Berühmte Briefe. Marcus Tullius Cicero

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Berühmte Briefe - Marcus Tullius  Cicero Kleine philosophische Reihe

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Stadt und den Verlust des römischen Bürgerrechts. Nach der Verleihung des Bürgerrechts an alle Italiker 89 v. Chr. mussten sich die Exilanten in weiter entfernte Orte begeben, dafür kamen besonders Gallien, Griechenland und Kleinasien in Frage. Vom 1. Jh. v. Chr. an gab es nicht nur das Exil vor der Urteilsverkündung, sondern auch dasjenige anstelle der Strafe. Ein Exil als Strafe führte Cicero selbst in seinem Konsulat im Jahre 63 durch die lex Tullia de ambitu (Gesetz Tullius’ über die Bestechung) ein. In der Kaiserzeit trat dann die deportatio, die zwangsweise Verbringung aus Rom mit Verlust des Bürgerrechts und des Vermögens, als weitere Form des Exils hinzu.

      Während der Begriff Exilliteratur meist mit dem 20. Jh. verbunden wird, in dem sie aufgrund der politischen Ereignisse in vielen Ländern geradezu eine Hochblüte erlebte, gab es die Erscheinung als solche doch bereits in früheren Jahrhunderten. In der antiken Exilliteratur werden zwei Arten unterschieden: einerseits die Berichte und Erzählungen über Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, wie etwa Ödipus, Odysseus und Äneas, andererseits Texte, die von den Exilierten selbst verfasst wurden, wie etwa Ciceros Exilbriefe, Ovids Exilsdichtung aus Tomis am Schwarzen Meer und Senecas Trostschrift an Helvia, die dieser auf Korsika verfasste.

      Ciceros Gegner, die Popularen, die ihn aus Rom verschwinden lassen wollten, nahmen sein Verhalten bei der Niederwerfung der Verschwörung Catilinas als Ausgangspunkt ihres Kampfes gegen den ehemaligen Konsul. Eigene Irrtümer und Fehler Ciceros kamen hinzu, die jenen die Erreichung ihres Zieles erleichterte. Zunächst verlief seine Amtszeit wie die anderer Konsuln in jenen Jahren auch. Die Ereignisse, die letztlich dazu führten, dass Cicero ins Exil gehen musste, begannen im Jahre 63 mit dem größten Triumph seines Konsulates, dem Sieg über Catilina.

      Cicero hatte sich bei Konsulwahl 64 gegen Catilina durchgesetzt, und hatte während seines eigenen Konsulates 63, wie in Rom üblich, die Wahl seiner Nachfolger zu leiten, bei der sich Catilina wiederum um das höchste Staatsamt bewarb. Bereits in Vorbereitung der Wahl hatte er die lex Tullia de ambitu (wörtl. Gesetz gegen das Herumgehen, nämlich bei den potentiellen Wählern, also gegen die Bestechung) durchgesetzt, die Wahlbetrug mit einem zehnjährigen Exil bedrohte. Dem L. Licinius Lucullus (Konsul 74 und Sieger über König Mithridates von Pontos) wurde vom Senat kurze Zeit vor der Wahl noch die Feier eines Triumphes gewährt, auf den er bereits seit drei Jahren gewartet hatte. Dafür bedankten sich dessen Veteranen, indem sie ihre Stimmen dem Kandidaten der Optimaten, also der Senatspartei, L. Licinius Murena, gaben.

      Catilina dagegen drohte zur selben Zeit eine Anklage des Senates. Er berief eine Versammlung in sein Haus ein und erklärte, als Kandidat alle entrechteten Römer vertreten zu wollen. Von dieser Versammlung erfuhr Cicero durch eine Frau namens Fulvia, deren Liebhaber Q. Curius zum Kreis Catilinas gehörte. Eine von Cicero einberufene Senatssitzung, die Catilina das Recht der Bewerbung um das Konsulat absprechen sollte, stellte sich dessen Plänen jedoch nicht in den Weg. Zur Wahl erschien Cicero mit einem Harnisch unter der Toga sowie mit Leibwächtern, da ein Attentat im Auftrage Catilinas erwartet wurde. Gewählt wurden L. Licinius Murena und D. Iunius Silanus. Mit dieser erneuten Niederlage kam Catilina für weitere politische Ämter nicht mehr in Frage und verlor die Unterstützung seiner bisherigen Förderer C. Iulius Caesar und C. Licinius Crassus. Er entschloss sich daher, als politischer Führer der römischen Unterschicht aber ohne konkrete politische Ziele durch Putsch an die Macht kommen. Catilina sammelte in Rom und in verschiedenen Orten Italiens Gefolgsleute für den Umsturz und legte Waffenlager in Etrurien an. Auch hierüber wurde Cicero von Fulvia unterrichtet. Bereits in einer Senatssitzung vom 22. September wurde über die von Catilina ausgehende Gefahr verhandelt, doch erhielt Cicero nicht die erbetenen Vollmachten, um gegen die Verschwörer vorzugehen, da man seinen Mitteilungen nicht traute.

