Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman. Marie Francoise
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»Er wird es schaffen, davon bin ich überzeugt.«
Stefan verdrehte die Augen.
»Die Liebe!« stöhnte er theatralisch, dann tippte er sich mit einem Finger an die Stirn. »Du schnappst noch über vor lauter Heldenverehrung für deinen Dr. Metzler.«
»Sprich nicht so!« wies Karina ihn zurecht.
»Ja, Stefan, das war wirklich nicht nett«, stimmte Stefans Freundin Rabea Gessner zu. Sie war heute ausnahmsweise mit nach Steinhausen gekommen, bereute es aber schon fast, weil sie eigentlich für ihr bevorstehendes Examen zu arbeiten hatte.
»Ja, haltet nur zusammen», erklärte Stefan, dann wandte er sich seinem Vater zu. »Sag mal, Papa, diese Geschichte mit der Klinik – das meint ihr doch nicht ernst, oder?«
»Doch, Stefan, damit ist es uns sogar sehr ernst«, entgegnete Dr. Daniel. »Gerold Brück wäre noch am Leben, wenn wir hier eine Klinik gehabt hätten.« Er warf einen kurzen Blick zu der geschlossenen Wohnzimmertür. »Ich möchte euch aber bitten, das niemals vor Carmen zu erwähnen. Ich habe ihr nämlich verschwiegen, wie ihr Vater ums Leben gekommen ist.«
»Das arme Mädchen.« In Rabeas Stimme lag ehrliches Mitleid. »Was wird denn jetzt aus der Kleinen? Muß sie ins Heim?«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht. Carmen hat keine Verwandschaft. Ihre Großeltern sind tot, und weder Mutter noch Vater hatten Geschwister. Sie steht also völlig allein auf der Welt, und deshalb habe ich das Sorgerecht für sie beantragt.«
Völlig fassungslos starrten Karina und Stefan ihren Vater an.
»Du hast… was?« brachte Stefan endlich hervor, dann schüttelte er den Kopf. »Du bist ja verrückt, Papa. Was willst du in deinem Alter noch mit einem fünfzehnjährigen Mädchen anfangen?«
»Ich will sie ja nicht heiraten«, entgegnete Dr. Daniel mit unüberhörbarem Sarkasmus in der Stimme.
Stefan errötete. »So war das auch nicht gemeint.«
»So hat es sich aber angehört«, meinte sein Vater. »Wenn eure Mutter mit dreiunddreißig Jahren noch ein Kind bekommen hätte, dann wäre dieses Kind jetzt fünfzehn. Ich fühle mich für die Vaterrolle also beileibe nicht zu alt.«
»Ich weiß gar nicht, was ihr habt«, mischte sich Rabea ein. »Ich finde es einfach toll, daß euer Vater sich um ein fremdes Kind so bemüht.«
Dr. Daniel lächelte. »Danke, Fräulein Rabea, Ihre Worte haben mir jetzt ausgesprochen gutgetan.« Er schwieg kurz. »Und ganz fremd ist Carmen mir auch nicht. Ich kannte ihre Eltern verhältnismäßig gut. Als meine Frau noch lebte, haben wir mit den Brücks gelegentlich etwas unternommen. Und auch später blieben Gerold und ich in Kontakt.«
»Und wie verkraftet die Kleine den Tod ihres Vaters?« wollte Karina wissen.
Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Sie spricht nicht viel und hält sich die meiste Zeit in ihrem Zimmer auf. Wahrscheinlich kann sie einfach noch nicht begreifen, daß ihr Vater nicht mehr zurückkommt, und ich fürchte, es wird noch eine Weile dauern, bis sie die ganze Tragweite des Unglücks erfaßt hat.«
Unwillkürlich stiegen Karina Tränen in die Augen. »Es muß schrecklich sein, überhaupt niemanden mehr zu haben.« Dann stand sie spontan auf und schlang beide Arme um den Nacken ihres Vaters. »Papa, ihr müßt diese Klinik bauen. So etwas Schreckliches darf nie mehr passieren!«
*
Die junge Empfangsdame Gabi Meindl war erstaunt, als der Steinhausener Pfarrer Klaus Wenninger am Montagmorgen Dr. Daniels Praxis betrat.
