Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman. Marie Francoise
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Die Worte stimmten Dr. Daniel nachdenklich, und insgeheim mußte er sich eingestehen, daß sein Freund gar nicht so unrecht hatte. Er war tatsächlich ein bißchen eifersüchtig auf Wolfgang. Und es machte ihm Angst, weil Karina aus Liebe zu ihm ihr ganzes Leben umkrempelte.
»Ich glaube, du hast recht, Schorsch«, gab Dr. Daniel schließlich zu. »Ich muß Karina loslassen – auch wenn es mir noch so schwerfällt.«
*
Mit klopfendem Herzen betrat Cornelia Schalk am Montagmorgen die Thiersch-Klinik. Nahezu krampfhaft hielt sie sich an der Hand ihres Mannes fest. Günter hatte sein Versprechen gehalten und war bereits am Samstag aus Zürich zurückgekehrt. Und es war für ihn selbstverständlich, seine Frau hierher in die Klinik zu begleiten.
Durch einen schmalen, düsteren Flur erreichten sie das Vorzimmer des Professors, klopften an und traten ein. Die Sekretärin sah ihnen mit einem unverbindlichen Lächeln entgegen.
»Guten Tag«, grüßte Günter. »Schalk ist unser Name. Meine Frau hat einen Termin bei Herrn Professor Thiersch.«
Die Dame warf einen Blick in den Terminkalender, dann stand sie auf und öffnete die Tür, die zum Nebenraum führte.
»Nehmen Sie doch bitte schon mal Platz«, meinte sie. »Der Herr Professor wird gleich kommen.«
Es dauerte dann auch wirklich nicht lange, bis eben diese Tür schwungvoll aufgerissen wurde und ein kleiner, untersetzter Mann Mitte Sechzig hereintrat. Die dicke Hornbrille gab ihm ein strenges Aussehen, was von seinem forschen Auftreten noch unterstrichen wurde. Mit kurzen, energischen Schritten kam er auf Cornelia und Günter zu.
»Thiersch«, stellte er sich knapp vor, und Cornelia erschrak ein wenig vor dem harten Ton, obwohl Dr. Daniel sie hinsichtlich der eigenwilligen Art des Professors schon vorbereitet hatte.
»Dr. Daniel hat mir Ihr Problem geschildert«, erkärte Professor Thiersch an Cornelia gewandt. »Sie werden heute noch stationär aufgenommen, und im Laufe der Woche werden wir verschiedene Untersuchungen durchführen.«
Cornelia nickte, dann faßte sie sich ein Herz und stellte die Frage, die sie schon seit Tagen beschäftigte.
»Herr Professor, glauben Sie… glauben Sie, daß ich Krebs habe?«
»Woher soll ich das wissen?« entgegnete Professor Thiersch in seiner barschen Art, dann entdeckte er die Angst in Cornelias Augen und zwang sich zu einem ruhigen, fast väterlichen Ton. »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Schalk. Selbst wenn es Krebs sein sollte, bedeutet das nicht zwangsläufig den Tod.
Sie sind hier in den besten Händen.«
»Das hat Dr. Daniel auch gesagt«, flüsterte Cornelia.
Professor Thiersch nickte. »Ein ausgezeichneter Arzt. Hat viel bei mir gelernt.« Dann stand er auf. »Ich möchte Sie mir jetzt ansehen. gehen Sie nach nebenan, und machen Sie sich frei.«
Günter berührte mit einer sanften Geste ihre Hand. »Ich warte hier auf dich, Conny.«
Cornelia warf ihm noch einen Blick zu, und dabei lag wieder Angst in ihren Augen. Dann ging sie ins Nebenzimmer und kleidete sich mit zitternden Fingern aus, während Professor Thiersch schon wartete.
Nur mit Mühe gelang es Cornelia, auf den Untersuchungsstuhl zu klettern. Sie hatte das Gefühl, als würden ihre Beine unter ihr abknicken.