      Während Pompeius mit seinem Heer im östlichen Mittelmeer unterwegs war, zog Catilina mit seiner Privatarmee nach Rom. In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober kam M. Licinius Crassus, ursprünglich ein Freund Catilinas, mit und M. Marcellus und Q. Caecilius Metellus Scipio zu Cicero, und sie übergaben ihm anonyme Schriftstücke, in welchen angedroht wurde, dass Catilina Cicero ermorden wolle. Der Konsul ließ daher am folgenden Morgen den Senat zusammentreten und die Briefe verlesen. Jetzt wurden Ciceros Warnungen ergänzt durch die Nachricht über Catilinas Waffenlager und einen für den 27. Oktober geplanten Umsturz. Der Senat erteilte den beiden Konsuln die diktatorische Vollmacht, alles zu tun, was der Rettung der res publica diente. Aufgrund des großen Aufgebotes an Soldaten schlug der bewaffnete Aufstand von Catilinas Leuten fehl, was Cicero sogleich wieder den Verdacht einbrachte, die Gefahr erfunden zu haben. Als jedoch vom 27. Oktober Anzeichen eines Aufstandes an verschiedenen Orten Italiens dem Senat gemeldet wurden, wurde ganz Italien in Alarmbereitschaft versetzt. Catilina blieb unterdessen in Rom, stritt jede Beteiligung an Umsturzplänen ab und bot an, wie es in einem solchen Streitfall durchaus Gepflogenheit war, sich im Hause eines Senators in Haft zu begeben, auf Wunsch auch im Hause Ciceros. Dieser lehnte es, wie auch einige andere Senatoren, empört ab, den Schurken in sein Haus aufzunehmen. M. Metellus gewährte Catilina schließlich den gewünschten Unterschlupf und duldete sogar, dass Catilina in der Nacht vom 5. auf den 6. November im Hause des M. Porcius Laeca eine Versammlung abhielt. Dringendste Maßnahme, so erklärte er, sei die Beseitigung Ciceros. Dies sollten C. Cornelius und L. Vargunteius aus dem Ritterstand übernehmen. Wiederum war es Fulvia, von der Cicero alles erfuhr, und als die Attentäter am 8. November vor dem Hause des Konsuls auftauchten, war dieses so streng bewacht, dass sie von der Ausführung ihres Vorhabens Abstand nehmen mussten.

      Cicero berief daraufhin den Senat in den Tempel des Jupiter Stator am Fuße des Palatin. Zu dieser Senatssitzung erschien auch Catilina, um seine Unschuld zu demonstrieren. Er erklärte sich bereit, sich für den Staat zu opfern und, wenn es der Senat wünsche, ins Exil zu gehen. Wohl wissend, dass sich davon viele Senatoren beeindrucken ließen, hielt Cicero seine erste Rede In Catilinam, in die er all sein rhetorisches Können legte. Catilina, der zuerst mit Zwischenrufen gestört hatte, verließ die Sitzung. Umgehend ließ Cicero die zweite Rede In Catilinam folgen, die er an das Volk richtete. So berechtigt die Angriffe gegen Catilina und das Bemühen, die Verfassung zu retten, auch waren, zeigte sich doch auch Ciceros geringes Verständnis für die sozialen Probleme der römischen Unterschicht, aus der die Masse der Anhänger Catilinas und die Befürworter der Landverteilungsgesetze kamen.

      Mitte des Monats legte Catilina in Faesulae (jetzt Fiesole bei Florenz) die Insignien eines Konsuls an und übernahm die Leitung eines Soldatentrupps der Verschwörer. Da allerdings seine Anhänger in Rom nicht ebenfalls losschlugen, wurde die Gefahr dort noch immer nicht von allen Senatoren ernst genommen. Ciceros politische Freunde, die Optimaten wurden auch noch durch den Prozess gegen den designierten Konsul L. Licinius Murena gespalten. Er war bei den Konsulwahlen Ciceros Favorit gewesen und jetzt des ambitus angeklagt und mit der Strafe bedroht, die Cicero selbst in der lex Tullia durchgesetzt hatte. Zu seiner Verteidigung fanden sich mit Cicero, Hortensius und Crassus zwar drei Anwälte ersten Ranges zusammen, doch waren auch die Ankläger, Ser. Sulpicius Rufus und M. Porcius Cato eigentlich Ciceros Verbündete im Kampf gegen Catilina. Diese drohten gerade jetzt von ihm entzweit zu werden, da er ihrer Unterstützung am meisten bedurfte. Trotz des Ernstes der Lage soll Cicero wegen der Sorge, den Hortensius rhetorisch vielleicht nicht zu übertreffen, eine ganze Nacht nicht geschlafen haben. Die Sorge war unbegründet. Cicero gelang es in seiner Rede Pro Murena nicht nur, den Richtern deutlich zu machen, wie wichtig ein funktionsfähiges Konsulnkollegium am 1. Januar 62 sein würde, sondern auch die Ankläger so zu behandeln, dass sie mit der Niederlage im Prozess nicht ihr Gesicht verloren und ihm als Bündnispartner erhalten blieben.

      In den nächsten Tagen meldete Q. Fabius Sanga, der Patron des gallischen Stammes der Allobroger, dass sich zwei Gesandte seiner Klienten in Rom aufhielten und von Sympathisanten Catilinas wegen militärischer Hilfe bei einem Umsturz angesprochen worden seien. Cicero ließ die Gallier auf die Verhandlungen eingehen, woraufhin ihnen von den Verschwörern sogar Briefe ausgehändigt wurden, die sie zu Catilina bringen sollten. Am 3. Dezember ließ sie Cicero an der Milvischen Brücke festnehmen und kam so in den Besitz der notwendigen

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