Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman. Marie Francoise
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»Nein!« stöhnte Rainer Bergmann entsetzt auf.
Dr. Metzler wandte sich ihm zu. »Doch, Rainer. Er mußte sterben, weil der Krankenwagen zu spät gekommen ist.« Er warf einen Blick in die Runde. »Aber ich schwöre euch…, das war der letzte Todesfall in diesem Chemiewerk!«
*
Die Nachricht von dem schweren Unfall, den es in der CHEMCO gegeben hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Sie erreichte die Praxis von Dr. Daniel, noch bevor die Vormittagssprechstunde zu Ende war.
»Herr Doktor, es ist etwas Schreckliches passiert«, platzte Lena Kaufmann heraus, nachdem sich die Patientin, die gerade noch im Sprechzimmer gewesen war, verabschiedet hatte.
Besorgt runzelte Dr. Daniel die Stirn. »Doch hoffentlich nicht hier bei uns?«
Die Sprechstundenhilfe schüttelte den Kopf. »Nein, aber bei der CHEMCO. In einem der Labors kam es zu einer Explosion.«
Dr. Daniel fühlte, wie ihm bei diesen Worten ein Schauer über den Rücken rann.
»Oh, mein Gott«, brachte er mühsam hervor.
»Herr Doktor, es hat einen Toten gegeben«, fügte Lena Kaufmann nahezu unhörbar hinzu.
Entsetzt starrte Dr. Daniel seine Sprechstundenhilfe an, dann stand er abrupt auf und ging erregt im Zimmer auf und ab, ehe er sich Lena wieder zuwandte.
»Wissen Sie, wer es ist?« fragte er.
Bedauernd schüttelte Lena den Kopf.
»Das Wartezimmer ist leer«, erklärte sie, weil sie wußte, daß es Dr. Daniel zur CHEMCO drängte. »Es ist zwar noch eine Patientin angemeldet, doch es scheint, als hätte sie den Termin vergessen. Ich rufe sie aber sicherheitshalber noch mal an.«
Dr. Daniel kämpfte einen Moment lang mit sich, dann nickte er. »Gut, ich fahre zur CHEMCO. Wenn irgend etwas Dringendes sein sollte, können Sie mich dort erreichen. Aber ich glaube, Rainer und Wolfgang brauchen jetzt ein bißchen seelischen Beistand, sonst zerfleischen sie sich noch gegenseitig.
Hastig zog er seinen weißen Kittel aus, dann verließ er die Praxis, stieg in seinen Wagen und fuhr zum Werksgelände der CHEMCO. Die Fabrik lag wie ausgestorben da, und als Dr. Daniel die Eingangshalle betrat, stellte er fest, daß Rainer seine Arbeiter offensichtlich nach Hause geschickt hatte.
Zielsicher steuerte Dr. Daniel die Chefetage an, und bereits auf dem Flur hörte er laute Stimmen, die offensichtlich aus Rainers Büro kamen. Dr. Daniel klopfte an und trat ein, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
Wie auf Kommando sahen Rainer Bergmann und Dr. Metzler zu der sich öffnenden Tür. Die Feindschaft, die sie augenblicklich wohl füreinander empfanden, stand ihnen dabei ins Gesicht geschrieben.
»Dachte ich es mir doch«, meinte Dr. Daniel, dann sah er die beiden Männer mit strengem Blick an. »Bevor ihr euch gegenseitig die Schädel einschlagt, denkt bitte daran, daß das dem Toten auch nicht mehr hilft.«
»Ein fünfzehnjähriges Mädchen ist jetzt Vollwaise!« stieß Dr. Metzler wütend hervor. »Soll ich einfach sagen, das sei Schicksal?«
»Nein, Wolfgang«, entgegnete Dr. Daniel so ruhig, wie es ihm angesichts dieser Tragödie möglich war. »Das ist ein ganz schreckliches Unglück, aber ich glaube nicht, daß du Rainer dafür verantwortlich machen kannst. Soweit ich informiert bin, sind die Sicherheitsvorkehrungen in der Firma inzwischen einwandfrei.«
Dr. Metzler atmete tief durch. »Wie es zu dem Unfall kommen konnte, wird noch zu klären sein. Im Augenblick wissen wir nur, daß ein Glaskolben explodiert ist und sich die herausspritzende Säure durch den Bunsenbrenner entzündet hat.«
Dr. Daniel fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Das mußte ja ein fürchterliches Unglück gewesen sein!