»Versuchen Sie, sich zu entspannen«, erklärte Professor Thiersch. »Ich werde vorsichtig sein.«
Das konnte sich Cornelia bei dem strengen Arzt gar nicht vorstellen, aber er war tatsächlich sehr rücksichtsvoll. Trotzdem empfand sie die Untersuchung als schmerzhaft.
»Beißen Sie nicht heldenhaft die Zähne zusammen, sondern sagen Sie mir, wo’s weh tut«, polterte Professor Thiersch.
Cornelia erschrak, dann deutete sie auf eine Stelle ihres Bauches. »Hier.«
Professor Thiersch runzelte die Stirn. »Möglicherweise strahlt die Wucherung in der Gebärmutter auf die linke Seite aus, aber wir werden sicherheitshalber auch eine Blasen- und Darmspiegelung durchführen.« Dann trat er zurück. »Sie können sich wieder ankleiden.«
Während Cornelia in Slip und
Jeans schlüpfte, kehrte Professor Thiersch in sein Sprechzimmer zurück und nahm den Telefonhörer ab.
»Schicken Sie Scheibler zu mir!« bellte er hinein, dann legte er ohne ein weiteres Wort auf.
Günter, den der Professor seit seiner Rückkehr noch keines Blickes gewürdigt hatte, und auch die jetzt wieder hereintretende Cornelia fühlten sich ein wenig unbehaglich. Beide hatten damit gerechnet, daß Professor Thiersch sie nun über sein weiteres Vorgehen unterrichten würde. Cornelia hatte sogar gehofft, er könnte ihr schon die Angst vor einer Krebserkrankung nehmen, doch der Professor beugte sich tief über die Krankenakte seiner neuen Patientin und notierte soviel, daß es Cornelia angst und bange wurde.
Ein Klopfen an der Tür riß sie aus ihren Gedanken, und als gleich darauf ein junger dunkelhaariger Arzt hereintrat, empfanden sowohl Cornelia als auch Günter es als erleichternd. Gleichgültig, wer dieser Arzt war und was er tun würde – sie waren mit dem Professor wenigstens nicht mehr allein.
»Das Ehepaar Schalk – Dr. Scheibler«, stellte Professor
Thiersch knapp vor, dann reichte er dem jungen Arzt die Krankenakte. »Das ist Ihre neue Patientin.« Er dämpfte die Stimme und gebrauchte etliche lateinische Wörter, bevor er Dr. Scheibler mit einer flüchtigen Handbewegung entließ.
Der junge Arzt wandte sich Cornelia zu. »Kommen Sie bitte mit mir nach oben? Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.«
Cornelia und Günter verabschiedeten sich von Professor Thiersch und verließen dann aufatmend das Zimmer. Dr. Scheibler bemerkte
es.
»Der Professor tut nur so ruppig«, erklärte er lächelnd. »In Wirklichkeit liegt ihm das Schicksal seiner Patienten sehr am Herzen.«
»Das hat mir Dr. Daniel auch gesagt«, meinte Cornelia. »Trotzdem hat er mir Angst eingejagt.«
Dr. Scheiblers Lächeln vertiefte sich. »Das glaube ich gern, Frau Schalk. Professor Thierschs Art ist äußerst gewöhnungsbedürftig.« Er schwieg kurz. »Sie kommen also von Dr. Daniel.«
»Das klingt, als würden Sie ihn kennen«, stellte Günter fest.
»Nur flüchtig«, erklärte Dr. Scheibler. »Ich hatte mal mit seinem Sohn zu tun – allerdings mehr auf privater Ebene. Und Dr. Daniel kommt gelegentlich hierher in die Klinik. Im Gegensatz zu vielen anderen Ärzten kümmert er sich um seine Patientinnen auch, wenn sie im Krankenhaus sind.«
Inzwischen hatten sie das erste Stockwerk erreicht, und Dr. Scheibler öffnete eine Tür auf der rechten Seite.
»So, Frau Schalk, hier ist für die