»Guten Morgen, Gabi«, begrüßte er sie lächelnd. Da er die Fünfundzwanzigjährige einst getauft hatte, hielt er nicht viel von einer förmlichen Anrede. Immerhin war er sozusagen seit Menschengedenken hier in Steinhausen Pfarrer und kannte die meisten Einwohner schon von frühester Kindheit an. Und als er Gabis offensichtliches Staunen bemerkte, konnte er einfach nicht widerstehen.
»Mach deinen Mund wieder zu – es zieht«, erklärte er mit einem schalkhaften Grinsen.
Gabi Meindl errötete bis unter die Haarwurzeln, trotzdem war sie um keine Antwort verlegen.
»Es kommt nicht so häufig vor, daß ein Pfarrer zum Frauenarzt geht«, konterte sie.
Klaus Wenninger lachte. »Du bist ja ganz schön schlagfertig geworden. Aber es ist eigentlich gar nicht so, wie du es ausgedrückt hast. Nicht ich komme zu Dr. Daniel, sondern er hat mich zu sich gebeten. Kleiner Unterschied, nicht wahr?«
Gabi lächelte. »Stimmt. Trotzdem muß ich Sie bitten, einen Moment im Wartezimmer Platz zu nehmen, Hochwürden. Ich werde Sie aber gleich beim Herrn Doktor anmelden.«
»In Ordnung, mein Kind.« Pfarrer Wenninger nickte ihr lächelnd zu und betrat dann nach kurzem Anklopfen das Wartezimmer.
»Guten Morgen, Frau Kraus«, grüßte er freundlich, als er seine eifrigste Kirchgängerin erkannte, und es erstaunte ihn ein wenig, daß die junge Frau so tief errötete.
»Guten Morgen, Hochwürden«, brachte sie ein wenig mühsam hervor.
Doch bevor sich Pfarrer Wenninger noch weitere Gedanken darüber machen konnte, wurden er und Michaela Kraus auch schon ins Sprechzimmer gebeten. Dr. Daniel begrüßte erst die junge Frau, dann wandte er sich dem Pfarrer zu.
»Guten Morgen, Hochwürden. Ich bin froh, daß Sie sich Zeit für mich nehmen, obwohl Sie keine Ahnung haben, worum es geht«, erklärte er. Er bot dem Pfarrer und Michaela Platz an, dann setzte auch er sich wieder.
Da Michaela den Kopf demonstrativ gesenkt hielt, ahnte Dr. Daniel, daß er selbst das heikle Thema anschneiden mußte.
»Frau Kraus war einverstanden, Sie zu unserem Gespräch zu bitten, Hochwürden«, begann er schließlich. »Es handelt sich um ein psychisches Problem, das eng mit der katholischen Lehre verbunden ist.«
Pfarrer Wenninger runzelte die Stirn. »Sie haben das jetzt zwar sehr schön ausgedrückt, Herr Dr. Daniel, aber wenn ich ehrlich bin – ich verstehe kein Wort.«
Nun hob Michaela den Kopf. »Ich habe schwer gesündigt, Hochwürden. Ich… ich war mit meinem Mann zusammen, bevor wir geheiratet haben.«
Pfarrer Wenninger tauschte einen raschen Blick mit Dr. Daniel.
»Ach, so ist das«, murmelte er, dann griff er nach Michaelas Hand und tätschelte sie väterlich. »Normalerweise nehme ich es mit dem Beichtgeheimnis ja sehr genau, aber da wir hier unter uns sind und Dr. Daniel offenbar bestens Bescheid weiß, wage ich es auszusprechen. Soviel ich weiß, waren Sie wegen dieser Geschichte doch schon mal bei mir, Frau Kraus.«
Michaela nickte. »Ja, aber darum geht es nicht, Hochwürden.«
»Frau Kraus empfindet das intime Zusammensein mit ihrem Mann noch als Sünde«, erläuterte Dr. Daniel. »Ich muß dazu ausführen, daß sie in ihrer Jugend sehr streng katholisch erzogen wurde.«
Pfarrer Wenninger nickte. »Das dachte ich mir schon. Vermutlich wurde Ihnen von klein auf eingetrichtert, daß Sexualität etwas Unanständiges ist, über das man nicht spricht und das man – wenn überhaupt – nur ungern