Die Vampirschwestern 12 - Ruhig Blut, Frau Ete Petete. Franziska Gehm

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Die Vampirschwestern 12 - Ruhig Blut, Frau Ete Petete - Franziska Gehm Die Vampirschwestern

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p>Franziska Gehm

      Die Vampirschwestern – Ruhig Blut, Frau Ete Petete

      Gefühle am Gartenzaun

      Die Straßenbahn Nummer 14 ruckelte gemächlich wie ein alter Bauer durch die Bindburger Innenstadt. Die hupenden Autos, klingelnden Radfahrer und eiligen Fußgänger interessierten sie nicht. Sie folgte beharrlich den Schienen Richtung Norden, nichts und niemand brachte sie vom Kurs ab.

      Auch nicht die zwei Halbvampirmädchen, die an der Haltestelle Ringelnatzstraße eingestiegen waren, die sich direkt vor der Gotthold-Ephraim-Lessing-Schule befand.

      „Weißt du, was das Schönste an der Schule ist?“, fragte Daka. Sie hielt sich mit einer Hand an einer Stange fest und schlenkerte im Rhythmus der Straßenbahnfahrt vor und zurück.

      „Dass wir Helene und Ludo dort sehen?“, antwortete Silvania, ohne von ihrem Buch aufzusehen.

      „Das Klingeln nach der letzten Stunde.“ Daka grinste.

      Silvania seufzte. Obwohl ihre Schwester nur sieben Minuten jünger war als sie, kam es ihr manchmal wie sieben Jahre vor.

      Silvania hielt sich das Buch lieber direkt vors Gesicht. Keine Sprechstunde.

      Daka stopfte sich Kopfhörer in die Ohren. Verstanden.

      In dem Punkt waren Silvania und Dakaria Tepes ganz normale Schwestern: Mal klebten sie wie Kaugummi aneinander, mal liefen sie auf verschiedenen Straßenseiten nach Hause. Weniger normal war, dass ihr Vater ein Vampir, ihre Mutter ein Mensch und sie somit Halbvampire waren. Genau wie Franz, ihr kleiner Bruder.

      Franz ging seit ein paar Wochen in die Kinderkrippe. Elvira Tepes, die Mutter der drei Halbvampire, war Klobrillengestalterin und Besitzerin des kleinen, aber sehr erfolgreichen Geschäfts „Die Klobrille“. Mihai Tepes, der Vater, arbeitete im Nachtdienst im rechtsmedizinischen Institut. Tagsüber schlief er in seinem Sarg im Keller. Silvania und Daka gingen zur Schule und holten Franz danach immer von der Krippe ab. Diese lag auf der Strecke und nur eine Station vor dem Lindenweg, in dem sie wohnten.

      „Daka! Wir müssen raus!“ Silvania zupfte ihre Schwester an der Lederjacke.

      „Compotoi Chuman delizioso …!“, sang Daka den neusten Hit ihrer transsilvanischen Lieblingsband Krypton Krax laut mit. Sie wackelte im Rhythmus mit dem Kopf und hüpfte hinter ihrer Schwester aus der Straßenbahn.

      Daka setzte die große Sonnenbrille auf. Silvania zog die breite Krempe ihres fliederfarbenen Basthuts tiefer ins Gesicht. Seit sie von Transsilvanien nach Deutschland gezogen waren, hatten sie sich an einiges gewöhnt: tagsüber zur Schule gehen, in der Schule sitzen und nicht abhängen und Mahlzeiten zu sich nehmen, die sich nicht mehr bewegten. Aber das Sonnenlicht machte ihnen noch immer zu schaffen, trotz Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 200.

      Die Kinderkrippe „Villa Milchzahn“ lag nur wenige Schritte von der Straßenbahnhaltestelle entfernt. Daka verstaute die Kopfhörer in ihrer Jackentasche. „Mal sehen, was Franz heute wieder angestellt hat“, sagte sie.

      „Hm“, machte Silvania.

      „Vielleicht ist er mit Stechmücken um die Wette geflogen.“

      „Hm. Hm.“

      „Oder er hat sich kopfüber an die Dachrinne gehängt.“

      „Hm.“

      „Gut möglich, dass er alle Erzieher gebissen, ausgesaugt und in Vampire verwandelt hat.“

      „Hm. Hm. Hm.“

      Daka blieb stehen. „SILVANIA! Hörst du mir überhaupt zu?“

      „Ja. Äh. Was?“ Silvania blinzelte, sah kurz zu Daka und dann wieder zum Haus gegenüber der Villa Milchzahn.