»Wer… war es?« fragte er zögernd.
»Gerold Brück«, antwortete Rainer, dann schlug er verzweifelt die Hände vors Gesicht. »Ich kann doch nichts dafür! Der Krankenwagen… er kam einfach zu spät!«
Dr. Metzler fühlte wieder Wut aufsteigen, zwang sich jedoch zur Ruhe.
»Auf der Bundesstraße ist ein Lastwagen umgekippt und hat beide Fahrbahnen blockiert«, erklärte er. »Der Krankenwagen mußte einen Umweg fahren… einen Umweg, der Gerold Brück das Leben gekostet hat.« Er donnerte seine Faust auf Rainers Schreibtisch. »Das alles wäre nicht passiert, wenn Steinhausen eine Klinik hätte!« Er sah Rainer mit feindseligem Blick an. »Oder wenn dein Chemiewerk endlich geschlossen wäre!«
»Das reicht, Wolfgang!« fuhr Dr. Daniel ihn an. »Ich dachte, Rainer wäre dein Freund! Wie kannst du ihn dann noch zusätzlich quälen? Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, trifft ihn an dem Unfall keine Schuld.
Und es ist unnötig, ihm in dieser Weise zuzusetzen. Schau ihn dir doch an! Willst du, daß er noch zusammenbricht? Du bist Arzt, Wolfgang. Also kümmere dich als Arzt um deinen Freund!«
Dr. Metzler schluckte schwer. Was Dr. Daniel gesagt hatte, war richtig. Man konnte Rainer nicht zum Vorwurf machen, daß es die CHEMCO gab und daß der Krankenwagen ein paar Minuten zu spät eingetroffen war.
Mit einer versöhnlichen Geste legte er einen Arm um Rainers Schultern.
»Es tut mir leid«, erklärte er leise. »Ich habe im Augenblick nur an das kleine Mädchen gedacht und… an den Tod meines Vaters…« Er stockte kurz. »Es tut mir leid, Rainer.«
Der junge Werksbesitzer konnte nur nicken. Ihm saß der schreckliche Unfall ja auch noch in allen Gliedern. Und der Gedanke an das Mädchen, das jetzt Vollwaise war, setzte ihm arg zu.
»Was wird denn jetzt aus Carmen?« fragte er leise.
»Weiß sie es schon?« erkundigte sich Dr. Daniel.
Rainer atmete tief durch, dann schüttelte er den Kopf. »Es wird wohl meine Aufgabe sein, ihr das zu sagen.«
»Auf keinen Fall«, wehrte Dr. Daniel ab. »Wolfgang, du bringst Rainer jetzt nach Hause. Ich denke, daß ihm ein starkes Beruhigungsmittel sehr gut tun könnte.«
Dr. Metzler nickte. »Und was machst du?«
»Ich spreche mit Carmen Brück«, erklärte Dr. Daniel ernst.
*
Die fünfzehnjährige Carmen war erstaunt, als sie die Tür öffnete und sich Dr. Daniel gegenübersah. Sie kannte ihn, weil er gelegentlich hier zu Besuch gewesen war.
»Vati ist noch im Werk«, erklärte Carmen, nachdem sie den Arzt begrüßt hatte, denn natürlich nahm sie an, daß Dr. Daniel zu ihrem Vater wollte.
»Darf ich einen Augenblick hereinkommen?« fragte er, dann sah er sich wie suchend um. »Bist du ganz allein?«
Carmen nickte. »Ich bin schließlich kein Baby mehr.« Und mit hörbarem Stolz in der Stimme fügte sie hinzu: »Ich kann schon für mich allein sorgen, bis Vati heimkommt. Er sagt