursus honoris (aufsteigend: 20 Quästoren, 4 Ädilen, 8 Prätoren und 2 Konsuln), also die für ein Jahr gewählten Amtsinhaber, die ein bestimmtes Mindestalter aufweisen und das jeweils niedrigere Amt zuvor in einem gewissen zeitlichen Abstand ausgeübt haben mussten. Zur Beschränkung ihrer Macht besaßen sie stets einen bzw. mehrere Kollegen, die gegen ihre Maßnahmen Einspruch erheben konnten, auch durften Konsuln eigentlich erst zehn Jahre nach ihrer letzten Amtszeit erneut in dieses Amt gewählt werden. Ein weiteres Amt war das der Volkstribunen, von denen es insgesamt zehn gab. Sie mussten selbst Plebejer sein, wurden von der Versammlung der Plebejer gewählt und durften Volksversammlungen einberufen, um Gesetzesvorlagen beschließen zu lassen. Außerdem besaßen sie ein Vetorecht gegen die Maßnahmen der Magistrate und des Senates. Dieser bildete den dritten Machtfaktor in der Republik. Er bestand zuerst aus 100, später aus 300, zu Ciceros Zeit aus 600 Mitgliedern, und zwar den ehemaligen Inhabern der Ämter des cursus honoris. Der Senat konnte ebenfalls Beschlüsse fassen und Gesetze erlassen.

      Anders als es die makellose Ämterlaufbahn Ciceros andeutet, befand sich die römische Republik während seiner politischen Tätigkeit bereits in einer tiefen Krise, deren Beginn von den Historikern in der Regel mit den Brüdern und Volkstribunen Tiberius und Gaius Sempronius Gracchus angesetzt (ab 133 v. Chr.) wird. Die Krise zeigte sich äußerlich z. B. darin, dass Machtbeschränkungen wie das Verbot der Wiederwahl in die Ämter des cursus honoris sowie in das Volkstribunat nicht mehr eingehalten wurden, so ließ sich z. B. im Jahr 133 v. Chr. Tiberius Gracchus als Volkstribun wiederwählen, und Ciceros Landsmann und entfernter Verwandter C. Marius war in den Jahren 107 bis 100 siebenmal Konsul. Einzelne Personen vereinigten so mehr Macht und Einfluss in der res publica auf sich, als es die Konzeption der Verfassung eigentlich vorsah. Vor allem aber bildeten sich während der Krise immer stärker zwei rivalisierende politische Richtungen (nicht Parteien im heutigen Sinne) heraus: die eine, Popularen genannt, deren Vertreter vor allem durch das Amt der Volkstribunen und durch Gesetze der Volksversammlung, aber durch Ausübung ihres Vetorechts im Senat ihre Interessen durchsetzen wollte, die andere, Optimaten genannt, die vor allem mit den Instrumenten des Senates Politik machen wollte. Schließlich wurden mit dem Ersten Triumvirat im Jahre 60 (Caesar, Pompeius, Crassus) die drei alten Machtfaktoren Volk, Magistrate und Senat entweder vollkommen instrumentalisiert bzw. einfach ausgehebelt.

      Ciceros ganzes Bestreben bestand in der Rettung der republikanischen Verfassung. Dabei neigte er innerlich eher zur Seite der Optimaten, obwohl – oder vielleicht gerade – weil er aus dem Ritterstand in die Nobilität aufgestiegen war und sich die verdiente Anerkennung gerade in diesem Kreis ständig neu erkämpfen musste. Es lag ihm alles daran, den Senat zu stärken und die Verfassung der res publica, die er ja in mehreren staatsphilosophischen Werken behandelt, gegen Popularen wie z. B. C. Iulius Caesar zu verteidigen. Sein Ziel war die concordia (Eintracht) aller guten Kräfte in Rom, namentlich der Optimaten und der Ritter. Die Rolle, die er dabei als Verteidiger der alten Verfassung und als Vermittler zwischen den Fronten spielen konnte, überschätzte er jedoch erheblich, weshalb er durch sein Taktieren, bisweilen auch seine Unentschlossenheit am Ende zwischen alle Fronten geriet.

      Ciceros Briefe

      Briefe in der Antike

      Briefe in der Antike wurden auf Wachstäfelchen oder Papyrus geschrieben. Beide Arten von Briefen konnten mit einem Bändchen und Wachs versiegelt werden.