      „Ach, daher weht der Knoblauch. Ich rede von Franz, und du denkst nur an Jacob.“

      „Jacob? Welcher Jacob?“ Silvania lachte wie eine Plastikpuppe und bekam rote Ränder um die Augen.

      „Na, der Jacob, bei dem du mal Englisch-Nachhilfe gehabt hast. Und du hättest ihn beinahe gebissen, so lecker fandest du ihn. Schon vergessen?“

      „Natürlich nicht! Leider.“ Die peinliche Aktion mit dem Biss wollte Silvania wirklich lieber vergessen. An alles andere dachte sie dafür nur allzu gerne. Vor allem an Jacobs winterhimmelgraue Augen. Seit Franz in die Kinderkrippe gegenüber von Jacobs Haus ging, sah Silvania ihn wieder öfter. Zuerst hatten sie sich nur zugenickt, dann zugelächelt und seit ein paar Tagen unterhielten sie sich immer kurz.

      „Ich verstehe das alles nicht“, sagte Daka. „Erst warst du in Jacob verliebt, dann in Bogdan und letzte Woche hast du dich doch erst frisch in diesen Fönfrisur-Schauspieler verknallt. Geht das jetzt alles immer wieder von vorne los?“

      Silvania legte ihrer Schwester die Hand auf die Schulter und sah sie ernst an. „Dakaria Tepes, du bist einfach sieben Minuten zu jung für die Liebe.“ Dann drehte sie sich um, winkte Jacob zu, der gerade aus der Haustür kam, und ging zu dessen Gartenzaun.

      Daka lehnte sich mit verschränkten Armen an die Mauer der Villa Milchzahn und schob sich eine geröstete Schweineborste zwischen die Lippen.

      Jacob war zu Silvania an den Gartenzaun getreten. Er war genauso schlaksig, blass und dünn wie die Birke im Vorgarten. Daka hätte sich nicht gewundert, wenn ihm die Jeanshose von den Hüften gerutscht wäre. Dann hätte sie wenigstens etwas zu lachen gehabt.

      Silvania legte den Kopf auf die rechte Seite, als wollte sie, dass Jacob sie in den Hals biss. Langsam wanderte ihr Kopf auf die linke Seite, dabei blinzelte Silvania. So ging es ein paar Mal hin und her, während sich die beiden über irgendwas unterhielten. Dann kicherte Silvania, warf die Haare über die Schulter, senkte den Blick, sah Jacob von unten an und grinste dabei völlig belämmert, fand Daka.

      „Liebe – die Pest des Herzens“, murmelte Daka. „Wird Zeit, dass sie dagegen einen Impfstoff finden. Und hoffentlich verliebe ich mich nicht vorher.“

      Ein Taxi hielt vor Jacobs Haus. Ein Mann mit Anzug und Lederkoffer stieg aus. Er begrüßte Jacob mit einer Umarmung und einem Klaps auf die Schulter, dann wandte er sich an Silvania.

      Daka hörte nicht, was er sagte, sah aber sogar von der anderen Straßenseite aus, dass Silvania knallrote Ränder um die Augen bekam, als hätte sie eine Brille mit einem roten Rahmen auf. Silvania nickte dreimal hintereinander und machte einen Knicks.

      Daka zerbiss ihre Schweineborste.

      „Na, ausgeknickst?“, fragte Daka ihre Schwester, nachdem diese sich von Jacob verabschiedet und die Straßenseite gewechselt hatte.

      Silvania starrte in die Luft, als würden dort dicke Engel mit Herzchen herumfliegen, wippte auf den Zehenspitzen und hauchte: „Er hat mich eingeladen. Zum Dinner!“

      „Hauptsache, Jacob wird beim Dinner nicht deine Nachspeise.“

      „Nicht Jacob. Sein Vater.“

      „Klar, aus dem lässt sich mehr raussaugen.“

      „Gumox. Sein Vater – das war der ungeheuer gut aussehende Mann im tadellosen Anzug eben – hat mich zum Abendessen eingeladen. Im Kreise der Familie.“

      „Na herzlichen Glückwunsch.“

      Silvania

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