      Auch wenn sie, wie etwa die hier versammelten Cicero-Briefe, private Gebrauchsbriefe waren, wurden sie in der Regel in schöner Sprache und stilisierter Form verfasst. Selbst Ciceros Exilbriefe sowie diejenigen an Terentia, die in Situationen tiefer Verzweiflung, Sorge und Enttäuschung abgefasst wurden, weisen zum Teil eine ausgefeilte und mit Stilmitteln geschmückte Sprache auf, da ihr Verfasser selbst bei den schnell hingeworfenen Texten den rhetorisch gebildeten Schriftsteller in sich nicht gänzlich verleugnen konnte. Umso bemerkenswerter ist es, wenn solche Elemente fehlen. Die formelhaften Bestandteile des antiken römischen Briefes sind das Präskript (Absender, Empfänger, Anfangsgruß, und zwar in dieser Reihenfolge), dann die guten Wünsche vor dem Hauptteil und gute Wünsche danach sowie die Schlussgrüße, bisweilen das Datum. Formelhafte Wendungen wie etwa das S. v. v. b. e. e. e. v. (Si vales valde, bene est, ego etiam valeo – Wenn es Dir gut geht, ist es recht, mir geht es auch gut.) oder kürzere Fassungen davon werden allerdings in sprachlich anspruchsvollen Briefen eher selten gebraucht, so dass dem modernen Leser deren Anfang und Schluss bisweilen abrupt vorkommen. Viele erhaltene Briefe dienen, wie es auch die Brieftheorie der Antike fordert, nicht nur praktischen Zwecken sondern vielmehr der Freundschaftsbekundung. Bei Cicero scheint, vor allem gegenüber Atticus, auch das Bedürfnis hinzuzukommen, sich jemandem mitzuteilen. Es kam allerdings auch vor, dass er sich aufgrund seiner Gemütsverfassung außer Stande fühlte, notwendige Briefe zu schreiben, und dann sogar Atticus damit beauftragte (Ad Atticum XI,2,4; 3,3; 7,7).

      Briefe wurden entweder einem Sklaven diktiert oder, wenn sie persönlicher Natur waren, mit eigener Hand geschrieben. Daran hielt sich auch Cicero und diktierte nur, wenn er krank oder auf Reisen oder sehr beschäftigt war, wie er selbst in mehreren Briefen bezeugt. Diktiert wurden außerdem vor allem Briefe an Fremde, nicht zuletzt deswegen, damit gleich zwei Sklaven mitschreiben konnten und so eine Kopie des Briefes vorhanden war; bisweilen mussten sogar zwei Exemplare abgeschickt werden, damit die Wahrscheinlichkeit erhöht wurde, dass wenigstens eines davon den Empfänger erreichte. Auch das berichtet Cicero in mehreren Briefen.

      Während die hier vorliegende Auswahl reine Gebrauchsbriefe versammelt, wurden von Cicero wie von anderen antiken Schriftstellern auch rein literarische Briefe verfasst. Um solche handelt es sich z. B. bei den ersten neun Büchern der Briefsammlung des jüngeren Plinius aus dem 1. Jh. n. Chr. Die Arten bewusst verbreiteter Briefe sind vielfältig: Neben Empfehlungsbriefen (wie sie das XIII. Buch von Ciceros Ad familiares enthält), offenen Briefen, die in Rom im 1. Jh. v. Chr. in den Bürgerkriegen häufig waren (z. B die von Sallust an Caesar, die allerdings hinsichtlich ihrer Echtheit umstritten sind), gab es Widmungsbriefe (z. B. Martial zu seinen Epigrammen), Lehrbriefe (z. B. Cato an seinen Sohn, Cornelia an ihre Söhne Tiberius und Gaius Gracchus, der Philosoph L. Annaeus Seneca an seinen jungen Freund und Schüler Lucilius), poetische und literarische Briefe (z. B. die Heroiden-Briefe Ovids oder die Briefsammlung des jüngeren Plinius, die der Selbstdarstellung dient und hohen Unterhaltungswert besitzt) und fiktive Briefe, in denen historische Gegebenheiten, etwa in Geschichtswerken, literarisch kunstvoll gestaltet wurden.

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